Lübecks Landerl: "Emotional und körperlich auf Finale vorbereitet"

Der ehemalige österreichische Nationalspieler Rolf Landerl hat den VfB Lübeck in die 3. Liga geführt. Das nächste Ziel ist heute (ab 14.30 Uhr, live in der ARD-Konferenz) der schleswig-holsteinische Pokalsieg im Finale gegen den SV Todesfelde. Im DFB.de-Interview spricht der 44-Jährige mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Finale, die 3. Liga und den DFB-Pokal.

DFB.de: Herr Landerl, Ihre Spieler haben seit Anfang März kein Pflichtspiel mehr bestritten – genauso wie die meisten teilnehmenden Mannschaften am Finaltag der Amateure. Was für Fußballspiele können wir erwarten?

Rolf Landerl: Wir trainieren nun seit einigen Wochen und haben die ersten beiden Testspiele bestritten. In dieser Zeit war festzustellen, dass die Spieler eine gewisse Eingewöhnungszeit brauchen. Das Pokalfinale wird für uns das erste Pflichtspiel seit fast sechs Monaten sein. Die Emotionalität ist noch einmal völlig anders als in einem Testspiel. Dennoch glaube ich, dass meine Mannschaft emotional und körperlich gut darauf vorbereitet ist.

DFB.de: Was können Sie uns über Ihren Finalgegner SV Todesfelde verraten?

Landerl: Der SV Todesfelde hat sich im Sommer gut verstärkt. Es sind Akteure dabei, die bereits zu meiner Zeit als Trainer des VfB Lübeck hier gespielt haben. Daher kennen wir die Mannschaft relativ gut. Der SV Todesfelde hat große Ambitionen. In diesem Jahr haben sie zwar auf den Aufstieg in die Regionalliga verzichtet. Ich denke aber, dass sie diesen nun diese Saison anpeilen.

DFB.de: Genauso wie im vergangenen Jahr werden alle Pokalfinale im Rahmen dreier Konferenzen in der ARD übertragen. Sind diese Live-Übertragungen eine Chance für den Amateurfußball?

Landerl: Ja, ich finde dieses Format sehr attraktiv. Dadurch bekommt der Amateurfußball viel Sendezeit. Das ist eine charmante Sache.

DFB.de: Da die DFB-Pokal-Auslosung bereits stattgefunden hat, wissen Sie, welche Mannschaft in der 1. Runde ihr Gegner wäre. Wie beurteilen Sie das Los VfL Osnabrück?

Landerl: Der VfL Osnabrück wäre als Traditionsverein ein sehr attraktives Los. Das ist ein guter Verein, der in der 2. Bundesliga souverän die Klasse gehalten hat. Aber zunächst einmal liegt unser Fokus auf dem Pokalfinale.

DFB.de: Sie standen mit dem VfB Lübeck bereits zwei Mal im DFB-Pokal und unterlagen beide Male in der 1. Runde gegen den FC St. Pauli. Vor einem Jahr verloren Sie nur knapp im Elfmeterschießen. Haben Sie als frischgebackener Drittligist bessere Chancen auf ein Weiterkommen?

Landerl: Das lässt sich schwer einschätzen. Wir hatten bei den Spielen gegen St. Pauli natürlich eine geile Stimmung in unserem Stadion. Unsere Fans haben uns durch das Spiel getragen. Grundsätzlich ist in einem Pokalspiel immer vieles möglich.

DFB.de: Ihr Trainingslager absolvierten Sie im Uwe-Seeler-Fußballpark in Malente. Man spricht auch vom "Geist von Malente", weil sich dort die deutsche Nationalmannschaft auf die siegreiche Weltmeisterschaft 1974 vorbereitet hatte. Spürt man dort noch diese Aura?

Landerl: Es ist auf jeden Fall ein sehr schön gelegenes Trainingszentrum. Man hat dort seine Ruhe. Ich weiß nicht, ob man dort wirklich noch diese Aura spürt. Aber natürlich erinnern viele Bilder an die erfolgreiche Zeit der Nationalmannschaft.

DFB.de: Eine erfolgreiche Zeit hat nun auch der VfB Lübeck erlebt. Ihre Mannschaft blickt nach dem Aufstieg nun der ersten Spielzeit in der 3. Liga entgegen. Welche Rolle kann der VfB in dieser Spielklasse spielen?

Landerl: Unser Credo ist, dass wir auch in der 3. Liga unserem Stil treu bleiben möchten. Wir haben uns in der Regionalliga eine gewisse Identität aufgebaut. Das heißt: Wir wollen Fußball spielen, möchten unangenehm und attraktiv sein. Wir wissen aber auch, dass wir der Aufsteiger sind. Wir treffen in der 3. Liga auf viele Traditionsvereine mit erfahrenen Profis. Daher wird es Spiele geben, in denen wir anders agieren müssen als in den vergangenen Jahren in der Regionalliga.

DFB.de: Wie groß schätzen Sie den qualitativen Unterschied zwischen der Regionalliga und der 3. Liga ein?

Landerl: Man muss ehrlich sagen, dass zwischen den beiden Spielklassen ein großer Unterschied besteht. Die Qualität der Einzelspieler ist höher, das Tempo ist höher, die Intensität des Spiels ist größer.

DFB.de: Der prominenteste Neuzugang ist Mirko Boland, der unter anderem für Eintracht Braunschweig in der Bundesliga gespielt hat. Erwarten Sie eine Führungsrolle von ihm?

Landerl: Ja, er bringt sehr viel Erfahrung mit und hat unglaublich viel Bock auf diese Saison. Von daher kann er eine wichtige Rolle bei uns einnehmen. Natürlich ist er auch fußballerisch sehr wertvoll für uns. Er hat einen guten linken Fuß und kann mit seiner Erfahrung das Tempo des Spiels bestimmen. Er weiß, in welchen Phasen des Spiels man vielleicht einmal ruhiger agieren muss. Auch was die Zweikämpfe betrifft, geht er voran. Er versucht die Mannschaft zu führen und ist auch menschlich ein feiner Kerl.

DFB.de: Dafür haben Sie mit Ahmet Arslan, der zu Holstein Kiel abgewandert ist, Ihren besten Torjäger der vergangenen Saison verloren. Wir wollen Sie diesen Verlust kompensieren?

Landerl: Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder fangen wir das als Kollektiv auf oder wir finden einen passenden Ersatz. Wir müssen abwarten, denn Spieler dieser Qualität sind begehrt. Derzeit müssen wir den Verlust als Kollektiv auffangen.

DFB.de: Der VfB Lübeck ist in einer 216.000-Einwohner-Stadt beheimatet und hat eine Vergangenheit in der 2. Bundesliga. Würden Sie von einem "schlafenden Riesen" sprechen?

Landerl: Von einem kleinen schlafenden Riesen. Diese Worte habe ich bereits bei meinem Dienstantritt vor vier Jahren verwendet. Natürlich sind hier in der Umgebung der Hamburger SV und der FC St. Pauli sehr populär. Aber auch wir sind ein wichtiger Verein in der Region. Jeder, der schon einmal in unserem Stadion an der Lohmühle war, weiß: Wenn die Ergebnisse und auch die Leistung  stimmen, lässt sich eine Euphorie entfachen.

DFB.de: Sie haben von 2009 bis 2011 selbst für den VfB Lübeck gespielt. Damals steckte der Verein in großen finanziellen Schwierigkeiten und inmitten einer Insolvenz. In welchem Zustand befand sich der Verein damals?

Landerl: Damals hatte der Verein leider den Sprung in die neue 3. Liga verpasst. Die Jahre danach waren für den VfB Lübeck sehr schwierig. Aber es wurde daran gearbeitet, den Verein und das gesamte Umfeld zu professionalisieren. Die damalige und heutige Zeit lässt sich kaum vergleichen. Damals war ich einer der wenigen Profis in der Mannschaft. Heute haben wir nur noch Profis und ganz andere Strukturen als damals. Der Verein war damals finanziell nicht so gesund wie heute. Trotzdem war es eine schöne und prägende Zeit für mich, damals ein Spieler des VfB Lübeck gewesen zu sein.

[oj]

Der ehemalige österreichische Nationalspieler Rolf Landerl hat den VfB Lübeck in die 3. Liga geführt. Das nächste Ziel ist heute (ab 14.30 Uhr, live in der ARD-Konferenz) der schleswig-holsteinische Pokalsieg im Finale gegen den SV Todesfelde. Im DFB.de-Interview spricht der 44-Jährige mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Finale, die 3. Liga und den DFB-Pokal.

DFB.de: Herr Landerl, Ihre Spieler haben seit Anfang März kein Pflichtspiel mehr bestritten – genauso wie die meisten teilnehmenden Mannschaften am Finaltag der Amateure. Was für Fußballspiele können wir erwarten?

Rolf Landerl: Wir trainieren nun seit einigen Wochen und haben die ersten beiden Testspiele bestritten. In dieser Zeit war festzustellen, dass die Spieler eine gewisse Eingewöhnungszeit brauchen. Das Pokalfinale wird für uns das erste Pflichtspiel seit fast sechs Monaten sein. Die Emotionalität ist noch einmal völlig anders als in einem Testspiel. Dennoch glaube ich, dass meine Mannschaft emotional und körperlich gut darauf vorbereitet ist.

DFB.de: Was können Sie uns über Ihren Finalgegner SV Todesfelde verraten?

Landerl: Der SV Todesfelde hat sich im Sommer gut verstärkt. Es sind Akteure dabei, die bereits zu meiner Zeit als Trainer des VfB Lübeck hier gespielt haben. Daher kennen wir die Mannschaft relativ gut. Der SV Todesfelde hat große Ambitionen. In diesem Jahr haben sie zwar auf den Aufstieg in die Regionalliga verzichtet. Ich denke aber, dass sie diesen nun diese Saison anpeilen.

DFB.de: Genauso wie im vergangenen Jahr werden alle Pokalfinale im Rahmen dreier Konferenzen in der ARD übertragen. Sind diese Live-Übertragungen eine Chance für den Amateurfußball?

Landerl: Ja, ich finde dieses Format sehr attraktiv. Dadurch bekommt der Amateurfußball viel Sendezeit. Das ist eine charmante Sache.

DFB.de: Da die DFB-Pokal-Auslosung bereits stattgefunden hat, wissen Sie, welche Mannschaft in der 1. Runde ihr Gegner wäre. Wie beurteilen Sie das Los VfL Osnabrück?

Landerl: Der VfL Osnabrück wäre als Traditionsverein ein sehr attraktives Los. Das ist ein guter Verein, der in der 2. Bundesliga souverän die Klasse gehalten hat. Aber zunächst einmal liegt unser Fokus auf dem Pokalfinale.

DFB.de: Sie standen mit dem VfB Lübeck bereits zwei Mal im DFB-Pokal und unterlagen beide Male in der 1. Runde gegen den FC St. Pauli. Vor einem Jahr verloren Sie nur knapp im Elfmeterschießen. Haben Sie als frischgebackener Drittligist bessere Chancen auf ein Weiterkommen?

Landerl: Das lässt sich schwer einschätzen. Wir hatten bei den Spielen gegen St. Pauli natürlich eine geile Stimmung in unserem Stadion. Unsere Fans haben uns durch das Spiel getragen. Grundsätzlich ist in einem Pokalspiel immer vieles möglich.

DFB.de: Ihr Trainingslager absolvierten Sie im Uwe-Seeler-Fußballpark in Malente. Man spricht auch vom "Geist von Malente", weil sich dort die deutsche Nationalmannschaft auf die siegreiche Weltmeisterschaft 1974 vorbereitet hatte. Spürt man dort noch diese Aura?

Landerl: Es ist auf jeden Fall ein sehr schön gelegenes Trainingszentrum. Man hat dort seine Ruhe. Ich weiß nicht, ob man dort wirklich noch diese Aura spürt. Aber natürlich erinnern viele Bilder an die erfolgreiche Zeit der Nationalmannschaft.

DFB.de: Eine erfolgreiche Zeit hat nun auch der VfB Lübeck erlebt. Ihre Mannschaft blickt nach dem Aufstieg nun der ersten Spielzeit in der 3. Liga entgegen. Welche Rolle kann der VfB in dieser Spielklasse spielen?

Landerl: Unser Credo ist, dass wir auch in der 3. Liga unserem Stil treu bleiben möchten. Wir haben uns in der Regionalliga eine gewisse Identität aufgebaut. Das heißt: Wir wollen Fußball spielen, möchten unangenehm und attraktiv sein. Wir wissen aber auch, dass wir der Aufsteiger sind. Wir treffen in der 3. Liga auf viele Traditionsvereine mit erfahrenen Profis. Daher wird es Spiele geben, in denen wir anders agieren müssen als in den vergangenen Jahren in der Regionalliga.

DFB.de: Wie groß schätzen Sie den qualitativen Unterschied zwischen der Regionalliga und der 3. Liga ein?

Landerl: Man muss ehrlich sagen, dass zwischen den beiden Spielklassen ein großer Unterschied besteht. Die Qualität der Einzelspieler ist höher, das Tempo ist höher, die Intensität des Spiels ist größer.

DFB.de: Der prominenteste Neuzugang ist Mirko Boland, der unter anderem für Eintracht Braunschweig in der Bundesliga gespielt hat. Erwarten Sie eine Führungsrolle von ihm?

Landerl: Ja, er bringt sehr viel Erfahrung mit und hat unglaublich viel Bock auf diese Saison. Von daher kann er eine wichtige Rolle bei uns einnehmen. Natürlich ist er auch fußballerisch sehr wertvoll für uns. Er hat einen guten linken Fuß und kann mit seiner Erfahrung das Tempo des Spiels bestimmen. Er weiß, in welchen Phasen des Spiels man vielleicht einmal ruhiger agieren muss. Auch was die Zweikämpfe betrifft, geht er voran. Er versucht die Mannschaft zu führen und ist auch menschlich ein feiner Kerl.

DFB.de: Dafür haben Sie mit Ahmet Arslan, der zu Holstein Kiel abgewandert ist, Ihren besten Torjäger der vergangenen Saison verloren. Wir wollen Sie diesen Verlust kompensieren?

Landerl: Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder fangen wir das als Kollektiv auf oder wir finden einen passenden Ersatz. Wir müssen abwarten, denn Spieler dieser Qualität sind begehrt. Derzeit müssen wir den Verlust als Kollektiv auffangen.

DFB.de: Der VfB Lübeck ist in einer 216.000-Einwohner-Stadt beheimatet und hat eine Vergangenheit in der 2. Bundesliga. Würden Sie von einem "schlafenden Riesen" sprechen?

Landerl: Von einem kleinen schlafenden Riesen. Diese Worte habe ich bereits bei meinem Dienstantritt vor vier Jahren verwendet. Natürlich sind hier in der Umgebung der Hamburger SV und der FC St. Pauli sehr populär. Aber auch wir sind ein wichtiger Verein in der Region. Jeder, der schon einmal in unserem Stadion an der Lohmühle war, weiß: Wenn die Ergebnisse und auch die Leistung  stimmen, lässt sich eine Euphorie entfachen.

DFB.de: Sie haben von 2009 bis 2011 selbst für den VfB Lübeck gespielt. Damals steckte der Verein in großen finanziellen Schwierigkeiten und inmitten einer Insolvenz. In welchem Zustand befand sich der Verein damals?

Landerl: Damals hatte der Verein leider den Sprung in die neue 3. Liga verpasst. Die Jahre danach waren für den VfB Lübeck sehr schwierig. Aber es wurde daran gearbeitet, den Verein und das gesamte Umfeld zu professionalisieren. Die damalige und heutige Zeit lässt sich kaum vergleichen. Damals war ich einer der wenigen Profis in der Mannschaft. Heute haben wir nur noch Profis und ganz andere Strukturen als damals. Der Verein war damals finanziell nicht so gesund wie heute. Trotzdem war es eine schöne und prägende Zeit für mich, damals ein Spieler des VfB Lübeck gewesen zu sein.

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