Lettieri: "Noch lange nicht am Ende der Fahnenstange"

Mit drei Niederlagen in Serie hatte im Februar 2010 die Amtszeit von Gino Lettieri beim Drittligisten SV Wehen Wiesbaden begonnen. „Wir waren gefühlter Letzter, weil die Konkurrenz noch mit einigen Spielen im Rückstand war“, erinnert sich der 43-jährige Italiener, der bereits seit über 20 Jahren als Trainer arbeitet.

Keine sieben Monate später mischt der SVWW mit einer neu formierten Mannschaft ganz oben in der Tabelle mit, belegt vor dem Auswärtsspiel bei Bayern München II am Samstag (ab 14 Uhr) den dritten Tabellenplatz, der am Saisonende bekanntlich zur Aufstiegsrelegation gegen den Drittletzten der 2. Bundesliga berechtigt.

Im aktuellen DFB.de-Interview mit dem Journalisten Ralf Debat äußert sich Gino Lettieri zur aktuellen Situation bei den Rheinhessen.

DFB.de: Nach sechs Siegen, drei Unentschieden und nur einer Niederlage, noch dazu gegen Spitzenreiter Kickers Offenbach, hat sich Wehen Wiesbaden in der Spitzengruppe der 3. Liga festgesetzt. Mal Hand auf’s Herz, Herr Lettieri: Hatten Sie mit einem so positiven Saisonstart gerechnet?

Gino Lettieri: Ganz klar, davon konnte man nicht ausgehen. Die Mannschaft befindet sich im Umbruch, wir sind noch mitten im Aufbau. Umso positiver sind die bisherigen Ergebnisse.

DFB.de: Heißt das, Sie müssen auch mit Rückschlägen rechnen?

Lettieri: Definitiv. Die Mannschaft spielt zwar schon recht stabil, aber wir sind noch lange nicht so weit wie etwa Kickers Offenbach, Hansa Rostock oder Eintracht Braunschweig. Unsere Jungs machen es bisher wirklich gut, wir sind aber mit Sicherheit kein Favorit auf einen Spitzenplatz.

DFB.de: Beim 2:0 gegen Sandhausen gehörten nicht weniger als sieben Zugänge zu Ihrer Startformation, mit Nils Döring und Marco Sailer wurden zwei weitere eingewechselt. Wie kommt es, dass es trotzdem schon so gut läuft?



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Mit drei Niederlagen in Serie hatte im Februar 2010 die Amtszeit von Gino Lettieri beim Drittligisten SV Wehen Wiesbaden begonnen. „Wir waren gefühlter Letzter, weil die Konkurrenz noch mit einigen Spielen im Rückstand war“, erinnert sich der 43-jährige Italiener, der bereits seit über 20 Jahren als Trainer arbeitet.

Keine sieben Monate später mischt der SVWW mit einer neu formierten Mannschaft ganz oben in der Tabelle mit, belegt vor dem Auswärtsspiel bei Bayern München II am Samstag (ab 14 Uhr) den dritten Tabellenplatz, der am Saisonende bekanntlich zur Aufstiegsrelegation gegen den Drittletzten der 2. Bundesliga berechtigt.

Im aktuellen DFB.de-Interview mit dem Journalisten Ralf Debat äußert sich Gino Lettieri zur aktuellen Situation bei den Rheinhessen.

DFB.de: Nach sechs Siegen, drei Unentschieden und nur einer Niederlage, noch dazu gegen Spitzenreiter Kickers Offenbach, hat sich Wehen Wiesbaden in der Spitzengruppe der 3. Liga festgesetzt. Mal Hand auf’s Herz, Herr Lettieri: Hatten Sie mit einem so positiven Saisonstart gerechnet?

Gino Lettieri: Ganz klar, davon konnte man nicht ausgehen. Die Mannschaft befindet sich im Umbruch, wir sind noch mitten im Aufbau. Umso positiver sind die bisherigen Ergebnisse.

DFB.de: Heißt das, Sie müssen auch mit Rückschlägen rechnen?

Lettieri: Definitiv. Die Mannschaft spielt zwar schon recht stabil, aber wir sind noch lange nicht so weit wie etwa Kickers Offenbach, Hansa Rostock oder Eintracht Braunschweig. Unsere Jungs machen es bisher wirklich gut, wir sind aber mit Sicherheit kein Favorit auf einen Spitzenplatz.

DFB.de: Beim 2:0 gegen Sandhausen gehörten nicht weniger als sieben Zugänge zu Ihrer Startformation, mit Nils Döring und Marco Sailer wurden zwei weitere eingewechselt. Wie kommt es, dass es trotzdem schon so gut läuft?

Lettieri: Die Mannschaft setzt in jedem Spiel unser taktisches Konzept gut um, das auf den jeweiligen Gegner zugeschnitten ist. Dazu nur ein Beispiel: Zuletzt gegen Sandhausen hatten wir erwartet, dass es der Gegner vor allem mit langen Bällen auf den kopfballstarken Frank Löning probieren wird. Wir haben deshalb versucht, schon in der gegnerischen Hälfte Druck auszuüben. Wenn man seine Hausaufgaben gemacht hat und dann auch noch erfolgreich ist, umso besser.

DFB.de: Auffällig ist vor allem, dass Ihre Mannschaft erst sieben Gegentreffer zugelassen und damit nach Braunschweig die sicherste Abwehr hat. Offenbar kann der langfristige Ausfall von Thorsten Barg, der sich einen Achillessehnenriss zugezogen hatte, gut kompensiert werden.

Lettieri: Ich hoffe, es bleibt auch so. Denn Thorsten war bei uns eine feste Größe und wird wohl in dieser Saison kaum mehr zur Verfügung stehen. Obwohl wir zuletzt gerade in der Hintermannschaft immer wieder umstellen mussten, wirkt die Mannschaft in der Defensive in der Tat schon sehr gefestigt.

DFB.de: Werden Sie wegen Bargs schwerwiegender Verletzung noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv?

Lettieri: Wir haben uns entschieden, bis zur Winterpause keine Kaderveränderungen mehr vorzunehmen. Dann schauen wir weiter, ob noch Bedarf besteht.

DFB.de: Als Sie vom Regionalligisten SpVgg Weiden nach Wehen gewechselt sind, steckte der Verein mitten im Abstiegskampf. Die ersten drei Partien unter Ihrer Regie gingen verloren. Hätten Sie damals eine so positive Entwicklung für möglich gehalten?

Lettieri: Warum nicht? Zu meinem Start in Wehen muss ich erklären, dass ich erst zwei Tage vor dem ersten Spiel verpflichtet wurde und in der Kabine kaum mehr als "Guten Tag, ich bin der Neue" sagen konnte. Die Mannschaft war gefühlter Tabellenletzter und am Boden zerstört. Die Spieler mussten sich erst an den neuen Trainer und seine Arbeitsweise gewöhnen. Das geht nicht in ein, zwei Wochen. Deshalb war es für mich auch keine Überraschung, dass es nicht auf Anhieb, sondern erst nach und nach funktioniert hat.

DFB.de: Wo haben Sie zuerst den Hebel angesetzt?

Lettieri: Wir hatten zu diesem Zeitpunkt mit die meisten Gegentreffer kassiert. Deshalb wurden für die Defensive einige Sonderschichten eingelegt. Bis das Wirkung zeigt, dauert es seine Zeit. Auch heute sind wir noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angekommen. Ich stelle mir unseren Fußball anders vor, noch wesentlich druckvoller nach vorne. Aber wir arbeiten daran.

DFB.de: Zwei Jahre gehörte Wehen Wiesbaden bereits der 2. Bundesliga an. Wird das Ziel Wiederaufstieg verfolgt?

Lettieri: Die Gedanken sind auf jeden Fall da. Weil für uns aber der eine mögliche Weg zu einem Aufstieg, hohe Investitionen in Spieler zu tätigen, nicht in Frage kommt, müssen wir es über Geduld und eine gute Mischung versuchen. Schon jetzt hat der Verein einen guten Trainer. Ich persönlich habe auf jeden Fall das Ziel, noch in einer höheren Liga zu arbeiten.

DFB.de: Ihr Vertrag läuft zum Saisonende aus. Werden Sie verlängern?

Lettieri: Es stimmt, dass der Verein schon auf mich zugekommen ist und Gespräche führen möchte. Ich selbst habe es nicht so eilig, will weiter durch meine Arbeit überzeugen.

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DFB.de: Wie beurteilen Sie die Perspektiven in Wehen mit Blick auf das Umfeld?

Lettieri: Auch wenn der Verein schon zwei Jahre in der zweiten Liga war, so ist Profifußball in Wiesbaden doch immer noch Neuland. Allein schon deswegen können wir uns mit unseren Konkurrenten mit großer Tradition und Bundesligavergangenheit noch nicht vergleichen. Erfreulich ist, dass wir jetzt schon einen höheren Zuschauerschnitt als im Vorjahr haben. Mit guten Leistungen wollen wir es den Fans weiter schmackhaft machen, in die Arena zu kommen.

DFB.de: Zum Abschluss zurück zur Aktualität: Was erwarten Sie am Samstag gegen Bayern II?

Lettieri: Dass wir auf einen hochmotivierten Gegner treffen, der nach seiner guten Leistung beim 1:1 gegen VfB Stuttgart II alles daran setzen wird, drei Punkte zu holen. Ich bin mir sicher, dass der FC Bayern großes Interesse daran hat, dass sich seine U 23 in der 3. Liga halten kann und entsprechende Maßnahmen treffen wird. Das wird nicht leicht für uns.