Magdeburg: Fußball und Musik verbindet

Die Corona-Krise schweißt die Menschen zusammen. Auch viele Fans der 3. Liga und ihrer 20 Vereine engagieren sich, um ihren Vereinen dabei zu helfen, die Zeit ohne Spielbetrieb möglichst unbeschadet zu überstehen. Auch außerhalb des Fußballs sind viele Fanszenen aktiv und unterstützen unter anderem Menschen aus der Risikogruppe beim wöchentlichen Einkauf.

Stellvertretend für den Zusammenhalt der Gesellschaft steht auch ein Wohnungsviertel in Magdeburg. Klaus Heinze und seine Freundin Kristina, Fans des 1. FC Magdeburg, geben in der Corona-Krise an jedem Abend um 18.30 Uhr in ihrem Häuser-Hinterhof am Fenster ein Gitarren-Konzert. Regelmäßig mit dabei ist ein Großteil der Nachbarschaft. Als Zeichen der Verbundenheit werden die FCM-Schals aus dem Fenster gehängt und der Musik gelauscht.

"Kein Nachbar beschwert sich über die Lautstärke"

Dabei hat die Aktion eine Eigendynamik angenommen. "Die Musik begleitet mich bereits seit meiner Jugend. Auch meine Freundin Kristina habe ich vor vier Jahren über die Musik kennengelernt", so Klaus Heinze im Gespräch mit DFB.de. "Da lag es nahe, dass wir an einem Abend gemeinsam Gitarre spielen. Dass dann durch unser offenes Fenster Applaus zu hören war, hat uns schon überrascht."

Das Musizieren des Paares kam in der Nachbarschaft so gut an, dass er und seine 26 Jahre alte Freundin am nächsten Abend ein Konzert für die Hausbewohner gaben. "Seitdem setzen wir auch zehn Watt starke Gitarrenverstärker ein. Für die Beschallung des Hofs ist das ausreichend. Es hat sich auch noch kein Nachbar über die Lautstärke beschwert", lacht der 38-Jährige.

"Gitarrenkonzert ist festes Ritual geworden"

Aus diesem zunächst einmaligen Auftritt sind mittlerweile bereits 14 Konzerte (Stand: Dienstag, 7.April) geworden. "Es ist ein gemeinsamer Termin der Nachbarschaft entstanden, die Konzerte sind ein festes Ritual geworden." Die Auftritte beginnen täglich um 18.30 Uhr und werden von der Fanfare eines Nachbarn eingeleitet. "Insgesamt musizieren wir rund eine Stunde lang", schildert Heinze.

Im Repertoire des Paares befinden sich mittlerweile 30 Lieder. "Wir versuchen, jeden Tag zwei weitere Titel hinzuzufügen. Sich immer wieder etwas Neues einfallen zu lassen, ist auch als Musiker eine Herausforderung." Teilweise richten die Nachbarn auch Wünsche an das Musiker-Duo. "Kürzlich haben wir auch Lieder der Band 'Die Ärzte' gespielt."

Vereinshymne und Magdeburger Lied immer dabei

Als fester Bestandteil der Auftritte darf der 1. FC Magdeburg, Lieblingsklub der meisten Hausbewohner, nicht fehlen. So werden regelmäßig die Vereinshymne und das Magdeburger Lied gespielt. "Im Haus wohnen viele Dauerkartenbesitzer des FCM. Da kommen die Lieder gut an". 2007 hatte der leidenschaftliche Musiker mit einem Studienfreund erstmals ein Heimspiel des 1. FC Magdeburg live im Stadion verfolgt.

"Mit dem damals greifbar nahen Aufstieg in die 2. Bundesliga hatte es durch das 1:1 am letzten Spieltag gegen den FC St. Pauli zwar leider nicht geklappt. Seitdem hat mich der Verein aber auch nicht mehr losgelassen. Die Atmosphäre im Stadion ist fantastisch. Die Faszination für den Verein geht tiefer, als das ich es in Worten beschreiben könnte." Mittlerweile ist auch Klaus Dauerkartenbesitzer, seine Freundin Kristina geht ebenfalls immer mal wieder mit ins Stadion.

Klaus Heinze: "Fußball ist ein Stück Lebensqualität"

An Stadionbesuche ist derzeit wegen der Corona-Krise nicht zu denken. Deutschlandweit finden keine Spiele statt. "Der Fußball ist nicht lebensnotwendig, aber ein Stück Lebensqualität", findet der Gitarrenlehrer einer Kreismusikschule. "Die Stadionbesuche bedeuten für mich auch immer, mich mit Freunden zu treffen."

Wie bei vielen Menschen hat die Corona-Pandemie auch beim 38-Jährigen Auswirkungen auf das Berufsleben. "Nach dem Osterwochenende werden wir uns darum kümmern, dass wir die technischen Voraussetzungen schaffen, um Online-Unterricht anzubieten." Freundin Kristina hatte im Rahmen ihres Studiums der Sozialwissenschaften die abschließende mündliche Prüfung bereits vor den verschärften Maßnahmen und kümmert sich aktuell um ihre Masterarbeit.

"Ich hoffe für alle, dass wir die Corona-Krise gut überstehen und so schnell wie möglich und vernünftig zurück zur Normalität können", so der studierte Musiker. "Dann vielleicht aber auch mit einem Lerneffekt und einem langfristig ausgeprägteren Zusammenhalt in der gesamten Bevölkerung."

Konzerte in der Krise: Kein Ende in Sicht

Mit Blick auf die 3. Liga hat er außerdem die Hoffnung, dass die Saison fortgesetzt werden kann. "Der Fußball fehlt mir schon sehr. Ob die Vereine mögliche Geisterspiele wirtschaftlich verkraften, kann ich nicht einschätzen. Ich bin aber schon der Überzeugung, dass durch die Unterstützung der Fans noch einige Prozente aus der Mannschaft herausgeholt werden können. Es wäre schade, wenn das vorerst nicht der Fall sein kann."

Das Gefühl der Fankurve kommt aber zumindest ein wenig im Hinterhof der Wohnung auf, wenn wieder ein Gitarrenkonzert stattfindet und die Nachbarn ihre Verbundenheit mit dem 1. FC Magdeburg zeigen.

"Ein Ende der Situation um das Coronavirus ist noch nicht absehbar. Solange es von den Nachbarn gewünscht ist und wir positive Rückmeldungen bekommen, werden wir weiterhin für die Hausbewohner Musik machen", kündigt der Fußballfan an. Vielleicht werden die Konzerte am Fenster genauso eine Tradition wie die Auftritte auf dem hofeigenen Weihnachtsmarkt oder dem jährlichen Hoffest.

[mspw]

Die Corona-Krise schweißt die Menschen zusammen. Auch viele Fans der 3. Liga und ihrer 20 Vereine engagieren sich, um ihren Vereinen dabei zu helfen, die Zeit ohne Spielbetrieb möglichst unbeschadet zu überstehen. Auch außerhalb des Fußballs sind viele Fanszenen aktiv und unterstützen unter anderem Menschen aus der Risikogruppe beim wöchentlichen Einkauf.

Stellvertretend für den Zusammenhalt der Gesellschaft steht auch ein Wohnungsviertel in Magdeburg. Klaus Heinze und seine Freundin Kristina, Fans des 1. FC Magdeburg, geben in der Corona-Krise an jedem Abend um 18.30 Uhr in ihrem Häuser-Hinterhof am Fenster ein Gitarren-Konzert. Regelmäßig mit dabei ist ein Großteil der Nachbarschaft. Als Zeichen der Verbundenheit werden die FCM-Schals aus dem Fenster gehängt und der Musik gelauscht.

"Kein Nachbar beschwert sich über die Lautstärke"

Dabei hat die Aktion eine Eigendynamik angenommen. "Die Musik begleitet mich bereits seit meiner Jugend. Auch meine Freundin Kristina habe ich vor vier Jahren über die Musik kennengelernt", so Klaus Heinze im Gespräch mit DFB.de. "Da lag es nahe, dass wir an einem Abend gemeinsam Gitarre spielen. Dass dann durch unser offenes Fenster Applaus zu hören war, hat uns schon überrascht."

Das Musizieren des Paares kam in der Nachbarschaft so gut an, dass er und seine 26 Jahre alte Freundin am nächsten Abend ein Konzert für die Hausbewohner gaben. "Seitdem setzen wir auch zehn Watt starke Gitarrenverstärker ein. Für die Beschallung des Hofs ist das ausreichend. Es hat sich auch noch kein Nachbar über die Lautstärke beschwert", lacht der 38-Jährige.

"Gitarrenkonzert ist festes Ritual geworden"

Aus diesem zunächst einmaligen Auftritt sind mittlerweile bereits 14 Konzerte (Stand: Dienstag, 7.April) geworden. "Es ist ein gemeinsamer Termin der Nachbarschaft entstanden, die Konzerte sind ein festes Ritual geworden." Die Auftritte beginnen täglich um 18.30 Uhr und werden von der Fanfare eines Nachbarn eingeleitet. "Insgesamt musizieren wir rund eine Stunde lang", schildert Heinze.

Im Repertoire des Paares befinden sich mittlerweile 30 Lieder. "Wir versuchen, jeden Tag zwei weitere Titel hinzuzufügen. Sich immer wieder etwas Neues einfallen zu lassen, ist auch als Musiker eine Herausforderung." Teilweise richten die Nachbarn auch Wünsche an das Musiker-Duo. "Kürzlich haben wir auch Lieder der Band 'Die Ärzte' gespielt."

Vereinshymne und Magdeburger Lied immer dabei

Als fester Bestandteil der Auftritte darf der 1. FC Magdeburg, Lieblingsklub der meisten Hausbewohner, nicht fehlen. So werden regelmäßig die Vereinshymne und das Magdeburger Lied gespielt. "Im Haus wohnen viele Dauerkartenbesitzer des FCM. Da kommen die Lieder gut an". 2007 hatte der leidenschaftliche Musiker mit einem Studienfreund erstmals ein Heimspiel des 1. FC Magdeburg live im Stadion verfolgt.

"Mit dem damals greifbar nahen Aufstieg in die 2. Bundesliga hatte es durch das 1:1 am letzten Spieltag gegen den FC St. Pauli zwar leider nicht geklappt. Seitdem hat mich der Verein aber auch nicht mehr losgelassen. Die Atmosphäre im Stadion ist fantastisch. Die Faszination für den Verein geht tiefer, als das ich es in Worten beschreiben könnte." Mittlerweile ist auch Klaus Dauerkartenbesitzer, seine Freundin Kristina geht ebenfalls immer mal wieder mit ins Stadion.

Klaus Heinze: "Fußball ist ein Stück Lebensqualität"

An Stadionbesuche ist derzeit wegen der Corona-Krise nicht zu denken. Deutschlandweit finden keine Spiele statt. "Der Fußball ist nicht lebensnotwendig, aber ein Stück Lebensqualität", findet der Gitarrenlehrer einer Kreismusikschule. "Die Stadionbesuche bedeuten für mich auch immer, mich mit Freunden zu treffen."

Wie bei vielen Menschen hat die Corona-Pandemie auch beim 38-Jährigen Auswirkungen auf das Berufsleben. "Nach dem Osterwochenende werden wir uns darum kümmern, dass wir die technischen Voraussetzungen schaffen, um Online-Unterricht anzubieten." Freundin Kristina hatte im Rahmen ihres Studiums der Sozialwissenschaften die abschließende mündliche Prüfung bereits vor den verschärften Maßnahmen und kümmert sich aktuell um ihre Masterarbeit.

"Ich hoffe für alle, dass wir die Corona-Krise gut überstehen und so schnell wie möglich und vernünftig zurück zur Normalität können", so der studierte Musiker. "Dann vielleicht aber auch mit einem Lerneffekt und einem langfristig ausgeprägteren Zusammenhalt in der gesamten Bevölkerung."

Konzerte in der Krise: Kein Ende in Sicht

Mit Blick auf die 3. Liga hat er außerdem die Hoffnung, dass die Saison fortgesetzt werden kann. "Der Fußball fehlt mir schon sehr. Ob die Vereine mögliche Geisterspiele wirtschaftlich verkraften, kann ich nicht einschätzen. Ich bin aber schon der Überzeugung, dass durch die Unterstützung der Fans noch einige Prozente aus der Mannschaft herausgeholt werden können. Es wäre schade, wenn das vorerst nicht der Fall sein kann."

Das Gefühl der Fankurve kommt aber zumindest ein wenig im Hinterhof der Wohnung auf, wenn wieder ein Gitarrenkonzert stattfindet und die Nachbarn ihre Verbundenheit mit dem 1. FC Magdeburg zeigen.

"Ein Ende der Situation um das Coronavirus ist noch nicht absehbar. Solange es von den Nachbarn gewünscht ist und wir positive Rückmeldungen bekommen, werden wir weiterhin für die Hausbewohner Musik machen", kündigt der Fußballfan an. Vielleicht werden die Konzerte am Fenster genauso eine Tradition wie die Auftritte auf dem hofeigenen Weihnachtsmarkt oder dem jährlichen Hoffest.

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