"Löwen"-Trainer Schittenhelm: "Auf uns warten noch ganz viele schwere Partien"

Mit 16 Siegen aus 16 Spielen führte Jonas Schittenhelm (35), Trainer der U 17 des TSV 1860 München, sein Team mit einer makellosen Bilanz von der Bayernliga in die B-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest. Auch dort sind die "Löwen" noch unbesiegt. Im DFB.de-Interview spricht der dreifache Familienvater mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die Nachwuchsförderung und die Hoffnung auf den Restart.

DFB.de: Seit inzwischen vier Monaten ist der Spielbetrieb auch in der B-Junioren-Bundesliga ausgesetzt. Wie gehen Sie und Ihre Spieler mit der aktuellen Situation um, Herr Schittenhelm?

Jonas Schittenhelm: Wir sind sehr dankbar, dass wir seit Januar zumindest wieder trainieren dürfen. Die Winterpause wurde bei uns von zwei auf dreieinhalb Wochen verlängert. Seitdem stehen fünf Trainingseinheiten in der Woche auf dem Programm.

DFB.de: Wie sehr fehlt den Spielern der Wettkampf?

Schittenhelm: Um ehrlich zu sein: Die Jungs fragen bei jedem Training, wann es zumindest mit Testspielen losgehen kann. Alle sind heiß und fiebern dem Restart entgegen.

DFB.de: Wie haben Sie die Spieler während des Lockdowns bei Laune gehalten?

Jonas Schittenhelm: In der Zeit, in der wir nicht auf den Platz gehen konnten, hatten wir die Laufpläne angepasst, sodass die Intensität des "normalen" Trainings zumindest einigermaßen beibehalten werden konnte. Die Spieler wurden mit Pulsmessern und GPS-Sportuhren ausgestattet und hatten die Chance, Eigenverantwortung zu übernehmen. Außerdem sind wir über Zoom-Konferenzen in Kontakt geblieben.

DFB.de: Die U 17 war ohne Punktverlust und mit zehn Zählern Vorsprung auf den Tabellenzweiten FC Ingolstadt 04 von der Bayernliga in die B-Junioren-Bundesliga aufgestiegen. Dort steht ebenfalls ein Spitzenplatz zu Buche. Was zeichnet das Team aus?

Schittenhelm: Die aktuelle Mannschaft funktioniert als Einheit, ist sehr engagiert und der Zusammenhalt ist stark ausgeprägt. Das war allerdings auch beim Aufstiegsteam, das inzwischen fast komplett zur U 19 aufgerückt ist, der Fall. Insgesamt hatte sich die Rückkehr in die B-Junioren-Bundesliga schon ein wenig abgezeichnet. Zuvor hatten wir zweimal nur ganz knapp den Wiederaufstieg verpasst - jeweils mit einem Punkt Rückstand auf die SpVgg Greuther Fürth und den FC Ingolstadt 04.

DFB.de: Mit vier Siegen und 13 von möglichen 15 Punkten aus den ersten fünf Partien rangiert Ihr "neues" Team als Aufsteiger in der B-Junioren-Bundesliga punktgleich hinter Ligaprimus FC Augsburg auf Platz zwei. Hätten Sie mit einem derart guten Start gerechnet?

Schittenhelm: Ein bisschen überrascht bin ich selbst auch. (lacht) Obwohl wir wieder einen starken U 17-Jahrgang haben. Besonders in den engen Spielen hatten wir bislang das Matchglück auf unserer Seite und konnten die Spiele für uns entscheiden. Uns zeichnet vor allem die mannschaftliche Geschlossenheit aus - auf und neben dem Platz.

DFB.de: Hat Ihre aktuelle Mannschaft sogar das Zeug, um die Staffelmeisterschaft mitzuspielen, wenn der Spielbetrieb wieder startet?

Schittenhelm: Wir genießen die Momentaufnahme und werden nach dem Re-Start versuchen, so viele Punkte wie möglich zu holen. Es sind gerade einmal fünf von 17 Spieltagen absolviert. Auf uns warten noch ganz viele schwere Partien.

DFB.de: Wie ist generell die Konkurrenzsituation unter den Vereinen aus Bayern, die in der Staffel Süd/Südwest der B-Junioren-Bundesliga mit Ausnahme der SpVgg Unterhaching allesamt weit vorne in der Tabelle zu finden sind?

Schittenhelm: Wenn man das über einen längeren Zeitraum betrachtet, ist allein im Großraum München mit dem FC Bayern, dem FC Augsburg, dem FC Ingolstadt 04 und der SpVgg Unterhaching die Konkurrenzsituation für uns wesentlich größer geworden, als es vielleicht in früheren Jahren der Fall war. Es gilt, uns dennoch zu behaupten. Ich sehe uns da auf einem guten Weg.

DFB.de: Sehen die Talente bei den Löwen inzwischen wieder größere Chancen, in den Profibereich hineinwachsen zu können?

Schittenhelm: Beim TSV 1860 ist die Durchlässigkeit zu den Profis generell sehr hoch. Im aktuellen Drittligakader stehen zahlreiche Spieler, die aus der eigenen Jugend kommen. Weitere Nachwuchstalente wie Maxim Gresler, Milos Cocic oder Lorenz Knöferl trainieren bei den Profis und haben auch schon Spielpraxis gesammelt. Angreifer Johann Ngounou Djayo, Fabian Greilinger oder Abwehrspieler Leon Klassen, die ich für ein halbes Jahr übergangsweise in der U 19 trainiert hatte, kommen bereits regelmäßig zum Einsatz.

DFB.de: Wie lautet das Erfolgsrezept beim Nachwuchs von Sechzig?

Schittenhelm: Der Verein steht für Werte, die für junge Spieler wichtig sind. Bodenständigkeit, Fleiß, Gemeinschaft und Leidenschaft sind bei uns keine Floskeln, sondern werden gelebt.

DFB.de: Wie schwierig ist es, einer U 17 die eigene Handschrift zu vermitteln?

Schittenhelm: Man muss die Spieler von dem überzeugen, was man als Trainer will. Grundsätzlich saugen Spieler vom U 15- bis zum U 19-Bereich unglaublich viel auf. In diesem Altersbereich zu arbeiten, bereitet mir sehr viel Freude, weil man die einzelnen Entwicklungsschritte hautnah mitbekommt.

DFB.de: Sie sind Diplom-Sportwissenschaftler, haben in Mainz studiert und im Rahmen Ihrer Ausbildung auch in den USA hospitiert. Mit welchen Erfahrungen sind Sie nach Deutschland zurückgekehrt?

Schittenhelm: Speziell im athletischen Bereich arbeiten die Amerikaner anders als die Europäer. Ich habe bei Mark Verstegen, der beim DFB unter dem ehemaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann den Athletikbereich abgedeckt hatte, ein halbes Jahr in Phoenix/Arizona hospitiert. Die Amerikaner legen viel mehr Wert auf Schnellkraft und Athletik.

DFB.de: Warum haben Sie sich schon früh für eine Trainer- statt Fußballprofi-Karriere entschieden?

Schittenhelm: Ich bin als Abwehrspieler nicht über die Verbands- und Landesliga hinausgekommen. (lacht) Bei meinem Heimatklub TSV Gau-Odernheim war ich nach einem Fußbruch ein Jahr lang verletzt und übernahm bereits im Alter von 23 Jahren die U 19. Dabei entdeckte ich die Leidenschaft für den Trainerberuf. Anschließend wechselte ich zum FC Fürstenfeldbruck und trainierte die U 15 und U 16.

DFB.de: Wurden Sie in Ihrer Kindheit bereits früh mit dem Fußball konfrontiert?

Schittenhelm: Ich habe zwei Brüder, die beide ebenfalls Fußball spielen. Mein Cousin David Schittenhelm hat bei 1860 München für die U 23 sowie für den 1. FC Heidenheim gekickt. Ich komme aus einer sportbegeisterten Familie. Mein Vater Helmut war Leichtathlet und wurde als Jugendlicher Deutscher Meister über 1500 Meter.

DFB.de: Wie kam es zum Engagement bei den Löwen?

Schittenhelm: Der ehemalige Nachwuchsleiter beim TSV 1860, Wolfgang Schellenberg, hatte mich während meiner Zeit bei Fürstenfeldbruck kontaktiert. Ich war sofort begeistert. Das kompakte Trainingsgelände mit kurzen Wegen ist sensationell. In Corona-freien Zeiten laufen sich Jugendspieler und Profis permanent über den Weg. Die Profi-Geschäftsstelle liegt direkt neben dem Nachwuchsleistungszentrum. Es herrscht ein ganz enger Kontakt zwischen Profibereich und NLZ. Auch familiär passt alles. Meine Frau Dorothea unterrichtet an einem Münchner Gymnasium Englisch und Französisch.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie in Ihrer noch jungen Trainerlaufbahn?

Schittenhelm: Ich möchte mit 1860 weiterhin erfolgreich sein und viele Jugendspieler für den Profibereich entwickeln. Ein weiteres Ziel für die nächsten Jahre ist möglichst auch die Ausbildung zum Fußball-Lehrer. Auch persönlich möchte ich mich weiterentwickeln. Momentan fühle ich mich aber in meiner Position pudelwohl.

[mspw]

Mit 16 Siegen aus 16 Spielen führte Jonas Schittenhelm (35), Trainer der U 17 des TSV 1860 München, sein Team mit einer makellosen Bilanz von der Bayernliga in die B-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest. Auch dort sind die "Löwen" noch unbesiegt. Im DFB.de-Interview spricht der dreifache Familienvater mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die Nachwuchsförderung und die Hoffnung auf den Restart.

DFB.de: Seit inzwischen vier Monaten ist der Spielbetrieb auch in der B-Junioren-Bundesliga ausgesetzt. Wie gehen Sie und Ihre Spieler mit der aktuellen Situation um, Herr Schittenhelm?

Jonas Schittenhelm: Wir sind sehr dankbar, dass wir seit Januar zumindest wieder trainieren dürfen. Die Winterpause wurde bei uns von zwei auf dreieinhalb Wochen verlängert. Seitdem stehen fünf Trainingseinheiten in der Woche auf dem Programm.

DFB.de: Wie sehr fehlt den Spielern der Wettkampf?

Schittenhelm: Um ehrlich zu sein: Die Jungs fragen bei jedem Training, wann es zumindest mit Testspielen losgehen kann. Alle sind heiß und fiebern dem Restart entgegen.

DFB.de: Wie haben Sie die Spieler während des Lockdowns bei Laune gehalten?

Jonas Schittenhelm: In der Zeit, in der wir nicht auf den Platz gehen konnten, hatten wir die Laufpläne angepasst, sodass die Intensität des "normalen" Trainings zumindest einigermaßen beibehalten werden konnte. Die Spieler wurden mit Pulsmessern und GPS-Sportuhren ausgestattet und hatten die Chance, Eigenverantwortung zu übernehmen. Außerdem sind wir über Zoom-Konferenzen in Kontakt geblieben.

DFB.de: Die U 17 war ohne Punktverlust und mit zehn Zählern Vorsprung auf den Tabellenzweiten FC Ingolstadt 04 von der Bayernliga in die B-Junioren-Bundesliga aufgestiegen. Dort steht ebenfalls ein Spitzenplatz zu Buche. Was zeichnet das Team aus?

Schittenhelm: Die aktuelle Mannschaft funktioniert als Einheit, ist sehr engagiert und der Zusammenhalt ist stark ausgeprägt. Das war allerdings auch beim Aufstiegsteam, das inzwischen fast komplett zur U 19 aufgerückt ist, der Fall. Insgesamt hatte sich die Rückkehr in die B-Junioren-Bundesliga schon ein wenig abgezeichnet. Zuvor hatten wir zweimal nur ganz knapp den Wiederaufstieg verpasst - jeweils mit einem Punkt Rückstand auf die SpVgg Greuther Fürth und den FC Ingolstadt 04.

DFB.de: Mit vier Siegen und 13 von möglichen 15 Punkten aus den ersten fünf Partien rangiert Ihr "neues" Team als Aufsteiger in der B-Junioren-Bundesliga punktgleich hinter Ligaprimus FC Augsburg auf Platz zwei. Hätten Sie mit einem derart guten Start gerechnet?

Schittenhelm: Ein bisschen überrascht bin ich selbst auch. (lacht) Obwohl wir wieder einen starken U 17-Jahrgang haben. Besonders in den engen Spielen hatten wir bislang das Matchglück auf unserer Seite und konnten die Spiele für uns entscheiden. Uns zeichnet vor allem die mannschaftliche Geschlossenheit aus - auf und neben dem Platz.

DFB.de: Hat Ihre aktuelle Mannschaft sogar das Zeug, um die Staffelmeisterschaft mitzuspielen, wenn der Spielbetrieb wieder startet?

Schittenhelm: Wir genießen die Momentaufnahme und werden nach dem Re-Start versuchen, so viele Punkte wie möglich zu holen. Es sind gerade einmal fünf von 17 Spieltagen absolviert. Auf uns warten noch ganz viele schwere Partien.

DFB.de: Wie ist generell die Konkurrenzsituation unter den Vereinen aus Bayern, die in der Staffel Süd/Südwest der B-Junioren-Bundesliga mit Ausnahme der SpVgg Unterhaching allesamt weit vorne in der Tabelle zu finden sind?

Schittenhelm: Wenn man das über einen längeren Zeitraum betrachtet, ist allein im Großraum München mit dem FC Bayern, dem FC Augsburg, dem FC Ingolstadt 04 und der SpVgg Unterhaching die Konkurrenzsituation für uns wesentlich größer geworden, als es vielleicht in früheren Jahren der Fall war. Es gilt, uns dennoch zu behaupten. Ich sehe uns da auf einem guten Weg.

DFB.de: Sehen die Talente bei den Löwen inzwischen wieder größere Chancen, in den Profibereich hineinwachsen zu können?

Schittenhelm: Beim TSV 1860 ist die Durchlässigkeit zu den Profis generell sehr hoch. Im aktuellen Drittligakader stehen zahlreiche Spieler, die aus der eigenen Jugend kommen. Weitere Nachwuchstalente wie Maxim Gresler, Milos Cocic oder Lorenz Knöferl trainieren bei den Profis und haben auch schon Spielpraxis gesammelt. Angreifer Johann Ngounou Djayo, Fabian Greilinger oder Abwehrspieler Leon Klassen, die ich für ein halbes Jahr übergangsweise in der U 19 trainiert hatte, kommen bereits regelmäßig zum Einsatz.

DFB.de: Wie lautet das Erfolgsrezept beim Nachwuchs von Sechzig?

Schittenhelm: Der Verein steht für Werte, die für junge Spieler wichtig sind. Bodenständigkeit, Fleiß, Gemeinschaft und Leidenschaft sind bei uns keine Floskeln, sondern werden gelebt.

DFB.de: Wie schwierig ist es, einer U 17 die eigene Handschrift zu vermitteln?

Schittenhelm: Man muss die Spieler von dem überzeugen, was man als Trainer will. Grundsätzlich saugen Spieler vom U 15- bis zum U 19-Bereich unglaublich viel auf. In diesem Altersbereich zu arbeiten, bereitet mir sehr viel Freude, weil man die einzelnen Entwicklungsschritte hautnah mitbekommt.

DFB.de: Sie sind Diplom-Sportwissenschaftler, haben in Mainz studiert und im Rahmen Ihrer Ausbildung auch in den USA hospitiert. Mit welchen Erfahrungen sind Sie nach Deutschland zurückgekehrt?

Schittenhelm: Speziell im athletischen Bereich arbeiten die Amerikaner anders als die Europäer. Ich habe bei Mark Verstegen, der beim DFB unter dem ehemaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann den Athletikbereich abgedeckt hatte, ein halbes Jahr in Phoenix/Arizona hospitiert. Die Amerikaner legen viel mehr Wert auf Schnellkraft und Athletik.

DFB.de: Warum haben Sie sich schon früh für eine Trainer- statt Fußballprofi-Karriere entschieden?

Schittenhelm: Ich bin als Abwehrspieler nicht über die Verbands- und Landesliga hinausgekommen. (lacht) Bei meinem Heimatklub TSV Gau-Odernheim war ich nach einem Fußbruch ein Jahr lang verletzt und übernahm bereits im Alter von 23 Jahren die U 19. Dabei entdeckte ich die Leidenschaft für den Trainerberuf. Anschließend wechselte ich zum FC Fürstenfeldbruck und trainierte die U 15 und U 16.

DFB.de: Wurden Sie in Ihrer Kindheit bereits früh mit dem Fußball konfrontiert?

Schittenhelm: Ich habe zwei Brüder, die beide ebenfalls Fußball spielen. Mein Cousin David Schittenhelm hat bei 1860 München für die U 23 sowie für den 1. FC Heidenheim gekickt. Ich komme aus einer sportbegeisterten Familie. Mein Vater Helmut war Leichtathlet und wurde als Jugendlicher Deutscher Meister über 1500 Meter.

DFB.de: Wie kam es zum Engagement bei den Löwen?

Schittenhelm: Der ehemalige Nachwuchsleiter beim TSV 1860, Wolfgang Schellenberg, hatte mich während meiner Zeit bei Fürstenfeldbruck kontaktiert. Ich war sofort begeistert. Das kompakte Trainingsgelände mit kurzen Wegen ist sensationell. In Corona-freien Zeiten laufen sich Jugendspieler und Profis permanent über den Weg. Die Profi-Geschäftsstelle liegt direkt neben dem Nachwuchsleistungszentrum. Es herrscht ein ganz enger Kontakt zwischen Profibereich und NLZ. Auch familiär passt alles. Meine Frau Dorothea unterrichtet an einem Münchner Gymnasium Englisch und Französisch.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie in Ihrer noch jungen Trainerlaufbahn?

Schittenhelm: Ich möchte mit 1860 weiterhin erfolgreich sein und viele Jugendspieler für den Profibereich entwickeln. Ein weiteres Ziel für die nächsten Jahre ist möglichst auch die Ausbildung zum Fußball-Lehrer. Auch persönlich möchte ich mich weiterentwickeln. Momentan fühle ich mich aber in meiner Position pudelwohl.

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