Lena Lotzen: "Meine Erfahrungen können sehr wichtig sein"

Der DFB erweitert sein Trainerinnenteam im weiblichen Nachwuchsbereich. Lena Lotzen, Julia Simic und Ariane Hingst werden ihre Erfahrungen als ehemalige Nationalspielerinnen einbringen. Lotzen wird als Assistentin bei den U 16-Juniorinnen arbeiten. Im DFB.de-Interview erklärt die 27-Jährige, was ihre Aufgaben sind und warum die neue Konstellation aus ihrer Sicht genau richtig ist.

DFB.de: Wie ordnen Sie für sich persönlich die neue Herausforderung ein?

Lena Lotzen: Für mich ist es der perfekte Übergang. Viele Fußballerinnen und Fußballer haben Respekt vor dem Karriereende, weil dann automatisch die Fragen kommen: Wie geht es weiter? Was kommt als nächstes? Welcher Beruf passt zu mir? Auch ich habe mir diese Gedanken im vergangenen Jahr gemacht. Deswegen bin ich sehr froh, dass bei mir das Karriereende und eine spannende neue Aufgabe nahtlos ineinander übergehen. Der Trainerinnenberuf ist sehr reizvoll für mich. Ich freue mich sehr über die Chance, die sich mir jetzt bietet.

DFB.de: Hatten Sie überhaupt Zeit, Ihre Karriere mal in Ruhe Revue passieren zu lassen?

Lotzen: Ich habe das vergangene Jahr ganz gut dazu nutzen können. Nach und nach musste ich ja akzeptieren, dass mein Körper Fußball auf diesem Niveau nicht mehr zulässt. Ich habe diese Zeit genutzt, um mir Gedanken zu machen, wie es weitergehen könnte. Trainerin zu sein war dabei immer ein wichtiger Punkt. Dank dieses fließenden Übergangs wird es gar nicht erst dazu kommen, dass ich in ein Loch falle, weil ich jetzt wieder eine attraktive Perspektive habe.

DFB.de: Was wird Ihre Aufgabe als Co-Trainerin der U 16-Juniorinnen des DFB sein?

Lotzen: Meine Erfahrungen als Spielerin können in diesem Zusammenhang sehr wichtig sein. Ich habe alles mitbekommen, aus was ein Sportlerleben bestehen kann. Ich war ganz oben. Ich bin Europameisterin, deutsche Meisterin, DFB-Pokalsiegerin. Ich habe alles Positive mitgenommen. Aber ich habe durch meine Verletzungen auch die negativen Seiten des Sports erleben müssen. Ich habe lange gekämpft, um wieder 100 Prozent abrufen zu können. Allerdings hat das mein Körper leider nicht mehr zugelassen. Das war eine bittere Erkenntnis. Ich werde den jungen Spielerinnen auf jeden Fall mitgeben können, dass es nicht immer nur bergauf geht, sondern dass es auch mal in die falsche Richtung laufen kann. Entscheidend ist, dass man dann in der Spur bleibt und nicht zu früh aufgibt.

DFB.de: Wie wichtig ist der menschliche Zugang zu den Spielerinnen?

Lotzen: Sehr wichtig. Ich möchte schnell ein Vertrauensverhältnis herstellen. Ich habe zwar noch nicht viel Erfahrung als Trainerin. Aber ich habe als Spielerin einiges durchgemacht. Das ist auch ein großer Wert. 

DFB.de: Sie werden die Nachwuchsspielerinnen auch außerhalb der Lehrgänge beim DFB in ihren Heimatvereinen betreuen. Warum?

Lotzen: Wir wollen den Spielerinnen das Angebot machen, dauerhaft mit uns im Austausch zu sein und eben nicht nur während der sechs oder sieben Lehrgänge im Jahr. Das Betreuungsnetz soll engmaschiger werden. Wir wollen gerne eine ganzheitliche Entwicklung der Spielerinnen hinbekommen. Viele Fußballerinnen in diesem Alter spielen noch in ihren Heimatvereinen, in denen die Strukturen naturgemäß nicht so professionell sind, wie beispielsweise in München, Wolfsburg oder Hoffenheim. Und da wollen wir ansetzen und die Spielerinnen bestmöglich unterstützen. Es wird ja immer wieder die Frage gestellt, wo sich ein 15- oder 16-jähriges Toptalent am besten entwickelt. Ist das im Heimatverein, im gewohnten Umfeld, möglicherweise mit den Jungs? Oder ist doch das Nachwuchsleistungszentrum eines Spitzenvereins genau richtig? Ich glaube, dass die Antwort auch vom Charakter der jeweiligen Spielerin abhängt. Wir müssen sehr individuell fördern.

DFB.de: Gerade in diesem Alter verlieren viele Mädchen den Spaß am Fußball, weil andere Dinge des Lebens wichtiger werden.

Lotzen: Auch hier wollen wir ansetzen. Das ist ein sehr sensibles Alter. Da kann eine Unterstützung von unserer Seite sehr wichtig sein, um die Spielerinnen vielleicht auch mal durch eine Phase zu führen, in der sie zweifeln, ob Fußball wirklich der richtige Sport für sie ist. Wir müssen die Spielerinnen als Persönlichkeit verstehen und nicht nur als die Fußballerin, die auf dem Platz steht und dort möglichst Leistung bringen soll.

DFB.de: Wo standen Sie in diesem Alter?

Lotzen: Meine Karriere ist davon geprägt, dass ich sehr lange bei den Jungs in meinem Heimatort gespielt habe, auch mit 15 und 16 Jahren noch. In dieser Zeit hatte ich das riesige Glück, dass ich einen Trainer hatte, der mich total unterstützt hat. Ich war damals noch sehr zurückhaltend und schüchtern – vor allem auch neben dem Platz. In dieser Phase, als ich immer größere Mühe hatte, mich körperlich im Kreis der Jungs zu behaupten, hätte mir sicherlich eine Unterstützung sehr gutgetan, wie wir sie jetzt anbieten werden. Ich kann mich daran erinnern, dass ich in dieser Zeit gezweifelt habe, ob es eigentlich richtig ist, was ich hier mache. Die Jungs, mit denen ich damals gespielt habe, sind da erwachsen geworden. Als Mädchen beziehungsweise als Frau ist es ab einem gewissen Zeitpunkt schwerer, bei den Jungs mitzuhalten. Mit 17 Jahren bin ich dann zum FC Bayern gewechselt und habe dort mit Spielerinnen in meinem Alter gespielt. Das war sehr wichtig, weil ich sonst vielleicht den Spaß verloren hätte. Da bin ich erstmals auch mit Themen wie gesunder Ernährung, psychologischer Betreuung oder strukturiertem Krafttraining konfrontiert worden. Damit hätte man sicher schon drei oder vier Jahre früher beginnen können. Und genau da setzen wir jetzt schon an, indem wir die Spielerinnen engmaschig betreuen. 

DFB.de: Wie wichtig waren für Sie die Einsätze in den verschiedenen Nachwuchs-Nationalmannschaften?

Lotzen: Enorm wichtig. Da habe ich erstmals das Gefühl dafür entwickelt, dass der Fußball vielleicht nicht nur ein Hobby ist, sondern mein Beruf werden könnte. Nur mal ein Beispiel: In meinem Heimatverein hatte ich genau einen Trikotsatz. Beim DFB wurden wir von oben bis unten vollständig ausgerüstet. Da habe ich schon gedacht: "Oh, krass. Das ist eine andere Welt hier." Das war für mich eine zusätzliche Motivation und eine extrem prägende Zeit. Diese Erfahrungen wünsche ich jedem Mädchen. Ich würde diese Erinnerungen für nichts hergeben.

DFB.de: Ist es also genau der richtige Schritt, mit Ihnen, Julia Simic und Ariane Hingst ehemalige Nationalspielerinnen enger einzubinden?

Lotzen: Grundsätzlich schon. Wichtig ist die richtige Mischung. Es reicht sicher nicht aus, Nationalspielerin gewesen zu sein, um auch gleichzeitig eine gute Trainerin zu sein. Dazu gehört eine spezielle Ausbildung bis hin zum Fußballlehrer. Deshalb ist die Teamzusammensetzung, die wir nun haben, ziemlich perfekt. Wir können die Erfahrung einbringen, weil wir noch nicht lange raus sind aus dem Geschäft. Gleichzeitig haben wir erfahrene Cheftrainerinnen, die ganz andere Aspekte beisteuern können. Am Ende werden alle Seiten von dieser neuen Konstellation profitieren. Davon bin ich überzeugt.

[sw]

Der DFB erweitert sein Trainerinnenteam im weiblichen Nachwuchsbereich. Lena Lotzen, Julia Simic und Ariane Hingst werden ihre Erfahrungen als ehemalige Nationalspielerinnen einbringen. Lotzen wird als Assistentin bei den U 16-Juniorinnen arbeiten. Im DFB.de-Interview erklärt die 27-Jährige, was ihre Aufgaben sind und warum die neue Konstellation aus ihrer Sicht genau richtig ist.

DFB.de: Wie ordnen Sie für sich persönlich die neue Herausforderung ein?

Lena Lotzen: Für mich ist es der perfekte Übergang. Viele Fußballerinnen und Fußballer haben Respekt vor dem Karriereende, weil dann automatisch die Fragen kommen: Wie geht es weiter? Was kommt als nächstes? Welcher Beruf passt zu mir? Auch ich habe mir diese Gedanken im vergangenen Jahr gemacht. Deswegen bin ich sehr froh, dass bei mir das Karriereende und eine spannende neue Aufgabe nahtlos ineinander übergehen. Der Trainerinnenberuf ist sehr reizvoll für mich. Ich freue mich sehr über die Chance, die sich mir jetzt bietet.

DFB.de: Hatten Sie überhaupt Zeit, Ihre Karriere mal in Ruhe Revue passieren zu lassen?

Lotzen: Ich habe das vergangene Jahr ganz gut dazu nutzen können. Nach und nach musste ich ja akzeptieren, dass mein Körper Fußball auf diesem Niveau nicht mehr zulässt. Ich habe diese Zeit genutzt, um mir Gedanken zu machen, wie es weitergehen könnte. Trainerin zu sein war dabei immer ein wichtiger Punkt. Dank dieses fließenden Übergangs wird es gar nicht erst dazu kommen, dass ich in ein Loch falle, weil ich jetzt wieder eine attraktive Perspektive habe.

DFB.de: Was wird Ihre Aufgabe als Co-Trainerin der U 16-Juniorinnen des DFB sein?

Lotzen: Meine Erfahrungen als Spielerin können in diesem Zusammenhang sehr wichtig sein. Ich habe alles mitbekommen, aus was ein Sportlerleben bestehen kann. Ich war ganz oben. Ich bin Europameisterin, deutsche Meisterin, DFB-Pokalsiegerin. Ich habe alles Positive mitgenommen. Aber ich habe durch meine Verletzungen auch die negativen Seiten des Sports erleben müssen. Ich habe lange gekämpft, um wieder 100 Prozent abrufen zu können. Allerdings hat das mein Körper leider nicht mehr zugelassen. Das war eine bittere Erkenntnis. Ich werde den jungen Spielerinnen auf jeden Fall mitgeben können, dass es nicht immer nur bergauf geht, sondern dass es auch mal in die falsche Richtung laufen kann. Entscheidend ist, dass man dann in der Spur bleibt und nicht zu früh aufgibt.

DFB.de: Wie wichtig ist der menschliche Zugang zu den Spielerinnen?

Lotzen: Sehr wichtig. Ich möchte schnell ein Vertrauensverhältnis herstellen. Ich habe zwar noch nicht viel Erfahrung als Trainerin. Aber ich habe als Spielerin einiges durchgemacht. Das ist auch ein großer Wert. 

DFB.de: Sie werden die Nachwuchsspielerinnen auch außerhalb der Lehrgänge beim DFB in ihren Heimatvereinen betreuen. Warum?

Lotzen: Wir wollen den Spielerinnen das Angebot machen, dauerhaft mit uns im Austausch zu sein und eben nicht nur während der sechs oder sieben Lehrgänge im Jahr. Das Betreuungsnetz soll engmaschiger werden. Wir wollen gerne eine ganzheitliche Entwicklung der Spielerinnen hinbekommen. Viele Fußballerinnen in diesem Alter spielen noch in ihren Heimatvereinen, in denen die Strukturen naturgemäß nicht so professionell sind, wie beispielsweise in München, Wolfsburg oder Hoffenheim. Und da wollen wir ansetzen und die Spielerinnen bestmöglich unterstützen. Es wird ja immer wieder die Frage gestellt, wo sich ein 15- oder 16-jähriges Toptalent am besten entwickelt. Ist das im Heimatverein, im gewohnten Umfeld, möglicherweise mit den Jungs? Oder ist doch das Nachwuchsleistungszentrum eines Spitzenvereins genau richtig? Ich glaube, dass die Antwort auch vom Charakter der jeweiligen Spielerin abhängt. Wir müssen sehr individuell fördern.

DFB.de: Gerade in diesem Alter verlieren viele Mädchen den Spaß am Fußball, weil andere Dinge des Lebens wichtiger werden.

Lotzen: Auch hier wollen wir ansetzen. Das ist ein sehr sensibles Alter. Da kann eine Unterstützung von unserer Seite sehr wichtig sein, um die Spielerinnen vielleicht auch mal durch eine Phase zu führen, in der sie zweifeln, ob Fußball wirklich der richtige Sport für sie ist. Wir müssen die Spielerinnen als Persönlichkeit verstehen und nicht nur als die Fußballerin, die auf dem Platz steht und dort möglichst Leistung bringen soll.

DFB.de: Wo standen Sie in diesem Alter?

Lotzen: Meine Karriere ist davon geprägt, dass ich sehr lange bei den Jungs in meinem Heimatort gespielt habe, auch mit 15 und 16 Jahren noch. In dieser Zeit hatte ich das riesige Glück, dass ich einen Trainer hatte, der mich total unterstützt hat. Ich war damals noch sehr zurückhaltend und schüchtern – vor allem auch neben dem Platz. In dieser Phase, als ich immer größere Mühe hatte, mich körperlich im Kreis der Jungs zu behaupten, hätte mir sicherlich eine Unterstützung sehr gutgetan, wie wir sie jetzt anbieten werden. Ich kann mich daran erinnern, dass ich in dieser Zeit gezweifelt habe, ob es eigentlich richtig ist, was ich hier mache. Die Jungs, mit denen ich damals gespielt habe, sind da erwachsen geworden. Als Mädchen beziehungsweise als Frau ist es ab einem gewissen Zeitpunkt schwerer, bei den Jungs mitzuhalten. Mit 17 Jahren bin ich dann zum FC Bayern gewechselt und habe dort mit Spielerinnen in meinem Alter gespielt. Das war sehr wichtig, weil ich sonst vielleicht den Spaß verloren hätte. Da bin ich erstmals auch mit Themen wie gesunder Ernährung, psychologischer Betreuung oder strukturiertem Krafttraining konfrontiert worden. Damit hätte man sicher schon drei oder vier Jahre früher beginnen können. Und genau da setzen wir jetzt schon an, indem wir die Spielerinnen engmaschig betreuen. 

DFB.de: Wie wichtig waren für Sie die Einsätze in den verschiedenen Nachwuchs-Nationalmannschaften?

Lotzen: Enorm wichtig. Da habe ich erstmals das Gefühl dafür entwickelt, dass der Fußball vielleicht nicht nur ein Hobby ist, sondern mein Beruf werden könnte. Nur mal ein Beispiel: In meinem Heimatverein hatte ich genau einen Trikotsatz. Beim DFB wurden wir von oben bis unten vollständig ausgerüstet. Da habe ich schon gedacht: "Oh, krass. Das ist eine andere Welt hier." Das war für mich eine zusätzliche Motivation und eine extrem prägende Zeit. Diese Erfahrungen wünsche ich jedem Mädchen. Ich würde diese Erinnerungen für nichts hergeben.

DFB.de: Ist es also genau der richtige Schritt, mit Ihnen, Julia Simic und Ariane Hingst ehemalige Nationalspielerinnen enger einzubinden?

Lotzen: Grundsätzlich schon. Wichtig ist die richtige Mischung. Es reicht sicher nicht aus, Nationalspielerin gewesen zu sein, um auch gleichzeitig eine gute Trainerin zu sein. Dazu gehört eine spezielle Ausbildung bis hin zum Fußballlehrer. Deshalb ist die Teamzusammensetzung, die wir nun haben, ziemlich perfekt. Wir können die Erfahrung einbringen, weil wir noch nicht lange raus sind aus dem Geschäft. Gleichzeitig haben wir erfahrene Cheftrainerinnen, die ganz andere Aspekte beisteuern können. Am Ende werden alle Seiten von dieser neuen Konstellation profitieren. Davon bin ich überzeugt.