Löw freut sich auf magische Spiele: "Die Mannschaft brennt"

Keine Verlängerung, kein Zittern, keine Enttäuschung - für die deutsche Nationalmannschaft soll der Außenseiter Algerien im ersten Alles-oder-nichts-Spiel der WM kein Hindernis auf dem Weg zum vierten Titel sein. "Wir wollen nicht diese Probleme haben, die andere haben, und alles in 90 Minuten regeln. Entweder wir bringen Leistung - oder wir fahren heim", sagt Kapitän Philipp Lahm vor dem Achtelfinale am Montag (ab 22 Uhr MESZ, live im ZDF) in Porto Alegre gegen Algerien in aller Deutlichkeit.

Doch Joachim Löw ist überzeugt, dass sein Team die Botschaft längst verstanden hat. "Ich spüre, dass die Mannschaft brennt. Ich habe ein sehr gutes Gefühl. Wir gehen in das Spiel mit großem Selbstbewusstsein. Wenn wir unsere Stärken ausspielen, werden wir das auch gewinnen", sagt der Bundestrainer vor dem ersten K.o.-Spiel im Brustton der Überzeugung. Das DFB-Motto lautet: kühles Wetter, heiße Herzen!

Viertelfinale oder Heimflug, Pflichterfüllung oder Enttäuschung

Es ist eines dieser Spiele, die Löw liebt: König oder Narr, Viertelfinale oder Heimflug, Pflichterfüllung oder Enttäuschung. "Solche Spiele haben eine besondere Magie und eine besondere Spannung. Da gibt es kein Hintertürchen. Konzentration heißt das Gebot der Stunde", betont Löw. Er selbst sei "absolut entspannt". Von seiner Mannschaft erwartet er, dass sie den Druck in positive Energie umwandelt - wovon Torjäger Thomas Müller überzeugt ist: "Deutschland war ja schon immer eine Turniermannschaft. Ich vertraue auf unsere Qualitäten."

Und Löw bastelt mit Akribie an einem Masterplan für das Duell gegen die Nordafrikaner. Seinen Stars gab er schon einmal eine klare Warnung mit auf den Weg. "Wer denkt, dass im Achtelfinale ein vermeintlich leichter Gegner wartet und sich schon Gedanken über die nächste Runde macht, der macht einen riesengroßen Fehler", so Löw mit Nachdruck. Deshalb sei der mögliche Viertelfinal-Gegner Frankreich "überhaupt noch nicht in unseren Köpfen. Bei einem Turnier muss man Schritt für Schritt gehen".

Ganz Algerien befindet sich in Euphorie

Algerien stuft Löw nach ausführlichen Video-Studien als "kompakte, extrem laufstarke und aggressive Mannschaft" ein. Das ganze Land befinde sich in einer "riesigen Euphorie". Nicht verstehen kann er aber bei aller Begeisterung in Algerien, dass dort schon seit Tagen von Rache für die "Schande von Gijon" bei der WM 1982 die Rede ist. Das irritiere ihn. "Spieler, die noch gar nicht geboren wurden - warum sollen die sich rächen wollen? Das ist nicht nachzuvollziehen", sagt Löw. Thema abgehakt.

Es gibt wichtigere Dinge, die Löw und seinen Stab intensiv beschäftigen. Es habe in der Gruppenphase "viel Licht, aber auch Schatten" gegeben, analysierte der Coach: "Für uns heißt es jetzt, die Hausaufgaben zu machen. Wir müssen unser Spiel in der Offensive, im letzten Drittel, beim Torabschluss und der Besetzung im Strafraum verbessern." Für Löw seien dies aber "Verbesserungen im Detail". Das Gesamtpaket stimme weiterhin. Und ohnehin sei es die "große Kunst" bei so einem Turnier, "steigerungsfähig" zu sein: "Das ist ein Marathon und kein Hundertmetersprint."

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Kühlere Temperaturen kommen DFB-Team entgegen

Da kommt es dem DFB-Team entgegen, dass ein Teil dieses Marathons im kühleren Süden Brasiliens stattfindet. "Wir kommen aus der Wärme, das kann ein Vorteil sein", sagt Teammanager Oliver Bierhoff. Die vorhergesagten Temperaturen für Porto Alegre liegen am Montag zwischen neun und 16 Grad.

Lukas Podolski fällt wegen einer Oberschenkelzerrung aus. Ansonsten gibt es noch keine klaren Hinweise auf die Aufstellung. Auch bei der Besetzung der Mittelfeldzentrale neben Kapitän Philipp Lahm hält er sich bedeckt. Die Kandidaten sind Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger. Er werde das "situativ und aus dem Bauch heraus entscheiden".