Leopold Zingerle: Von der Bayern-Bank ins Magdeburger Tor

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Leopold Zingerle vom 1. FC Magdeburg, der in der Jugend bei Bayern München ausgebildet wurde und mit dem 1. FCM auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga hofft.

Der Traum von der 2. Bundesliga ist präsenter als je zuvor. Torwart Leopold Zingerle könnte mit dem 1. FC Magdeburg, der zwei Spieltage vor Saisonende auf dem Relegationsplatz steht, der ganz große Wurf gelingen. Dementsprechend groß ist vor dem Auswärtsspiel am Sonntag beim VfR Aalen (ab 13.30 Uhr) die Anspannung. "In der Endphase der Saison ist jeder Punkt entscheidend. Wir wollen unsere gute Ausgangsposition nicht mehr hergeben", verrät der 23-Jährige im Gespräch mit DFB.de. Zingerle ist es gewohnt, mit Erfolgsdruck umzugehen. Immerhin hat er den Großteil seines Lebens beim FC Bayern München verbracht.

Der gebürtige Münchner trat mit acht Jahren dem deutschen Rekordmeister bei. Er empfand es stets als Privileg, auf dem gleichen Trainingsgelände wie die Profis trainieren zu dürfen. "Es war immer schön, aus der Kabine zu kommen und direkt vor dem Trainingsplatz der ersten Mannschaft zu stehen", erinnert er sich. "So konnte man hautnah miterleben, wie es bei den Profis abläuft."

Konkurrenzkampf bei den Bayern-Junioren

Gleichzeitig musste Zingerle bereits in jungen Jahren miterleben, wie groß der Konkurrenzkampf im Fußball ist. Jahr für Jahr wurden zwei bis drei Spieler aussortiert und durch neue Nachwuchsspieler ersetzt. Jeder grobe Patzer hätte zur Folge haben können, dass Zingerle sein Bayern-Trikot abgeben muss. "Das war natürlich eine große Drucksituation", sagt er. Doch genau dieser Druck habe ihm dabei geholfen, heute im Profifußball bestehen zu können: "Ich musste bereits in jungen Jahren meine Leistung bringen, um weiterzukommen. Im Nachhinein war diese Erfahrung sehr lehrreich für mich."

Zingerle überstand das Ausleseverfahren, durchlief sämtliche Jugendmannschaften und debütierte mit 18 Jahren für die zweite Mannschaft in der Regionalliga. Seine Leistungen waren gut. So gut, dass er schon bald zum vierten Torwart der Profis ernannt und dort mittrainieren durfte. Zingerle hat noch bildlich vor Augen, wie er vor der ersten Trainingseinheit voller Aufregung in der Kabine saß – natürlich überpünktlich, wie es sich für einen Neuling gehört. Nach und nach trudelten die Superstars wie Arjen Robben, Bastian Schweinsteiger oder David Alaba ein und sagten freundlich guten Morgen. Es dauerte nicht lange, bis die Berührungsängste verflogen waren. "David Alaba war damals selber noch ein junger Spieler und hat immer mit dafür gesorgt, dass die Jüngeren gut integriert sind", berichtet Zingerle. Überhaupt könne er nur positiv von all den großen Fußballern berichten: "Letztendlich sind die Mechanismen genauso wie bei allen anderen Fußballmannschaften auch. Man unterhält sich miteinander, zieht sich um und geht auf den Trainingsplatz."

Bewunderung für Manuel Neuer

Dort aber zeigte sich der qualitative Unterschied. "Das Tempo und die Qualität sind viel höher als bei anderen Vereinen. Zudem passiert es Spielern wie Arjen Robben praktisch nie, dass sie den Ball nicht richtig treffen und der sonst wohin fliegt. Diese Topspieler agieren einfach konstanter als andere Profis", so der Keeper. Am meisten gelernt habe er von Nationaltorhüter Manuel Neuer. "Er strahlt unheimlich viel Ruhe aus. Ganz egal, was für eine Situation auch entsteht: Er wird niemals hektisch oder nervös", sagt Zingerle über den Welttorhüter. Laut seiner Einschätzung sei das eine Frage des Selbstvertrauens: "Manu weiß einfach, dass er jeden Ball halten kann."Im April 2014 saß Zingerle bei einem Auswärtsspiel gegen den FC Augsburg erstmals auf der Bank. Selbst in der Champions League nahm er gelegentlich auf der Ersatzbank Platz – unter anderem im Halbfinalhinspiel der Saison 2013/2014 gegen Real Madrid.

Doch so beeindruckend diese Erlebnisse auch gewesen sind: Mit 21 Jahren war es an der Zeit, zu einem Verein zu wechseln, wo er mehr Aussicht auf Spielpraxis hatte. Zunächst versuchte er sein Glück beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth. Dort allerdings hatte er gegen den Bundesliga-erfahrenen Sebastian Mielitz das Nachsehen. "Das war allerdings abzusehen. Ich wurde verpflichtet, weil sich der dritte Torhüter verletzt hatte", berichtet er.

Früher Meisterfeier mit Bayern - bald Aufstiegsfeier mit Magdeburg?

Zur laufenden Saison erfolgte der Wechsel nach Magdeburg. Auch dort musste er sich zunächst hinten anstellen. Routinier Jan Glinker ging als Nummer eins in die Saison. "Ich musste das so hinnehmen, habe aber weiterhin Gas gegeben und mich auch im Training gut präsentiert", sagt Zingerle. Der Lohn: Im Winter wurde der Kampf um die Nummer eins neu ausgerufen – diesmal mit einem glücklicheren Ausgang für Zingerle. "Was das Spiel mit dem Ball angeht, sehen wir Leo ein Stück vorne", lautete damals die Begründung von Trainer Jens Härtel im MDR.

Auch wenn der 1. FC Magdeburg nicht mit dem FC Bayern München vergleichbar ist: Die Euphorie um den Drittligisten empfindet Zingerle als beachtlich. "Unser Stadion ist immer sehr gut besucht. Die Leute sprechen uns manchmal auf der Straße an und wünschen uns Glück. Alle wollen ihren Teil zum Erfolg beitragen." Eine Meisterfeier hat er als langjähriger Bayern-Spieler schon einmal miterlebt. Eine Aufstiegsfeier allerdings noch nicht. Zu gerne würde er das zeitnah nachholen.

[oj]

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Leopold Zingerle vom 1. FC Magdeburg, der in der Jugend bei Bayern München ausgebildet wurde und mit dem 1. FCM auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga hofft.

Der Traum von der 2. Bundesliga ist präsenter als je zuvor. Torwart Leopold Zingerle könnte mit dem 1. FC Magdeburg, der zwei Spieltage vor Saisonende auf dem Relegationsplatz steht, der ganz große Wurf gelingen. Dementsprechend groß ist vor dem Auswärtsspiel am Sonntag beim VfR Aalen (ab 13.30 Uhr) die Anspannung. "In der Endphase der Saison ist jeder Punkt entscheidend. Wir wollen unsere gute Ausgangsposition nicht mehr hergeben", verrät der 23-Jährige im Gespräch mit DFB.de. Zingerle ist es gewohnt, mit Erfolgsdruck umzugehen. Immerhin hat er den Großteil seines Lebens beim FC Bayern München verbracht.

Der gebürtige Münchner trat mit acht Jahren dem deutschen Rekordmeister bei. Er empfand es stets als Privileg, auf dem gleichen Trainingsgelände wie die Profis trainieren zu dürfen. "Es war immer schön, aus der Kabine zu kommen und direkt vor dem Trainingsplatz der ersten Mannschaft zu stehen", erinnert er sich. "So konnte man hautnah miterleben, wie es bei den Profis abläuft."

Konkurrenzkampf bei den Bayern-Junioren

Gleichzeitig musste Zingerle bereits in jungen Jahren miterleben, wie groß der Konkurrenzkampf im Fußball ist. Jahr für Jahr wurden zwei bis drei Spieler aussortiert und durch neue Nachwuchsspieler ersetzt. Jeder grobe Patzer hätte zur Folge haben können, dass Zingerle sein Bayern-Trikot abgeben muss. "Das war natürlich eine große Drucksituation", sagt er. Doch genau dieser Druck habe ihm dabei geholfen, heute im Profifußball bestehen zu können: "Ich musste bereits in jungen Jahren meine Leistung bringen, um weiterzukommen. Im Nachhinein war diese Erfahrung sehr lehrreich für mich."

Zingerle überstand das Ausleseverfahren, durchlief sämtliche Jugendmannschaften und debütierte mit 18 Jahren für die zweite Mannschaft in der Regionalliga. Seine Leistungen waren gut. So gut, dass er schon bald zum vierten Torwart der Profis ernannt und dort mittrainieren durfte. Zingerle hat noch bildlich vor Augen, wie er vor der ersten Trainingseinheit voller Aufregung in der Kabine saß – natürlich überpünktlich, wie es sich für einen Neuling gehört. Nach und nach trudelten die Superstars wie Arjen Robben, Bastian Schweinsteiger oder David Alaba ein und sagten freundlich guten Morgen. Es dauerte nicht lange, bis die Berührungsängste verflogen waren. "David Alaba war damals selber noch ein junger Spieler und hat immer mit dafür gesorgt, dass die Jüngeren gut integriert sind", berichtet Zingerle. Überhaupt könne er nur positiv von all den großen Fußballern berichten: "Letztendlich sind die Mechanismen genauso wie bei allen anderen Fußballmannschaften auch. Man unterhält sich miteinander, zieht sich um und geht auf den Trainingsplatz."

Bewunderung für Manuel Neuer

Dort aber zeigte sich der qualitative Unterschied. "Das Tempo und die Qualität sind viel höher als bei anderen Vereinen. Zudem passiert es Spielern wie Arjen Robben praktisch nie, dass sie den Ball nicht richtig treffen und der sonst wohin fliegt. Diese Topspieler agieren einfach konstanter als andere Profis", so der Keeper. Am meisten gelernt habe er von Nationaltorhüter Manuel Neuer. "Er strahlt unheimlich viel Ruhe aus. Ganz egal, was für eine Situation auch entsteht: Er wird niemals hektisch oder nervös", sagt Zingerle über den Welttorhüter. Laut seiner Einschätzung sei das eine Frage des Selbstvertrauens: "Manu weiß einfach, dass er jeden Ball halten kann."Im April 2014 saß Zingerle bei einem Auswärtsspiel gegen den FC Augsburg erstmals auf der Bank. Selbst in der Champions League nahm er gelegentlich auf der Ersatzbank Platz – unter anderem im Halbfinalhinspiel der Saison 2013/2014 gegen Real Madrid.

Doch so beeindruckend diese Erlebnisse auch gewesen sind: Mit 21 Jahren war es an der Zeit, zu einem Verein zu wechseln, wo er mehr Aussicht auf Spielpraxis hatte. Zunächst versuchte er sein Glück beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth. Dort allerdings hatte er gegen den Bundesliga-erfahrenen Sebastian Mielitz das Nachsehen. "Das war allerdings abzusehen. Ich wurde verpflichtet, weil sich der dritte Torhüter verletzt hatte", berichtet er.

Früher Meisterfeier mit Bayern - bald Aufstiegsfeier mit Magdeburg?

Zur laufenden Saison erfolgte der Wechsel nach Magdeburg. Auch dort musste er sich zunächst hinten anstellen. Routinier Jan Glinker ging als Nummer eins in die Saison. "Ich musste das so hinnehmen, habe aber weiterhin Gas gegeben und mich auch im Training gut präsentiert", sagt Zingerle. Der Lohn: Im Winter wurde der Kampf um die Nummer eins neu ausgerufen – diesmal mit einem glücklicheren Ausgang für Zingerle. "Was das Spiel mit dem Ball angeht, sehen wir Leo ein Stück vorne", lautete damals die Begründung von Trainer Jens Härtel im MDR.

Auch wenn der 1. FC Magdeburg nicht mit dem FC Bayern München vergleichbar ist: Die Euphorie um den Drittligisten empfindet Zingerle als beachtlich. "Unser Stadion ist immer sehr gut besucht. Die Leute sprechen uns manchmal auf der Straße an und wünschen uns Glück. Alle wollen ihren Teil zum Erfolg beitragen." Eine Meisterfeier hat er als langjähriger Bayern-Spieler schon einmal miterlebt. Eine Aufstiegsfeier allerdings noch nicht. Zu gerne würde er das zeitnah nachholen.

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