Lena Oberdorf: "Mit Tape und Mentalität"

Der VfL Wolfsburg hat einen wichtigen 1:0-Auswärtssieg im Viertelfinale der Champions League der Frauen bei Paris Saint-Germain gefeiert. Mittendrin war mal wieder Lena Oberdorf, die im defensiven Mittelfeld geschickt die Fäden zog. Im DFB.de-Interview spricht die 21 Jahre alte Nationalspielerin über ihre Verletzung im Vorfeld, die einen Einsatz eigentlich unmöglich gemacht hatte, und die Ausgangslage vor dem Rückspiel am kommenden Donnerstag. Und natürlich schaut Oberdorf auch schon auf das Spitzenspiel in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga beim FC Bayern München am Samstag (ab 17.55 Uhr Uhr, live in der ARD und bei MagentaSport).

DFB.de: Lena Oberdorf, wie ordnen Sie diesen Erfolg und die Leistung gegen PSG ein?

Lena Oberdorf: Ich glaube, dass wir mit dem 1:0 relativ zufrieden sein können. In Paris 1:0 zu gewinnen, ist auf jeden Fall eine gute Konstellation für das Rückspiel.

DFB.de: Die Defensive stand sehr gut – Paris hatte kaum eine Gelegenheit. War das vorher auch der Matchplan gewesen?

Oberdorf: Ja, auf jeden Fall. Wir wussten, dass die Pariserinnen relativ robust in die Zweikämpfe gehen werden und vorne über individuelle Qualitäten verfügen und schnelle Spielerinnen haben. Deshalb war uns klar, dass wir zunächst defensiv gut stehen müssen. Nichtsdestotrotz hätten wir unseren Ballbesitz auch besser ausspielen können. Wir hätten ruhiger am Ball sein und öfter die richtigen Entscheidungen treffen können. So hätten wir sie spielerisch noch mehr ärgern können.

DFB.de: Sehen Sie es auch so, dass Sie sich für das Rückspiel eine hervorragende Ausgangsposition erarbeitet haben?

Oberdorf: Natürlich. Aber wir haben noch nichts erreicht. Im Rückspiel brauchen wir wieder eine Topleistung.

DFB.de: Wie haben Sie die beiden entscheidenden Szenen auf dem Rasen wahrgenommen? Erst den zurückgenommen Elfmeter für Paris und dann Ihren Strafstoß inklusive des Platzverweises gegen die Französinnen - zweimal durch Eingriff der Video-Assistenten.

Oberdorf: In der ersten Szene war ich mir direkt ziemlich sicher, dass Marina Hegering zuerst den Ball getroffen hatte. Ich habe es noch nicht geschafft, mir die Szene im Nachgang noch einmal anzuschauen. Aber ich habe mit einem Familienangehörigen darüber gesprochen. Da habe ich gehört, dass man den Strafstoß durchaus auch hätte geben können, weil es keine klare Fehlentscheidung war. Ein bisschen Glück gehört immer dazu. Und bei unserem Elfmeter: Es war aus meiner Sicht ein klares Handspiel - natürlich aus sehr kurzer Distanz. Aber die Arme haben meiner Meinung nach so weit vom Körper weggestreckt auch nichts zu suchen. Deswegen finde ich die Entscheidung schon nachvollziehbar. Die nachfolgende Gelb-Rote Karte allerdings fand ich dann schon etwas hart. Aber so sind eben die Regeln.

DFB.de: Wäre am Ende beim konsequenteren Ausspielen der Überzahl sogar ein deutlicherer Sieg möglich gewesen?

Oberdorf: Was heißt ein deutlicherer Sieg? Ja, vielleicht hätten wir am Ende in Überzahl noch etwas für das Torverhältnis tun können. Aber Paris hat es mit einer Spielerin weniger weiterhin extrem gut gemacht. Mir war klar, dass sie sich trotzdem nicht unterbuttern lassen werden. Sie standen sehr kompakt und haben es uns extrem schwer gemacht, die richtigen Entscheidungen zu treffen und uns vernünftig durchzuspielen. Wir hätten es natürlich besser ausspielen können. Aber es war wirklich schwer für uns in diesem Stadion mit den Fans, die Paris im Rücken hatte. Das hat PSG noch mal einen Extrapush gegeben. Deshalb reisen wir sehr zufrieden nach Hause.

DFB.de: Wenige Stunden vor dem Spiel hieß es, dass Sie ausfallen werden. Dann standen Sie doch plötzlich in der Startelf. Wie war das möglich?

Oberdorf: Am Freitag nach dem Bundesligaspiel war für mich eigentlich klar, dass ich Paris nicht schaffen werde. Am Samstag hat sich das Knie immer noch so angefühlt, dass ich keine Hoffnung hatte. Aber danach war der Heilungsverlauf einfach so gut, dass ich am Sonntag bereits im Gym etwas mit dem Ball machen konnte. Und dann haben wir uns dazu entschieden, es zu versuchen. Ich kannte den Schmerz bereits aus der vergangenen Saison. Da hatte ich im Grunde dieselbe Verletzung. Deshalb konnte ich das ganz gut einschätzen und wusste, dass es mit einem Tape und mit Mentalität gehen wird.

DFB.de: Wie geht es dem Knie jetzt nach diesen intensiven 75 Minuten, die Sie auf dem Rasen gestanden haben?

Oberdorf: Die eine oder andere Grätsche tat schon etwas weh. (lacht) Aber Stand jetzt gibt es keine große Reaktion. Deshalb bin ich optimistisch.

DFB.de: Es geht Schlag auf Schlag weiter: Am Samstag steht das Spitzenspiel in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga beim FC Bayern München auf dem Programm. Wie bekommen Sie den Akku bis dahin wieder aufgeladen?

Oberdorf: Vor allem mit einer guten Regeneration und einer guten Behandlung unserer medizinischen Abteilung. Ich mache mir keine Sorgen darüber, dass wir am Samstag nicht fit sein könnten. Wichtig ist, dass wir gut schlafen und gesund essen. Und auch auf die eine Nacht im eigenen Bett freue ich mich, das wird gut tun. (lacht)

DFB.de: Mit welchen Erwartungen und Zielen reisen Sie nun nach München weiter?

Oberdorf: Wir wollen dort drei Punkte holen. Wenn uns das gelingt, haben wir uns wieder ein gutes Polster erarbeitet. Die Position wäre dann deutlich sicherer, als sie im Moment ist. Wer Wolfsburg kennt, der weiß, dass wir immer auf drei Punkte spielen. Mit dieser Einstellung treten wir auch in München an.

DFB.de: Danach steht schon das Rückspiel gegen Paris auf dem Programm: Sind das die schönsten Wochen in der Saison für eine Spielerin oder die anstrengendsten?

Oberdorf: Beides. Das sind die Spiele, für die wir die gesamte Saison über trainieren und für die wir in der Vorbereitung unsere Läufe machen. Wir tun das alles, um in diesen englischen Wochen bei 100 Prozent zu sein und schnell zu regenerieren. Ich liebe diese Spiele einfach.

[sw]

Der VfL Wolfsburg hat einen wichtigen 1:0-Auswärtssieg im Viertelfinale der Champions League der Frauen bei Paris Saint-Germain gefeiert. Mittendrin war mal wieder Lena Oberdorf, die im defensiven Mittelfeld geschickt die Fäden zog. Im DFB.de-Interview spricht die 21 Jahre alte Nationalspielerin über ihre Verletzung im Vorfeld, die einen Einsatz eigentlich unmöglich gemacht hatte, und die Ausgangslage vor dem Rückspiel am kommenden Donnerstag. Und natürlich schaut Oberdorf auch schon auf das Spitzenspiel in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga beim FC Bayern München am Samstag (ab 17.55 Uhr Uhr, live in der ARD und bei MagentaSport).

DFB.de: Lena Oberdorf, wie ordnen Sie diesen Erfolg und die Leistung gegen PSG ein?

Lena Oberdorf: Ich glaube, dass wir mit dem 1:0 relativ zufrieden sein können. In Paris 1:0 zu gewinnen, ist auf jeden Fall eine gute Konstellation für das Rückspiel.

DFB.de: Die Defensive stand sehr gut – Paris hatte kaum eine Gelegenheit. War das vorher auch der Matchplan gewesen?

Oberdorf: Ja, auf jeden Fall. Wir wussten, dass die Pariserinnen relativ robust in die Zweikämpfe gehen werden und vorne über individuelle Qualitäten verfügen und schnelle Spielerinnen haben. Deshalb war uns klar, dass wir zunächst defensiv gut stehen müssen. Nichtsdestotrotz hätten wir unseren Ballbesitz auch besser ausspielen können. Wir hätten ruhiger am Ball sein und öfter die richtigen Entscheidungen treffen können. So hätten wir sie spielerisch noch mehr ärgern können.

DFB.de: Sehen Sie es auch so, dass Sie sich für das Rückspiel eine hervorragende Ausgangsposition erarbeitet haben?

Oberdorf: Natürlich. Aber wir haben noch nichts erreicht. Im Rückspiel brauchen wir wieder eine Topleistung.

DFB.de: Wie haben Sie die beiden entscheidenden Szenen auf dem Rasen wahrgenommen? Erst den zurückgenommen Elfmeter für Paris und dann Ihren Strafstoß inklusive des Platzverweises gegen die Französinnen - zweimal durch Eingriff der Video-Assistenten.

Oberdorf: In der ersten Szene war ich mir direkt ziemlich sicher, dass Marina Hegering zuerst den Ball getroffen hatte. Ich habe es noch nicht geschafft, mir die Szene im Nachgang noch einmal anzuschauen. Aber ich habe mit einem Familienangehörigen darüber gesprochen. Da habe ich gehört, dass man den Strafstoß durchaus auch hätte geben können, weil es keine klare Fehlentscheidung war. Ein bisschen Glück gehört immer dazu. Und bei unserem Elfmeter: Es war aus meiner Sicht ein klares Handspiel - natürlich aus sehr kurzer Distanz. Aber die Arme haben meiner Meinung nach so weit vom Körper weggestreckt auch nichts zu suchen. Deswegen finde ich die Entscheidung schon nachvollziehbar. Die nachfolgende Gelb-Rote Karte allerdings fand ich dann schon etwas hart. Aber so sind eben die Regeln.

DFB.de: Wäre am Ende beim konsequenteren Ausspielen der Überzahl sogar ein deutlicherer Sieg möglich gewesen?

Oberdorf: Was heißt ein deutlicherer Sieg? Ja, vielleicht hätten wir am Ende in Überzahl noch etwas für das Torverhältnis tun können. Aber Paris hat es mit einer Spielerin weniger weiterhin extrem gut gemacht. Mir war klar, dass sie sich trotzdem nicht unterbuttern lassen werden. Sie standen sehr kompakt und haben es uns extrem schwer gemacht, die richtigen Entscheidungen zu treffen und uns vernünftig durchzuspielen. Wir hätten es natürlich besser ausspielen können. Aber es war wirklich schwer für uns in diesem Stadion mit den Fans, die Paris im Rücken hatte. Das hat PSG noch mal einen Extrapush gegeben. Deshalb reisen wir sehr zufrieden nach Hause.

DFB.de: Wenige Stunden vor dem Spiel hieß es, dass Sie ausfallen werden. Dann standen Sie doch plötzlich in der Startelf. Wie war das möglich?

Oberdorf: Am Freitag nach dem Bundesligaspiel war für mich eigentlich klar, dass ich Paris nicht schaffen werde. Am Samstag hat sich das Knie immer noch so angefühlt, dass ich keine Hoffnung hatte. Aber danach war der Heilungsverlauf einfach so gut, dass ich am Sonntag bereits im Gym etwas mit dem Ball machen konnte. Und dann haben wir uns dazu entschieden, es zu versuchen. Ich kannte den Schmerz bereits aus der vergangenen Saison. Da hatte ich im Grunde dieselbe Verletzung. Deshalb konnte ich das ganz gut einschätzen und wusste, dass es mit einem Tape und mit Mentalität gehen wird.

DFB.de: Wie geht es dem Knie jetzt nach diesen intensiven 75 Minuten, die Sie auf dem Rasen gestanden haben?

Oberdorf: Die eine oder andere Grätsche tat schon etwas weh. (lacht) Aber Stand jetzt gibt es keine große Reaktion. Deshalb bin ich optimistisch.

DFB.de: Es geht Schlag auf Schlag weiter: Am Samstag steht das Spitzenspiel in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga beim FC Bayern München auf dem Programm. Wie bekommen Sie den Akku bis dahin wieder aufgeladen?

Oberdorf: Vor allem mit einer guten Regeneration und einer guten Behandlung unserer medizinischen Abteilung. Ich mache mir keine Sorgen darüber, dass wir am Samstag nicht fit sein könnten. Wichtig ist, dass wir gut schlafen und gesund essen. Und auch auf die eine Nacht im eigenen Bett freue ich mich, das wird gut tun. (lacht)

DFB.de: Mit welchen Erwartungen und Zielen reisen Sie nun nach München weiter?

Oberdorf: Wir wollen dort drei Punkte holen. Wenn uns das gelingt, haben wir uns wieder ein gutes Polster erarbeitet. Die Position wäre dann deutlich sicherer, als sie im Moment ist. Wer Wolfsburg kennt, der weiß, dass wir immer auf drei Punkte spielen. Mit dieser Einstellung treten wir auch in München an.

DFB.de: Danach steht schon das Rückspiel gegen Paris auf dem Programm: Sind das die schönsten Wochen in der Saison für eine Spielerin oder die anstrengendsten?

Oberdorf: Beides. Das sind die Spiele, für die wir die gesamte Saison über trainieren und für die wir in der Vorbereitung unsere Läufe machen. Wir tun das alles, um in diesen englischen Wochen bei 100 Prozent zu sein und schnell zu regenerieren. Ich liebe diese Spiele einfach.

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