Livinia Seifert: "Diesmal auf dem Platz helfen"

U 17-Europameisterin Livinia Seifert vom VfL Wolfsburg hat schon einige Höhen und Tiefen erlebt. Nach zwei Kreuzbandrissen kam sie zurück und kann am Samstag (ab 11 Uhr) mit einem Finalsieg gegen den SC Freiburg zum zweiten Mal Deutsche Meisterin werden. Im DFB.de-Interview spricht die 17-Jährige mit Mitarbeiter Ralf Debat auch über ihren Viererpack im Halbfinalrückspiel bei der SGS Essen (7:1).

DFB.de: Wann waren Ihnen zuletzt vier Tore in einem Spiel gelungen, Frau Seifert?

Livinia Seifert: Um ganz ehrlich zu sein: Ich kann mich daran zumindest nicht erinnern. Vielleicht ist mir das mal ganz zu Beginn bei den E-Juniorinnen der SG Delingsdorf gelungen. Ein bestimmtes Spiel habe ich aber nicht im Kopf. Vier Tore in einem Spiel zu erzielen, ist schon außergewöhnlich - erst recht in einem Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft. Das hat mir schon einen ordentlichen Energieschub gegeben.

DFB.de: Zumal Sie eigentlich nicht die klassische Torjägerin sind, oder?

Seifert: Das stimmt. Ich spiele sonst meistens im offensiven Mittelfeld oder als hängende Spitze, bin daher eher als Vorbereiterin im Einsatz. Bei der U 17 durfte ich zuletzt aber im Angriff spielen und habe so auch meine Tormöglichkeiten bekommen.

DFB.de: Beide Halbfinalspiele gegen die SGS Essen endeten mit Kantersiegen für den VfL. Sind Sie selbst ein wenig überrascht?

Seifert: Beim ersten Duell auf jeden Fall. Wir hatten schon gedacht, dass es wesentlich knapper zugehen würde. Nach dem 6:0 war dann aber schon klar, dass wir uns den Finaleinzug nicht mehr nehmen lassen würden. Dennoch wollten wir auch das Rückspiel gewinnen. Dass es dann sogar sieben Tore geworden sind, damit hätte ich nicht gerechnet.

DFB.de: Der VfL Wolfsburg geht auch als Titelverteidiger und Gastgeber in das Endspiel gegen den SC Freiburg. Ist die Favoritenrolle damit klar verteilt?

Seifert: Viele werden jetzt zwar sagen, dass wir der Favorit sind. Dass wir in unserem eigenen Stadion antreten dürfen, ist sicher auch ein kleiner Vorteil. Dennoch ist die Partie meiner Meinung nach völlig offen. Auch der SC Freiburg hat viel drauf.

DFB.de: Wie gut kennen Sie das Team des Sportclubs?

Seifert: Auf beiden Seiten sind ja noch einige Spielerinnen dabei, die sich bereits vor einem Jahr im Halbfinale gegenübergestanden hatten. Die einen oder anderen kennen sich auch aus den U-Nationalmannschaften. Außerdem haben wir uns natürlich auf DFB-TV auch die Halbfinalspiele der Freiburgerinnen angeschaut. Dennoch ist es nicht so, dass wir den Gegner jetzt in- und auswendig kennen. Wir spielen schließlich in verschiedenen Ligen. Da kann es im Juniorinnen-Bereich schon noch die eine oder andere Überraschung geben.

DFB.de: Wie würden Sie die Stärken des VfL beschreiben?

Seifert: Wir haben einige gute Einzelspielerinnen in der Mannschaft, kommen aber dennoch in erster Linie über das Team. Eine unserer Stärken ist auch, dass wir auf der Bank immer noch einige Spielerinnen haben, die noch etwas bewirken können. Beim Halbfinalspiel in Essen wurde beispielsweise U 15-Nationalspielerin Ahlem Ammar eingewechselt, die dann noch zwei Tore erzielt und einen Treffer vorbereitet hat.

DFB.de: Spüren Sie während der Endrunde große Unterschiede zu "normalen" Ligaspielen?

Seifert: Wir waren auch in der Liga immer fokussiert. Sonst übersteht man nicht eine komplette Saison ohne Niederlage. Dennoch ist die Anspannung jetzt schon noch größer. Das merkt man auch im Training.

DFB.de: Sie sind bereits U 17-Europameisterin. Welchen Stellenwert hätte der Gewinn der Deutschen Meisterschaft?

Seifert: Man sollte beides nicht miteinander vergleichen. Europameisterin zu sein, ist sicher noch eine Stufe höher. Dennoch ist die Deutsche Meisterschaft auch ein sehr großer Titel, für den es sich lohnt, alles zu investieren.

DFB.de: Vor einem Jahr hatten Sie die Endrunde verletzungsbedingt verpasst. Ist die Motivation deshalb noch mal ein Stück größer?

Seifert: Auf jeden Fall. Vor einem Jahr saß ich beim Finale auf der Tribüne, konnte selbst nichts ausrichten. Das war schon sehr ärgerlich, auch wenn ich mich natürlich mit den Mädels gefreut habe. Jetzt möchte ich auf dem Platz helfen, die Schale zu holen.

DFB.de: Schon zweimal mussten Sie mit Kreuzbandrissen monatelang aussetzen. Wie schwer war es, Ihre verletzungsbedingten Rückschläge wegzustecken?

Seifert: Den ersten Kreuzbandriss hatte ich mir noch vor meinem Wechsel vom SV Eichede nach Wolfsburg zugezogen. Das war schon sehr schwierig, zumal ich dann nach meinem Einzug in die WG des VfL erstmals von meiner Familie getrennt war.

DFB.de: Wer hat Ihnen dabei besonders geholfen?

Seifert: Meine Familie hat mich immer unterstützt. Dank der modernen Kommunikationsmittel waren wir auch ständig in Kontakt. Ich habe dann aber in Wolfsburg sehr schnell Freunde gefunden und mich gut eingelebt. Dadurch konnte ich auch den zweiten Kreuzbandriss, diesmal am anderen Knie, gut wegstecken und verarbeiten. Besonders gut verstehe ich mich mit Nina Räcke, Lina Jubel und Lotta Cordes, die alle auch schon für die U 20 spielen.

DFB.de: Sie haben es angesprochen: Seit Ihrem Comeback im vergangenen Dezember waren Sie neben der U 17 vor allem auch für zweite Mannschaft in der 2. Frauen-Bundesliga am Ball. War es nicht schwierig, zwischen den Teams zu pendeln?

Seifert: Grundsätzlich war geplant, dass ich für die U 20 spiele. Wenn ich dann in der U 17 eingesetzt wurde, habe ich aber meistens dort auch das Abschlusstraining mitgemacht. Von daher kannte ich die Abläufe.

DFB.de: Welche Unterschiede haben Sie zwischen Juniorinnen- und Frauenfußball festgestellt?

Seifert: Was die körperliche Robustheit, den athletischen Bereich insgesamt und das Tempo angeht, ist das schon ein großer Schritt.

DFB.de: Wie sieht Ihre persönliche Zielsetzung für die nächsten Jahre aus?

Seifert: Ich möchte mich zunächst bei der U 20 durchsetzen und möglichst viel Einsatzzeit bekommen. Ich hoffe auch, dass ich demnächst für die U 19-Nationalmannschaft berücksichtigt werde. Mein Traum wäre es, beim VfL Wolfsburg den Sprung in den Kader der ersten Mannschaft zu schaffen. Ich weiß aber auch, wie schwierig das bei unserem hochkarätig besetzen Frauenteam wird. Was die Ausbildung angeht, hoffe ich, die Schule in zwei Jahren mit dem Abitur abzuschließen. Danach wird man weitersehen.

[mspw]

U 17-Europameisterin Livinia Seifert vom VfL Wolfsburg hat schon einige Höhen und Tiefen erlebt. Nach zwei Kreuzbandrissen kam sie zurück und kann am Samstag (ab 11 Uhr) mit einem Finalsieg gegen den SC Freiburg zum zweiten Mal Deutsche Meisterin werden. Im DFB.de-Interview spricht die 17-Jährige mit Mitarbeiter Ralf Debat auch über ihren Viererpack im Halbfinalrückspiel bei der SGS Essen (7:1).

DFB.de: Wann waren Ihnen zuletzt vier Tore in einem Spiel gelungen, Frau Seifert?

Livinia Seifert: Um ganz ehrlich zu sein: Ich kann mich daran zumindest nicht erinnern. Vielleicht ist mir das mal ganz zu Beginn bei den E-Juniorinnen der SG Delingsdorf gelungen. Ein bestimmtes Spiel habe ich aber nicht im Kopf. Vier Tore in einem Spiel zu erzielen, ist schon außergewöhnlich - erst recht in einem Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft. Das hat mir schon einen ordentlichen Energieschub gegeben.

DFB.de: Zumal Sie eigentlich nicht die klassische Torjägerin sind, oder?

Seifert: Das stimmt. Ich spiele sonst meistens im offensiven Mittelfeld oder als hängende Spitze, bin daher eher als Vorbereiterin im Einsatz. Bei der U 17 durfte ich zuletzt aber im Angriff spielen und habe so auch meine Tormöglichkeiten bekommen.

DFB.de: Beide Halbfinalspiele gegen die SGS Essen endeten mit Kantersiegen für den VfL. Sind Sie selbst ein wenig überrascht?

Seifert: Beim ersten Duell auf jeden Fall. Wir hatten schon gedacht, dass es wesentlich knapper zugehen würde. Nach dem 6:0 war dann aber schon klar, dass wir uns den Finaleinzug nicht mehr nehmen lassen würden. Dennoch wollten wir auch das Rückspiel gewinnen. Dass es dann sogar sieben Tore geworden sind, damit hätte ich nicht gerechnet.

DFB.de: Der VfL Wolfsburg geht auch als Titelverteidiger und Gastgeber in das Endspiel gegen den SC Freiburg. Ist die Favoritenrolle damit klar verteilt?

Seifert: Viele werden jetzt zwar sagen, dass wir der Favorit sind. Dass wir in unserem eigenen Stadion antreten dürfen, ist sicher auch ein kleiner Vorteil. Dennoch ist die Partie meiner Meinung nach völlig offen. Auch der SC Freiburg hat viel drauf.

DFB.de: Wie gut kennen Sie das Team des Sportclubs?

Seifert: Auf beiden Seiten sind ja noch einige Spielerinnen dabei, die sich bereits vor einem Jahr im Halbfinale gegenübergestanden hatten. Die einen oder anderen kennen sich auch aus den U-Nationalmannschaften. Außerdem haben wir uns natürlich auf DFB-TV auch die Halbfinalspiele der Freiburgerinnen angeschaut. Dennoch ist es nicht so, dass wir den Gegner jetzt in- und auswendig kennen. Wir spielen schließlich in verschiedenen Ligen. Da kann es im Juniorinnen-Bereich schon noch die eine oder andere Überraschung geben.

DFB.de: Wie würden Sie die Stärken des VfL beschreiben?

Seifert: Wir haben einige gute Einzelspielerinnen in der Mannschaft, kommen aber dennoch in erster Linie über das Team. Eine unserer Stärken ist auch, dass wir auf der Bank immer noch einige Spielerinnen haben, die noch etwas bewirken können. Beim Halbfinalspiel in Essen wurde beispielsweise U 15-Nationalspielerin Ahlem Ammar eingewechselt, die dann noch zwei Tore erzielt und einen Treffer vorbereitet hat.

DFB.de: Spüren Sie während der Endrunde große Unterschiede zu "normalen" Ligaspielen?

Seifert: Wir waren auch in der Liga immer fokussiert. Sonst übersteht man nicht eine komplette Saison ohne Niederlage. Dennoch ist die Anspannung jetzt schon noch größer. Das merkt man auch im Training.

DFB.de: Sie sind bereits U 17-Europameisterin. Welchen Stellenwert hätte der Gewinn der Deutschen Meisterschaft?

Seifert: Man sollte beides nicht miteinander vergleichen. Europameisterin zu sein, ist sicher noch eine Stufe höher. Dennoch ist die Deutsche Meisterschaft auch ein sehr großer Titel, für den es sich lohnt, alles zu investieren.

DFB.de: Vor einem Jahr hatten Sie die Endrunde verletzungsbedingt verpasst. Ist die Motivation deshalb noch mal ein Stück größer?

Seifert: Auf jeden Fall. Vor einem Jahr saß ich beim Finale auf der Tribüne, konnte selbst nichts ausrichten. Das war schon sehr ärgerlich, auch wenn ich mich natürlich mit den Mädels gefreut habe. Jetzt möchte ich auf dem Platz helfen, die Schale zu holen.

DFB.de: Schon zweimal mussten Sie mit Kreuzbandrissen monatelang aussetzen. Wie schwer war es, Ihre verletzungsbedingten Rückschläge wegzustecken?

Seifert: Den ersten Kreuzbandriss hatte ich mir noch vor meinem Wechsel vom SV Eichede nach Wolfsburg zugezogen. Das war schon sehr schwierig, zumal ich dann nach meinem Einzug in die WG des VfL erstmals von meiner Familie getrennt war.

DFB.de: Wer hat Ihnen dabei besonders geholfen?

Seifert: Meine Familie hat mich immer unterstützt. Dank der modernen Kommunikationsmittel waren wir auch ständig in Kontakt. Ich habe dann aber in Wolfsburg sehr schnell Freunde gefunden und mich gut eingelebt. Dadurch konnte ich auch den zweiten Kreuzbandriss, diesmal am anderen Knie, gut wegstecken und verarbeiten. Besonders gut verstehe ich mich mit Nina Räcke, Lina Jubel und Lotta Cordes, die alle auch schon für die U 20 spielen.

DFB.de: Sie haben es angesprochen: Seit Ihrem Comeback im vergangenen Dezember waren Sie neben der U 17 vor allem auch für zweite Mannschaft in der 2. Frauen-Bundesliga am Ball. War es nicht schwierig, zwischen den Teams zu pendeln?

Seifert: Grundsätzlich war geplant, dass ich für die U 20 spiele. Wenn ich dann in der U 17 eingesetzt wurde, habe ich aber meistens dort auch das Abschlusstraining mitgemacht. Von daher kannte ich die Abläufe.

DFB.de: Welche Unterschiede haben Sie zwischen Juniorinnen- und Frauenfußball festgestellt?

Seifert: Was die körperliche Robustheit, den athletischen Bereich insgesamt und das Tempo angeht, ist das schon ein großer Schritt.

DFB.de: Wie sieht Ihre persönliche Zielsetzung für die nächsten Jahre aus?

Seifert: Ich möchte mich zunächst bei der U 20 durchsetzen und möglichst viel Einsatzzeit bekommen. Ich hoffe auch, dass ich demnächst für die U 19-Nationalmannschaft berücksichtigt werde. Mein Traum wäre es, beim VfL Wolfsburg den Sprung in den Kader der ersten Mannschaft zu schaffen. Ich weiß aber auch, wie schwierig das bei unserem hochkarätig besetzen Frauenteam wird. Was die Ausbildung angeht, hoffe ich, die Schule in zwei Jahren mit dem Abitur abzuschließen. Danach wird man weitersehen.

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