Lukimya: "In Rostock wurde ich erwachsen"

Früher spielte er in der Bundesliga und in China, nun steht Assani Lukimya beim KFC Uerdingen unter Vertrag und blickt dem heutigen Spiel (ab 14 Uhr, live im WDR, NDR und bei Magenta Sport) gegen Ex-Klub Hansa Rostock entgegen. Im DFB.de-Interview spricht der 33 Jahre alte Innenverteidiger mit Mitarbeiter Oliver Jensen über seine Zeit in Rostock, seine Erlebnisse in China und Stefan Effenberg.

DFB.de: Herr Lukimya, warum verläuft die Saison des KFC bislang so wechselhaft?

Assani Lukimya: Wir haben uns als Mannschaft noch nicht zu hundert Prozent gefunden. Nach der vergangenen Saison, in der wir zu viele Gegentore bekamen, wollten wir den Fokus erst einmal auf die Defensive legen. Das ist uns ganz gut gelungen. Aber das Umschaltspiel nach vorne muss besser werden.

DFB.de: Anfang Oktober übernahm der ehemalige Nationalspieler Stefan Effenberg die Funktion des Managers Sport. Welchen Einfluss hat er seitdem genommen?

Lukimya: Er ist sehr nahe an der Mannschaft und führt viele Gespräche. Ihn mit seiner ganzen Persönlichkeit und Aura im Verein zu haben, ist eine riesige Bereicherung für die Mannschaft. In unserem Verein ist noch nicht alles optimal – die Bedingungen, die Plätze. Doch der Verein wächst und man merkt dass er einen gewissen Einfluss darauf nimmt.

DFB.de: Ist Stefan Effenberg auch beim Training oder bei den Spielen dicht an der Mannschaft?

Lukimya: Bei den Trainingseinheiten ist er regelmäßig dabei, um sich selber einen Eindruck von den Spielern zu machen. Er übernimmt nicht aktiv das Wort vom Trainer, führt dafür aber viele Einzelgespräche mit den Spielern. Er kann viel bewirken und einbringen. Für uns Spieler war er früher ein Vorbild. Was er damals auf dem Spielfeld gelebt hat, versucht er uns zu vermitteln, damit wir auch die nötige Galligkeit ins Spiel bringen.

DFB.de: Sie haben angesprochen, dass die Bedingungen im Verein noch nicht optimal sind. Welche Auswirkung hat es, dass KFC Uerdingen wegen Umbaumaßnahmen noch immer nicht im eigenen Stadion spielen kann und stattdessen bei den Heimspielen in Düsseldorf praktisch zu Gast ist?

Lukimya: Das ist ein riesiger Nachteil. Würden wir zu Hause im Grotenburg-Stadion spielen, würden deutlich mehr Zuschauer kommen und für eine ganz andere Stimmung sorgen. Nichtsdestotrotz müssen wir die Situation so annehmen. Der Verein tut schließlich alles, damit wir so schnell wie möglich wieder im eigenen Stadion spielen können.

DFB.de: Samstag steht nun das Heimspiel gegen Hansa Rostock an. Sie sind bei der Hansa einst Profi geworden und gaben für den Verein im Oktober 2007 ihr Bundesliga-Debüt. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Hansa Rostock?

Lukimya: Rostock war eine besondere Station für mich. Ich hatte zuvor für die 2. Mannschaft von Hertha BSC gespielt. Dort wurde allerdings nicht auf den eigenen Nachwuchs gesetzt. Also bin ich nach Rostock gewechselt. Das war das erste Mal, dass ich mein zu Hause verließ. In Rostock bin ich erwachsen geworden, war für mich selber verantwortlich und habe meine ersten Profispiele gemacht. Rostock ist ein toller Verein. Ich würde den Verein mit den Fans und dem schönen Stadion lieber weiter oben sehen.

DFB.de: Allerdings endete Ihre Zeit in Rostock nicht sonderlich versöhnlich. Erst wurden Sie suspendiert, dann entlassen…

Lukimya: Das war im Jahr nach meinem Bundesligadebüt. Wir waren in die 2. Bundesliga abgestiegen. Mein Förderer Frank Pagelsdorf wurde entlassen. Daraufhin kam Dieter Eilts, unter dem ich auch noch meine Chancen bekam. Dessen Nachfolger war dann Andreas Zachhuber. Der hat gleich im ersten Interview gesagt, dass er mich nicht in der Mannschaft haben möchte. Später haben wir den Vertrag aufgelöst.

DFB.de: Waren Sie damals wütend auf den Verein?

Lukimya: Ja, der Abschied war sehr schade, weil ich ansonsten eine sehr schöne Zeit in Rostock hatte. Zudem war ich nie ein Spieler, der Stress macht. Ich habe auch meine Leistungen im Training gebracht. Die Suspendierung war für mich schwer nachvollziehbar. Ich habe den Fußball zu dieser Zeit einfach nicht mehr verstanden. Ich bin daraufhin zum FC Carl Zeiss Jena in die 3. Liga gewechselt, habe mich erneut für höhere Ligen empfohlen und dann für Fortuna Düsseldorf in der 2. Bundesliga und für Werder Bremen in der Bundesliga gespielt.

DFB.de: Im Januar 2016 erfolgte dann der Wechsel nach China zum Liaoning FC. Was waren für Sie dort die größten Umstellungen?

Lukimya: Die Kultur ist natürlich eine völlig andere. Man geht dort rüber und denkt sich, der Fußball und das Miteinander in der Kabine sind überall gleich. Das stimmt allerdings nicht. Ich habe dort drei Jahre gespielt und war nicht ein einziges Mal mit einem chinesischen Spieler etwas trinken. Das Teambuilding ist nicht ansatzweise so wie in Deutschland. Der Fußball ist in China eben noch sehr jung. Daher verpflichten die chinesischen Vereine auch so viele ausländische Trainer.

DFB.de: Wie hoch war das Niveau in der 1. Liga von China?

Lukimya: Das lässt sich schwer festlegen. Nimmt man lediglich die chinesischen Spieler als Maßstab, wäre das Niveau vermutlich mit dem in der Regionalliga zu vergleichen. Dann kommen allerdings die ausländischen Spieler hinzu. Shanghai beispielsweise hat Marko Arnautovic, Oscar und Hulk in der Mannschaft. Die heben das Niveau erheblich an.

DFB.de: Die ausländischen Spieler, zu denen auch Sie gehörten, verdienen deutlich mehr Geld als die chinesischen Profis. Lastet dadurch auch ein besonderer Druck auf einem?

Lukimya: Ja, die ausländischen Spieler sind für das gesamte Spiel ihrer Mannschaft verantwortlich. Viele mussten nach einem halben Jahr wieder gehen, weil die Leistungen nicht ausreichend waren. Die Leistung, die ein guter Passgeber zum Beispiel in der Bundesliga bringt, genügt in China nicht. Dort wird erwartet, dass du alles machst. Eigentlich wird erwartet, dass du dir hinten den Ball holst, alleine nach vorne durchdribbelst und dann das Tor machst oder zumindest die entscheidende Vorlage spielst. Das war auch bei mir so. Ich musste lernen, dass ich, obwohl ich in Deutschland Verteidiger war, viel im Spiel nach vorne machen muss. Glücklicherweise hat das geklappt, sodass ich in den zwei Jahren meine zwölf Tore gemacht habe.

DFB.de: Leidet das Mannschaftsgefüge unter dem großen Gehaltsgefälle?

Lukimya: Ein bisschen schon. Verdient ein Spieler zum Beispiel 100.000 Euro und der Andere eine Million Euro, ärgert sich derjenige natürlich, wenn der Besserverdienende seine Leistung nicht bringt. Andererseits wissen sie es zu schätzen, wenn man der Mannschaft dabei hilft, die Spiele zu gewinnen. Die Siegesprämien sind nämlich gewaltig. Die chinesischen Spieler leben größtenteils von diesen Prämien.

DFB.de: Warum haben Sie China im Januar trotz eines gültigen Vertrages verlassen?

Lukimya: Der Verein hat seine finanziellen Verpflichtungen nicht eingehalten. Teilweise wurde nach Lust und Laune bezahlt. Irgendwann fiel es mir schwer, motiviert in die Spiele zu gehen, wenn der Verein mir mehr als drei Monate Gehalt schuldet. Trotzdem hat sich der Schritt nach China finanziell gelohnt. Zudem hat es viel Spaß gemacht, teilweise als eine Art zweiter Trainer zu fungieren und den Mitspielern weiterzuhelfen. Ich musste viel Verantwortung übernehmen. Würde ich noch einmal vor der gleichen Entscheidung wie damals stehen, würde ich auch mit meinem heutigen Wissen wieder nach China gehen. Aber nun bin ich froh, wieder in Deutschland zu sein. Geld ist nicht alles.

[oj]

Früher spielte er in der Bundesliga und in China, nun steht Assani Lukimya beim KFC Uerdingen unter Vertrag und blickt dem heutigen Spiel (ab 14 Uhr, live im WDR, NDR und bei Magenta Sport) gegen Ex-Klub Hansa Rostock entgegen. Im DFB.de-Interview spricht der 33 Jahre alte Innenverteidiger mit Mitarbeiter Oliver Jensen über seine Zeit in Rostock, seine Erlebnisse in China und Stefan Effenberg.

DFB.de: Herr Lukimya, warum verläuft die Saison des KFC bislang so wechselhaft?

Assani Lukimya: Wir haben uns als Mannschaft noch nicht zu hundert Prozent gefunden. Nach der vergangenen Saison, in der wir zu viele Gegentore bekamen, wollten wir den Fokus erst einmal auf die Defensive legen. Das ist uns ganz gut gelungen. Aber das Umschaltspiel nach vorne muss besser werden.

DFB.de: Anfang Oktober übernahm der ehemalige Nationalspieler Stefan Effenberg die Funktion des Managers Sport. Welchen Einfluss hat er seitdem genommen?

Lukimya: Er ist sehr nahe an der Mannschaft und führt viele Gespräche. Ihn mit seiner ganzen Persönlichkeit und Aura im Verein zu haben, ist eine riesige Bereicherung für die Mannschaft. In unserem Verein ist noch nicht alles optimal – die Bedingungen, die Plätze. Doch der Verein wächst und man merkt dass er einen gewissen Einfluss darauf nimmt.

DFB.de: Ist Stefan Effenberg auch beim Training oder bei den Spielen dicht an der Mannschaft?

Lukimya: Bei den Trainingseinheiten ist er regelmäßig dabei, um sich selber einen Eindruck von den Spielern zu machen. Er übernimmt nicht aktiv das Wort vom Trainer, führt dafür aber viele Einzelgespräche mit den Spielern. Er kann viel bewirken und einbringen. Für uns Spieler war er früher ein Vorbild. Was er damals auf dem Spielfeld gelebt hat, versucht er uns zu vermitteln, damit wir auch die nötige Galligkeit ins Spiel bringen.

DFB.de: Sie haben angesprochen, dass die Bedingungen im Verein noch nicht optimal sind. Welche Auswirkung hat es, dass KFC Uerdingen wegen Umbaumaßnahmen noch immer nicht im eigenen Stadion spielen kann und stattdessen bei den Heimspielen in Düsseldorf praktisch zu Gast ist?

Lukimya: Das ist ein riesiger Nachteil. Würden wir zu Hause im Grotenburg-Stadion spielen, würden deutlich mehr Zuschauer kommen und für eine ganz andere Stimmung sorgen. Nichtsdestotrotz müssen wir die Situation so annehmen. Der Verein tut schließlich alles, damit wir so schnell wie möglich wieder im eigenen Stadion spielen können.

DFB.de: Samstag steht nun das Heimspiel gegen Hansa Rostock an. Sie sind bei der Hansa einst Profi geworden und gaben für den Verein im Oktober 2007 ihr Bundesliga-Debüt. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Hansa Rostock?

Lukimya: Rostock war eine besondere Station für mich. Ich hatte zuvor für die 2. Mannschaft von Hertha BSC gespielt. Dort wurde allerdings nicht auf den eigenen Nachwuchs gesetzt. Also bin ich nach Rostock gewechselt. Das war das erste Mal, dass ich mein zu Hause verließ. In Rostock bin ich erwachsen geworden, war für mich selber verantwortlich und habe meine ersten Profispiele gemacht. Rostock ist ein toller Verein. Ich würde den Verein mit den Fans und dem schönen Stadion lieber weiter oben sehen.

DFB.de: Allerdings endete Ihre Zeit in Rostock nicht sonderlich versöhnlich. Erst wurden Sie suspendiert, dann entlassen…

Lukimya: Das war im Jahr nach meinem Bundesligadebüt. Wir waren in die 2. Bundesliga abgestiegen. Mein Förderer Frank Pagelsdorf wurde entlassen. Daraufhin kam Dieter Eilts, unter dem ich auch noch meine Chancen bekam. Dessen Nachfolger war dann Andreas Zachhuber. Der hat gleich im ersten Interview gesagt, dass er mich nicht in der Mannschaft haben möchte. Später haben wir den Vertrag aufgelöst.

DFB.de: Waren Sie damals wütend auf den Verein?

Lukimya: Ja, der Abschied war sehr schade, weil ich ansonsten eine sehr schöne Zeit in Rostock hatte. Zudem war ich nie ein Spieler, der Stress macht. Ich habe auch meine Leistungen im Training gebracht. Die Suspendierung war für mich schwer nachvollziehbar. Ich habe den Fußball zu dieser Zeit einfach nicht mehr verstanden. Ich bin daraufhin zum FC Carl Zeiss Jena in die 3. Liga gewechselt, habe mich erneut für höhere Ligen empfohlen und dann für Fortuna Düsseldorf in der 2. Bundesliga und für Werder Bremen in der Bundesliga gespielt.

DFB.de: Im Januar 2016 erfolgte dann der Wechsel nach China zum Liaoning FC. Was waren für Sie dort die größten Umstellungen?

Lukimya: Die Kultur ist natürlich eine völlig andere. Man geht dort rüber und denkt sich, der Fußball und das Miteinander in der Kabine sind überall gleich. Das stimmt allerdings nicht. Ich habe dort drei Jahre gespielt und war nicht ein einziges Mal mit einem chinesischen Spieler etwas trinken. Das Teambuilding ist nicht ansatzweise so wie in Deutschland. Der Fußball ist in China eben noch sehr jung. Daher verpflichten die chinesischen Vereine auch so viele ausländische Trainer.

DFB.de: Wie hoch war das Niveau in der 1. Liga von China?

Lukimya: Das lässt sich schwer festlegen. Nimmt man lediglich die chinesischen Spieler als Maßstab, wäre das Niveau vermutlich mit dem in der Regionalliga zu vergleichen. Dann kommen allerdings die ausländischen Spieler hinzu. Shanghai beispielsweise hat Marko Arnautovic, Oscar und Hulk in der Mannschaft. Die heben das Niveau erheblich an.

DFB.de: Die ausländischen Spieler, zu denen auch Sie gehörten, verdienen deutlich mehr Geld als die chinesischen Profis. Lastet dadurch auch ein besonderer Druck auf einem?

Lukimya: Ja, die ausländischen Spieler sind für das gesamte Spiel ihrer Mannschaft verantwortlich. Viele mussten nach einem halben Jahr wieder gehen, weil die Leistungen nicht ausreichend waren. Die Leistung, die ein guter Passgeber zum Beispiel in der Bundesliga bringt, genügt in China nicht. Dort wird erwartet, dass du alles machst. Eigentlich wird erwartet, dass du dir hinten den Ball holst, alleine nach vorne durchdribbelst und dann das Tor machst oder zumindest die entscheidende Vorlage spielst. Das war auch bei mir so. Ich musste lernen, dass ich, obwohl ich in Deutschland Verteidiger war, viel im Spiel nach vorne machen muss. Glücklicherweise hat das geklappt, sodass ich in den zwei Jahren meine zwölf Tore gemacht habe.

DFB.de: Leidet das Mannschaftsgefüge unter dem großen Gehaltsgefälle?

Lukimya: Ein bisschen schon. Verdient ein Spieler zum Beispiel 100.000 Euro und der Andere eine Million Euro, ärgert sich derjenige natürlich, wenn der Besserverdienende seine Leistung nicht bringt. Andererseits wissen sie es zu schätzen, wenn man der Mannschaft dabei hilft, die Spiele zu gewinnen. Die Siegesprämien sind nämlich gewaltig. Die chinesischen Spieler leben größtenteils von diesen Prämien.

DFB.de: Warum haben Sie China im Januar trotz eines gültigen Vertrages verlassen?

Lukimya: Der Verein hat seine finanziellen Verpflichtungen nicht eingehalten. Teilweise wurde nach Lust und Laune bezahlt. Irgendwann fiel es mir schwer, motiviert in die Spiele zu gehen, wenn der Verein mir mehr als drei Monate Gehalt schuldet. Trotzdem hat sich der Schritt nach China finanziell gelohnt. Zudem hat es viel Spaß gemacht, teilweise als eine Art zweiter Trainer zu fungieren und den Mitspielern weiterzuhelfen. Ich musste viel Verantwortung übernehmen. Würde ich noch einmal vor der gleichen Entscheidung wie damals stehen, würde ich auch mit meinem heutigen Wissen wieder nach China gehen. Aber nun bin ich froh, wieder in Deutschland zu sein. Geld ist nicht alles.

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