Lisann Kaut: Die ruhige Führungsspielerin

Gruppensieger, keine Niederlage und nur ein Gegentreffer: An dieser starken Bilanz der deutschen U 19-Frauen bei der Europameisterschaft in Schottland hat Lisann Kaut einen großen Anteil. Die Linksverteidigerin von der TSG Hoffenheim stand in allen drei Gruppenspielen in der Startformation und bringt die Erfahrung von der U 19-EM aus dem vergangenen Jahr mit, als das Team Vize-Europameister wurde. Vor dem Halbfinale gegen die Niederlande am Donnerstag (ab 17 Uhr, live bei Sport1) stellt DFB.de die 18-Jährige aus Mittelhessen vor.

Angefangen hat alles im Garten der Oma. Den verwüstete Lisann Kaut als Kind beim Fußball spielen mit ihrem Bruder und ihrem Cousin, bis sie die beiden zum Training begleiten durfte. Beim VfL Weidenhausen fing sie in der F-Jugend an zu spielen - als einziges Mädchen. Ihre Position: Libero. In der Abwehr war sie schon von klein auf zu Hause.

Beim FSV Hessen Wetzlar empfahl sich Kaut für die Hessenauswahl und kam im April 2018 bei der U 19 zu ihrem ersten U-Länderspiel. Beim 8:0-Erfolg in der EM-Qualifikation in der Slowakei stand sie gleich über die volle Distanz auf dem Platz. "Das Gefühl war krass. Als die Nationalhymne gespielt wurde, hatte ich Gänsehaut. Das ist schon ein Gefühl, das man nicht jeden Tag hat. Da denken viele Menschen an dich", sagt Kaut über ihr DFB-Debüt.

Der große Schritt nach Hoffenheim

Die anschließende EM-Endrunde verfolgte sie zunächst nur von der Bank, wurde jedoch im Halbfinale und dem Endspiel gegen Spanien (0:1) eingewechselt. Mit dieser Erfahrung im Rücken wagte die Linksfüßerin nach drei Jahren in Wetzlar im Sommer 2018 den Schritt zur TSG Hoffenheim. Dort kam sie für die zweite Mannschaft auf 16 Zweitliga-Einsätze.

"Das war eine große Umstellung, auch das erste Mal das Elternhaus zu verlassen. Jetzt wohne ich in einer Gastfamilie. Das war persönlich erstmal etwas ganz Neues für mich, weil ich vorher noch nie irgendwo anders gelebt hatte", sagt Kaut. Durch den Umzug und die G8-Regelung in Baden-Württemberg musste sie die 11. Klasse wiederholen und ihr Abitur auf 2020 verschieben. In der schweren Anfangszeit in Hoffenheim half ihr vor allem Rekord-Nationalspielerin Birgit Prinz, die bei der TSG als Sportpsychologin arbeitet.

Auch fußballerisch und körperlich war es ein enormer Schritt. "Bei Hessen Wetzlar haben wir drei-, viermal die Woche trainiert. In Hoffenheim habe ich jetzt Kraft- und Athletiktraining und auf dem Platz sind wir fünf oder sechsmal in der Woche. Das ist etwas ganz anderes." Durch die höhere Belastung hatte sie zu Beginn viele Probleme mit Verletzungen, in der Rückrunde lief es dann aber schon viel besser.

Trainiert hat Kaut mit dem Bundesligateam zwar noch nicht, sie steht aber mit Trainer Jürgen Ehrmann in Kontakt – vor allem vor ihren Länderspielterminen. Trotz des professionellen Umfelds in St. Leon-Rot gefällt Kaut an Hoffenheim vor allem der familiäre Charakter. Mit ihren Mitspielerinnen verbringt sie praktisch den ganzen Tag.

Qualifikation für die U 20-WM

Das alles hat Kaut persönlich und fußballerisch reifen lassen. Bei ihrer zweiten U 19-EM gehört die zweikampfstarke Verteidigerin nun zu den Erfahrenen im Team. Auch, wenn sie auf dem Feld zu den ruhigeren Spielerinnen gehört und selbst zugibt: "Ich bin niemand, der voranprescht. Ich könnte mich noch mehr in der Führung der Mannschaft einbringen. Aber da bin ich dabei, das zu verbessern."

Das kann sie nun im Halbfinale am Donnerstag gegen die Niederlande zeigen. Das 0:0 zum Abschluss der Gruppenphase gegen Titelverteidiger Spanien war für Kaut ein wichtiger Schritt zum möglichen EM-Titel. "Letztes Jahr standen wir im Finale gegen Spanien, haben da knapp 0:1 verloren. Das war nochmal ein Ansporn für uns, zu zeigen, dass wir genauso gut sind wie sie. Das zeigt auf jeden Fall, dass wir uns auch mit Frankreich und den Niederlanden messen können."

Hilfreich ist außerdem, dass durch den Halbfinaleinzug auch die Qualifikation für die U 20-WM 2020 sicher ist. "Das pusht schon, zu wissen, dass wir uns für die WM qualifiziert haben. Gefühlt können wir jetzt nichts mehr verlieren." Von dem Gastgeberland Schottland hat sie daher noch nicht viel gesehen. "Eigentlich fast nur die Trainingsplätze", lacht die 18-Jährige.

Denn ihr Arbeitsplatz ist schon lange nicht mehr Omas Garten. Am Donnerstag spielt sie in Glasgow um das EM-Finale – ihr Bruder und ihr Cousin werden zuschauen.

[tb]

Gruppensieger, keine Niederlage und nur ein Gegentreffer: An dieser starken Bilanz der deutschen U 19-Frauen bei der Europameisterschaft in Schottland hat Lisann Kaut einen großen Anteil. Die Linksverteidigerin von der TSG Hoffenheim stand in allen drei Gruppenspielen in der Startformation und bringt die Erfahrung von der U 19-EM aus dem vergangenen Jahr mit, als das Team Vize-Europameister wurde. Vor dem Halbfinale gegen die Niederlande am Donnerstag (ab 17 Uhr, live bei Sport1) stellt DFB.de die 18-Jährige aus Mittelhessen vor.

Angefangen hat alles im Garten der Oma. Den verwüstete Lisann Kaut als Kind beim Fußball spielen mit ihrem Bruder und ihrem Cousin, bis sie die beiden zum Training begleiten durfte. Beim VfL Weidenhausen fing sie in der F-Jugend an zu spielen - als einziges Mädchen. Ihre Position: Libero. In der Abwehr war sie schon von klein auf zu Hause.

Beim FSV Hessen Wetzlar empfahl sich Kaut für die Hessenauswahl und kam im April 2018 bei der U 19 zu ihrem ersten U-Länderspiel. Beim 8:0-Erfolg in der EM-Qualifikation in der Slowakei stand sie gleich über die volle Distanz auf dem Platz. "Das Gefühl war krass. Als die Nationalhymne gespielt wurde, hatte ich Gänsehaut. Das ist schon ein Gefühl, das man nicht jeden Tag hat. Da denken viele Menschen an dich", sagt Kaut über ihr DFB-Debüt.

Der große Schritt nach Hoffenheim

Die anschließende EM-Endrunde verfolgte sie zunächst nur von der Bank, wurde jedoch im Halbfinale und dem Endspiel gegen Spanien (0:1) eingewechselt. Mit dieser Erfahrung im Rücken wagte die Linksfüßerin nach drei Jahren in Wetzlar im Sommer 2018 den Schritt zur TSG Hoffenheim. Dort kam sie für die zweite Mannschaft auf 16 Zweitliga-Einsätze.

"Das war eine große Umstellung, auch das erste Mal das Elternhaus zu verlassen. Jetzt wohne ich in einer Gastfamilie. Das war persönlich erstmal etwas ganz Neues für mich, weil ich vorher noch nie irgendwo anders gelebt hatte", sagt Kaut. Durch den Umzug und die G8-Regelung in Baden-Württemberg musste sie die 11. Klasse wiederholen und ihr Abitur auf 2020 verschieben. In der schweren Anfangszeit in Hoffenheim half ihr vor allem Rekord-Nationalspielerin Birgit Prinz, die bei der TSG als Sportpsychologin arbeitet.

Auch fußballerisch und körperlich war es ein enormer Schritt. "Bei Hessen Wetzlar haben wir drei-, viermal die Woche trainiert. In Hoffenheim habe ich jetzt Kraft- und Athletiktraining und auf dem Platz sind wir fünf oder sechsmal in der Woche. Das ist etwas ganz anderes." Durch die höhere Belastung hatte sie zu Beginn viele Probleme mit Verletzungen, in der Rückrunde lief es dann aber schon viel besser.

Trainiert hat Kaut mit dem Bundesligateam zwar noch nicht, sie steht aber mit Trainer Jürgen Ehrmann in Kontakt – vor allem vor ihren Länderspielterminen. Trotz des professionellen Umfelds in St. Leon-Rot gefällt Kaut an Hoffenheim vor allem der familiäre Charakter. Mit ihren Mitspielerinnen verbringt sie praktisch den ganzen Tag.

Qualifikation für die U 20-WM

Das alles hat Kaut persönlich und fußballerisch reifen lassen. Bei ihrer zweiten U 19-EM gehört die zweikampfstarke Verteidigerin nun zu den Erfahrenen im Team. Auch, wenn sie auf dem Feld zu den ruhigeren Spielerinnen gehört und selbst zugibt: "Ich bin niemand, der voranprescht. Ich könnte mich noch mehr in der Führung der Mannschaft einbringen. Aber da bin ich dabei, das zu verbessern."

Das kann sie nun im Halbfinale am Donnerstag gegen die Niederlande zeigen. Das 0:0 zum Abschluss der Gruppenphase gegen Titelverteidiger Spanien war für Kaut ein wichtiger Schritt zum möglichen EM-Titel. "Letztes Jahr standen wir im Finale gegen Spanien, haben da knapp 0:1 verloren. Das war nochmal ein Ansporn für uns, zu zeigen, dass wir genauso gut sind wie sie. Das zeigt auf jeden Fall, dass wir uns auch mit Frankreich und den Niederlanden messen können."

Hilfreich ist außerdem, dass durch den Halbfinaleinzug auch die Qualifikation für die U 20-WM 2020 sicher ist. "Das pusht schon, zu wissen, dass wir uns für die WM qualifiziert haben. Gefühlt können wir jetzt nichts mehr verlieren." Von dem Gastgeberland Schottland hat sie daher noch nicht viel gesehen. "Eigentlich fast nur die Trainingsplätze", lacht die 18-Jährige.

Denn ihr Arbeitsplatz ist schon lange nicht mehr Omas Garten. Am Donnerstag spielt sie in Glasgow um das EM-Finale – ihr Bruder und ihr Cousin werden zuschauen.