Loose: "Weit weg von Träumereien"

Bei der DFB.de-Trainerumfrage vor Saisonbeginn hatten nur vier von 20 Experten den SC Preußen Münster als möglichen Aufstiegsaspiranten auf der Rechnung. Schließlich hatte das Bundesliga-Gründungsmitglied den Etat für den Profikader heruntergefahren und einen großen personellen Umbruch eingeleitet.

Nach elf Spieltagen grüßen die Preußen allerdings hinter dem souveränen Spitzenreiter Dynamo Dresden vom zweiten direkten Aufstiegsplatz. "Wir sind dennoch weit weg von Träumereien", sagt der erfahrene SCP-Trainer Ralf Loose. Allerdings fügt der frühere Junioren-Welt- und Europameister, der als Profi rund 350 Erst- und Zweitligaeinsätze für seinen Heimatklub Borussia Dortmund, Rot-Weiß Oberhausen und Fortuna Düsseldorf bestritt, gleich hinzu: "Manchmal sind auch unmögliche Dinge möglich."

Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht der 52 Jahre alte Ralf Loose, der als Trainer schon die Sportfreunde Siegen und Dynamo Dresden zum Aufstieg in die 2. Bundesliga geführt hatte, mit Ralf Debat auch über die Gründe für die aktuelle Erfolgsserie, die nicht einfache Kaderplanung, den Weggang von Leistungsträger Marcus Piossek und seine Wahlheimat Liechtenstein.

DFB.de: Aus den vergangenen sechs Partien holte der SC Preußen 16 von 18 möglichen Punkten, rückte auf einen direkten Aufstiegsplatz vor. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis, Herr Loose?

Ralf Loose: Da spielen - wie fast immer im Fußball - verschiedene Faktoren eine Rolle. Besonders wichtig sind aus meiner Sicht unsere gute taktische Ordnung und der gute Geist im Team. Unsere Defensive steht stabil, macht nur wenig Fehler. Das ist die Basis, um auch erfolgreich nach vorne spielen zu können. Obwohl wir ja eigentlich wegen unserer dünnen Personaldecke noch einen zusätzlichen Stürmer verpflichten wollten, entwickeln wir aktuell auch viel Torgefahr. Zum Glück stehen mir nach ihren längeren Verletzungspausen Marcel Reichwein und Philipp Hoffmann wieder zur Verfügung. Jesse Weißenfels, der noch kein einziges Punktspiel für uns bestreiten konnte, ist ebenfalls auf dem Weg zurück.

DFB.de: Der Erfolg kommt vor allem deshalb ein wenig überraschend, weil der Etat für die erste Mannschaft vor Saisonbeginn heruntergefahren wurde und die Kaderplanung im Sommer eher schleppend verlief!

Loose: Das würde ich so nicht formulieren. Zunächst einmal war es ein berechtigter Schritt des Vereins, einen größeren Kaderumbruch einzuleiten. Über Jahre stellte der SC Preußen das älteste Team der 3. Liga. Deshalb war es notwendig, frisches Blut in den Kader zu bringen. Bei den Transfers haben wir uns dann bewusst die nötige Zeit genommen, um die richtigen Spieler für uns zu verpflichten. Unsere Strategie war offenbar nicht so schlecht, sie zahlt sich jetzt aus.



Bei der DFB.de-Trainerumfrage vor Saisonbeginn hatten nur vier von 20 Experten den SC Preußen Münster als möglichen Aufstiegsaspiranten auf der Rechnung. Schließlich hatte das Bundesliga-Gründungsmitglied den Etat für den Profikader heruntergefahren und einen großen personellen Umbruch eingeleitet.

Nach elf Spieltagen grüßen die Preußen allerdings hinter dem souveränen Spitzenreiter Dynamo Dresden vom zweiten direkten Aufstiegsplatz. "Wir sind dennoch weit weg von Träumereien", sagt der erfahrene SCP-Trainer Ralf Loose. Allerdings fügt der frühere Junioren-Welt- und Europameister, der als Profi rund 350 Erst- und Zweitligaeinsätze für seinen Heimatklub Borussia Dortmund, Rot-Weiß Oberhausen und Fortuna Düsseldorf bestritt, gleich hinzu: "Manchmal sind auch unmögliche Dinge möglich."

Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht der 52 Jahre alte Ralf Loose, der als Trainer schon die Sportfreunde Siegen und Dynamo Dresden zum Aufstieg in die 2. Bundesliga geführt hatte, mit Ralf Debat auch über die Gründe für die aktuelle Erfolgsserie, die nicht einfache Kaderplanung, den Weggang von Leistungsträger Marcus Piossek und seine Wahlheimat Liechtenstein.

DFB.de: Aus den vergangenen sechs Partien holte der SC Preußen 16 von 18 möglichen Punkten, rückte auf einen direkten Aufstiegsplatz vor. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis, Herr Loose?

Ralf Loose: Da spielen - wie fast immer im Fußball - verschiedene Faktoren eine Rolle. Besonders wichtig sind aus meiner Sicht unsere gute taktische Ordnung und der gute Geist im Team. Unsere Defensive steht stabil, macht nur wenig Fehler. Das ist die Basis, um auch erfolgreich nach vorne spielen zu können. Obwohl wir ja eigentlich wegen unserer dünnen Personaldecke noch einen zusätzlichen Stürmer verpflichten wollten, entwickeln wir aktuell auch viel Torgefahr. Zum Glück stehen mir nach ihren längeren Verletzungspausen Marcel Reichwein und Philipp Hoffmann wieder zur Verfügung. Jesse Weißenfels, der noch kein einziges Punktspiel für uns bestreiten konnte, ist ebenfalls auf dem Weg zurück.

DFB.de: Der Erfolg kommt vor allem deshalb ein wenig überraschend, weil der Etat für die erste Mannschaft vor Saisonbeginn heruntergefahren wurde und die Kaderplanung im Sommer eher schleppend verlief!

Loose: Das würde ich so nicht formulieren. Zunächst einmal war es ein berechtigter Schritt des Vereins, einen größeren Kaderumbruch einzuleiten. Über Jahre stellte der SC Preußen das älteste Team der 3. Liga. Deshalb war es notwendig, frisches Blut in den Kader zu bringen. Bei den Transfers haben wir uns dann bewusst die nötige Zeit genommen, um die richtigen Spieler für uns zu verpflichten. Unsere Strategie war offenbar nicht so schlecht, sie zahlt sich jetzt aus.

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DFB.de: Worauf hatten Sie bei den Neuverpflichtungen besonderen Wert gelegt?

Loose: Wir wollten beispielsweise Außenverteidiger verpflichten, die sich auch immer wirkungsvoll in die Offensive einschalten. Da lagen wir mit Spielern wie Björn Kopplin, Felix Müller oder Stéphane Tritz nicht so falsch. Fast komplett neu aufgestellt haben wir uns auch im defensiven Mittelfeld mit Benjamin Schwarz, Charles Elie Laprevotte oder Danilo Wiebe. Dadurch wollten wir variabler werden, damit sich unsere Kreativspieler wie etwa Mehmet Kara oder Amaury Bischoff noch besser entfalten können. Auch das ist bislang gut aufgegangen. Dass ich für den Angriff noch gerne eine weitere Alternative dazugeholt hätte, ist kein Geheimnis. Aber wir werden versuchen, auch dieses Manko weiterhin zu kompensieren.

DFB.de: Die nächste Möglichkeit, um auf dem Transfermarkt tätig zu werden, gibt es im Winter. Wird dann noch ein Stürmer kommen?

Loose: Der Verein achtet sehr darauf, nicht mehr auszugeben, als er einnimmt. Das ist legitim und vernünftig. Deshalb konnten wir schon in den vergangenen Jahren Spieler wie Dennis Grote oder Soufian Benyamina nicht halten. Und daher hat sich der Vorstand auch entschieden, Marcus Piossek zum 1. FC Kaiserslautern ziehen zu lassen. Unser Kader ist deshalb nicht allzu groß, viel darf nicht passieren.

DFB.de: Stichwort Marcus Piossek: Als er nach einem wochenlangen Tauziehen den Verein verließ, sagte er, dass die Preußen mit ihm um Platz sechs, ohne ihn vielleicht um Platz neun mitspielen würden. Seitdem läuft es besser denn je. Hat seine Aussage den Ehrgeiz der anderen Spieler angestachelt und noch für zusätzliche Motivation gesorgt?

Loose: Das will ich nicht ganz ausschließen. Grundsätzlich ist Marcus für die 3. Liga jedoch ein außergewöhnlich guter Spieler, der den Unterschied ausmachen kann. Er fehlt uns jetzt. Aber wir nehmen die Situation so an, wie sie ist.

DFB.de: Nach dem fünften Spieltag hatte der SC Preußen erst sechs Punkte auf dem Konto, es war schon von einem Fehlstart die Rede!

Loose: Ich bin erfahren genug, um mich davon nicht beirren zu lassen. Uns allen war klar, dass wir mit unserer neuformierten Mannschaft Geduld haben müssen. Niemand sollte vergessen, dass wir vor dieser Saison abgespeckt haben. Da kann nicht gleich der Aufstieg unser Anspruch sein. Auch jetzt sind wir weit weg von Träumereien.

DFB.de: Nach fast einem Drittel der Saison steht allerdings Platz zwei zu Buche. Wohin kann der Weg denn führen?

Loose: Es ist doch klar, dass alle Fußballer und Trainer möglichst den maximalen Erfolg erreichen wollen. Aber wir sollten realistisch bleiben. Dynamo Dresden marschiert vorneweg, viele andere Mannschaften werden sicher noch Boden gutmachen. Für uns geht es in erster Linie darum, die nächsten Spiele so anzugehen wie die vergangenen. Dann stehen die Chancen sicher nicht schlecht, uns weiter im oberen Tabellendrittel zu halten.

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DFB.de: Mit den Sportfreunden Siegen und Dynamo Dresden haben Sie schon zwei Vereine zum Aufstieg in die 2. Bundesliga geführt. Welche Erfahrungen ziehen Sie daraus für die aktuelle Arbeit in Münster?

Loose: Es zeigt zumindest, dass auch vermeintlich unmögliche Dinge möglich sind. Man muss nur daran glauben. Für Siegen war es mit Abstand der größte Erfolg der Vereinsgeschichte, heute kicken die Sportfreunde wieder in der Oberliga. Mit Dresden waren wir im Endspurt eigentlich schon weg vom Fenster und haben es trotzdem noch geschafft. Diese Erfahrungen sind sicher hilfreich.

DFB.de: Nach dem 4:2 gegen die Stuttgarter Kickers haben Sie Ihren Spielern zweieinhalb freie Tage spendiert. War es eine Belohnung für die zuletzt so guten Leistungen?

Loose: Nicht unbedingt. Die Belastung während der englischen Woche, noch dazu durch das emotionale Derby in Osnabrück, war körperlich und psychisch sehr hoch. Deshalb hatten es sich alle verdient, einmal durchzuatmen. Wir haben aber nicht nur die Füße hochgelegt. Die Spieler hatten Trainingspläne dabei, um im Rhythmus zu bleiben. Seit Dienstag absolvieren wir wieder unser ganz normales Programm.

DFB.de: Am Samstag (ab 14 Uhr) steht das Verfolgerduell beim Zweitliga-Absteiger VfR Aalen auf dem Programm. Wir stark schätzen Sie den Gegner ein?

Loose: Ein Verein, der aus der 2. Bundesliga kommt, will möglichst schnell wieder hoch. Das wird auch in Aalen nicht anders sein. Trotz des jüngsten 0:4 in Dresden ist die Mannschaft gut aus der Startbox gekommen. Mein Kollege Peter Vollmann hat einen schlagkräftigen Kader zusammengestellt. Ganz klar: Der VfR ist für uns ein ernster Konkurrent. Wir sind jedoch auswärts noch ungeschlagen und werden alles versuchen, damit das auch so bleibt.

DFB.de: Peter Vollmann war früher selbst zweimal Trainer in Münster, wohnt auch noch in der Nähe. Sie gehören beide zu den erfahrensten Trainern in der 3. Liga. Wie gut kennen Sie sich?

Loose: Wir haben vor vielen Jahren zusammen die Ausbildung zum Fußballlehrer absolviert, sind seitdem auch immer in Verbindung geblieben, schätzen uns. Auch von daher wird es in Aalen ein interessanter Vergleich.

DFB.de: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Seit fast 20 Jahren hat Ihre Familie ihren Lebensmittelpunkt im Fürstentum Liechtenstein, wo Sie einst als Nationaltrainer gearbeitet hatten. Haben Sie noch nie daran gedacht, nach Deutschland zurückzukehren?

Loose: Als Trainer ist es gerade wegen der recht häufigen Arbeitsplatzwechsel grundsätzlich gut, einen festen Standort für die Familie zu haben und nicht ständig umziehen zu müssen. Das hätte bei mir auch meine Heimatstadt Dortmund sein können oder etwa Düsseldorf, wo ich auch sehr lange gespielt habe. Wir haben uns damals aber entschieden, in Liechtenstein zu bleiben und das hat sich bisher auch trotz der Entfernung gut bewährt. Einige Zeit werden wir das auf jeden Fall noch beibehalten. Meine Tochter dort schließlich noch fünf Jahre zur Schule, hat dort auch ihren Freundeskreis. Da möchten wir sie nicht herausreißen.