Lehmann und der berühmte Zettel

Im Sommer nimmt Deutschland zum 19. Mal an einer WM-Endrunde teil. DFB.de dokumentiert in einer 106-teiligen Serie alle Spiele seit 1934. Sie enthält die obligatorischen Daten und Fakten, eine kurze Übersicht zur jeweiligen Ausgangslage und den Spielbericht. Darüber hinaus finden sich in der Rubrik "Stimmen zum Spiel" Zitate, die das unmittelbar danach Gesagte oder Geschriebene festhalten und das Ereignis wieder aufleben lassen.

30. Juni 2006 in Berlin - Viertelfinale: Deutschland - Argentinien 4:2 i.E.

Vor dem Spiel:

Nachdem der nächste Gegner bekannt war, wurde wieder die "Statistik des Grauens" bemüht. Seit dem 1:0 im Oktober 2000 im Wembley-Stadion hatte Deutschland keinen großen Gegner mehr bezwungen – in 17 Spielen nicht. Auch die Bilanz gegen Argentinien war negativ und der letzte Sieg datierte von 1993. War es nun endlich wieder so weit?

Nationalspieler Bernd Schneider versicherte: "Wenn wir so weiter spielen, brauchen wir uns auch vor Argentinien nicht verstecken." Miroslav Klose wurde kecker: "Die Argentinier waren vor der WM Favorit. Jetzt haben sie leider das Pech, auf uns zu treffen." Der Gegner sah das wohl so ähnlich und gab nach dem mühsamen 2:1 über Mexiko sogar bereitwillig die Favoritenrolle ab. Javier Mascherano: "Sie sind als Gastgeber Favorit. Aber wir wollen bestimmend agieren." Argentiniens Trainer Jose Pekerman ahnte: "Das wird ein Spiel großer Mannschaften." Der Größte des argentinischen Fußballs war ungewohnt skeptisch. Diego Maradona, Weltmeister 1986, prophezeite: "Gegen Deutschland wird es hart, hart, hart. Sie haben gut gespielt, sie haben ein gutes Mittelfeld und sie sind Gastgeber. Es wird das Spiel dieser Weltmeisterschaft." Auf das beide Teams sechs Tage warten mussten, weshalb Bundestrainer Jürgen Klinsmann seinen Spielern 30 Stunden frei gab. Etliche flogen mal schnell nach Hause. Im Gepäck hatten sie freilich alle DVD’s über die Argentinier, von Chefscout Urs Siegenthaler zusammengestellt.

Zwei Tage vor dem Spiel feierte die Bild-Zeitung schon den "1. Sieg gegen Argentinien", weil Deutschland weiter in Weiß spielen durfte, während die Südamerikaner ihr blaues Ausweichhemd überstreifen sollten. Am nächsten Tag machte der Kaiser dem deutschen Team seine Aufwartung. Der frisch verheiratete OK-Chef Franz Beckenbauer blieb zwei Stunden im Schlosshotel Grunewald, traf Klinsmann, seinen Assistenten Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff. Er nahm die Erkenntnis mit: "Alle haben einen sehr gelösten, aber auch sehr selbstbewussten Eindruck gemacht. Das ist die Gefühlslage, in der sich Weltmeister entwickeln." In welcher Disziplin auch immer. Die Spieler übten sich an diesem Tag im Bogenschießen. Dann kam der Freitag, der wieder im Zeichen des Balles stand. Die Bild-Zeitung verbuddelt wieder einen Glückspfennig im Rasen des Olympiastadions, angeblich war es der von der WM 2002.



Im Sommer nimmt Deutschland zum 19. Mal an einer WM-Endrunde teil. DFB.de dokumentiert in einer 106-teiligen Serie alle Spiele seit 1934. Sie enthält die obligatorischen Daten und Fakten, eine kurze Übersicht zur jeweiligen Ausgangslage und den Spielbericht. Darüber hinaus finden sich in der Rubrik "Stimmen zum Spiel" Zitate, die das unmittelbar danach Gesagte oder Geschriebene festhalten und das Ereignis wieder aufleben lassen.

30. Juni 2006 in Berlin - Viertelfinale: Deutschland - Argentinien 4:2 i.E.

Vor dem Spiel:

Nachdem der nächste Gegner bekannt war, wurde wieder die "Statistik des Grauens" bemüht. Seit dem 1:0 im Oktober 2000 im Wembley-Stadion hatte Deutschland keinen großen Gegner mehr bezwungen – in 17 Spielen nicht. Auch die Bilanz gegen Argentinien war negativ und der letzte Sieg datierte von 1993. War es nun endlich wieder so weit?

Nationalspieler Bernd Schneider versicherte: "Wenn wir so weiter spielen, brauchen wir uns auch vor Argentinien nicht verstecken." Miroslav Klose wurde kecker: "Die Argentinier waren vor der WM Favorit. Jetzt haben sie leider das Pech, auf uns zu treffen." Der Gegner sah das wohl so ähnlich und gab nach dem mühsamen 2:1 über Mexiko sogar bereitwillig die Favoritenrolle ab. Javier Mascherano: "Sie sind als Gastgeber Favorit. Aber wir wollen bestimmend agieren." Argentiniens Trainer Jose Pekerman ahnte: "Das wird ein Spiel großer Mannschaften." Der Größte des argentinischen Fußballs war ungewohnt skeptisch. Diego Maradona, Weltmeister 1986, prophezeite: "Gegen Deutschland wird es hart, hart, hart. Sie haben gut gespielt, sie haben ein gutes Mittelfeld und sie sind Gastgeber. Es wird das Spiel dieser Weltmeisterschaft." Auf das beide Teams sechs Tage warten mussten, weshalb Bundestrainer Jürgen Klinsmann seinen Spielern 30 Stunden frei gab. Etliche flogen mal schnell nach Hause. Im Gepäck hatten sie freilich alle DVD’s über die Argentinier, von Chefscout Urs Siegenthaler zusammengestellt.

Zwei Tage vor dem Spiel feierte die Bild-Zeitung schon den "1. Sieg gegen Argentinien", weil Deutschland weiter in Weiß spielen durfte, während die Südamerikaner ihr blaues Ausweichhemd überstreifen sollten. Am nächsten Tag machte der Kaiser dem deutschen Team seine Aufwartung. Der frisch verheiratete OK-Chef Franz Beckenbauer blieb zwei Stunden im Schlosshotel Grunewald, traf Klinsmann, seinen Assistenten Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff. Er nahm die Erkenntnis mit: "Alle haben einen sehr gelösten, aber auch sehr selbstbewussten Eindruck gemacht. Das ist die Gefühlslage, in der sich Weltmeister entwickeln." In welcher Disziplin auch immer. Die Spieler übten sich an diesem Tag im Bogenschießen. Dann kam der Freitag, der wieder im Zeichen des Balles stand. Die Bild-Zeitung verbuddelt wieder einen Glückspfennig im Rasen des Olympiastadions, angeblich war es der von der WM 2002.

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Klose lässt das Stadion vibrieren

Spielbericht:

Wieder lacht die Sonne über Deutschland, als es an diesem Freitagnachmittag ab 17 Uhr um den Halbfinaleinzug geht. Unter den 72.000 wie gehabt die Kanzlerin, der Bundespräsident, Showmaster Thomas Gottschalk, Rockstar Marius Müller-Westerhagen – und Diego Maradona. Der allerdings kommt mit großer Entourage, nicht jeder erhält einen Sitzplatz. So zieht Argentiniens Fußballidol nach 20 Minuten schimpfend wieder von dannen und muss den Rest im Fernsehen verfolgen. Zum Beispiel in der ARD, Reinhold Beckmann kommentiert für 28,6 Millionen. Deutschland in Bestbesetzung, neun Männer laufen auch im fünften Spiel dieser WM wieder ein, für Michael Ballack und Christoph Metzelder ist es das vierte. Argentinien ändert dagegen gleich auf drei Positionen. Diesmal gibt es keinen furiosen Start, der gegenseitige Respekt ist groß. In der 16. Minute wird es erstmals gefährlich, Ballack hält seinen Kopf in eine Flanke von Bernd Schneider, verfehlt knapp. Per Mertesacker versucht es aus der Drehung, der Ball geht drüber. In der nächsten Minute wird er schon wieder hinten gebraucht. Der neu ins Team gerückte Stürmer Carlos Tevez narrt Arne Friedrich, im letzten Moment rettet der lange Hannoveraner. Ein von der Spannung lebendes Spiel geht torlos in die Halbzeit, unmöglich einen Ausgang zu prognostizieren. Dann bekommt Argentinien einen Eckball von rechts, den Juan Roman Riquelme in den Strafraum schlägt. Dort lauert Verteidiger Roberto Ayala, hinter ihm Miro Klose. Ausgerechnet der Mann, der seine meisten Tore mit dem Kopf erzielt und von einer enormen Sprungkraft lebt, verliert hier – im falschen Strafraum – ein Luftduell. Ayala trifft unhaltbar und erstmals bei dieser WM liegt Deutschland zurück. Klinsmann wird hinterher sagen, er habe auch dann nicht am Sieg gezweifelt, doch man darf fragen: warum? Offensiv bringt die Elf an diesem Tag fast nichts zustande, auch weil der oft so geniale Schneider einen schwachen Tag erwischt. Er muss als erster raus, Wirbelwind David Odonkor löst ihn ab. Gleich danach bietet sich Ballack die Ausgleichschance, als Torwart Roberto Abbondanzieri die Orientierung verliert, kann er aufs leere Tor schießen. Ayala wirft sich in den Schuss, es soll nicht sein – immer noch kein Ballack-Tor bei der Heim-WM. Dann Pech für Argentinien, das den Torwart wechseln muss. Abbondanzieri verletzt sich nach einem Luftkampf mit Klose, Vertreter Leo Franco macht erst sein viertes Länderspiel. Nach einem Lahm-Fehlpass stockt den Millionen am Bildschirm der Atem, über Tevez kommt der Ball zu Maxi Rodriguez und der trifft das Außennetz. Klinsmann bringt den zweiten Joker: Tim Borowski löst Bastian Schweinsteiger ab. Auch Pekerman wechselt und das wird man ihm ewig vorwerfen: mit Riquelme und Hernan Crespo nimmt er zwei Kreative raus, will das 1:0 über die Zeit retten, statt ein zweites Tor zu erzielen oder wenigstens für Entlastung zu sorgen. Philipp Lahm schildert das in seinem Buch Der feine Unterschied so: "Keine Ahnung, was er sich dabei denkt, vermutlich will er seine Stars, die gegen Mexiko über 120 Minuten gehen mussten, schonen, vielleicht will er uns auch nur verhöhnen, schaut her, gegen euch brauchen wir nicht einmal die Bestbesetzung."

Noch zehn Minuten. Odonkor erkämpft sich spektakulär den Ball, verlagert das Spiel – Einwurf auf der anderen, linken Seite. Lahm zu Ballack, den keiner angreift. In Ruhe kann er auf Borowski flanken, der ohne zu sehen weiß, wohin sein Bremer Kollege Klose läuft. Der Stürmer rammt den Ball mit dem Kopf ins lange Eck – 1:1. "Ein Zaubertor", schreit Beckmann in sein Mikrofon. Der Torjubel aus fast 70.000 Kehlen hallt noch sekundenlang unter dem Dach des Olympiastadions nach. Er steht quasi in der Luft, das Stadion vibriert.

"Für einen Moment lang gerät das Magnetfeld um die Erde aus den Fugen, die Zuschauer haben zum ersten Mal in diesem Spiel etwas zu lachen und das tun sie jetzt", schreibt Autor Lahm.

Die Sorge, dass die WM für den Gastgeber heute schon zu Ende sein kann, ist kleiner geworden – viel kleiner. Kurz vor Ende der regulären Spielzeit kommt – wie immer – noch Oliver Neuville ins Spiel. In der nun folgenden Verlängerung hat kein Trainer mehr die Möglichkeit zu wechseln. "Kein Spiel für schwache Nerven", stellt Beckmann fest. Und einer der zuverlässigsten verliert sie beinahe. In der lange ereignislosen Verlängerung passiert Lahm ein folgenloser Blackout, als er vor dem Tor einen "No look-Pass" ins Zentrum spielt, obwohl die Kette geschlossen aufgerückt ist. Was Lahm in dem Moment vorgeht, ist nachlesbar: "Diego Maradona sagte, dass ich einer der besten Außenverteidiger der Welt bin. Aber einer der besten Außenverteidiger der Welt denkt gerade, dass er seine Mannschaft jetzt fast aus dem Turnier gekegelt hätte, dabei hat es niemand außer mir gemerkt, das Spiel läuft gerade so unwirklich ruhig dahin, dass der Gegner wie betäubt ist und seine Chance nicht sieht, und Per Mertesacker dreht sich seelenruhig um, holt sich den Ball… und niemand begreift, dass eben fast die Welt untergegangen wäre, aber dann ist die Situation auch schon wieder vorbei… der Schiedsrichter pfeift ab, der Weltuntergang ist abgesagt." Die übersehene Konterchance der Argentinier gehört schon zu den Merkwürdigkeiten der Verlängerung, die lediglich noch eine Bogenlampe von Fabricio Coloccini, die auf die Latte des deutschen Tores fällt, zu bieten hat. Keiner riskiert mehr etwas und so gehen sie nun beide ins größte Risiko, das der Fußball zu bieten hat: ins Elfmeterschießen. In der kleinen Pause entsteht eins der Bilder der WM: Oliver Kahn, dessen Ablösung als Nummer 1 für großen Wirbel gesorgt hat, drückt seinem Rivalen Jens Lehmann die Hand. Der grinst verlegen, das Publikum, das die Szene auf Großleinwand sieht, applaudiert. "Das ist dem Oli bestimmt nicht leicht gefallen, aber es zeigt, dass die Mannschaft eine Mannschaft ist", hält Lahm fest.

Dann kommt Torwarttrainer Andreas Köpke zu Lehmann und steckt ihm einen Zettel zu, der heute im Haus der Geschichte ausgestellt ist. Darauf stehen die Elfmeterschützen der Argentinier. Lehmann findet diese Namen vor: Riquelme, Crespo (beide ausgewechselt), Lionel Messi und Pablo Aimar (beide nicht im Spiel), Gabriel Heinze, Ayala, und Maxi Rodriguez. Nur mit maximal drei Informationen kann er also überhaupt etwas anfangen. Hinzu kommt, dass Köpke sie mit Bleistift geschrieben, von Schweiß verwischt und kaum noch lesbar sind. Das hindert Lehmann nicht daran, den Zettel vor jedem Schuss aus seinem Stutzen zu ziehen. Ein Psychospielchen, das der Verunsicherung des Gegners dient. Es wird fruchten. Die Deutschen beginnen, die Stadionuhr zeigt 19.34 Uhr. Joker Neuville schickt Franco in die falsche Ecke. Der erste Argentinier fehlt auf Lehmanns Zettel, an den Schuss von Julio Cruz wäre er aber auch nicht heran gekommen, wenn Köpke ihm die Flugbahn vorher aufgemalt hätte. "Saugut geschossen", gibt Beckmann zu. Das gilt auch für den strammen Rechtsschuss von Kapitän Ballack, endlich zappelt auch ein Ball von ihm im Netz. Routinier Ayala schleppt sich zum Elfmeterpunkt. Hat er etwa Angst? Es hat den Eindruck und sein Schuss ist der Beweis für mangelndes Zutrauen. Lehmann errät die Ecke, die ihm der Zettel nicht verrät, und kann den Ball sogar festhalten. Deutschland ist im Vorteil und baut ihn aus. Lukas Podolski zeigt am Kreidepunkt keine Nerven, wieder ist Franco in der falschen Ecke. "Rodriguez links" steht auf Lehmanns Zettel und so kommt es, aber halten kann er den Ball trotzdem nicht. Es ist an Tim Borowski, den deutschen Vorteil zu bewahren und das macht der lange Bremer gut, obwohl er auf dem Weg vom Mittelkreis zum Punkt von den Argentiniern provoziert wird. Borowski antwortet sportlich, halbhoch landet der Ball neben dem rechten Pfosten. Auf dem Rückweg macht er eine folgenreiche Geste mit dem Zeigefinger, die Lahm so deutet: "Ihr werdet heute nicht gewinnen, ihr nicht."

Nun kommt der eingewechselte Esteban Cambiasso. Er muss treffen, sonst ist Argentinien ausgeschieden. Der Druck ist immens und dieser blöde Torwart scheint alles über ihn zu wissen. Wieder studiert Lehmann konzentriert den Zettel, auf dem kein Cambiasso steht. Es reicht ja, dass der das denkt. Sein halbhoher Linksschuss ist eine leichte Beute für Lehmann, der so cool aus dem Tor geht wie Western-Held John Wayne nach einen gewonnen Pistolenduell. Deutschland gewinnt auch sein viertes Elfmeterschießen bei einer WM, der Mythos lebt. Drei Sekunden hat Lehmann noch seine Ruhe, dann wirft sich ihm die Meute an den Hals. Es ist nicht die einzige Traube des Abends, kurz darauf wird es weniger schön. Bei den Argentiniern bricht sich die Enttäuschung Bahn, Reservespieler Leandro Cufre tritt Mertesacker in den Unterleib und sieht dafür noch Rot. Mertesacker: "Ich wollte mit Jens Lehmann jubeln. Da hat mich einer aus heiterem Himmel sehr unschön niedergestreckt." Angeblich sei er mit "Provokateur" Borowski verwechselt worden. "Was soll das? So ein schlechter Verlierer zu sein?", empört sich Beckmann. Es entwickelt sich ein dreiminütiger Tumult, in den auch schlichtende Anzugträger verwickelt sind. Oliver Bierhoff ("Ich bin dazwischen gegangen um unsere Spieler zu schützen, aber nicht handgreiflich geworden") erhält einen Faustschlag von Heintze, Pressechef Harald Stenger stellt sich schützend vor Bierhoff und muss ein paar Tritte einstecken. Es sind Bilder, die man nicht sehen will, aber in aller Welt verbreitet werden. Und das ist das Fatale. Einen Tag nach dem Spiel ermittelt die FIFA gegen den an diesem Tag alle überragenden Torsten Frings aufgrund der Sichtung italienischer TV-Bilder (Sky Italia), die ihm einen Faustschlag gegen Julio Cruz nachweisen sollen. Wird er gesperrt? Der nächste Gegner lautet Italien. So ein Zufall…

Aufstellung: Lehmann – Friedrich, Mertesacker, Metzelder, Lahm – Schneider (62. Odonkor), Ballack, Frings, Schweinsteiger (74. Borowski) – Klose (86. Neuville), Podolski.

Tore: 0:1 Ayala (49.), 1:1 Klose (80.).

Elfmeterschießen: 1:0 Neuville, 1:1 Cruz, 2:1 Ballack, Lehmann hält Ayalas Schuss, 3:1 Podolski, 3:2 Maxi Rodriguez, 4:2 Borowski, Lehmann hält Cambiassos Elfmeter.

Zuschauer: 72.000 in Berlin

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Klose: "Das war mein größtes sportliches Erlebnis"

Stimmen zum Spiel:

Horst Köhler (Bundespräsident): "Mein Pulsschlag ist noch nie so hoch gewesen. Aber ein tolles Ende, dank Jens Lehmann. Ich glaube jetzt, sie werden Weltmeister. Ich weiß nicht, ob man das Nationalgefühl noch steigern kann."

Oliver Bierhoff (Teammanager): "Einen Großen geschlagen zu haben, gibt uns weiteres Selbstvertrauen. Das können wir nutzen, um wirklich Weltmeister zu werden. Die Welt hat wieder Angst vor der deutschen Mannschaft."

Jürgen Klinsmann: "Ich bin überglücklich, unglaublich stolz und dankbar. Das war ein Hitchcock-Film. Auch nach dem 0:1 und im Elfmeterschießen hatten wir das Gefühl, das packen wir. Da ist eine Mannschaft zusammengewachsen, die sagt: wir wollen Weltmeister werden. Es sind die zwei besten Mannschaften des Turniers zusammengetroffen."

Tim Borowski: "Wir haben alle sensationell Elfer geschossen. Bevor ich angetreten bin, haben die Argentinier versucht, mich durch Bewegungen zu provozieren. Typisch Argentinier, das ist unsportlich."

Torsten Frings: "Wir haben grandios gespielt. Wir wussten, dass wir mehr Kraft haben."

Zum Tumult: "Ich habe mich in einem Pulk befunden, in dem alle wild um sich geschlagen haben. Ich habe selber zwei Schläge abbekommen. Da habe ich zu meinem Schutz die Hände nach vorne getreckt. Mehr war nicht."

Miroslav Klose: "Das war mein größtes sportliches Erlebnis."

Lukas Podolski: "Ich war vor dem Elfmeter schon ein wenig nervös, aber ich wusste: ich hau ihn rein."

Franz Beckenbauer: "Das war ein Glücksmoment für den deutschen Fußball, wie man ihn nicht so schnell vergessen wird. Wir Deutschen scheinen im entscheidenden Moment die stärksten Nerven zu haben."

Jens Lehmann: "Das wird von mir erwartet. Als deutscher Torwart muss man Elfmeterschießen gewinnen."

Jose Pekerman (Trainer Argentiniens): "Es ist aus. Ich werde bestimmt nicht weiter machen. Die Deutschen haben das Glück erzwungen. Ich gratuliere ihnen zu einem großen Spiel und hoffe, dass die Mannschaft sehr weit kommt."

"Ein lange Zeit von der Sicherheitsstrategie geprägtes Spiel fand einen glücklichen, dennoch verdienten Sieger. Die deutsche Elf hielt die defensive Ordnung, ehe sie nach dem Rückstand mehr nach vorne unternahm. Die vier Elfmeterschützen sowie Keeper Lehmann zeigten sich höchst nervenstark." (Kicker)

"Es war klar, dass wir diese clevere Weltklasse-Truppe nicht im Hurrastil wegputzen, so wie vorher die Schweden. Aber wir hatten ja 80 Minuten lang fast keine Torchancen!... Als kaum noch jemand daran glaubte, köpfte Klose uns in die Verlängerung…Dieser Sieg macht uns stark wie kein anderer. Jetzt holt euch das Ding!" (Bild)

"Das Ausscheiden gegen Deutschland ist ungerecht und tut unglaublich weh. Die Mannschaft Pekermans hat mehr als der Rivale dafür getan, in die nächste Runde zu kommen." (La Nación/Argentinien)

"Als Jens Lehmann den Elfmeter von Cambiasso hielt, öffnete er nicht nur die Tore ins Halbfinale, sondern besiegelte auch die deutsche Revolution." (Corriere della Sera/Italien)

"Gott mag ein Brasilianer sein. Aber der Teufel vermachte den Deutschen das Geheimnis des Elfmeterschießens." (Público/Portugal)

"Dass die Deutschen noch bei keiner WM im Elfmeterschießen geschlagen wurden, ist ein Zeichen ihres unerschütterlichen Glaubens an ihre Fähigkeiten." (Le Figaro/Frankreich)

"Man weiß immer noch nicht, wie gut Deutschland wirklich ist. Aber auf jeden Fall gut genug, um die Feigen zu bestrafen." (Aftonbladet/Schweden)

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