Leugers mit Meppen gegen Fortuna: "Mehr Druck als sonst"

Als junger Fußballer schien Thilo Leugers bereits ganz oben angekommen zu sein. Der defensive Mittelfeldspieler stand für FC Twente Enschede in der niederländischen Eredivisie gegen Vereine wie PSV Eindhoven und Ajax Amsterdam auf dem Platz, spielte außerdem in der Champions League gegen Inter Mailand und Werder Bremen. Heute ist sein Alltag ein völlig anderer: Mit dem SV Meppen erlebt der 27-Jährige den Abstiegskampf in der 3. Liga. Das bevorstehende Spiel gegen Fortuna Köln heute (ab 13 Uhr, live bei Telekom Sport) könnte bereits ein Schlüsselspiel sein. Im DFB.de-Interview spricht Leugers mit Mitarbeiter Oliver Jensen über diese Partie, über seine Vergangenheit in der Niederlande und sein zweites berufliches Standbein.

DFB.de: Herr Leugers, der Abstand zu dem ersten Nicht-Abstiegsplatz, der momentan von Fortuna Köln belegt wird, beträgt bereits fünf Punkte. Wie groß ist der Druck, den Abstand im direkten Aufeinandertreffen nicht noch größer werden zu lassen?

Thilo Leugers: Dieses Spiel ist für uns ausschlaggebend, weil wir an einen direkten Konkurrenten bis auf zwei Punkte herankommen könnten. Druck ist momentan in jedem Spiel vorhanden. In diesem Spiel aber vielleicht noch etwas mehr als sonst.

DFB.de: Am vergangenen Wochenende war der Sieg gegen den FSV Zwickau zum Greifen nahe, bis in der letzten Minute der Ausgleich fiel. Späte Gegentore gab es auch gegen den KFC Uerdingen, die Würzburger Kickers und die SG Sonnenhof Großaspach. Wo sehen Sie den Grund dafür?

Leugers: Jedes dieser Spiele ist anders zu bewerten. Gegen den FSV Zwickau hätten wir das Spiel über die Linie retten müssen, machen dann aber einen individuellen Fehler und verlieren die Partie. Gegen Würzburg hatten wir kurz vor dem Gegentreffer noch die Chance, selber den Siegtreffer zu erzielen. Und gegen Großaspach haben wir trotz Unterzahl zu sehr auf Sieg gespielt. Alle Spiele verliefen somit anders. Das Ergebnis ist aber, dass wir zu wenige Punkte haben.

DFB.de: In der vergangenen Saison hat der SV Meppen einen starken 7. Platz belegt. Warum ist das zweite Jahr für einen Aufsteiger meist schwieriger als das erste Jahr?

Leugers: Vielleicht liegt das Problem darin, dass man so häufig von dem schwierigen zweiten Jahr hört und dies tief in den Köpfen steckt. Hinzu kommt, dass die Liga in dieser Saison noch einmal stärker besetzt ist, weil Mannschaften mit einem hohen Etat hinzugekommen sind. Trotzdem bin ich mir sicher, dass wir die Qualität haben, um in der Liga zu bleiben.

DFB.de: War der Weggang von Stürmer Benjamin Girth, der vergangene Saison 19 der 50 Tore erzielt hat, vielleicht zu schwer zu kompensieren?

Leugers: Natürlich war er ein wichtiger Spieler für uns und hat viele Tore geschossen. So langsam sollten wir dieses Thema allerdings abhaken. Wir haben auch andere Spieler, die Tore machen können.

DFB.de: Das stimmt. Sie haben in Nick Proschwitz einen neuen "Knipser" dazu bekommen, der in den letzten vier Spielen jeweils ein Tor erzielt hat. Könnte er das fehlende Puzzle-Teil sein?

Leugers: Überall, wo er bislang gespielt hat, hat er seine Tore gemacht. Von daher ist er ein sehr wichtiger Spieler für uns. Aber wir haben auch andere gute Stürmer, zum Beispiel Deniz Undav, der ebenfalls seine Tore macht. Der SV Meppen war schon in der Regionalliga eine Mannschaft, die über das Kollektiv kam. Das sollten wir beibehalten.

DFB.de: Nach dem Spiel gegen Fortuna Köln stehen noch die Partien gegen den FC Carl Zeiss Jena, den 1. FC Kaiserslautern und die Sportfreunde Lotte an. Derzeit steht der SV Meppen bei 13 Punkten. Wie viele Punkte müssen Sie in diesem Jahr noch holen, um eine gute Ausgangsposition für das neue Fußball-Jahr 2019 zu haben?

Leugers: Wir sollten auf jeden Fall versuchen, die 20-Punkte-Marke zu knacken. Drei dieser vier Spiele finden in unserem Stadion statt. Wir haben viele unserer Punkte zu Hause geholt, haben eine gute Fanbase und werden gut gepusht.

DFB.de: Lassen Sie uns ein wenig über Ihre beachtliche Karriere sprechen: Sie haben bereits mit 19 Jahren für den FC Twente Enschede in der Champions League gespielt. Damals standen Sie in der Gruppenphase gegen Inter Mailand und Werder Bremen in der Startelf. Waren das Ihre persönlichen Karriere-Highlights?

Leugers: Definitiv. In der Champions League zu spielen, ist für einen Vereinsfußballer das schönste Erlebnis. Diese Erfahrung kann mir niemand mehr nehmen. Auf der anderen Seite war der Aufstieg mit dem SV Meppen von der Regionalliga in die 3. Liga ebenfalls ein Highlight für mich. Immerhin handelt es sich hierbei um meinen Heimatverein, der 20 Jahre nicht mehr im Profifußball vertreten war.

DFB.de: Trotzdem noch einmal zurück zur Champions League: Wie hat es sich angefühlt, gegen einen Samuel Eto'o oder Wesley Sneijder in den Zweikampf zu gehen?

Leugers: Natürlich ist es ein tolles Erlebnis, gegen solche Stars auf dem Platz zu stehen. Mit etwas Abstand muss ich sagen, dass man solche Erlebnisse als junger Spieler gar nicht ausreichend genießt. Man steckt eben in einem Tunnelblick: Es geht immer weiter und weiter.

DFB.de: Wie geht man als junger Spieler damit um, wenn man bereits in der Königsklasse angekommen ist? Droht die Gefahr, dass einem der Erfolg zu Kopf steigt?

Leugers: Nein. Ich bin von Hause aus ein sehr geerdeter Mensch. Wäre ich abgehoben, hätten meine Eltern mich wieder zurück auf den Boden gedrückt. Aber natürlich denkt man als junger Spieler, wenn man ganz oben ist und in der Champions League spielt, es würde immer so weiter gehen. Das war bei mir leider nicht so - auch weil ich etwas Verletzungspech hatte. Trotzdem bin ich mit meinem Werdegang zufrieden.

DFB.de: In der Eredivisie hatten Sie insgesamt 26 Einsätze, haben unter anderem gegen PSV Eindhoven oder Ajax Amsterdam gespielt. Allerdings konnten Sie sich damals noch nicht als Stammspieler etablieren. Was hat Ihnen damals noch gefehlt?

Leugers: Wahrscheinlich die Erfahrung. Als junger Spieler weiß man noch nicht, was in bestimmten Situationen gefragt ist, man ist mehr auf sich selber bedacht als auf die Mannschaft. Ein junger Spieler möchte selber brillieren. Heute habe ich natürlich einen ganz anderen Blick. Hinzu kam, dass ich zwischenzeitlich von Twente Enschede an den Ligakonkurrenten NAC Breda verliehen wurde und dort drei verschiedene Trainer erlebte, die mich alle komplett anders beurteilt haben.

DFB.de: Sie sind daraufhin in die 3. Liga von Spanien zu Atlético Baleares gewechselt. Inwiefern lässt sich diese Spielklasse mit der 3. Liga in Deutschland vergleichen?

Leugers: Gar nicht. Die 3. Liga in Spanien ist in vier Ligen untereilt. Daher sind viele Vereine längst nicht so professionell aufgestellt. Wir haben teilweise auf Hockey-Plätzen gespielt, weil einige Vereine keinen richtigen Fußballplatz hatten. Wenn man dagegen die tollen Stadien in unserer 3. Liga sieht, ist das der Wahnsinn.

DFB.de: Im Sommer 2016 erfolgte dann der Wechsel zum SV Meppen, der damals noch in der Regionalliga gespielt hat. Jetzt einmal ehrlich: Wie schwer fällt einem der Wechsel in die 4. Liga, wenn man einige Jahre zuvor noch in der Champions League gespielt hat?

Leugers: Überhaupt nicht schwer. Nach den beiden Jahren in Spanien stellte sich für mich die Frage, ob ich meine Karriere überhaupt fortsetzen oder etwas anderes machen werde. Ich habe dann entschieden, in die Heimat zurückzukehren, zu studieren und nebenbei Fußball zu spielen. Durch den schnellen Aufstieg in die 3. Liga haben sich die Prioritäten dann wieder gedreht.

DFB.de: Und was macht heute Ihr Studium?

Leugers: Ich studiere soziale Arbeit und arbeite zudem 15 Stunden im Betrieb meines Vaters mit. Wir bieten eine ambulante Familienhilfe, gehen also in die Familien und schauen, was dort schief läuft. Wenn man die Probleme der jungen Menschen sieht, zeigt einem das, wie dankbar wir Fußballspieler für unser tolles Leben sein können.

[oj]

Als junger Fußballer schien Thilo Leugers bereits ganz oben angekommen zu sein. Der defensive Mittelfeldspieler stand für FC Twente Enschede in der niederländischen Eredivisie gegen Vereine wie PSV Eindhoven und Ajax Amsterdam auf dem Platz, spielte außerdem in der Champions League gegen Inter Mailand und Werder Bremen. Heute ist sein Alltag ein völlig anderer: Mit dem SV Meppen erlebt der 27-Jährige den Abstiegskampf in der 3. Liga. Das bevorstehende Spiel gegen Fortuna Köln heute (ab 13 Uhr, live bei Telekom Sport) könnte bereits ein Schlüsselspiel sein. Im DFB.de-Interview spricht Leugers mit Mitarbeiter Oliver Jensen über diese Partie, über seine Vergangenheit in der Niederlande und sein zweites berufliches Standbein.

DFB.de: Herr Leugers, der Abstand zu dem ersten Nicht-Abstiegsplatz, der momentan von Fortuna Köln belegt wird, beträgt bereits fünf Punkte. Wie groß ist der Druck, den Abstand im direkten Aufeinandertreffen nicht noch größer werden zu lassen?

Thilo Leugers: Dieses Spiel ist für uns ausschlaggebend, weil wir an einen direkten Konkurrenten bis auf zwei Punkte herankommen könnten. Druck ist momentan in jedem Spiel vorhanden. In diesem Spiel aber vielleicht noch etwas mehr als sonst.

DFB.de: Am vergangenen Wochenende war der Sieg gegen den FSV Zwickau zum Greifen nahe, bis in der letzten Minute der Ausgleich fiel. Späte Gegentore gab es auch gegen den KFC Uerdingen, die Würzburger Kickers und die SG Sonnenhof Großaspach. Wo sehen Sie den Grund dafür?

Leugers: Jedes dieser Spiele ist anders zu bewerten. Gegen den FSV Zwickau hätten wir das Spiel über die Linie retten müssen, machen dann aber einen individuellen Fehler und verlieren die Partie. Gegen Würzburg hatten wir kurz vor dem Gegentreffer noch die Chance, selber den Siegtreffer zu erzielen. Und gegen Großaspach haben wir trotz Unterzahl zu sehr auf Sieg gespielt. Alle Spiele verliefen somit anders. Das Ergebnis ist aber, dass wir zu wenige Punkte haben.

DFB.de: In der vergangenen Saison hat der SV Meppen einen starken 7. Platz belegt. Warum ist das zweite Jahr für einen Aufsteiger meist schwieriger als das erste Jahr?

Leugers: Vielleicht liegt das Problem darin, dass man so häufig von dem schwierigen zweiten Jahr hört und dies tief in den Köpfen steckt. Hinzu kommt, dass die Liga in dieser Saison noch einmal stärker besetzt ist, weil Mannschaften mit einem hohen Etat hinzugekommen sind. Trotzdem bin ich mir sicher, dass wir die Qualität haben, um in der Liga zu bleiben.

DFB.de: War der Weggang von Stürmer Benjamin Girth, der vergangene Saison 19 der 50 Tore erzielt hat, vielleicht zu schwer zu kompensieren?

Leugers: Natürlich war er ein wichtiger Spieler für uns und hat viele Tore geschossen. So langsam sollten wir dieses Thema allerdings abhaken. Wir haben auch andere Spieler, die Tore machen können.

DFB.de: Das stimmt. Sie haben in Nick Proschwitz einen neuen "Knipser" dazu bekommen, der in den letzten vier Spielen jeweils ein Tor erzielt hat. Könnte er das fehlende Puzzle-Teil sein?

Leugers: Überall, wo er bislang gespielt hat, hat er seine Tore gemacht. Von daher ist er ein sehr wichtiger Spieler für uns. Aber wir haben auch andere gute Stürmer, zum Beispiel Deniz Undav, der ebenfalls seine Tore macht. Der SV Meppen war schon in der Regionalliga eine Mannschaft, die über das Kollektiv kam. Das sollten wir beibehalten.

DFB.de: Nach dem Spiel gegen Fortuna Köln stehen noch die Partien gegen den FC Carl Zeiss Jena, den 1. FC Kaiserslautern und die Sportfreunde Lotte an. Derzeit steht der SV Meppen bei 13 Punkten. Wie viele Punkte müssen Sie in diesem Jahr noch holen, um eine gute Ausgangsposition für das neue Fußball-Jahr 2019 zu haben?

Leugers: Wir sollten auf jeden Fall versuchen, die 20-Punkte-Marke zu knacken. Drei dieser vier Spiele finden in unserem Stadion statt. Wir haben viele unserer Punkte zu Hause geholt, haben eine gute Fanbase und werden gut gepusht.

DFB.de: Lassen Sie uns ein wenig über Ihre beachtliche Karriere sprechen: Sie haben bereits mit 19 Jahren für den FC Twente Enschede in der Champions League gespielt. Damals standen Sie in der Gruppenphase gegen Inter Mailand und Werder Bremen in der Startelf. Waren das Ihre persönlichen Karriere-Highlights?

Leugers: Definitiv. In der Champions League zu spielen, ist für einen Vereinsfußballer das schönste Erlebnis. Diese Erfahrung kann mir niemand mehr nehmen. Auf der anderen Seite war der Aufstieg mit dem SV Meppen von der Regionalliga in die 3. Liga ebenfalls ein Highlight für mich. Immerhin handelt es sich hierbei um meinen Heimatverein, der 20 Jahre nicht mehr im Profifußball vertreten war.

DFB.de: Trotzdem noch einmal zurück zur Champions League: Wie hat es sich angefühlt, gegen einen Samuel Eto'o oder Wesley Sneijder in den Zweikampf zu gehen?

Leugers: Natürlich ist es ein tolles Erlebnis, gegen solche Stars auf dem Platz zu stehen. Mit etwas Abstand muss ich sagen, dass man solche Erlebnisse als junger Spieler gar nicht ausreichend genießt. Man steckt eben in einem Tunnelblick: Es geht immer weiter und weiter.

DFB.de: Wie geht man als junger Spieler damit um, wenn man bereits in der Königsklasse angekommen ist? Droht die Gefahr, dass einem der Erfolg zu Kopf steigt?

Leugers: Nein. Ich bin von Hause aus ein sehr geerdeter Mensch. Wäre ich abgehoben, hätten meine Eltern mich wieder zurück auf den Boden gedrückt. Aber natürlich denkt man als junger Spieler, wenn man ganz oben ist und in der Champions League spielt, es würde immer so weiter gehen. Das war bei mir leider nicht so - auch weil ich etwas Verletzungspech hatte. Trotzdem bin ich mit meinem Werdegang zufrieden.

DFB.de: In der Eredivisie hatten Sie insgesamt 26 Einsätze, haben unter anderem gegen PSV Eindhoven oder Ajax Amsterdam gespielt. Allerdings konnten Sie sich damals noch nicht als Stammspieler etablieren. Was hat Ihnen damals noch gefehlt?

Leugers: Wahrscheinlich die Erfahrung. Als junger Spieler weiß man noch nicht, was in bestimmten Situationen gefragt ist, man ist mehr auf sich selber bedacht als auf die Mannschaft. Ein junger Spieler möchte selber brillieren. Heute habe ich natürlich einen ganz anderen Blick. Hinzu kam, dass ich zwischenzeitlich von Twente Enschede an den Ligakonkurrenten NAC Breda verliehen wurde und dort drei verschiedene Trainer erlebte, die mich alle komplett anders beurteilt haben.

DFB.de: Sie sind daraufhin in die 3. Liga von Spanien zu Atlético Baleares gewechselt. Inwiefern lässt sich diese Spielklasse mit der 3. Liga in Deutschland vergleichen?

Leugers: Gar nicht. Die 3. Liga in Spanien ist in vier Ligen untereilt. Daher sind viele Vereine längst nicht so professionell aufgestellt. Wir haben teilweise auf Hockey-Plätzen gespielt, weil einige Vereine keinen richtigen Fußballplatz hatten. Wenn man dagegen die tollen Stadien in unserer 3. Liga sieht, ist das der Wahnsinn.

DFB.de: Im Sommer 2016 erfolgte dann der Wechsel zum SV Meppen, der damals noch in der Regionalliga gespielt hat. Jetzt einmal ehrlich: Wie schwer fällt einem der Wechsel in die 4. Liga, wenn man einige Jahre zuvor noch in der Champions League gespielt hat?

Leugers: Überhaupt nicht schwer. Nach den beiden Jahren in Spanien stellte sich für mich die Frage, ob ich meine Karriere überhaupt fortsetzen oder etwas anderes machen werde. Ich habe dann entschieden, in die Heimat zurückzukehren, zu studieren und nebenbei Fußball zu spielen. Durch den schnellen Aufstieg in die 3. Liga haben sich die Prioritäten dann wieder gedreht.

DFB.de: Und was macht heute Ihr Studium?

Leugers: Ich studiere soziale Arbeit und arbeite zudem 15 Stunden im Betrieb meines Vaters mit. Wir bieten eine ambulante Familienhilfe, gehen also in die Familien und schauen, was dort schief läuft. Wenn man die Probleme der jungen Menschen sieht, zeigt einem das, wie dankbar wir Fußballspieler für unser tolles Leben sein können.

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