Leverkusens Uebach: "Zehrt an den Nerven"

Letzter Spieltag, letzte Chance für die Fußballerinnen von Bayer 04 Leverkusen auf den Klassenverbleib in der Allianz Frauen-Bundesliga. Die Mannschaft braucht im Heimspiel gegen die SGS Essen heute (ab 14 Uhr) mindestens einen Punkt - und ist trotzdem auf Hilfe der Konkurrenz angewiesen. Leverkusens 18 Jahre alte Juniorinnen-Nationalspielerin Lena Uebach ordnet im DFB.de-Interview die Situation ein.

DFB.de: Lena, für Sie persönlich neigt sich eine ereignisreiche Woche dem Ende entgegen.

Lena Uebach: Ja, das kann man so sagen. Am Donnerstag hatte ich meine letzte schriftliche Abiprüfung. Zum Glück war es Sport, was mir sehr liegt. Aber der Höhepunkt kommt natürlich noch. Das Spiel gegen Essen ist für uns ein Endspiel. Wir brauchen mindestens einen Punkt, vielleicht sogar einen Sieg, im schlimmsten Fall reicht nicht mal das. Es wird auf jeden Fall dramatisch, davon bin ich überzeugt.

DFB.de: Wie belastend war zuletzt der Abstiegskampf in der Bundesliga parallel zum Abitur?

Uebach: Es war schon sehr anstrengend. Umso erleichterter bin ich, dass zumindest schulisch jetzt das Schlimmste überstanden ist. Anfang Juni steht noch eine mündliche Prüfung auf dem Programm. Bis dahin ist zum Glück noch etwas Zeit, sodass ich mich jetzt wirklich voll auf unser Endspiel gegen Essen konzentrieren kann.

DFB.de: Was bewegt Sie mehr? Schule oder Abstiegskampf?

Uebach: Schulisch werden wir sehr gut durch das Internat unterstützt. Deshalb ist der Druck in diesem Bereich nicht so groß. Die Prüfungen liefen alle eigentlich auch ganz gut. Es gab keine Klausur, die ich mit einem schlechten Gefühl abgegeben habe. Aber der Abstiegskampf zehrt schon an den Nerven, weil da ganz viele andere Dinge noch dranhängen. Es geht ja auch darum, ob wir als Mannschaft zusammenbleiben oder ob es im schlimmsten Fall im Sommer einen Umbruch geben wird.

DFB.de: Wie ist Ihr Gefühl vor dem Endspiel? Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?

Uebach: Unsere Leistungen in den vergangenen Wochen geben uns Hoffnung. Der Punkt gegen Potsdam vor zwei Wochen war sehr wichtig. Wir denken gar nicht groß über irgendwelche möglichen Szenarien nach. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und Essen möglichst besiegen. Danach können wir schauen, was Bremen in Freiburg gemacht hat. Dann wissen wir, wie die ganze Geschichte ausgegangen ist. Wir sind leider in der Situation, dass wir darauf hoffen müssen, dass Freiburg die Sache ernst nimmt.

DFB.de: Haben Sie daran Zweifel?

Uebach: Nein, das nicht. Ich bin davon überzeugt, dass Freiburg sich nochmal voll reinhängen wird. Sie haben natürlich auch die Qualität, um Bremen zu schlagen, das hat man ja im DFB-Pokalfinale gesehen. Aber auch für Werder geht es um alles. Am Ende wird es eine Mentalitätsfrage sein. Aber ich will es nochmal betonen: Wir schauen zunächst nur auf unser Spiel. Das können wir beeinflussen, alles andere leider nicht mehr.

DFB.de: Für Essen geht es noch um Platz 3.

Uebach: Das könnte ein Nachteil für uns sein, weil sie diesen Rang garantiert unbedingt erreichen wollen. Um Potsdam noch abzufangen, müssen sie bei uns gewinnen. Essen wird sicher nicht mit halber Kraft bei uns auflaufen. Entsprechend wird es für uns eine unglaublich schwierige Aufgabe.

DFB.de: Was macht Ihnen Hoffnung?

Uebach: Viele von uns haben in dieser Woche Champions League geschaut. Liverpool und Tottenham waren schon fast raus, und dann haben sie das Ding noch auf unglaubliche Weise gedreht und stehen jetzt im Endspiel. Es war Wahnsinn, wie beide zurückgekommen sind. Das hat uns nochmal gezeigt, dass im Fußball immer alles möglich ist. Wir glauben an uns, wir glauben an die Rettung. Wir haben uns noch lange nicht aufgegeben. Ich glaube fest daran, dass wir den Klassenverbleib schaffen werden. Wir haben das Potenzial dazu. Aber wir müssen es abrufen. Wir brauchen eine absolute Topleistung über 90 Minuten.

DFB.de: Zuletzt gab es ein 2:4 in Frankfurt, davor das angesprochene 1:1 gegen Potsdam und davor ein 2:6 in Hoffenheim. Fünf geschossene Tore stehen elf Gegentreffern gegenüber.

Uebach: Und genau dieses schlechte Torverhältnis im Vergleich zu Bremen ist unser Problem und setzt uns unter Zugzwang. Uns macht Hoffnung, dass wir zuletzt gut getroffen haben, weil das lange unser großes Manko war. Wir sind jetzt in der Lage, vorne gefährlich zu sein - auch über Konter. Es ist egal, ob wir gegen Essen keinen Treffer oder fünf Treffer kassieren. Wichtig ist nur, dass wir einmal mehr erfolgreich sind, als der Gegner. Nichts anderes spielt jetzt noch eine Rolle.

DFB.de: Gab es in dieser Woche eine spezielle Vorbereitung?

Uebach: Wir haben zunächst mal die Niederlage gegen Frankfurt schnell aufgearbeitet und abgehakt, weil wir auch mit unserer Leistung nicht richtig zufrieden waren. Seit Sonntagnachmittag gilt unser Fokus nur noch Essen. Das ist unsere letzte Chance. Die wollen wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen. Ich bin selbst gespannt, wie wir dann mit dem Druck auf dem Rasen umgehen werden. Es ist komplett wegweisend für die Mannschaft.

DFB.de: Für Sie persönlich geht das erste Jahr in der Bundesliga zu Ende. Wie haben Sie die vergangenen Monate erlebt?

Uebach: Für mich war es wichtig, dass ich viel Spielzeit bekommen habe. Ohne zu wissen, ob wir den Klassenverbleib schaffen oder nicht, kann ich schon ein recht positives Fazit ziehen. Der Abstiegskampf ist für mich eine ganz neue Erfahrung. Vergangene Saison bin ich mit Bayer 04 aufgestiegen. Davor habe ich noch in unteren Klassen gespielt, aber immer im oberen Drittel. Man kann schon sagen, dass der Abstiegskampf eine ganz spezielle Drucksituation erzeugt. Man muss erstmal lernen, damit umzugehen. Aber ich bin davon überzeugt, dass mir das gelungen ist und dass mich dieses Jahr weitergebracht hat. Ein Happy End wäre natürlich großartig. Das Duell mit Essen wird auf jeden Fall eines der wichtigsten und größten Spiele meiner Karriere bisher.

DFB.de: Als Nachwuchs-Nationalspielerin haben Sie auch schon große Turniere mit der DFB-Auswahl bestritten. Wie wichtig sind diese Erfahrungen jetzt vor dem großen Showdown?

Uebach: Das hilft mir natürlich, weil man da nochmal eine ganz neue Perspektive erlebt. Es macht mich unheimlich stolz, das Trikot der Nationalmannschaft zu tragen. Man gewinnt neue Eindrücke, lernt andere Trainingsmethoden kennen. Im vergangenen Jahr durfte ich Teil der deutschen U 19-Mannschaft bei der Europameisterschaft sein. Im Juli steht die EM in Schottland auf dem Programm. Ich gebe alles dafür, dass ich da wieder dabei sein kann. Nach dem Klassenerhalt ist das mein nächstes großes sportliches Ziel.

[sw]

Letzter Spieltag, letzte Chance für die Fußballerinnen von Bayer 04 Leverkusen auf den Klassenverbleib in der Allianz Frauen-Bundesliga. Die Mannschaft braucht im Heimspiel gegen die SGS Essen heute (ab 14 Uhr) mindestens einen Punkt - und ist trotzdem auf Hilfe der Konkurrenz angewiesen. Leverkusens 18 Jahre alte Juniorinnen-Nationalspielerin Lena Uebach ordnet im DFB.de-Interview die Situation ein.

DFB.de: Lena, für Sie persönlich neigt sich eine ereignisreiche Woche dem Ende entgegen.

Lena Uebach: Ja, das kann man so sagen. Am Donnerstag hatte ich meine letzte schriftliche Abiprüfung. Zum Glück war es Sport, was mir sehr liegt. Aber der Höhepunkt kommt natürlich noch. Das Spiel gegen Essen ist für uns ein Endspiel. Wir brauchen mindestens einen Punkt, vielleicht sogar einen Sieg, im schlimmsten Fall reicht nicht mal das. Es wird auf jeden Fall dramatisch, davon bin ich überzeugt.

DFB.de: Wie belastend war zuletzt der Abstiegskampf in der Bundesliga parallel zum Abitur?

Uebach: Es war schon sehr anstrengend. Umso erleichterter bin ich, dass zumindest schulisch jetzt das Schlimmste überstanden ist. Anfang Juni steht noch eine mündliche Prüfung auf dem Programm. Bis dahin ist zum Glück noch etwas Zeit, sodass ich mich jetzt wirklich voll auf unser Endspiel gegen Essen konzentrieren kann.

DFB.de: Was bewegt Sie mehr? Schule oder Abstiegskampf?

Uebach: Schulisch werden wir sehr gut durch das Internat unterstützt. Deshalb ist der Druck in diesem Bereich nicht so groß. Die Prüfungen liefen alle eigentlich auch ganz gut. Es gab keine Klausur, die ich mit einem schlechten Gefühl abgegeben habe. Aber der Abstiegskampf zehrt schon an den Nerven, weil da ganz viele andere Dinge noch dranhängen. Es geht ja auch darum, ob wir als Mannschaft zusammenbleiben oder ob es im schlimmsten Fall im Sommer einen Umbruch geben wird.

DFB.de: Wie ist Ihr Gefühl vor dem Endspiel? Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?

Uebach: Unsere Leistungen in den vergangenen Wochen geben uns Hoffnung. Der Punkt gegen Potsdam vor zwei Wochen war sehr wichtig. Wir denken gar nicht groß über irgendwelche möglichen Szenarien nach. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und Essen möglichst besiegen. Danach können wir schauen, was Bremen in Freiburg gemacht hat. Dann wissen wir, wie die ganze Geschichte ausgegangen ist. Wir sind leider in der Situation, dass wir darauf hoffen müssen, dass Freiburg die Sache ernst nimmt.

DFB.de: Haben Sie daran Zweifel?

Uebach: Nein, das nicht. Ich bin davon überzeugt, dass Freiburg sich nochmal voll reinhängen wird. Sie haben natürlich auch die Qualität, um Bremen zu schlagen, das hat man ja im DFB-Pokalfinale gesehen. Aber auch für Werder geht es um alles. Am Ende wird es eine Mentalitätsfrage sein. Aber ich will es nochmal betonen: Wir schauen zunächst nur auf unser Spiel. Das können wir beeinflussen, alles andere leider nicht mehr.

DFB.de: Für Essen geht es noch um Platz 3.

Uebach: Das könnte ein Nachteil für uns sein, weil sie diesen Rang garantiert unbedingt erreichen wollen. Um Potsdam noch abzufangen, müssen sie bei uns gewinnen. Essen wird sicher nicht mit halber Kraft bei uns auflaufen. Entsprechend wird es für uns eine unglaublich schwierige Aufgabe.

DFB.de: Was macht Ihnen Hoffnung?

Uebach: Viele von uns haben in dieser Woche Champions League geschaut. Liverpool und Tottenham waren schon fast raus, und dann haben sie das Ding noch auf unglaubliche Weise gedreht und stehen jetzt im Endspiel. Es war Wahnsinn, wie beide zurückgekommen sind. Das hat uns nochmal gezeigt, dass im Fußball immer alles möglich ist. Wir glauben an uns, wir glauben an die Rettung. Wir haben uns noch lange nicht aufgegeben. Ich glaube fest daran, dass wir den Klassenverbleib schaffen werden. Wir haben das Potenzial dazu. Aber wir müssen es abrufen. Wir brauchen eine absolute Topleistung über 90 Minuten.

DFB.de: Zuletzt gab es ein 2:4 in Frankfurt, davor das angesprochene 1:1 gegen Potsdam und davor ein 2:6 in Hoffenheim. Fünf geschossene Tore stehen elf Gegentreffern gegenüber.

Uebach: Und genau dieses schlechte Torverhältnis im Vergleich zu Bremen ist unser Problem und setzt uns unter Zugzwang. Uns macht Hoffnung, dass wir zuletzt gut getroffen haben, weil das lange unser großes Manko war. Wir sind jetzt in der Lage, vorne gefährlich zu sein - auch über Konter. Es ist egal, ob wir gegen Essen keinen Treffer oder fünf Treffer kassieren. Wichtig ist nur, dass wir einmal mehr erfolgreich sind, als der Gegner. Nichts anderes spielt jetzt noch eine Rolle.

DFB.de: Gab es in dieser Woche eine spezielle Vorbereitung?

Uebach: Wir haben zunächst mal die Niederlage gegen Frankfurt schnell aufgearbeitet und abgehakt, weil wir auch mit unserer Leistung nicht richtig zufrieden waren. Seit Sonntagnachmittag gilt unser Fokus nur noch Essen. Das ist unsere letzte Chance. Die wollen wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen. Ich bin selbst gespannt, wie wir dann mit dem Druck auf dem Rasen umgehen werden. Es ist komplett wegweisend für die Mannschaft.

DFB.de: Für Sie persönlich geht das erste Jahr in der Bundesliga zu Ende. Wie haben Sie die vergangenen Monate erlebt?

Uebach: Für mich war es wichtig, dass ich viel Spielzeit bekommen habe. Ohne zu wissen, ob wir den Klassenverbleib schaffen oder nicht, kann ich schon ein recht positives Fazit ziehen. Der Abstiegskampf ist für mich eine ganz neue Erfahrung. Vergangene Saison bin ich mit Bayer 04 aufgestiegen. Davor habe ich noch in unteren Klassen gespielt, aber immer im oberen Drittel. Man kann schon sagen, dass der Abstiegskampf eine ganz spezielle Drucksituation erzeugt. Man muss erstmal lernen, damit umzugehen. Aber ich bin davon überzeugt, dass mir das gelungen ist und dass mich dieses Jahr weitergebracht hat. Ein Happy End wäre natürlich großartig. Das Duell mit Essen wird auf jeden Fall eines der wichtigsten und größten Spiele meiner Karriere bisher.

DFB.de: Als Nachwuchs-Nationalspielerin haben Sie auch schon große Turniere mit der DFB-Auswahl bestritten. Wie wichtig sind diese Erfahrungen jetzt vor dem großen Showdown?

Uebach: Das hilft mir natürlich, weil man da nochmal eine ganz neue Perspektive erlebt. Es macht mich unheimlich stolz, das Trikot der Nationalmannschaft zu tragen. Man gewinnt neue Eindrücke, lernt andere Trainingsmethoden kennen. Im vergangenen Jahr durfte ich Teil der deutschen U 19-Mannschaft bei der Europameisterschaft sein. Im Juli steht die EM in Schottland auf dem Programm. Ich gebe alles dafür, dass ich da wieder dabei sein kann. Nach dem Klassenerhalt ist das mein nächstes großes sportliches Ziel.

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