Löw: "Die EURO 2020 ist das große Ziel"

Vor den beiden letzten Länderspielen des Jahres am 15. November in Leipzig gegen Russland und vier Tage später am 19. November in Gelsenkirchen gegen die Niederlande erläutert Bundestrainer Joachim Löw im Gespräch mit DFB.de die aktuelle Nominierung und blickt auf die Europameisterschaft 2020.

DFB.de: Herr Löw, im Oktober gab es vor allem nach der Niederlage gegen die Niederlande viel Kritik. Danach verlor die Mannschaft auch gegen Weltmeister Frankreich. Sie sagten anschließend, zwar nicht mit dem Ergebnis, aber grundsätzlich mit Ihrer Mannschaft zufrieden gewesen zu sein, die schneller, mutiger, frischer wirkte als zuvor. Welche Erkenntnisse und Konsequenzen haben Sie aus beiden Spielen gezogen, auch hinsichtlich der aktuellen Nominierung?

Joachim Löw: Man muss den Blick weiter fassen und auch schon den September einbeziehen, nachdem die WM für uns alle so enttäuschend war. Ich habe mit vielen Spielern Gespräche geführt. Der Tenor war: Trainer, wir wissen, dass wir es besser können, das wollen wir zeigen. Das war für mich ein gutes Zeichen, und ich wollte Spieler, die über Jahre auf höchstem Niveau gespielt und uns viel Freude und große Erfolge bereitet haben, nicht einfach so fallen lassen. Nicht in dieser Phase, zumal es im September zum Auftakt in die neue Saison direkt gegen den neuen Weltmeister ging. Darin sah ich auch eine Chance. Die Mannschaft hat gute Ansätze gezeigt und vieles von dem ungesetzt, was wir uns vorgestellt haben. Aber nach dem Spiel gegen die Niederlande in Amsterdam war klar, dass es weitere Veränderungen geben muss. Die Mannschaft brauchte Reize, die ich setzen musste.

DFB.de: Die Sie mit der Hereinnahme von Kehrer, Gnabry, Werner, Süle, Kimmich und Sane gesetzt haben – in Paris standen gleich sechs Spieler in der Startelf, die 23 Jahre und jünger waren. Ist damit endgültig die Verjüngung der Mannschaft eingeläutet?

Löw: Bei der Weiterentwicklung einer Mannschaft kann man nicht einfach einen Hebel umlegen und von heute auf morgen alle Spieler austauschen. Gerade die jungen Spieler brauchen zur Orientierung schon einige wesentliche Eckpfeiler und Stabilisatoren, sowohl in der grundsätzlichen Ausrichtung und Spielidee als auch personell. Sie brauchen auch noch eine gewisse Reife. Die Mischung aus Erfahrung und Unbekümmertheit muss stimmen. Wir haben in Paris einen Prozess eingeleitet, den wir kontinuierlich und konsequent weiterführen werden. Zu diesem Prozess gehört natürlich auch, dass wir weiter Räume für junge Spieler schaffen werden. Sie sollen und müssen mehr Verantwortung übernehmen. Aber das wollen sie, das war in Paris zu sehen. Dieses Signal haben die Spieler, die auf dem Platz standen, ausgesendet. Die Mannschaft hat eine gute Energie ausgestrahlt. Daran wollen wir anknüpfen.

DFB.de: Welche Rolle spielt für Sie dabei das Abschneiden in der Nations League?

Löw: Natürlich wollen wir alles tun, um in der Liga A zu bleiben, aber wir haben es nicht mehr allein in der Hand. Unser Blick geht über den Tellerrand der Nations League hinaus. Die Europameisterschaft 2020 ist das nächste große Ziel. Bis dahin wollen wir wieder eine schlagkräftige Mannschaft auf dem Feld haben. Auf diesem Weg sind natürlich die Qualifikationsspiele zur EURO wichtig für uns. Egal, ob wir nun weiter in Liga A oder künftig in Liga B der Nations League spielen. Ich bin ganz sicher, dass es bis 2020 noch viele Veränderungen geben wird, aber eben wohl dosiert und Schritt für Schritt und nicht überhastet. Dazu besteht überhaupt kein Anlass. Wir finden die richtigen Lösungen und geben die passenden Antworten. Gerade in der Phase zwischen den großen Turnieren stellt eine Nominierung immer eine Momentaufnahme dar, sie ist nicht in Stein gemeißelt. Nicht jeder, der aktuell dabei ist, wird zwangsläufig auch bei der EM in zwei Jahren auf dem Platz stehen.

DFB.de: Aktuell sind mit Marco Reus und Thomas Müller zwei erfahrene Routiniers dabei, beide jedoch in unterschiedlicher Verfassung. Wie sehen Sie die beiden Spieler aktuell?

Löw: Natürlich freue ich mich für Marco, dass er endlich wieder eine starke Phase mit Borussia Dortmund hat. In dieser Verfassung kann er auch der Nationalmannschaft Rückenwind geben. Das erhoffe ich mir auch von ihm. Ich wünsche ihm, dass diese Phase nun auch länger bei ihm anhält. Thomas Müller ist schon lange dabei, er kann auch mit schwierigen Situationen gut umgehen. Er ist ein Energiegeber und identifiziert sich unheimlich mit der Nationalmannschaft, für die er viel tut. Deshalb ist er dabei. Aber natürlich muss auch er sich dem Konkurrenzkampf stellen, das weiß er.

DFB.de: Nicht dabei hingegen sind Marc-André ter Stegen und Jérôme Boateng. Was sind die Gründe?

Löw: Marc spielt seit Wochen in überragender Form beim FC Barcelona, hat jedoch schon seit längerem Schulterprobleme. Mit Andy Köpke hat er besprochen, diese in der Länderspielphase möglichst auszukurieren. Er braucht dazu ein paar Tage ohne Belastung, die Saison ist noch lang. Mit Jérôme Boateng habe ich gesprochen. Ich bin davon überzeugt, dass auch ihm aktuell eine Pause gut tut. Ich habe ihm gesagt, dass wir auch auf seiner Position viele Alternativen haben, gerade mit jüngeren Spielern. Diese müssen natürlich erst mal beweisen, dass sie an das Niveau von Jérôme herankommen können.

DFB.de: Toni Kroos wird erst gegen die Niederlande zur Mannschaft stoßen, gehört gegen Russland noch nicht ins Aufgebot. Warum?

Löw: Ich hatte ja nach der WM mehrere Gespräche mit Toni und weiß natürlich, dass er seit Jahren unglaublich beansprucht ist. Toni ist hochprofessionell und hätte jetzt auch ohne Wenn und Aber für beide Spiele bereit gestanden. Das hat er mir am Telefon gesagt, aber ein paar Tage Regeneration werden auch ihm gut tun. Mir war wichtig, dass er gegen die Niederlande voll einsatzfähig ist.

DFB.de: Was erwarten Sie von der Mannschaft zum Jahresabschluss in den Spielen gegen Russland und die Niederlande?

Löw: Natürlich erwarte ich, dass wir uns nach einem schlechten Jahr mit zwei guten Spielen von unseren Fans verabschieden. Es ist eine gute Gelegenheit, dass wir zweimal vor unseren eigenen Fans spielen. Wir wollen wieder die Spielfreude zeigen, die uns Jahre lang ausgezeichnet hat. Besonders gegen die Niederlande haben wir natürlich einiges gut zu machen.

[dfb]

Vor den beiden letzten Länderspielen des Jahres am 15. November in Leipzig gegen Russland und vier Tage später am 19. November in Gelsenkirchen gegen die Niederlande erläutert Bundestrainer Joachim Löw im Gespräch mit DFB.de die aktuelle Nominierung und blickt auf die Europameisterschaft 2020.

DFB.de: Herr Löw, im Oktober gab es vor allem nach der Niederlage gegen die Niederlande viel Kritik. Danach verlor die Mannschaft auch gegen Weltmeister Frankreich. Sie sagten anschließend, zwar nicht mit dem Ergebnis, aber grundsätzlich mit Ihrer Mannschaft zufrieden gewesen zu sein, die schneller, mutiger, frischer wirkte als zuvor. Welche Erkenntnisse und Konsequenzen haben Sie aus beiden Spielen gezogen, auch hinsichtlich der aktuellen Nominierung?

Joachim Löw: Man muss den Blick weiter fassen und auch schon den September einbeziehen, nachdem die WM für uns alle so enttäuschend war. Ich habe mit vielen Spielern Gespräche geführt. Der Tenor war: Trainer, wir wissen, dass wir es besser können, das wollen wir zeigen. Das war für mich ein gutes Zeichen, und ich wollte Spieler, die über Jahre auf höchstem Niveau gespielt und uns viel Freude und große Erfolge bereitet haben, nicht einfach so fallen lassen. Nicht in dieser Phase, zumal es im September zum Auftakt in die neue Saison direkt gegen den neuen Weltmeister ging. Darin sah ich auch eine Chance. Die Mannschaft hat gute Ansätze gezeigt und vieles von dem ungesetzt, was wir uns vorgestellt haben. Aber nach dem Spiel gegen die Niederlande in Amsterdam war klar, dass es weitere Veränderungen geben muss. Die Mannschaft brauchte Reize, die ich setzen musste.

DFB.de: Die Sie mit der Hereinnahme von Kehrer, Gnabry, Werner, Süle, Kimmich und Sane gesetzt haben – in Paris standen gleich sechs Spieler in der Startelf, die 23 Jahre und jünger waren. Ist damit endgültig die Verjüngung der Mannschaft eingeläutet?

Löw: Bei der Weiterentwicklung einer Mannschaft kann man nicht einfach einen Hebel umlegen und von heute auf morgen alle Spieler austauschen. Gerade die jungen Spieler brauchen zur Orientierung schon einige wesentliche Eckpfeiler und Stabilisatoren, sowohl in der grundsätzlichen Ausrichtung und Spielidee als auch personell. Sie brauchen auch noch eine gewisse Reife. Die Mischung aus Erfahrung und Unbekümmertheit muss stimmen. Wir haben in Paris einen Prozess eingeleitet, den wir kontinuierlich und konsequent weiterführen werden. Zu diesem Prozess gehört natürlich auch, dass wir weiter Räume für junge Spieler schaffen werden. Sie sollen und müssen mehr Verantwortung übernehmen. Aber das wollen sie, das war in Paris zu sehen. Dieses Signal haben die Spieler, die auf dem Platz standen, ausgesendet. Die Mannschaft hat eine gute Energie ausgestrahlt. Daran wollen wir anknüpfen.

DFB.de: Welche Rolle spielt für Sie dabei das Abschneiden in der Nations League?

Löw: Natürlich wollen wir alles tun, um in der Liga A zu bleiben, aber wir haben es nicht mehr allein in der Hand. Unser Blick geht über den Tellerrand der Nations League hinaus. Die Europameisterschaft 2020 ist das nächste große Ziel. Bis dahin wollen wir wieder eine schlagkräftige Mannschaft auf dem Feld haben. Auf diesem Weg sind natürlich die Qualifikationsspiele zur EURO wichtig für uns. Egal, ob wir nun weiter in Liga A oder künftig in Liga B der Nations League spielen. Ich bin ganz sicher, dass es bis 2020 noch viele Veränderungen geben wird, aber eben wohl dosiert und Schritt für Schritt und nicht überhastet. Dazu besteht überhaupt kein Anlass. Wir finden die richtigen Lösungen und geben die passenden Antworten. Gerade in der Phase zwischen den großen Turnieren stellt eine Nominierung immer eine Momentaufnahme dar, sie ist nicht in Stein gemeißelt. Nicht jeder, der aktuell dabei ist, wird zwangsläufig auch bei der EM in zwei Jahren auf dem Platz stehen.

DFB.de: Aktuell sind mit Marco Reus und Thomas Müller zwei erfahrene Routiniers dabei, beide jedoch in unterschiedlicher Verfassung. Wie sehen Sie die beiden Spieler aktuell?

Löw: Natürlich freue ich mich für Marco, dass er endlich wieder eine starke Phase mit Borussia Dortmund hat. In dieser Verfassung kann er auch der Nationalmannschaft Rückenwind geben. Das erhoffe ich mir auch von ihm. Ich wünsche ihm, dass diese Phase nun auch länger bei ihm anhält. Thomas Müller ist schon lange dabei, er kann auch mit schwierigen Situationen gut umgehen. Er ist ein Energiegeber und identifiziert sich unheimlich mit der Nationalmannschaft, für die er viel tut. Deshalb ist er dabei. Aber natürlich muss auch er sich dem Konkurrenzkampf stellen, das weiß er.

DFB.de: Nicht dabei hingegen sind Marc-André ter Stegen und Jérôme Boateng. Was sind die Gründe?

Löw: Marc spielt seit Wochen in überragender Form beim FC Barcelona, hat jedoch schon seit längerem Schulterprobleme. Mit Andy Köpke hat er besprochen, diese in der Länderspielphase möglichst auszukurieren. Er braucht dazu ein paar Tage ohne Belastung, die Saison ist noch lang. Mit Jérôme Boateng habe ich gesprochen. Ich bin davon überzeugt, dass auch ihm aktuell eine Pause gut tut. Ich habe ihm gesagt, dass wir auch auf seiner Position viele Alternativen haben, gerade mit jüngeren Spielern. Diese müssen natürlich erst mal beweisen, dass sie an das Niveau von Jérôme herankommen können.

DFB.de: Toni Kroos wird erst gegen die Niederlande zur Mannschaft stoßen, gehört gegen Russland noch nicht ins Aufgebot. Warum?

Löw: Ich hatte ja nach der WM mehrere Gespräche mit Toni und weiß natürlich, dass er seit Jahren unglaublich beansprucht ist. Toni ist hochprofessionell und hätte jetzt auch ohne Wenn und Aber für beide Spiele bereit gestanden. Das hat er mir am Telefon gesagt, aber ein paar Tage Regeneration werden auch ihm gut tun. Mir war wichtig, dass er gegen die Niederlande voll einsatzfähig ist.

DFB.de: Was erwarten Sie von der Mannschaft zum Jahresabschluss in den Spielen gegen Russland und die Niederlande?

Löw: Natürlich erwarte ich, dass wir uns nach einem schlechten Jahr mit zwei guten Spielen von unseren Fans verabschieden. Es ist eine gute Gelegenheit, dass wir zweimal vor unseren eigenen Fans spielen. Wir wollen wieder die Spielfreude zeigen, die uns Jahre lang ausgezeichnet hat. Besonders gegen die Niederlande haben wir natürlich einiges gut zu machen.

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