Lerch und Wörle: "Man möchte das wieder und wieder erleben"

Beide wissen, wie sich ein Pokalfinalsieg anfühlt: Während der Wolfsburger Stephan Lerch die Trophäe zweimal als Assistenzcoach des VfL gewann und im Endspiel gegen den FC Bayern München auch als Cheftrainer erfolgreich sein will, holte Thomas Wörle den Titel 2012 mit seinen Bayern erstmals. Vor dem großen DFB-Pokalfinale am Samstag (ab 15 Uhr, live in der ARD) im Kölner Rhein-Energie-Stadion stellen sich die beiden Trainer im DFB.de-Interview.

DFB.de: Herr Wörle, Herr Lerch, mit welchen Gefühlen gehen Sie in dieses DFB-Pokalfinale?

Thomas Wörle: Ich freue mich extrem auf dieses Endspiel. Wir standen 2012 erstmalig im DFB-Pokalfinale in Köln und gewannen damals überraschend gegen den Favoriten aus Frankfurt. Unsere Bilanz ist nicht so schlecht.(lacht) Wir haben die außergewöhnliche Atmosphäre im Stadion und all die Eindrücke rund um das Finale intensiv aufgesaugt. Das Pokalfinale in Köln ist das größte Einzelereignis im deutschen Frauenfußball.

Stephan Lerch: Ich darf jetzt zum dritten Mal Teil dieses Endspiels sein. Und für mich persönlich, aber auch für alle Spielerinnen und den gesamten Verein ist das jedes Jahr aufs Neue ein absoluter Höhepunkt. In den vergangenen fünf Jahren haben wir viermal den DFB-Pokal gewinnen können. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass wir satt sind. Wer einmal den DFB-Pokal hier aus dem Stadion getragen hat, möchte das wieder und wieder erleben.

DFB.de: Welche Bedeutung hat der DFB-Pokal für Sie persönlich?

Wörle: Köln ist vor jeder Saison ein großes Ziel meiner Mannschaft. Wir haben darauf hingearbeitet, endlich wieder im Finale zu stehen. Nun ist es so weit. Unser Gegner mag sich nach all den Finalteilnahmen und Titelgewinnen in den vergangenen fünf Jahren wahrscheinlich schon fast heimisch fühlen. Für uns dagegen ist es etwas ganz Besonderes, im Finale zu stehen und in maximal 120 Minuten um den Titel 2018 zu kämpfen.

Lerch: Ich bin erst seit Anfang der Saison Cheftrainer der VfL-Frauen. In dieser Funktion möchte ich jetzt gerne erstmals einen Pokal oder eine Schale in der Hand halten. Den Weg dorthin haben wir souverän gemeistert. Jetzt müssen wir noch den letzten Schritt machen. Aber das ist der schwerste.

DFB.de: Wie haben Sie das Jahr als Cheftrainer bisher erlebt?

Lerch: Sportlich gibt es fast nichts zu meckern. Wir haben bisher eine herausragende Saison in der Allianz Frauen-Bundesliga gespielt. Dazu stehen wir im Endspiel der Champions League und des DFB-Pokals. Vielleicht kann ich in ein paar Wochen sagen, dass wir eine überragende Serie gespielt haben. Aber wir können in ganz kurzer Zeit auch einiges kaputtmachen. Ich hoffe und glaube nicht, dass das passieren wird. Aber man weiß nie. Jetzt zählt nur der DFB-Pokal. Alles andere müssen wir nun ausblenden. Wir können keine Ablenkung gebrauchen. 

Wörle: Da kann ich meinem Kollegen nur beipflichten. Der VfL spielt bislang eine starke Saison und kann sogar das Triple holen. Stephan führt die erfolgreiche Arbeit von Ralf Kellermann fort. Aber am Samstag muss der VfL Wolfsburg an uns vorbei, um den DFB-Pokal zu gewinnen. In einem Spiel ist alles möglich.

DFB.de: Was macht den Reiz dieses Wettbewerbs aus?

Lerch: Für mich fängt das mit der Anreise und dann dem Abschlusstraining am Tag vor dem Finale an. Schon da beginnt das Kribbeln. Wenn man in Köln ist, weiß man ganz genau, dass etwas Großes bevorsteht. Und in diesem Jahr ist die Situation deshalb doppelt besonders, weil wir gegen Bayern München spielen. Meiner Meinung nach treffen die beiden besten Mannschaften im deutschen Frauenfußball aufeinander. Köln bietet den würdigen Rahmen für dieses Duell.

DFB.de: Und wer ist der Favorit?

Wörle: Favorit ist sicher der VfL Wolfsburg. Man muss sich nur die Erfolge des Klubs in den vergangenen fünf Jahren anschauen. Viermal haben sie den DFB-Pokal geholt, darüber haben wir schon gesprochen. Sie sind dreimal Deutscher Meister geworden und haben zweimal die Champions League gewonnen. Sie werden diese Saison Deutscher Meister werden, und in ein paar Tagen bestreiten sie sogar das nächste Endspiel in der Königsklasse. Das ist schon enorm. Davor haben wir Respekt. Für mich stellt der VfL Wolfsburg nicht nur die aktuell beste Offensive Europas, mit einigen herausragenden internationalen Einzelspielerinnen, sondern verfügt auch über eine äußerst reife, erfahrene Mannschaft.

DFB.de: Klingt fast so, als seien Sie chancenlos?

Wörle: Nein, das sind wir nicht. Wenn wir fünfmal gegen den VfL antreten müssten, dann würden wir sicher die Mehrzahl der Spiele verlieren, aber am Samstag geht es nur um ein Spiel, 90 Minuten, vielleicht 120, vielleicht sogar ein Elfmeterschießen. Wir versuchen genau das eine, nahezu perfekte Spiel hinzubekommen, bei dem wir diesem starken Team aus Wolfsburg mit einer außergewöhnlichen Mannschaftsleistung Paroli bieten können. Wir haben im Finale 2012 gezeigt, dass das möglich ist. Wir wissen, wovon wir reden.

Lerch: Ich sehe die Ausgangslage nicht so deutlich wie mein Kollege. Wir sehen München als Konkurrenten auf Augenhöhe. Sie haben das Rennen um die Deutsche Meisterschaft in der Allianz Frauen-Bundesliga auch in diesem Jahr wieder lange offen halten können. Der FC Bayern wird uns alles abverlangen. Wir brauchen erneut eine hoch konzentrierte Leistung und einen perfekten Tag, wenn wir unseren Titel in diesem wunderbaren Stadion verteidigen und danach feiern wollen.

DFB.de: Können Sie überhaupt feiern? Am Donnerstag treffen Sie in Kiew im Finale der Champions League auf Olympique Lyon.

Lerch: Das spielt im Moment für uns noch keine Rolle. Natürlich muss sich am Samstag alles im Rahmen bewegen. Wir werden nicht über die Stränge schlagen können, weil sich spätestens morgen früh unser Fokus natürlich nur noch auf die Champions League richtet. Aber wir wollen dort mit viel Selbstbewusstsein und am liebsten mit dem DFB-Pokal im Gepäck antreten.

Wörle: Leider haben wir in der ersten Runde der Champions League sehr unglücklich gegen den späteren Halbfinalgegner der Wolfsburger verloren. Insofern ist es natürlich wichtig und erfreulich für den deutschen Frauenfußball, dass der VfL es wieder bis ins Finale geschafft hat. Ich denke, Wolfsburg hat in diesem Jahr gute Chancen, die Champions League zu gewinnen.

[sw]

Beide wissen, wie sich ein Pokalfinalsieg anfühlt: Während der Wolfsburger Stephan Lerch die Trophäe zweimal als Assistenzcoach des VfL gewann und im Endspiel gegen den FC Bayern München auch als Cheftrainer erfolgreich sein will, holte Thomas Wörle den Titel 2012 mit seinen Bayern erstmals. Vor dem großen DFB-Pokalfinale am Samstag (ab 15 Uhr, live in der ARD) im Kölner Rhein-Energie-Stadion stellen sich die beiden Trainer im DFB.de-Interview.

DFB.de: Herr Wörle, Herr Lerch, mit welchen Gefühlen gehen Sie in dieses DFB-Pokalfinale?

Thomas Wörle: Ich freue mich extrem auf dieses Endspiel. Wir standen 2012 erstmalig im DFB-Pokalfinale in Köln und gewannen damals überraschend gegen den Favoriten aus Frankfurt. Unsere Bilanz ist nicht so schlecht.(lacht) Wir haben die außergewöhnliche Atmosphäre im Stadion und all die Eindrücke rund um das Finale intensiv aufgesaugt. Das Pokalfinale in Köln ist das größte Einzelereignis im deutschen Frauenfußball.

Stephan Lerch: Ich darf jetzt zum dritten Mal Teil dieses Endspiels sein. Und für mich persönlich, aber auch für alle Spielerinnen und den gesamten Verein ist das jedes Jahr aufs Neue ein absoluter Höhepunkt. In den vergangenen fünf Jahren haben wir viermal den DFB-Pokal gewinnen können. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass wir satt sind. Wer einmal den DFB-Pokal hier aus dem Stadion getragen hat, möchte das wieder und wieder erleben.

DFB.de: Welche Bedeutung hat der DFB-Pokal für Sie persönlich?

Wörle: Köln ist vor jeder Saison ein großes Ziel meiner Mannschaft. Wir haben darauf hingearbeitet, endlich wieder im Finale zu stehen. Nun ist es so weit. Unser Gegner mag sich nach all den Finalteilnahmen und Titelgewinnen in den vergangenen fünf Jahren wahrscheinlich schon fast heimisch fühlen. Für uns dagegen ist es etwas ganz Besonderes, im Finale zu stehen und in maximal 120 Minuten um den Titel 2018 zu kämpfen.

Lerch: Ich bin erst seit Anfang der Saison Cheftrainer der VfL-Frauen. In dieser Funktion möchte ich jetzt gerne erstmals einen Pokal oder eine Schale in der Hand halten. Den Weg dorthin haben wir souverän gemeistert. Jetzt müssen wir noch den letzten Schritt machen. Aber das ist der schwerste.

DFB.de: Wie haben Sie das Jahr als Cheftrainer bisher erlebt?

Lerch: Sportlich gibt es fast nichts zu meckern. Wir haben bisher eine herausragende Saison in der Allianz Frauen-Bundesliga gespielt. Dazu stehen wir im Endspiel der Champions League und des DFB-Pokals. Vielleicht kann ich in ein paar Wochen sagen, dass wir eine überragende Serie gespielt haben. Aber wir können in ganz kurzer Zeit auch einiges kaputtmachen. Ich hoffe und glaube nicht, dass das passieren wird. Aber man weiß nie. Jetzt zählt nur der DFB-Pokal. Alles andere müssen wir nun ausblenden. Wir können keine Ablenkung gebrauchen. 

Wörle: Da kann ich meinem Kollegen nur beipflichten. Der VfL spielt bislang eine starke Saison und kann sogar das Triple holen. Stephan führt die erfolgreiche Arbeit von Ralf Kellermann fort. Aber am Samstag muss der VfL Wolfsburg an uns vorbei, um den DFB-Pokal zu gewinnen. In einem Spiel ist alles möglich.

DFB.de: Was macht den Reiz dieses Wettbewerbs aus?

Lerch: Für mich fängt das mit der Anreise und dann dem Abschlusstraining am Tag vor dem Finale an. Schon da beginnt das Kribbeln. Wenn man in Köln ist, weiß man ganz genau, dass etwas Großes bevorsteht. Und in diesem Jahr ist die Situation deshalb doppelt besonders, weil wir gegen Bayern München spielen. Meiner Meinung nach treffen die beiden besten Mannschaften im deutschen Frauenfußball aufeinander. Köln bietet den würdigen Rahmen für dieses Duell.

DFB.de: Und wer ist der Favorit?

Wörle: Favorit ist sicher der VfL Wolfsburg. Man muss sich nur die Erfolge des Klubs in den vergangenen fünf Jahren anschauen. Viermal haben sie den DFB-Pokal geholt, darüber haben wir schon gesprochen. Sie sind dreimal Deutscher Meister geworden und haben zweimal die Champions League gewonnen. Sie werden diese Saison Deutscher Meister werden, und in ein paar Tagen bestreiten sie sogar das nächste Endspiel in der Königsklasse. Das ist schon enorm. Davor haben wir Respekt. Für mich stellt der VfL Wolfsburg nicht nur die aktuell beste Offensive Europas, mit einigen herausragenden internationalen Einzelspielerinnen, sondern verfügt auch über eine äußerst reife, erfahrene Mannschaft.

DFB.de: Klingt fast so, als seien Sie chancenlos?

Wörle: Nein, das sind wir nicht. Wenn wir fünfmal gegen den VfL antreten müssten, dann würden wir sicher die Mehrzahl der Spiele verlieren, aber am Samstag geht es nur um ein Spiel, 90 Minuten, vielleicht 120, vielleicht sogar ein Elfmeterschießen. Wir versuchen genau das eine, nahezu perfekte Spiel hinzubekommen, bei dem wir diesem starken Team aus Wolfsburg mit einer außergewöhnlichen Mannschaftsleistung Paroli bieten können. Wir haben im Finale 2012 gezeigt, dass das möglich ist. Wir wissen, wovon wir reden.

Lerch: Ich sehe die Ausgangslage nicht so deutlich wie mein Kollege. Wir sehen München als Konkurrenten auf Augenhöhe. Sie haben das Rennen um die Deutsche Meisterschaft in der Allianz Frauen-Bundesliga auch in diesem Jahr wieder lange offen halten können. Der FC Bayern wird uns alles abverlangen. Wir brauchen erneut eine hoch konzentrierte Leistung und einen perfekten Tag, wenn wir unseren Titel in diesem wunderbaren Stadion verteidigen und danach feiern wollen.

DFB.de: Können Sie überhaupt feiern? Am Donnerstag treffen Sie in Kiew im Finale der Champions League auf Olympique Lyon.

Lerch: Das spielt im Moment für uns noch keine Rolle. Natürlich muss sich am Samstag alles im Rahmen bewegen. Wir werden nicht über die Stränge schlagen können, weil sich spätestens morgen früh unser Fokus natürlich nur noch auf die Champions League richtet. Aber wir wollen dort mit viel Selbstbewusstsein und am liebsten mit dem DFB-Pokal im Gepäck antreten.

Wörle: Leider haben wir in der ersten Runde der Champions League sehr unglücklich gegen den späteren Halbfinalgegner der Wolfsburger verloren. Insofern ist es natürlich wichtig und erfreulich für den deutschen Frauenfußball, dass der VfL es wieder bis ins Finale geschafft hat. Ich denke, Wolfsburg hat in diesem Jahr gute Chancen, die Champions League zu gewinnen.

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