Lobinger: "Profibedingungen in Leipzig"

Vier Teilnahmen an Olympischen Spielen, Medaillen bei der Europameisterschaft, mehrfach Sprünge über sechs Meter - die sportliche Vita des ehemaligen Weltklasse-Stabhochspringers Tim Lobinger liest sich beeindruckend. Was fehlt? Die offensichtliche Verbindung zum Fußball. Trotzdem - oder gerade deswegen - hat der Regionallist RB Leipzig den inzwischen 39-Jährigen kürzlich als neuen Athletik- und Fitnesstrainer vorgestellt.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen spricht Lobinger über seine Leidenschaft für den Fußball, die Favoritenrolle in der Regionalliga Nordost - und warum er seinen Traum von den Olympischen Spielen aufgegeben hat.

DFB.de: Herr Lobinger, mal ehrlich: Können Sie eigentlich Fußball spielen?

Tim Lobinger: Es geht so. Wenn wir während unseres Leichtathletik-Trainings mal eine Ballsporteinheit eingeschoben haben, wollte ich immer Fußball spielen. Aber da war ich meist der einzige. Die Stabhochsprung-Kollegen haben immer Basketball bevorzugt. Ich musste mich dann der Mehrheit beugen. Aber durch meinen Vater habe ich schon eine gewisse Affinität zum Fußball.

DFB.de: Sind Sie also auch Fan eines bestimmten Vereins?

Lobinger: Nicht im dem Sinne, dass ich zwei Nächte nicht schlafen kann, wenn ein bestimmter Klub verloren hat. Abgesehen davon, dass ich jetzt in Leipzig unter Vertrag stehe, sympathisiere ich mit dem FC Bayern München. Das war schon immer so. Als ich noch klein war, hing in meinem Zimmer ein Torwarttrikot von Jean-Marie Pfaff. Später habe ich dann auch sehr interessiert die Entwicklung von Bayer Leverkusen verfolgt. Es gab ja ein paar Jahre eine große sportliche Rivalität zwischen den beiden Vereinen. Das war schon eine interessante Zeit.

DFB.de: Sie haben zehn Jahre in Köln gelebt. Ist da keine Leidenschaft für den FC hängen geblieben?

Lobinger: Ich würde lügen, wenn ich das abstreiten würde. Ich habe dort lange gewohnt und bin in der Nähe groß geworden, das verbindet. Ich bin noch immer Mitglied. Deshalb verfolge ich schon auch sehr genau, was der FC macht. Zuletzt hat mir das aber nicht immer nur Freude bereitet.



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Vier Teilnahmen an Olympischen Spielen, Medaillen bei der Europameisterschaft, mehrfach Sprünge über sechs Meter - die sportliche Vita des ehemaligen Weltklasse-Stabhochspringers Tim Lobinger liest sich beeindruckend. Was fehlt? Die offensichtliche Verbindung zum Fußball. Trotzdem - oder gerade deswegen - hat der Regionallist RB Leipzig den inzwischen 39-Jährigen kürzlich als neuen Athletik- und Fitnesstrainer vorgestellt.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen spricht Lobinger über seine Leidenschaft für den Fußball, die Favoritenrolle in der Regionalliga Nordost - und warum er seinen Traum von den Olympischen Spielen aufgegeben hat.

DFB.de: Herr Lobinger, mal ehrlich: Können Sie eigentlich Fußball spielen?

Tim Lobinger: Es geht so. Wenn wir während unseres Leichtathletik-Trainings mal eine Ballsporteinheit eingeschoben haben, wollte ich immer Fußball spielen. Aber da war ich meist der einzige. Die Stabhochsprung-Kollegen haben immer Basketball bevorzugt. Ich musste mich dann der Mehrheit beugen. Aber durch meinen Vater habe ich schon eine gewisse Affinität zum Fußball.

DFB.de: Sind Sie also auch Fan eines bestimmten Vereins?

Lobinger: Nicht im dem Sinne, dass ich zwei Nächte nicht schlafen kann, wenn ein bestimmter Klub verloren hat. Abgesehen davon, dass ich jetzt in Leipzig unter Vertrag stehe, sympathisiere ich mit dem FC Bayern München. Das war schon immer so. Als ich noch klein war, hing in meinem Zimmer ein Torwarttrikot von Jean-Marie Pfaff. Später habe ich dann auch sehr interessiert die Entwicklung von Bayer Leverkusen verfolgt. Es gab ja ein paar Jahre eine große sportliche Rivalität zwischen den beiden Vereinen. Das war schon eine interessante Zeit.

DFB.de: Sie haben zehn Jahre in Köln gelebt. Ist da keine Leidenschaft für den FC hängen geblieben?

Lobinger: Ich würde lügen, wenn ich das abstreiten würde. Ich habe dort lange gewohnt und bin in der Nähe groß geworden, das verbindet. Ich bin noch immer Mitglied. Deshalb verfolge ich schon auch sehr genau, was der FC macht. Zuletzt hat mir das aber nicht immer nur Freude bereitet.

DFB.de: Gab es mal Berührungspunkte mit Profifußballern? Schließlich standen Sie als Stabhochspringer bei Bayer 04 unter Vertrag.

Lobinger: Ja, schon. Wir haben teilweise direkt neben den Fußballern geübt. Christoph Daum war damals Trainer in Leverkusen. Er ist öfter zu uns rübergekommen und hat sich informiert, warum wir diese oder jene Einheit machen. Da gab es häufiger einen Austausch. Er war sehr interessiert an unserer Arbeit. Daum hat erkannt, dass die eine oder andere Übung auch für Fußballer sinnvoll sein kann.

DFB.de: Was kann der Fußball von der Leichtathletik lernen?

Lobinger: Eine Menge, besonders natürlich im athletischen Bereich. Ich mache in Leipzig sehr viele Kräftigungs- und Schnelligkeitsübungen mit den Spielern. Denn ich bin absolut davon überzeugt, dass das ab einem bestimmten Bereich sehr wichtig wird. Wenn unsere Spieler stets ein oder zwei Schritte schneller sind als die der gegnerischen Mannschaft, kann das meiner Meinung nach über Sieg oder Niederlage entscheiden. Im Fußball machen manchmal Kleinigkeiten den Unterschied aus.

DFB.de: Beschreiben Sie doch mal, wie Ihre Arbeit in Leipzig aussieht.

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Lobinger: Wir arbeiten dort als Team sehr intensiv zusammen. Das gesamt Trainergespann mit Alexander Zorniger an der Spitze, Perry Bräutigam, Tamas Bodog und mir. Auch Ralf Rangnick als Sportdirektor und das ganze Team hinter dem Team zähle ich dazu. In den vergangenen Tagen waren wir im Trainingslager. Da standen teilweise vier Einheiten am Tag auf dem Programm, doch die Spieler sind trotz dieses Pensums mit sehr viel Engagement dabei. Ich mache mit den Jungs manchmal 15 Minuten vor oder nach der Einheit ein paar Übungen. Öfter aber auch 45 Minuten oder sogar eine Stunde ein spezielles Programm. Das sprechen wir ganz genau ab.

DFB.de: Arbeiten Sie in Leipzig als Regionalligist unter Profibedingungen?

Lobinger: Ja, natürlich. Wir könnten hier vom Umfeld und den Bedingungen sicherlich auch in der 2. Bundesliga oder sogar noch eine Klasse höher dabei sein. Aber das ist noch ein sehr weiter Weg. Es ist allerdings klar, dass wir mittelfristig dorthin wollen. Dafür müssen wir aber einen Schritt nach dem anderen machen.

DFB.de: Sie starten mit einem Heimspiel gegen Union Berlin II am 12. August als großer Favorit in die Regionalliga Nordost. Stellen Sie sich dieser Rolle?

Lobinger: An dieser Ausgangslage gibt es nichts zu rütteln. Wir sind die Gejagten, das ist uns bewusst, und damit können wir gut leben. Es ist unser Anspruch, am Ende ganz oben zu stehen und in den Relegationsspielen gegen einen anderen Regionalliga-Meister den Aufstieg in die 3. Liga zu schaffen. Aber es gibt einige große Unbekannte in der Regionalliga. Mit Carl-Zeiss Jena, dem 1. FC Magdeburg oder dem FSV Zwickau zum Beispiel haben wir einige Traditionsvereine als Konkurrenten. Die darf man nie unterschätzen. Trotzdem gehe ich davon aus, dass wir uns in dieser Liga durchsetzen werden.

DFB.de: Kam das Angebot aus Leipzig für Sie eigentlich überraschend?

Lobinger: Ja und nein. Im vergangenen Jahr gab es schon mehrfach Anfragen aus dem Fußballbereich, die ich alle abgelehnt habe. Ich habe ja noch einige Zeit auf eine Olympiateilnahme in London gehofft, das hatte zum Schluss jedoch keine Priorität mehr. Nach über einem Jahr Planung und Vorbereitung habe ich im Olympiastadion in München im Juni diesen Jahres ein "High Performance Studio" für Profisportler eröffnet, spezialisiert auf Fußball. Als das Angebot aus Leipzig kam, war mir sofort klar, dass ich das machen will und muss. Das ist ein junger Verein mit unglaublichen Möglichkeiten. Hier kann man wirklich auch langfristig etwas aufbauen.

DFB.de: Verfolgen Sie die Olympischen Spiele dennoch?

Lobinger: Für einen Leichtathleten gibt es nichts Größeres. Ich schaue da mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu. Viermal durfte ich dabei sein, es war einfach traumhaft. Alleine die Eröffnungsfeier - das vergisst man sein ganzes Leben nicht mehr. Sportlich lief es für mich dort zwar meistens nicht so gut, was mich heute noch ärgert, aber die Atmosphäre und die Erlebnisse haben für vieles entschädigt. Das werde ich niemals vergessen.