Lisa Weiß: Chelsea "eine große Herausforderung"

Endspiel für die Frauen des VfL Wolfsburg in der Gruppenphase der Champions League. Heute (ab 21 Uhr, live auf DAZN) ist aufgrund der komplizierten Tabellensituation ein Sieg mit zwei Toren Unterschied gegen Spitzenreiter FC Chelsea Pflicht. Bei einem Unentschieden oder einer Niederlage ist die internationale Saison für die Wolfsburgerinnen beendet. Eine besondere Rolle wird Lisa Weiß zukommen. Die 32-Jährige war vor der Saison als dritte Torhüterin nach Wolfsburg gekommen, jetzt steht sie plötzlich im Rampenlicht. Im DFB.de-Interview erklärt sie, wie sie mit dieser Rolle umgeht.

DFB.de: Lisa Weiß, kann man die Ausgangslage vor dem Duell mit dem FC Chelsea etwas überspitzt unter das Motto "Siegen oder fliegen" stellen?

Lisa Weiß: Auf diese Konstellation wird es hinauslaufen. Dazwischen gibt es nichts. Leider kommt es jetzt zu diesem Showdown. Wir sind es selbst schuld, weil wir es verpasst haben, in den beiden Duellen gegen Juventus oder auch im Hinspiel in London die Sache frühzeitig klar zu machen. Dann hätten wir jetzt keine Sorgen mehr. Aber "Hätte, hätte, Fahrradkette" bringt uns nicht weiter. Jetzt müssen wir eben mit zwei Toren Unterschied gewinnen.

DFB.de: Man kann es auch positiv sehen: Sie haben das Weiterkommen weiterhin in der eigenen Hand.

Weiß: So sieht es aus. Wir müssen nicht schauen, was die Konkurrenten machen. Aber mit dem FC Chelsea wartet natürlich eine ziemlich große Herausforderung auf uns. Wir werden sehen, was möglich ist.

DFB.de: Im Hinspiel haben Sie 3:1 geführt und am Ende 3:3 gespielt.

Weiß: Das zeigt, dass alles möglich ist. Wir sind der VfL Wolfsburg und sollten uns nicht kleiner machen, als wir sind. Wir haben große Qualität im Kader und können es schaffen. Den VfL Wolfsburg hat es in der Vergangenheit immer ausgezeichnet, dass er im entscheidenden Moment die beste Leistung abgerufen hat. Darauf setzen wir wieder. So gehen wir die Aufgabe an.

DFB.de: Es fällt auf, dass in dieser Saison die Konstanz etwas fehlt. Sehen Sie es auch so?

Weiß: Ja, auf jeden Fall. Wir hatte einen größeren Umbruch im Sommer. Es sind viele junge Spielerinnen gekommen. Da sind Leistungsschwankungen wahrscheinlich normal. Uns fehlt noch etwas die Abgeklärtheit, die den VfL in den vergangenen Jahren immer ausgezeichnet hat. Als ich noch in Essen gespielt habe, sind wir immer nach Wolfsburg gefahren und wussten schon vorher ganz genau, dass da nichts zu holen ist. Da müssen wir wieder hinkommen.

DFB.de: Andererseits kann man auch sagen, dass die Konkurrenz sowohl national wie auch international stärker und der Wettbewerb damit spannender geworden ist.

Weiß: Absolut. Das ist eine super Entwicklung für den Frauenfußball insgesamt. Schon die Gruppenphase der Champions League ist sehr attraktiv. Es ist nicht mehr der Fall, dass man auf völlig überforderte Gegnerinnen trifft. Natürlich macht es das schwierig. Aber mir persönlich macht es  viel Spaß, gegen Teams wie Chelsea oder Juventus zu spielen. Das ist super. Dieser Herausforderung stellen wir uns gerne.

DFB.de: Als Sie nach Wolfsburg gekommen sind, waren Sie die Nummer drei. Durch die Verletzung von Katarzyna Kiedrzynek und die Quarantäne von Almuth Schult sind Sie plötzlich die Nummer eins. Wie fühlt sich das an?

Weiß: Es war von Anfang an klar besprochen, dass der Verein eine Vertretung für Almuth sucht, weil es unklar war, wie ihr Körper nach den Verletzungen reagiert. Ich habe diese Rolle in der Mannschaft absolut angenommen. Aber natürlich freue ich mich über jedes Spiel, das ich bekommen kann. Ich gebe mich nicht zufrieden damit, auf der Bank zu sitzen. Das wäre die falsche Einstellung. Es hat sich in unserem Fall ja wieder gezeigt, wie schnell sich im Fußball die Dinge drehen können. Plötzlich stehe ich im Tor. Das ist manchmal mental eine Herausforderung. Aber ich bin auch nicht mehr die Jüngste und komme damit gut klar. Ich habe ja schon ein paar Spiele auf dem Buckel.

DFB.de: Sie haben bereits sieben Begegnungen für Wolfsburg absolviert. Sind das schon mehr Spiele, als sie zuvor erwartet hatten?

Weiß: Ja, das kann man schon so sagen. Ich habe mich am Anfang auf alles eingestellt – sogar darauf, manchmal womöglich gar nicht im Kader zu stehen. Leider ist es für meine Kolleginnen  jetzt so, dass sich eine verletzt hat und die andere in Quarantäne war. Nun bin ich gefordert. Ich freue mich darüber, diese Chance bekommen zu haben. Es macht total viel Spaß.

DFB.de: Wie fühlt es sich an, für den VfL Wolfsburg zu spielen?

Weiß: Ich habe es früher immer gehasst, gegen den VfL zu spielen. Da haben wir mit Essen nie irgendetwas holen können. Das war extrem bitter. Es ist etwas Besonderes, jetzt das Wolfsburger Trikot tragen zu dürfen. Ich bin vom ersten Tag an super aufgenommen worden. Mit ganz vielen Spielerinnen habe ich irgendwo schon einmal zusammengespielt. Die Truppe ist toll. Alles ist sehr, sehr professionell.

DFB.de: In den vergangenen drei Jahren haben Sie im Ausland für Olympique Lyon und Aston Villa gespielt. Welche Erfahrungen haben Sie mitgebracht?

Weiß: In dieser Zeit habe ich sehr viel über mich selber gelernt. Ich kann nur jedem empfehlen, diese Erfahrungen zu machen, wenn sich die Chance dazu ergibt – gerade jungen Spielerinnen. Man muss einfach mal rauskommen aus der Komfortzone und dem Schneckenhaus. Ich habe elf Jahre für Essen gespielt und hatte lange nicht den Drang, mal die große, weite Welt kennenzulernen. Zum Glück habe ich mich letztlich doch dazu durchringen können.

DFB.de: Sie waren erst in Lyon.

Weiß: Sportlich lief es dort für mich leider nicht so gut. Ich habe leider nie die Chance bekommen, mich zu beweisen. Ich durfte immer nur in den Begegnungen spielen, in denen man schon vorher wusste, dass wir klar gewinnen werden. Das war etwas unbefriedigend, weil ich wirklich versucht habe, mich zum Äußersten zu pushen und meinen Platz zu erkämpfen. Das hat leider nicht funktioniert.

DFB.de: Dann sind Sie zu Aston Villa gegangen.

Weiß: Der Verein war im Jahr zuvor gerade in die erste englische Liga aufgestiegen. Wir hatten ein junges Team, das vom ersten Spieltag an gegen den Abstieg kämpfen würde. Das war vorher allen klar. Wir haben es dann mit Ach und Krach am letzten Spieltag durch einen Sieg gegen den FC Arsenal geschafft. Auch das war eine sehr wertvolle Zeit. Ich habe lernen müssen, wie man mit mehreren Niederlagen am Stück umgehen muss. Das war harter Fußballalltag. Wir mussten um jeden Punkt bis zum Schluss kämpfen. Zuvor in Lyon hatten wir ja nahezu alles gewonnen. Das war ein krasser Gegensatz. Und jetzt bin ich froh, wieder in Deutschland zu sein. Zwei sehr wichtige Partien stehen für uns noch auf dem Programm.

DFB.de: Erst das gefühlte Endspiel gegen Chelsea, dann reisen Sie in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga als Spitzenreiter zu Turbine Potsdam.

Weiß: Das sind zwei echte Herausforderungen zum Jahresende. Wir konzentrieren uns nun zunächst zu 100 Prozent auf Chelsea. Zuletzt beim 1:1 gegen Leverkusen konnten wir unsere Leistung nicht abrufen. Wir müssen in den beiden anstehenden Begegnungen definitiv die eine oder andere Schippe drauflegen. Wenn uns das gelingt, ist alles möglich. Wir werden alles reinhauen, was wir noch im Tank haben.

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Endspiel für die Frauen des VfL Wolfsburg in der Gruppenphase der Champions League. Heute (ab 21 Uhr, live auf DAZN) ist aufgrund der komplizierten Tabellensituation ein Sieg mit zwei Toren Unterschied gegen Spitzenreiter FC Chelsea Pflicht. Bei einem Unentschieden oder einer Niederlage ist die internationale Saison für die Wolfsburgerinnen beendet. Eine besondere Rolle wird Lisa Weiß zukommen. Die 32-Jährige war vor der Saison als dritte Torhüterin nach Wolfsburg gekommen, jetzt steht sie plötzlich im Rampenlicht. Im DFB.de-Interview erklärt sie, wie sie mit dieser Rolle umgeht.

DFB.de: Lisa Weiß, kann man die Ausgangslage vor dem Duell mit dem FC Chelsea etwas überspitzt unter das Motto "Siegen oder fliegen" stellen?

Lisa Weiß: Auf diese Konstellation wird es hinauslaufen. Dazwischen gibt es nichts. Leider kommt es jetzt zu diesem Showdown. Wir sind es selbst schuld, weil wir es verpasst haben, in den beiden Duellen gegen Juventus oder auch im Hinspiel in London die Sache frühzeitig klar zu machen. Dann hätten wir jetzt keine Sorgen mehr. Aber "Hätte, hätte, Fahrradkette" bringt uns nicht weiter. Jetzt müssen wir eben mit zwei Toren Unterschied gewinnen.

DFB.de: Man kann es auch positiv sehen: Sie haben das Weiterkommen weiterhin in der eigenen Hand.

Weiß: So sieht es aus. Wir müssen nicht schauen, was die Konkurrenten machen. Aber mit dem FC Chelsea wartet natürlich eine ziemlich große Herausforderung auf uns. Wir werden sehen, was möglich ist.

DFB.de: Im Hinspiel haben Sie 3:1 geführt und am Ende 3:3 gespielt.

Weiß: Das zeigt, dass alles möglich ist. Wir sind der VfL Wolfsburg und sollten uns nicht kleiner machen, als wir sind. Wir haben große Qualität im Kader und können es schaffen. Den VfL Wolfsburg hat es in der Vergangenheit immer ausgezeichnet, dass er im entscheidenden Moment die beste Leistung abgerufen hat. Darauf setzen wir wieder. So gehen wir die Aufgabe an.

DFB.de: Es fällt auf, dass in dieser Saison die Konstanz etwas fehlt. Sehen Sie es auch so?

Weiß: Ja, auf jeden Fall. Wir hatte einen größeren Umbruch im Sommer. Es sind viele junge Spielerinnen gekommen. Da sind Leistungsschwankungen wahrscheinlich normal. Uns fehlt noch etwas die Abgeklärtheit, die den VfL in den vergangenen Jahren immer ausgezeichnet hat. Als ich noch in Essen gespielt habe, sind wir immer nach Wolfsburg gefahren und wussten schon vorher ganz genau, dass da nichts zu holen ist. Da müssen wir wieder hinkommen.

DFB.de: Andererseits kann man auch sagen, dass die Konkurrenz sowohl national wie auch international stärker und der Wettbewerb damit spannender geworden ist.

Weiß: Absolut. Das ist eine super Entwicklung für den Frauenfußball insgesamt. Schon die Gruppenphase der Champions League ist sehr attraktiv. Es ist nicht mehr der Fall, dass man auf völlig überforderte Gegnerinnen trifft. Natürlich macht es das schwierig. Aber mir persönlich macht es  viel Spaß, gegen Teams wie Chelsea oder Juventus zu spielen. Das ist super. Dieser Herausforderung stellen wir uns gerne.

DFB.de: Als Sie nach Wolfsburg gekommen sind, waren Sie die Nummer drei. Durch die Verletzung von Katarzyna Kiedrzynek und die Quarantäne von Almuth Schult sind Sie plötzlich die Nummer eins. Wie fühlt sich das an?

Weiß: Es war von Anfang an klar besprochen, dass der Verein eine Vertretung für Almuth sucht, weil es unklar war, wie ihr Körper nach den Verletzungen reagiert. Ich habe diese Rolle in der Mannschaft absolut angenommen. Aber natürlich freue ich mich über jedes Spiel, das ich bekommen kann. Ich gebe mich nicht zufrieden damit, auf der Bank zu sitzen. Das wäre die falsche Einstellung. Es hat sich in unserem Fall ja wieder gezeigt, wie schnell sich im Fußball die Dinge drehen können. Plötzlich stehe ich im Tor. Das ist manchmal mental eine Herausforderung. Aber ich bin auch nicht mehr die Jüngste und komme damit gut klar. Ich habe ja schon ein paar Spiele auf dem Buckel.

DFB.de: Sie haben bereits sieben Begegnungen für Wolfsburg absolviert. Sind das schon mehr Spiele, als sie zuvor erwartet hatten?

Weiß: Ja, das kann man schon so sagen. Ich habe mich am Anfang auf alles eingestellt – sogar darauf, manchmal womöglich gar nicht im Kader zu stehen. Leider ist es für meine Kolleginnen  jetzt so, dass sich eine verletzt hat und die andere in Quarantäne war. Nun bin ich gefordert. Ich freue mich darüber, diese Chance bekommen zu haben. Es macht total viel Spaß.

DFB.de: Wie fühlt es sich an, für den VfL Wolfsburg zu spielen?

Weiß: Ich habe es früher immer gehasst, gegen den VfL zu spielen. Da haben wir mit Essen nie irgendetwas holen können. Das war extrem bitter. Es ist etwas Besonderes, jetzt das Wolfsburger Trikot tragen zu dürfen. Ich bin vom ersten Tag an super aufgenommen worden. Mit ganz vielen Spielerinnen habe ich irgendwo schon einmal zusammengespielt. Die Truppe ist toll. Alles ist sehr, sehr professionell.

DFB.de: In den vergangenen drei Jahren haben Sie im Ausland für Olympique Lyon und Aston Villa gespielt. Welche Erfahrungen haben Sie mitgebracht?

Weiß: In dieser Zeit habe ich sehr viel über mich selber gelernt. Ich kann nur jedem empfehlen, diese Erfahrungen zu machen, wenn sich die Chance dazu ergibt – gerade jungen Spielerinnen. Man muss einfach mal rauskommen aus der Komfortzone und dem Schneckenhaus. Ich habe elf Jahre für Essen gespielt und hatte lange nicht den Drang, mal die große, weite Welt kennenzulernen. Zum Glück habe ich mich letztlich doch dazu durchringen können.

DFB.de: Sie waren erst in Lyon.

Weiß: Sportlich lief es dort für mich leider nicht so gut. Ich habe leider nie die Chance bekommen, mich zu beweisen. Ich durfte immer nur in den Begegnungen spielen, in denen man schon vorher wusste, dass wir klar gewinnen werden. Das war etwas unbefriedigend, weil ich wirklich versucht habe, mich zum Äußersten zu pushen und meinen Platz zu erkämpfen. Das hat leider nicht funktioniert.

DFB.de: Dann sind Sie zu Aston Villa gegangen.

Weiß: Der Verein war im Jahr zuvor gerade in die erste englische Liga aufgestiegen. Wir hatten ein junges Team, das vom ersten Spieltag an gegen den Abstieg kämpfen würde. Das war vorher allen klar. Wir haben es dann mit Ach und Krach am letzten Spieltag durch einen Sieg gegen den FC Arsenal geschafft. Auch das war eine sehr wertvolle Zeit. Ich habe lernen müssen, wie man mit mehreren Niederlagen am Stück umgehen muss. Das war harter Fußballalltag. Wir mussten um jeden Punkt bis zum Schluss kämpfen. Zuvor in Lyon hatten wir ja nahezu alles gewonnen. Das war ein krasser Gegensatz. Und jetzt bin ich froh, wieder in Deutschland zu sein. Zwei sehr wichtige Partien stehen für uns noch auf dem Programm.

DFB.de: Erst das gefühlte Endspiel gegen Chelsea, dann reisen Sie in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga als Spitzenreiter zu Turbine Potsdam.

Weiß: Das sind zwei echte Herausforderungen zum Jahresende. Wir konzentrieren uns nun zunächst zu 100 Prozent auf Chelsea. Zuletzt beim 1:1 gegen Leverkusen konnten wir unsere Leistung nicht abrufen. Wir müssen in den beiden anstehenden Begegnungen definitiv die eine oder andere Schippe drauflegen. Wenn uns das gelingt, ist alles möglich. Wir werden alles reinhauen, was wir noch im Tank haben.

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