Lerch: "Bayern hat verdient gewonnen"

Niederlage im Spitzenspiel: Tabellenführer VfL Wolfsburg hat beim 2:4 gegen den nun punktgleichen Verfolger FC Bayern München einen Fehlstart in die zweite Saisonhälfte der Frauen-Bundesliga hingelegt. Im DFB.de-Interview findet VfL-Trainer Stephan Lerch (34) sehr selbstkritische Worte.

DFB.de: Herr Lerch, wie schwer fällt es Ihnen, nach diesem aus Ihrer Sicht unerfreulichen Ergebnis auch noch darüber sprechen zu müssen?

Stephan Lerch: Das gehört dazu. Auch wenn es weh tut, man muss auch in der Niederlage fair bleiben und Größe zeigen. Der Sieg des FC Bayern ist nicht unverdient, so ehrlich muss man sein.

DFB.de: Wie haben Sie die Begegnung erlebt?

Lerch: Wir sind eigentlich ganz gut reingekommen und hatten die eine oder andere Möglichkeit. Aber wir konnten keine Kontrolle über das Spielgeschehen entwickeln, weil wir uns nicht gut bewegt haben. Bayern hingegen war sehr aggressiv und giftig in den Zweikämpfen, ohne dabei unfair zu agieren. Es ist mir ganz wichtig, das zu betonen. Gleichzeitig hat München schnell in die Tiefe gespielt und war so immer gefährlich. Das haben sie gut gemacht. Ab Mitte der ersten Hälfte haben wir nicht mehr zu unserem Spiel gefunden und sind hektisch geworden.

DFB.de: Sie sind dann vor der Pause mit 0:2 in Rückstand geraten.

Lerch: Diese Führung ist total in Ordnung gegangen aufgrund des Spielverlaufs bis zu diesem Zeitpunkt. In der zweiten Halbzeit haben wir es besser gemacht. Mit unserem Auftritt nach dem Wechsel bin ich wirklich zufrieden. Da haben wir endlich mutig Fußball gespielt und viel Ballbesitz gehabt. Das 0:3 war dann natürlich der nächste Rückschlag. Aber meine Spielerinnen haben Moral bewiesen, das rechne ich ihnen hoch an.

DFB.de: Sie sind auf 2:3 herangekommen.

Lerch: Und in der Schlussphase haben wir die Bayern an deren Strafraum eingeschnürt und hatten zwei dicke Torchancen, die wir leider nicht nutzten konnten. Wir haben alles aufgemacht und auf das 3:3 gespielt, Bayern ist dann das 4:2 gelungen. Damit war die Sache gelaufen.

DFB.de: Letztlich ein verdienter Sieg für München?

Lerch: Insgesamt schon. Wir hätten einen Punkt holen können, aber das wäre auch das Maximum gewesen. Mehr hätten wir heute definitiv nicht verdient gehabt. Dass wir jetzt mit leeren Händen nach Hause fliegen, ist natürlich bitter.

DFB.de: Hatten Sie das Gefühl, dass Bayern sich auch für das 0:6 aus dem Hinspiel revanchieren wollte?

Lerch: Das kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall haben sie ihren Heimvorteil mit der Unterstützung der Fans super ausgenutzt. Ob das Hinspiel in deren Unterbewusstsein noch eine Rolle gespielt hat, kann ich nicht sagen. Vielleicht war es so, vielleicht auch nicht. Aber das ist jetzt auch egal. Sie wollten unser Ballzirkulationsspiel unterbrechen, und das ist ihnen gut gelungen. Am Anfang haben Sie uns den Schneid abgekauft, dafür sind sie zum Schluss belohnt worden. Wir haben einige Dinge nicht gut gemacht, die werden wir in den kommenden Tagen ansprechen.

DFB.de: War es ein Problem für Sie, dass diese wichtige Begegnung das erste Spiel für Ihre Mannschaft in diesem Jahr war?

Lerch: Das war sicher nicht optimal, aber Bayern hatte ja die gleiche Ausgangslage. Deshalb wollen wir uns hinter diese Argumentation nicht verstecken. Wir haben heute teilweise keine gute Leistung gezeigt, dafür haben wir die Quittung bekommen. Fertig. Alles andere ist zweitrangig und wäre eine Ausrede.

DFB.de: Was bedeutet diese Niederlage für die Tabelle?

Lerch: Wir sind weiterhin vorne. Aber Bayern ist jetzt dran und punktgleich mit uns. Wir hatten ein Sieben-Punkte-Polster, das haben wir aufgebraucht, das ist jetzt die Situation. Ich gehe davon aus, dass es bis zum Ende ein ganz enges Duell mit Bayern um den Titel geben wird. Und auch Potsdam sollten wir keineswegs aus den Augen verlieren, die sind auch noch dran. Außerdem kommen bald die Aufgaben im DFB-Pokal und der Champions League noch dazu. Es geht jetzt Schlag auf Schlag weiter. Da dürfen wir uns nicht mehr viele Ausrutscher wie in der ersten Halbzeit leisten, sonst wird es schwierig.

DFB.de: Für Sie war es die erste Niederlage in einem Pflichtspiel in dieser Saison. Wie geht die Mannschaft damit um?

Lerch: Wir sind enttäuscht, niedergeschlagen und auch sehr selbstkritisch. Die Spielerinnen wissen ganz genau, dass eine gute Halbzeit in so einem Spiel nicht ausreicht. Dafür war der Gegner zu stark. Wichtig ist, dass wir die richtigen Schlüsse daraus ziehen und eine Menge mitnehmen für die nächsten Aufgaben. Der Blick geht wieder nach vorne. Dort warten die Dinge, die wir beeinflussen können.

DFB.de: Am kommenden Wochenende ist der SV Werder zu Gast, der Duisburg souverän mit 5:0 besiegt hat.

Lerch: Das spielt für uns keine Rolle. Wir schauen nur auf uns und wollen eine neue Serie starten. Wir wollen und müssen eine Reaktion zeigen und unser wahres Gesicht präsentieren. Wir unterschätzen Bremen nicht, aber es muss unser Anspruch sein, im Heimspiel drei Punkte zu holen. Gerade nach dieser Niederlage. Wir dürfen nicht weitere Zähler liegen lassen. Ich sehe die Münchnerinnen als Konkurrentinnen auf Augenhöhe.

DFB.de: FCB-Trainer Thomas Wörle sieht Sie in der Favoritenrolle.

Lerch: Ja, das ist mir natürlich auch schon aufgefallen. Aber ich sehe es etwas anders. Der Bayern-Kader ist gespickt mit Nationalspielerinnen,  viele davon aus Deutschland. Man muss sich nur mal anschauen, wer dort gegen uns alles auf der Bank gesessen hat. Der FC Bayern hat inzwischen einen Kader, der sich absolut mit unserem messen kann. In solchen Spitzenspielen entscheiden manchmal Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage. Dass wir immer in die Favoritenrolle geschoben werden, nehmen wir gerne an. Wir haben kein Problem damit, das ist auch unser Anspruch. Aber der FC Bayern München muss sich meiner Meinung nach nicht dahinter verstecken.

[sw]

Niederlage im Spitzenspiel: Tabellenführer VfL Wolfsburg hat beim 2:4 gegen den nun punktgleichen Verfolger FC Bayern München einen Fehlstart in die zweite Saisonhälfte der Frauen-Bundesliga hingelegt. Im DFB.de-Interview findet VfL-Trainer Stephan Lerch (34) sehr selbstkritische Worte.

DFB.de: Herr Lerch, wie schwer fällt es Ihnen, nach diesem aus Ihrer Sicht unerfreulichen Ergebnis auch noch darüber sprechen zu müssen?

Stephan Lerch: Das gehört dazu. Auch wenn es weh tut, man muss auch in der Niederlage fair bleiben und Größe zeigen. Der Sieg des FC Bayern ist nicht unverdient, so ehrlich muss man sein.

DFB.de: Wie haben Sie die Begegnung erlebt?

Lerch: Wir sind eigentlich ganz gut reingekommen und hatten die eine oder andere Möglichkeit. Aber wir konnten keine Kontrolle über das Spielgeschehen entwickeln, weil wir uns nicht gut bewegt haben. Bayern hingegen war sehr aggressiv und giftig in den Zweikämpfen, ohne dabei unfair zu agieren. Es ist mir ganz wichtig, das zu betonen. Gleichzeitig hat München schnell in die Tiefe gespielt und war so immer gefährlich. Das haben sie gut gemacht. Ab Mitte der ersten Hälfte haben wir nicht mehr zu unserem Spiel gefunden und sind hektisch geworden.

DFB.de: Sie sind dann vor der Pause mit 0:2 in Rückstand geraten.

Lerch: Diese Führung ist total in Ordnung gegangen aufgrund des Spielverlaufs bis zu diesem Zeitpunkt. In der zweiten Halbzeit haben wir es besser gemacht. Mit unserem Auftritt nach dem Wechsel bin ich wirklich zufrieden. Da haben wir endlich mutig Fußball gespielt und viel Ballbesitz gehabt. Das 0:3 war dann natürlich der nächste Rückschlag. Aber meine Spielerinnen haben Moral bewiesen, das rechne ich ihnen hoch an.

DFB.de: Sie sind auf 2:3 herangekommen.

Lerch: Und in der Schlussphase haben wir die Bayern an deren Strafraum eingeschnürt und hatten zwei dicke Torchancen, die wir leider nicht nutzten konnten. Wir haben alles aufgemacht und auf das 3:3 gespielt, Bayern ist dann das 4:2 gelungen. Damit war die Sache gelaufen.

DFB.de: Letztlich ein verdienter Sieg für München?

Lerch: Insgesamt schon. Wir hätten einen Punkt holen können, aber das wäre auch das Maximum gewesen. Mehr hätten wir heute definitiv nicht verdient gehabt. Dass wir jetzt mit leeren Händen nach Hause fliegen, ist natürlich bitter.

DFB.de: Hatten Sie das Gefühl, dass Bayern sich auch für das 0:6 aus dem Hinspiel revanchieren wollte?

Lerch: Das kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall haben sie ihren Heimvorteil mit der Unterstützung der Fans super ausgenutzt. Ob das Hinspiel in deren Unterbewusstsein noch eine Rolle gespielt hat, kann ich nicht sagen. Vielleicht war es so, vielleicht auch nicht. Aber das ist jetzt auch egal. Sie wollten unser Ballzirkulationsspiel unterbrechen, und das ist ihnen gut gelungen. Am Anfang haben Sie uns den Schneid abgekauft, dafür sind sie zum Schluss belohnt worden. Wir haben einige Dinge nicht gut gemacht, die werden wir in den kommenden Tagen ansprechen.

DFB.de: War es ein Problem für Sie, dass diese wichtige Begegnung das erste Spiel für Ihre Mannschaft in diesem Jahr war?

Lerch: Das war sicher nicht optimal, aber Bayern hatte ja die gleiche Ausgangslage. Deshalb wollen wir uns hinter diese Argumentation nicht verstecken. Wir haben heute teilweise keine gute Leistung gezeigt, dafür haben wir die Quittung bekommen. Fertig. Alles andere ist zweitrangig und wäre eine Ausrede.

DFB.de: Was bedeutet diese Niederlage für die Tabelle?

Lerch: Wir sind weiterhin vorne. Aber Bayern ist jetzt dran und punktgleich mit uns. Wir hatten ein Sieben-Punkte-Polster, das haben wir aufgebraucht, das ist jetzt die Situation. Ich gehe davon aus, dass es bis zum Ende ein ganz enges Duell mit Bayern um den Titel geben wird. Und auch Potsdam sollten wir keineswegs aus den Augen verlieren, die sind auch noch dran. Außerdem kommen bald die Aufgaben im DFB-Pokal und der Champions League noch dazu. Es geht jetzt Schlag auf Schlag weiter. Da dürfen wir uns nicht mehr viele Ausrutscher wie in der ersten Halbzeit leisten, sonst wird es schwierig.

DFB.de: Für Sie war es die erste Niederlage in einem Pflichtspiel in dieser Saison. Wie geht die Mannschaft damit um?

Lerch: Wir sind enttäuscht, niedergeschlagen und auch sehr selbstkritisch. Die Spielerinnen wissen ganz genau, dass eine gute Halbzeit in so einem Spiel nicht ausreicht. Dafür war der Gegner zu stark. Wichtig ist, dass wir die richtigen Schlüsse daraus ziehen und eine Menge mitnehmen für die nächsten Aufgaben. Der Blick geht wieder nach vorne. Dort warten die Dinge, die wir beeinflussen können.

DFB.de: Am kommenden Wochenende ist der SV Werder zu Gast, der Duisburg souverän mit 5:0 besiegt hat.

Lerch: Das spielt für uns keine Rolle. Wir schauen nur auf uns und wollen eine neue Serie starten. Wir wollen und müssen eine Reaktion zeigen und unser wahres Gesicht präsentieren. Wir unterschätzen Bremen nicht, aber es muss unser Anspruch sein, im Heimspiel drei Punkte zu holen. Gerade nach dieser Niederlage. Wir dürfen nicht weitere Zähler liegen lassen. Ich sehe die Münchnerinnen als Konkurrentinnen auf Augenhöhe.

DFB.de: FCB-Trainer Thomas Wörle sieht Sie in der Favoritenrolle.

Lerch: Ja, das ist mir natürlich auch schon aufgefallen. Aber ich sehe es etwas anders. Der Bayern-Kader ist gespickt mit Nationalspielerinnen,  viele davon aus Deutschland. Man muss sich nur mal anschauen, wer dort gegen uns alles auf der Bank gesessen hat. Der FC Bayern hat inzwischen einen Kader, der sich absolut mit unserem messen kann. In solchen Spitzenspielen entscheiden manchmal Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage. Dass wir immer in die Favoritenrolle geschoben werden, nehmen wir gerne an. Wir haben kein Problem damit, das ist auch unser Anspruch. Aber der FC Bayern München muss sich meiner Meinung nach nicht dahinter verstecken.

###more###