Lisa und Lukas Klostermann: "Als Kinder auf der Straße gespielt"

Fußball ist in der Familie längst nicht mehr nur etwas für Jungs. Auch immer mehr Mädchen mischen mit und schaffen dann den Sprung in die höchsten deutschen Spielklassen. In unserer Serie #RespektSchwester werfen wir einen Blick auf bekannte Geschwisterpärchen. Heute: Lisa Klostermann und Lukas Klostermann.

DFB.de: Lukas Klostermann, Sie sind drei Jahre älter als ihre Schwester Lisa. Lisa, Sie sind Torhüterin. Der Verdacht drängt sich auf, dass die jüngere Schwester früher ins Tor musste, wenn sie mitspielen wollte. War es tatsächlich so?

Lisa Klostermann: Das war auf jeden Fall so. Um mit Lukas und seinen besten Freunden mitspielen zu dürfen, war die Bedingung, dass ich ins Tor gehe. Damals war das nicht immer ganz so schön, aber mittlerweile kann ich mir nichts Schöneres vorstellen, als im Tor zu stehen.

Lukas Klostermann: Man muss fairerweise ergänzen, dass wir in unserer Kindheit nicht irgendwo im Garten sondern auf der Straße gespielt haben. Der harte Boden ist natürlich nicht mit einem gepflegten Rasen zu vergleichen, deshalb wollte damals keiner ins Tor, also musste Lisa in den sauren Apfel beißen. Bei ihr und mir sind damals einige Hosen zerrissen und hin und wieder hat man sich die Knie aufgeschlagen. Zum Glück sind wir da ganz gut durchgekommen. (lacht) Es war eine schöne Zeit, wir hatten immer viel Spaß.

DFB.de: Lukas, Sie haben im Verein allerdings auch als Torwart angefangen, sind im Laufe der Jahre ins Feld gewechselt. Gab es bei Ihnen, Lisa, ebenfalls diese Überlegung?

Lisa Klostermann: Bei mir war es sogar eher umgekehrt. Ich habe lange im Feld gespielt, war aber gleichzeitig Torhüterin in meiner Auswahlmannschaft. Die Trainer haben mir klargemacht, dass ich auch im Verein im Tor spielen müsste, wenn ich das weiterhin in der Auswahl tun wolle. Irgendwann kam der Punkt, etwa in der D-Jugend, an dem ich für mich entschieden habe, dass es schöner ist, im Tor zu stehen.

Lukas Klostermann: Mir hat es Spaß gemacht, im Tor zu spielen. Nach gut einem Jahr, wurde ich jedoch aufgrund meiner Schnelligkeit im Feld entweder ganz vorne oder ganz hinten eingesetzt. Während meiner Laufbahn, vor allem in den Jugendmannschaften, habe ich gefühlt jede Position einmal gespielt. Mit Ausnahme des kreativen Zehners, der ich zugegebenermaßen nie war. Ich bin froh, dass ich letztendlich in der Verteidigung gelandet bin. Dort zu spielen, egal ob innen oder außen, macht mir großen Spaß.

DFB.de: Gibt es neben Fußball weitere Sportarten oder Spiele, in denen Sie sich früher und eventuell bis heute miteinander messen und gemessen haben?

Lisa Klostermann: Unsere Eltern waren Leichtathleten, daher haben wir das beide ebenfalls lange gemacht. Daneben haben wir mit unseren Freunden auf der Straße gefühlt jede Sportart, sei es Hockey auf Inlineskates oder American Football, ausprobiert.

Lukas Klostermann: Wenn ich heute in der Heimat bin, geht es etwas ruhiger zu. Ich bin dann froh, mich mal nicht sportlich zu betätigen und einfach die Seele baumeln zu lassen. Von daher hat sich der Fokus auf Kartenspiele verlagert. Das hat den anderen zuletzt nicht so Spaß gemacht, da werde ich mich das nächste Mal wieder etwas zurücknehmen, damit meine Schwester und meine Eltern auch eine Chance haben. (lacht)

Lisa Klostermann: Das letzte Spiel habe ich gewonnen, möchte ich anmerken.

DFB.de: Sie haben beide in Gevelsberg angefangen Fußball zu spielen, so wie, wenn auch bei einem anderen Verein, Nationalmannschaftskapitänin Alexandra Popp. Gab es da hin und wieder mal Kontakt? War sie ein Stück weit ein Vorbild?

Lisa Klostermann: Man hat natürlich mitbekommen, dass es da noch eine ziemlich gute Spielerin gibt, die aus Gevelsberg kommt. Klar war sie auch ein Vorbild. Allerdings ist "Poppi" bekanntermaßen für das Toreschießen zuständig und ich für das Verhindern. Wenn wir heute gegeneinander spielen, bleibt man vor oder nach dem Spiel kurz stehen und quatscht ein bisschen.

Lukas Klostermann: Mein Kontakt zu Alexandra Popp ist 2016 im Vorfeld der Olympischen Spiele entstanden, wo die Frauen letztlich sogar die Goldmedaille gewonnen haben. Für unsere kleine Heimatstadt ist es natürlich super, zumal auch noch Lena Oberdorf aus Gevelsberg kommt, gleich mehrere auf Bundesebene erfolgreiche Spielerinnen und Spieler zu haben.

DFB.de: Lisa, Sie sind dem Ruhrgebiet bis heute treu geblieben, spielten erst beim MSV Duisburg jetzt für die SGS Essen. Sie, Lukas, zog es dagegen vom VfL Bochum einmal quer durch die Republik zu RB Leipzig. War das ein ganz bewusster Schritt raus aus dem "gewohnten" Umfeld? Wie hat die räumliche Trennung Ihre Beziehung untereinander verändert?

Lukas Klostermann: Als ich mit 18 nach Leipzig gegangen bin, hat mir Ralf Rangnick vorher in einem persönlichen Treffen den Weg des Vereins und meinen persönlichen Weg fast exakt so "vorausgesagt" oder besser aufgezeigt, wie er in den letzten Jahren eingetreten ist. Rückblickend kann ich also sagen, dass es für mich die beste Entscheidung war. Durch den räumlichen Abstand sehe ich meine Familie natürlich nicht mehr so oft wie früher. Ich versuche aber regelmäßig in der Heimat zu sein, um sie und meine Freunde zu besuchen, das ist mir wichtig. Ansonsten sind wir über Handy und Co. in regem Kontakt und tauschen uns über verschiedenste Dinge aus.

Lisa Klostermann: Meine Eltern und ich versuchen bei jedem "unserer" Heimspiele, also etwa in Dortmund oder auf Schalke, vor Ort zu sein, um das Spiel zu sehen und ein paar Minuten mit Lukas zu sprechen. Das ist immer schön, da bei diesen Spielen nicht nur wir als Familie, sondern auch viele Freunde, Lukas besuchen. Für mich als Schwester ist es toll zu sehen, wo der kleine Junge mit dem man früher auf der Straße gespielt hat, heute steht. Da ist man schon stolz.

DFB.de: Sie haben gegenseitig relativ viel Einblick in den Alltag des anderen, wie sehen Sie das Verhältnis von Frauen- und Männerfußball, vor allem was die öffentliche Wahrnehmung angeht? Ist der Männerfußball zu präsent?

Lisa Klostermann: Insgesamt hat sich in den letzten Jahren schon viel getan. Allerdings hätte ich aktuell gerne die Champions-League-Spiele der Frauen verfolgt, konnte aber etwa zu den Spielen ohne deutsche Beteiligung in den öffentlich-rechtlichen Medien nichts finden, ähnlich ist es bei vielen Ligaspielen der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Es ist schade, wenn man keine Möglichkeit hat, die Spiele anzusehen. Hier würde ich mir wünschen, dass man einen weiteren Schritt in die richtige Richtung geht. Darüber würden wir uns sehr freuen.

Lukas Klostermann: Ich denke, die Frauen-Nationalmannschaft hat durch ihre großen sportlichen Erfolge, wie etwa der Goldmedaille in Rio 2016, enorm dazu beigetragen, dass sich die Wahrnehmung des Frauenfußballs verbessert hat. Es zeigt, dass im deutschen Frauenfußball gut gearbeitet wird. Eine komplette Angleichung an den Männerfußball, so wünschenswert das auch wäre, halte ich in den nächsten Jahren jedoch für kaum umsetzbar. Ich hoffe aber, dass der positive Weg der letzten Jahre fortgesetzt wird.

DFB.de: Stellen Sie sich vor, sie wären jeweils die Trainerin oder der Trainer des anderen. Wie würde Ihre Beurteilung ausfallen und woran sollte die oder der andere noch arbeiten?

Lisa Klostermann: Positiv bei Lukas ist auf jeden Fall seine Schnelligkeit, die konnte er früher schon gut ausspielen. Wo er sich definitiv verbessern muss, ist bei seinem Torabschluss, da müssen hin und wieder auch mal ein, zwei Tore her.

Lukas Klostermann: Kleine Anmerkung der Redaktion: Ich kann mich an eine Statistik erinnern, das müsste in der vorletzten Saison gewesen sein, da habe ich fünf Tore geschossen bei sechs Schüssen auf das Tor. Gut, sechs Schüsse auf das Tor in der gesamten Saison sind natürlich etwas wenig, das muss man ein bisschen ausklammern, aber die Quote stimmt da auf jeden Fall. Von daher kann ich die Kritik an dieser Stelle nicht so ganz verstehen, aber ich werde es mir natürlich trotzdem zu Herzen nehmen und versuchen daran zu arbeiten. (lacht) Bei Lisa ist momentan die Priorität Nummer eins, dass sie wieder richtig fit wird. Sie schlägt sich nun leider schon länger mit ihrer Kreuzbandverletzung herum. Ich hatte das in der Vergangenheit auch schon, daher weiß ich, dass das keine einfache Geschichte ist. Die Gesundheit ist das mit Abstand Wichtigste. Leider weiß man das erst zu schätzen, wenn man den Sport, den man so sehr liebt, über Wochen und Monate nicht mehr so ausüben kann, wie man das gerne möchte.

DFB.de: Zum Abschluss, was ist Ihre schönste Erinnerung im DFB-Trikot?

Lisa Klostermann: Ich erinnere mich gerne an die Olympischen Spiele 2016 zurück. Den eigenen Bruder dort auf dem Platz zu sehen, hat mich sehr stolz gemacht. Es wäre natürlich umso schöner gewesen, wenn es letztlich Gold geworden wäre, aber irgendwie ist Silber unser Familiengold. Lukas hat jetzt schon ein paar zweite Plätze geholt und wir haben mit der SGS im Pokal dieses Jahr ebenfalls den zweiten Platz belegt.

Lukas Klostermann: Für mich ist das eine schwierige Entscheidung zwischen den Olympischen Spielen und meinem Debüt für die A-Nationalmannschaft. Das waren beides sehr emotionale Erlebnisse. Für die A-Nationalmannschaft zu spielen, bedeutet, dass ein Traum in Erfüllung geht. Ein Traum der eigentlich immer sehr weit weg schien. Man kann das im ersten Augenblick gar nicht so richtig glauben, wenn man vom Bundestrainer angerufen wird. Auf der anderen Seite natürlich das Olympische Turnier in Rio. Gerade bei unserem familiären Hintergrund war das etwas ganz Besonderes. Früher lief der Fernseher bei uns nie vor dem Nachmittag, es sei denn es waren gerade Olympische Spiele oder eine andere Leichtathletik-Großveranstaltung. Das dann vor Ort zu erleben, im Olympischen Dorf zu sein und auch meine Familie dabei zu haben, ist unvergesslich. Als ich am Morgen nach dem Halbfinale aufgewacht bin, hatte ich bestimmt 50, 60 Nachrichten in unserer privaten Olympia-Chatgruppe. Dort wurde hin- und hergeschrieben, ob es noch irgendeine Möglichkeit gebe, zum Finale anzureisen. Meine Freundin, mein Papa und meine besten Freunde mit ihrem Papa sind dann teilweise aus Deutschland, einer meiner besten Freunde von Peru nach Rio angereist. Das war gefühlt eine große Nacht-und-Nebel-Aktion. Das alles hat das Finale, auch wenn wir es letztendlich verloren haben, zu einem sehr, sehr geilen Spiel gemacht. Ich erinnere mich gut an die Minuten vor dem Spiel. Die brasilianische Nationalhymne lief und die Brasilianer haben zu zehntausenden lauthals mitgesungen, so etwas hatte ich noch nie erlebt und es hat uns auch als Gegner extrem gepusht. Ich hoffe, dass ich vielleicht irgendwann noch einmal bei so einem Ereignis dabei sein kann.

[ma]

Fußball ist in der Familie längst nicht mehr nur etwas für Jungs. Auch immer mehr Mädchen mischen mit und schaffen dann den Sprung in die höchsten deutschen Spielklassen. In unserer Serie #RespektSchwester werfen wir einen Blick auf bekannte Geschwisterpärchen. Heute: Lisa Klostermann und Lukas Klostermann.

DFB.de: Lukas Klostermann, Sie sind drei Jahre älter als ihre Schwester Lisa. Lisa, Sie sind Torhüterin. Der Verdacht drängt sich auf, dass die jüngere Schwester früher ins Tor musste, wenn sie mitspielen wollte. War es tatsächlich so?

Lisa Klostermann: Das war auf jeden Fall so. Um mit Lukas und seinen besten Freunden mitspielen zu dürfen, war die Bedingung, dass ich ins Tor gehe. Damals war das nicht immer ganz so schön, aber mittlerweile kann ich mir nichts Schöneres vorstellen, als im Tor zu stehen.

Lukas Klostermann: Man muss fairerweise ergänzen, dass wir in unserer Kindheit nicht irgendwo im Garten sondern auf der Straße gespielt haben. Der harte Boden ist natürlich nicht mit einem gepflegten Rasen zu vergleichen, deshalb wollte damals keiner ins Tor, also musste Lisa in den sauren Apfel beißen. Bei ihr und mir sind damals einige Hosen zerrissen und hin und wieder hat man sich die Knie aufgeschlagen. Zum Glück sind wir da ganz gut durchgekommen. (lacht) Es war eine schöne Zeit, wir hatten immer viel Spaß.

DFB.de: Lukas, Sie haben im Verein allerdings auch als Torwart angefangen, sind im Laufe der Jahre ins Feld gewechselt. Gab es bei Ihnen, Lisa, ebenfalls diese Überlegung?

Lisa Klostermann: Bei mir war es sogar eher umgekehrt. Ich habe lange im Feld gespielt, war aber gleichzeitig Torhüterin in meiner Auswahlmannschaft. Die Trainer haben mir klargemacht, dass ich auch im Verein im Tor spielen müsste, wenn ich das weiterhin in der Auswahl tun wolle. Irgendwann kam der Punkt, etwa in der D-Jugend, an dem ich für mich entschieden habe, dass es schöner ist, im Tor zu stehen.

Lukas Klostermann: Mir hat es Spaß gemacht, im Tor zu spielen. Nach gut einem Jahr, wurde ich jedoch aufgrund meiner Schnelligkeit im Feld entweder ganz vorne oder ganz hinten eingesetzt. Während meiner Laufbahn, vor allem in den Jugendmannschaften, habe ich gefühlt jede Position einmal gespielt. Mit Ausnahme des kreativen Zehners, der ich zugegebenermaßen nie war. Ich bin froh, dass ich letztendlich in der Verteidigung gelandet bin. Dort zu spielen, egal ob innen oder außen, macht mir großen Spaß.

DFB.de: Gibt es neben Fußball weitere Sportarten oder Spiele, in denen Sie sich früher und eventuell bis heute miteinander messen und gemessen haben?

Lisa Klostermann: Unsere Eltern waren Leichtathleten, daher haben wir das beide ebenfalls lange gemacht. Daneben haben wir mit unseren Freunden auf der Straße gefühlt jede Sportart, sei es Hockey auf Inlineskates oder American Football, ausprobiert.

Lukas Klostermann: Wenn ich heute in der Heimat bin, geht es etwas ruhiger zu. Ich bin dann froh, mich mal nicht sportlich zu betätigen und einfach die Seele baumeln zu lassen. Von daher hat sich der Fokus auf Kartenspiele verlagert. Das hat den anderen zuletzt nicht so Spaß gemacht, da werde ich mich das nächste Mal wieder etwas zurücknehmen, damit meine Schwester und meine Eltern auch eine Chance haben. (lacht)

Lisa Klostermann: Das letzte Spiel habe ich gewonnen, möchte ich anmerken.

DFB.de: Sie haben beide in Gevelsberg angefangen Fußball zu spielen, so wie, wenn auch bei einem anderen Verein, Nationalmannschaftskapitänin Alexandra Popp. Gab es da hin und wieder mal Kontakt? War sie ein Stück weit ein Vorbild?

Lisa Klostermann: Man hat natürlich mitbekommen, dass es da noch eine ziemlich gute Spielerin gibt, die aus Gevelsberg kommt. Klar war sie auch ein Vorbild. Allerdings ist "Poppi" bekanntermaßen für das Toreschießen zuständig und ich für das Verhindern. Wenn wir heute gegeneinander spielen, bleibt man vor oder nach dem Spiel kurz stehen und quatscht ein bisschen.

Lukas Klostermann: Mein Kontakt zu Alexandra Popp ist 2016 im Vorfeld der Olympischen Spiele entstanden, wo die Frauen letztlich sogar die Goldmedaille gewonnen haben. Für unsere kleine Heimatstadt ist es natürlich super, zumal auch noch Lena Oberdorf aus Gevelsberg kommt, gleich mehrere auf Bundesebene erfolgreiche Spielerinnen und Spieler zu haben.

DFB.de: Lisa, Sie sind dem Ruhrgebiet bis heute treu geblieben, spielten erst beim MSV Duisburg jetzt für die SGS Essen. Sie, Lukas, zog es dagegen vom VfL Bochum einmal quer durch die Republik zu RB Leipzig. War das ein ganz bewusster Schritt raus aus dem "gewohnten" Umfeld? Wie hat die räumliche Trennung Ihre Beziehung untereinander verändert?

Lukas Klostermann: Als ich mit 18 nach Leipzig gegangen bin, hat mir Ralf Rangnick vorher in einem persönlichen Treffen den Weg des Vereins und meinen persönlichen Weg fast exakt so "vorausgesagt" oder besser aufgezeigt, wie er in den letzten Jahren eingetreten ist. Rückblickend kann ich also sagen, dass es für mich die beste Entscheidung war. Durch den räumlichen Abstand sehe ich meine Familie natürlich nicht mehr so oft wie früher. Ich versuche aber regelmäßig in der Heimat zu sein, um sie und meine Freunde zu besuchen, das ist mir wichtig. Ansonsten sind wir über Handy und Co. in regem Kontakt und tauschen uns über verschiedenste Dinge aus.

Lisa Klostermann: Meine Eltern und ich versuchen bei jedem "unserer" Heimspiele, also etwa in Dortmund oder auf Schalke, vor Ort zu sein, um das Spiel zu sehen und ein paar Minuten mit Lukas zu sprechen. Das ist immer schön, da bei diesen Spielen nicht nur wir als Familie, sondern auch viele Freunde, Lukas besuchen. Für mich als Schwester ist es toll zu sehen, wo der kleine Junge mit dem man früher auf der Straße gespielt hat, heute steht. Da ist man schon stolz.

DFB.de: Sie haben gegenseitig relativ viel Einblick in den Alltag des anderen, wie sehen Sie das Verhältnis von Frauen- und Männerfußball, vor allem was die öffentliche Wahrnehmung angeht? Ist der Männerfußball zu präsent?

Lisa Klostermann: Insgesamt hat sich in den letzten Jahren schon viel getan. Allerdings hätte ich aktuell gerne die Champions-League-Spiele der Frauen verfolgt, konnte aber etwa zu den Spielen ohne deutsche Beteiligung in den öffentlich-rechtlichen Medien nichts finden, ähnlich ist es bei vielen Ligaspielen der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Es ist schade, wenn man keine Möglichkeit hat, die Spiele anzusehen. Hier würde ich mir wünschen, dass man einen weiteren Schritt in die richtige Richtung geht. Darüber würden wir uns sehr freuen.

Lukas Klostermann: Ich denke, die Frauen-Nationalmannschaft hat durch ihre großen sportlichen Erfolge, wie etwa der Goldmedaille in Rio 2016, enorm dazu beigetragen, dass sich die Wahrnehmung des Frauenfußballs verbessert hat. Es zeigt, dass im deutschen Frauenfußball gut gearbeitet wird. Eine komplette Angleichung an den Männerfußball, so wünschenswert das auch wäre, halte ich in den nächsten Jahren jedoch für kaum umsetzbar. Ich hoffe aber, dass der positive Weg der letzten Jahre fortgesetzt wird.

DFB.de: Stellen Sie sich vor, sie wären jeweils die Trainerin oder der Trainer des anderen. Wie würde Ihre Beurteilung ausfallen und woran sollte die oder der andere noch arbeiten?

Lisa Klostermann: Positiv bei Lukas ist auf jeden Fall seine Schnelligkeit, die konnte er früher schon gut ausspielen. Wo er sich definitiv verbessern muss, ist bei seinem Torabschluss, da müssen hin und wieder auch mal ein, zwei Tore her.

Lukas Klostermann: Kleine Anmerkung der Redaktion: Ich kann mich an eine Statistik erinnern, das müsste in der vorletzten Saison gewesen sein, da habe ich fünf Tore geschossen bei sechs Schüssen auf das Tor. Gut, sechs Schüsse auf das Tor in der gesamten Saison sind natürlich etwas wenig, das muss man ein bisschen ausklammern, aber die Quote stimmt da auf jeden Fall. Von daher kann ich die Kritik an dieser Stelle nicht so ganz verstehen, aber ich werde es mir natürlich trotzdem zu Herzen nehmen und versuchen daran zu arbeiten. (lacht) Bei Lisa ist momentan die Priorität Nummer eins, dass sie wieder richtig fit wird. Sie schlägt sich nun leider schon länger mit ihrer Kreuzbandverletzung herum. Ich hatte das in der Vergangenheit auch schon, daher weiß ich, dass das keine einfache Geschichte ist. Die Gesundheit ist das mit Abstand Wichtigste. Leider weiß man das erst zu schätzen, wenn man den Sport, den man so sehr liebt, über Wochen und Monate nicht mehr so ausüben kann, wie man das gerne möchte.

DFB.de: Zum Abschluss, was ist Ihre schönste Erinnerung im DFB-Trikot?

Lisa Klostermann: Ich erinnere mich gerne an die Olympischen Spiele 2016 zurück. Den eigenen Bruder dort auf dem Platz zu sehen, hat mich sehr stolz gemacht. Es wäre natürlich umso schöner gewesen, wenn es letztlich Gold geworden wäre, aber irgendwie ist Silber unser Familiengold. Lukas hat jetzt schon ein paar zweite Plätze geholt und wir haben mit der SGS im Pokal dieses Jahr ebenfalls den zweiten Platz belegt.

Lukas Klostermann: Für mich ist das eine schwierige Entscheidung zwischen den Olympischen Spielen und meinem Debüt für die A-Nationalmannschaft. Das waren beides sehr emotionale Erlebnisse. Für die A-Nationalmannschaft zu spielen, bedeutet, dass ein Traum in Erfüllung geht. Ein Traum der eigentlich immer sehr weit weg schien. Man kann das im ersten Augenblick gar nicht so richtig glauben, wenn man vom Bundestrainer angerufen wird. Auf der anderen Seite natürlich das Olympische Turnier in Rio. Gerade bei unserem familiären Hintergrund war das etwas ganz Besonderes. Früher lief der Fernseher bei uns nie vor dem Nachmittag, es sei denn es waren gerade Olympische Spiele oder eine andere Leichtathletik-Großveranstaltung. Das dann vor Ort zu erleben, im Olympischen Dorf zu sein und auch meine Familie dabei zu haben, ist unvergesslich. Als ich am Morgen nach dem Halbfinale aufgewacht bin, hatte ich bestimmt 50, 60 Nachrichten in unserer privaten Olympia-Chatgruppe. Dort wurde hin- und hergeschrieben, ob es noch irgendeine Möglichkeit gebe, zum Finale anzureisen. Meine Freundin, mein Papa und meine besten Freunde mit ihrem Papa sind dann teilweise aus Deutschland, einer meiner besten Freunde von Peru nach Rio angereist. Das war gefühlt eine große Nacht-und-Nebel-Aktion. Das alles hat das Finale, auch wenn wir es letztendlich verloren haben, zu einem sehr, sehr geilen Spiel gemacht. Ich erinnere mich gut an die Minuten vor dem Spiel. Die brasilianische Nationalhymne lief und die Brasilianer haben zu zehntausenden lauthals mitgesungen, so etwas hatte ich noch nie erlebt und es hat uns auch als Gegner extrem gepusht. Ich hoffe, dass ich vielleicht irgendwann noch einmal bei so einem Ereignis dabei sein kann.

###more###