Leipzigs Henrichs: "Favorit auf den Pokalsieg? Ganz klar: ja"

Vergangene Saison stand Benjamin Henrichs mit RB Leipzig im Finale. Nun tritt der Bundesligist im DFB-Pokalviertelfinale bei Zweitligist Hannover 96 heute (ab 18.30 Uhr, live bei Sport1 und Sky) an. Im DFB.de-Interview spricht der 25 Jahre alte Außenverteidiger mit Mitarbeiter Oliver Jensen über die Favoritenrolle, seine Zeit in Monaco und schöne Erinnerungen an die Nationalmannschaften.

DFB.de: Herr Henrichs, ist RB Leipzig nach dem Ausscheiden des FC Bayern München und Borussia Dortmund der logische Favorit auf den DFB-Pokal?

Benjamin Henrichs: Wenn Sie schon so fragen: Ja. Ganz klar, ja. (lacht laut)

DFB.de: Das war eine deutliche Antwort. Wie sehr verspüren Sie in Leipzig das Verlangen danach, nun den ersten Titel der Vereinsgeschichte zu gewinnen?

Henrichs: Ich spüre das sehr, das war bereits im vergangenen Jahr so. Da wir bereits in der vergangenen Saison das Finale erreicht, allerdings nicht gewonnen haben, wollen wir das jetzt umso mehr. Es wäre toll für den Verein, wenn am Ende der Saison der erste Titel herausspringt. Aber das ist noch ein weiter Weg.

DFB.de: Sie treffen im DFB-Pokalviertelfinale nun auf Hannover 96. Haben Sie auf einen Zweitligisten gehofft, weil die Chance auf ein Weiterkommen dadurch besonders groß ist?

Henrichs: Nein. Hannover hat im Pokal mit 3:0 gegen Gladbach gewonnen. Jede Mannschaft, die noch im Pokal vertreten ist, ist schwer zu bespielen. Das wäre zum Beispiel genauso beim FC St. Pauli gewesen, der gegen Borussia Dortmund gewonnen hat. Ich glaube nicht, dass das Spiel gegen Hannover einfach wird. Trotzdem sind wir auf dem Papier der Favorit und wollen das Spiel gewinnen.

DFB.de: Sind unterklassige Mannschaften teilweise besonders unangenehm zu bespielen?

Henrichs: Wir als Bundesligist haben natürlich mehr zu verlieren. Es wird erwartet, dass man den Gegner praktisch abschießt, weil man eine Liga höher spielt. Aber das ist im Fußball nicht so einfach. Das haben wir in dieser Saison bereits mehrmals gesehen. Viele Bundesligisten hatten im Pokal ihre Probleme. Hannover hat nichts zu verlieren, weil sie gegen einen Favoriten spielen. Aber auch wir wollen unbedingt ins Finale.

DFB.de: Sie haben in Ihrer Karriere erst einmal gegen Hannover 96 gespielt - das war aber sehr spektakulär. Können Sie sich noch an diese Partie erinnern?

Henrichs: War das ein 4:3? Moment, doch eher ein 4:4, richtig?

DFB.de: Genau. Im Dezember 2017 traten Sie mit Bayer Leverkusen in Hannover an und trennten sich mit 4:4

Henrichs: Das war gegen "Tschauni"! (lacht) Also Philipp Tschauner, der heute bei uns in Leipzig in der Mannschaft ist und damals noch Torwart von Hannover war. Das war ein verrücktes Spiel. Leon Bailey wurde damals bei uns eingewechselt und hat direkt zwei Tore gemacht. 

DFB.de: Sie haben es eben angesprochen: In der vergangenen Saison standen Sie mit RB Leipzig im DFB-Pokalfinale und unterlagen Borussia Dortmund mit 1:4. Wie denken Sie heute an dieses Spiel zurück?

Henrichs: Das war eigentlich eine schöne Erfahrung, weil ich zum ersten Mal auf Vereinsebene in einem Finale stand. Als Jugendlicher war ich einmal als Zuschauer beim Pokalfinale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund. Das Stadion war komplett voll. Für mich war das ein brutales Erlebnis. Dann selbst im Finale zu stehen, leider jedoch ohne Fans, war ein besonderer Tag. Ich will unbedingt wieder nach Berlin und das alles dann mit Zuschauern erleben.

DFB.de: Ist die Anspannung vor einem Pokalspiel grundsätzlich größer als vor einem Bundesligaspiel, weil sich eine Niederlage nicht eine Woche später wieder kompensieren lässt?

Henrichs: Darüber mache ich mir nicht allzu viele Gedanken. Natürlich ist einem bewusst, dass es um alles oder nichts geht. Aber auch in der Bundesliga geht es jede Woche um drei Punkte. Und diese drei Punkte könnten am Ende der Saison entscheiden, ob du in der Champions League oder in der Europa League spielst.

DFB.de: Worin sehen Sie die Gründe dafür, dass Leipzig in der Hinrunde große Probleme hatte?

Henrichs: Wir haben in der Hinrunde einfach nicht so richtig zu unserem Spiel gefunden. Durch den Trainerwechsel hat sich einiges verändert. Unter Jesse Marsch lag das Hauptaugenmerk auf Pressing, unter Domenico Tedesco hingegen liegt der Fokus mehr auf Ballbesitz. Das ist ein großer Unterschied, der uns aber entgegenkommt, weil wir einen guten Fußball spielen. Die Mischung stimmt jetzt.

DFB.de: Sprechen wir noch über Ihren Werdegang: Sie haben Ihre Profikarriere bei Bayer Leverkusen begonnen, sind dann im Sommer 2018 zu AS Monaco gewechselt und haben dort zwei Jahre verbracht. Wie denken Sie heute an diese Station zurück?

Henrichs: Das war ein tolles Erlebnis. Ich bin mit 21 Jahren nach Monaco gewechselt, konnte kein Französisch und wusste überhaupt nicht, was mich erwartet, wenn ich im Ausland allein wohnen würde. Rückblickend muss ich sagen: Auch wenn das nicht die beste Zeit von AS Monaco gewesen ist, habe ich dort viel gelernt. Ich spreche hier zum Beispiel in Leipzig mit meinen französischen Mannschaftskameraden Französisch, weil ich die Sprache mittlerweile gut kann. Sportlich habe ich dort sowohl die Champions League als auch den Abstiegskampf erlebt.

DFB.de: Wie würden Sie das spielerische Niveau in der Ligue 1 mit dem der Bundesliga vergleichen?

Henrichs: In der Bundesliga haben wir mehr Taktik und Disziplin. Physisch allerdings ist die Ligue 1 stärker. Manchmal stehen einem dort echte "Monster" gegenüber. Man kennt vielleicht nicht die Namen der einzelnen Spieler. Aber es gibt sehr viele junge Talente in Frankreich, die man nicht auf dem Schirm hatte und die plötzlich groß aufspielen. Die Ligue 1 wird oft kleingeredet, ist aber eine sehr starke Liga.

DFB.de: Monaco hat verhältnismäßig geringe Zuschauerzahlen. Dies ergibt sich natürlich auch aus der geringen Einwohnerzahl. Welche Rolle spielt der Fußball überhaupt im Fürstentum?

Henrichs: Das kommt drauf an. Wenn wir Champions League gespielt haben, war es voll. Wenn wir Mittwochabend im Pokal gegen einen Zweitligisten gespielt haben, war es nicht so voll. (lacht) Es ist dort eben anders als in der Bundesliga. Wir können glücklich sein, dass wir so viele tolle Fans in Deutschland haben, die jede Entfernung auf sich nehmen, um ihre Mannschaft spielen zu sehen. In Monaco stand Fußball nicht an erster Stelle. Vielleicht wäre das anders gewesen, wenn wir erfolgreicher gewesen wären. Aber die Fans sind in Deutschland in meinen Augen frenetischer als in Frankreich. 

DFB.de: Hat Sie das auch dazu motiviert, in die Bundesliga zurückzukehren?

Henrichs: Ja, ich hatte damals gute Gespräche mit Julian Nagelsmann und auch mit Markus Krösche. Außerdem wollte ich wieder konstant spielen. Mir wurde hier in Leipzig ein guter Plan aufgezeigt.

DFB.de: Sie haben fünf Länderspiele für die deutsche A-Nationalmannschaft bestritten, liefen für sämtliche U-Nationalmannschaften und 2016 für die Olympiaauswahl auf. An welche Erlebnisse beim DFB denken Sie besonders gerne zurück?

Henrichs: An mein erstes Länderspiel gegen San Marino natürlich. Ich hatte zu der Zeit erst 18, 19 Bundesligaspiele und saß bei der Nationalmannschaft neben Spielern wie Sami Khedira, Mario Gomez oder Thomas Müller in der Kabine. Also auch mit Spielern, die Weltmeister geworden waren und mit denen ich noch nie auf dem Platz gestanden hatte - teilweise nicht einmal als Gegner. Ich denke außerdem gerne an die U 19-Europameisterschaft zurück. Eine EM im eigenen Land ist ein tolles Erlebnis, zumal wir in den Profistadien spielten und diese ausverkauft waren. Und dann erinnere ich mich gerne an mein erstes U 15-Länderspiel gegen Polen. Ich war damals 14 Jahre alt. Wir haben zwar verloren, aber ich war Kapitän und habe mit links das Tor gemacht. So etwas vergisst man auch zehn Jahre später nicht.

[oj]

Vergangene Saison stand Benjamin Henrichs mit RB Leipzig im Finale. Nun tritt der Bundesligist im DFB-Pokalviertelfinale bei Zweitligist Hannover 96 heute (ab 18.30 Uhr, live bei Sport1 und Sky) an. Im DFB.de-Interview spricht der 25 Jahre alte Außenverteidiger mit Mitarbeiter Oliver Jensen über die Favoritenrolle, seine Zeit in Monaco und schöne Erinnerungen an die Nationalmannschaften.

DFB.de: Herr Henrichs, ist RB Leipzig nach dem Ausscheiden des FC Bayern München und Borussia Dortmund der logische Favorit auf den DFB-Pokal?

Benjamin Henrichs: Wenn Sie schon so fragen: Ja. Ganz klar, ja. (lacht laut)

DFB.de: Das war eine deutliche Antwort. Wie sehr verspüren Sie in Leipzig das Verlangen danach, nun den ersten Titel der Vereinsgeschichte zu gewinnen?

Henrichs: Ich spüre das sehr, das war bereits im vergangenen Jahr so. Da wir bereits in der vergangenen Saison das Finale erreicht, allerdings nicht gewonnen haben, wollen wir das jetzt umso mehr. Es wäre toll für den Verein, wenn am Ende der Saison der erste Titel herausspringt. Aber das ist noch ein weiter Weg.

DFB.de: Sie treffen im DFB-Pokalviertelfinale nun auf Hannover 96. Haben Sie auf einen Zweitligisten gehofft, weil die Chance auf ein Weiterkommen dadurch besonders groß ist?

Henrichs: Nein. Hannover hat im Pokal mit 3:0 gegen Gladbach gewonnen. Jede Mannschaft, die noch im Pokal vertreten ist, ist schwer zu bespielen. Das wäre zum Beispiel genauso beim FC St. Pauli gewesen, der gegen Borussia Dortmund gewonnen hat. Ich glaube nicht, dass das Spiel gegen Hannover einfach wird. Trotzdem sind wir auf dem Papier der Favorit und wollen das Spiel gewinnen.

DFB.de: Sind unterklassige Mannschaften teilweise besonders unangenehm zu bespielen?

Henrichs: Wir als Bundesligist haben natürlich mehr zu verlieren. Es wird erwartet, dass man den Gegner praktisch abschießt, weil man eine Liga höher spielt. Aber das ist im Fußball nicht so einfach. Das haben wir in dieser Saison bereits mehrmals gesehen. Viele Bundesligisten hatten im Pokal ihre Probleme. Hannover hat nichts zu verlieren, weil sie gegen einen Favoriten spielen. Aber auch wir wollen unbedingt ins Finale.

DFB.de: Sie haben in Ihrer Karriere erst einmal gegen Hannover 96 gespielt - das war aber sehr spektakulär. Können Sie sich noch an diese Partie erinnern?

Henrichs: War das ein 4:3? Moment, doch eher ein 4:4, richtig?

DFB.de: Genau. Im Dezember 2017 traten Sie mit Bayer Leverkusen in Hannover an und trennten sich mit 4:4

Henrichs: Das war gegen "Tschauni"! (lacht) Also Philipp Tschauner, der heute bei uns in Leipzig in der Mannschaft ist und damals noch Torwart von Hannover war. Das war ein verrücktes Spiel. Leon Bailey wurde damals bei uns eingewechselt und hat direkt zwei Tore gemacht. 

DFB.de: Sie haben es eben angesprochen: In der vergangenen Saison standen Sie mit RB Leipzig im DFB-Pokalfinale und unterlagen Borussia Dortmund mit 1:4. Wie denken Sie heute an dieses Spiel zurück?

Henrichs: Das war eigentlich eine schöne Erfahrung, weil ich zum ersten Mal auf Vereinsebene in einem Finale stand. Als Jugendlicher war ich einmal als Zuschauer beim Pokalfinale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund. Das Stadion war komplett voll. Für mich war das ein brutales Erlebnis. Dann selbst im Finale zu stehen, leider jedoch ohne Fans, war ein besonderer Tag. Ich will unbedingt wieder nach Berlin und das alles dann mit Zuschauern erleben.

DFB.de: Ist die Anspannung vor einem Pokalspiel grundsätzlich größer als vor einem Bundesligaspiel, weil sich eine Niederlage nicht eine Woche später wieder kompensieren lässt?

Henrichs: Darüber mache ich mir nicht allzu viele Gedanken. Natürlich ist einem bewusst, dass es um alles oder nichts geht. Aber auch in der Bundesliga geht es jede Woche um drei Punkte. Und diese drei Punkte könnten am Ende der Saison entscheiden, ob du in der Champions League oder in der Europa League spielst.

DFB.de: Worin sehen Sie die Gründe dafür, dass Leipzig in der Hinrunde große Probleme hatte?

Henrichs: Wir haben in der Hinrunde einfach nicht so richtig zu unserem Spiel gefunden. Durch den Trainerwechsel hat sich einiges verändert. Unter Jesse Marsch lag das Hauptaugenmerk auf Pressing, unter Domenico Tedesco hingegen liegt der Fokus mehr auf Ballbesitz. Das ist ein großer Unterschied, der uns aber entgegenkommt, weil wir einen guten Fußball spielen. Die Mischung stimmt jetzt.

DFB.de: Sprechen wir noch über Ihren Werdegang: Sie haben Ihre Profikarriere bei Bayer Leverkusen begonnen, sind dann im Sommer 2018 zu AS Monaco gewechselt und haben dort zwei Jahre verbracht. Wie denken Sie heute an diese Station zurück?

Henrichs: Das war ein tolles Erlebnis. Ich bin mit 21 Jahren nach Monaco gewechselt, konnte kein Französisch und wusste überhaupt nicht, was mich erwartet, wenn ich im Ausland allein wohnen würde. Rückblickend muss ich sagen: Auch wenn das nicht die beste Zeit von AS Monaco gewesen ist, habe ich dort viel gelernt. Ich spreche hier zum Beispiel in Leipzig mit meinen französischen Mannschaftskameraden Französisch, weil ich die Sprache mittlerweile gut kann. Sportlich habe ich dort sowohl die Champions League als auch den Abstiegskampf erlebt.

DFB.de: Wie würden Sie das spielerische Niveau in der Ligue 1 mit dem der Bundesliga vergleichen?

Henrichs: In der Bundesliga haben wir mehr Taktik und Disziplin. Physisch allerdings ist die Ligue 1 stärker. Manchmal stehen einem dort echte "Monster" gegenüber. Man kennt vielleicht nicht die Namen der einzelnen Spieler. Aber es gibt sehr viele junge Talente in Frankreich, die man nicht auf dem Schirm hatte und die plötzlich groß aufspielen. Die Ligue 1 wird oft kleingeredet, ist aber eine sehr starke Liga.

DFB.de: Monaco hat verhältnismäßig geringe Zuschauerzahlen. Dies ergibt sich natürlich auch aus der geringen Einwohnerzahl. Welche Rolle spielt der Fußball überhaupt im Fürstentum?

Henrichs: Das kommt drauf an. Wenn wir Champions League gespielt haben, war es voll. Wenn wir Mittwochabend im Pokal gegen einen Zweitligisten gespielt haben, war es nicht so voll. (lacht) Es ist dort eben anders als in der Bundesliga. Wir können glücklich sein, dass wir so viele tolle Fans in Deutschland haben, die jede Entfernung auf sich nehmen, um ihre Mannschaft spielen zu sehen. In Monaco stand Fußball nicht an erster Stelle. Vielleicht wäre das anders gewesen, wenn wir erfolgreicher gewesen wären. Aber die Fans sind in Deutschland in meinen Augen frenetischer als in Frankreich. 

DFB.de: Hat Sie das auch dazu motiviert, in die Bundesliga zurückzukehren?

Henrichs: Ja, ich hatte damals gute Gespräche mit Julian Nagelsmann und auch mit Markus Krösche. Außerdem wollte ich wieder konstant spielen. Mir wurde hier in Leipzig ein guter Plan aufgezeigt.

DFB.de: Sie haben fünf Länderspiele für die deutsche A-Nationalmannschaft bestritten, liefen für sämtliche U-Nationalmannschaften und 2016 für die Olympiaauswahl auf. An welche Erlebnisse beim DFB denken Sie besonders gerne zurück?

Henrichs: An mein erstes Länderspiel gegen San Marino natürlich. Ich hatte zu der Zeit erst 18, 19 Bundesligaspiele und saß bei der Nationalmannschaft neben Spielern wie Sami Khedira, Mario Gomez oder Thomas Müller in der Kabine. Also auch mit Spielern, die Weltmeister geworden waren und mit denen ich noch nie auf dem Platz gestanden hatte - teilweise nicht einmal als Gegner. Ich denke außerdem gerne an die U 19-Europameisterschaft zurück. Eine EM im eigenen Land ist ein tolles Erlebnis, zumal wir in den Profistadien spielten und diese ausverkauft waren. Und dann erinnere ich mich gerne an mein erstes U 15-Länderspiel gegen Polen. Ich war damals 14 Jahre alt. Wir haben zwar verloren, aber ich war Kapitän und habe mit links das Tor gemacht. So etwas vergisst man auch zehn Jahre später nicht.

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