Laura Freigang: "Platz drei verteidigen"

"Fokus.Frauen." Das ist die Überschrift der DFB Women's Week, die rund um das DFB-Pokalfinale in Köln vom 12. bis 21. Mai 2023 stattfindet. Dabei sollen durch aufeinander abgestimmte Maßnahmen von der Basis bis in die Spitze Frauen in den Fokus gerückt und die volle Aufmerksamkeit auf die Themen Frauenfußball und Frauen im Fußball gelegt werden.

Die Zeit der Entscheidungen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga hat begonnen. Am Sonntag (ab 13 Uhr, live auf MagentaSport) erwartet Eintracht Frankfurt den Meister VfL Wolfsburg. Während es für die Gastgeberinnen um die Qualifikation für die Champions League geht, wollen die Wolfsburgerinnen als Tabellenzweite ihre Chance auf die Meisterschaft wahren. Im DFB.de-Interview spricht die Frankfurterin Laura Freigang über die Ausgangslage vor der finalen Saisonphase und das Duell mit dem VfL. Und die 25 Jahre alte deutsche Nationalspielerin schaut schon voraus auf die Weltmeisterschaft im Sommer in Australien und Neuseeland.

DFB.de: Laura Freigang, zum zweiten Mal in dieser Saison spielen Sie im Deutsche Bank Park. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Duell mit dem VfL Wolfsburg?

Laura Freigang: Es ist auf jeden Fall ein weiteres Highlightspiel. Aber nicht nur, weil wir im großen Stadion spielen. Sondern auch, weil es für uns eine wichtige Begegnung gegen einen sehr starken Gegner ist. Es geht für uns noch um die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb. Den wollen wir unbedingt erreichen, dafür müssen wir so performen, dass wir Platz drei verteidigen und alles mitnehmen, was wir noch bekommen können.

DFB.de: Wie sehen Sie die Ausgangslage vor dem Endspurt mit der TSG Hoffenheim um den Platz in der Champions League?

Freigang: Wir sind drei Punkte vor Hoffenheim und haben es selbst in der Hand, die Champions League zu erreichen. In der vergangenen Saison war das anders. Da mussten wir noch auf Ausrutscher der Konkurrenz hoffen und standen am vorletzten Spieltag in Potsdam mächtig unter Druck. Das ist diesmal zum Glück nicht der Fall. Wir haben in dieser Saison bisher alles gegeben, um diese Ausgangslage zu haben. Jetzt wollen wir es auch zu einem guten Ende bringen. Und ob wir es wirklich schaffen, hängt einzig und alleine von unserer eigenen Leistung ab. Aber da mache ich mir keine Sorgen. Ich spüre, wie groß die Motivation innerhalb der Mannschaft ist. Alle sind wirklich voll da. Wir wollen es jetzt bis zum Saisonende durchziehen, um unser großes Ziel zu erreichen. In der vergangenen Saison sind wir dann leider schon in der ersten Runde der Champions League ausgeschieden. Auch deshalb wollen wir unbedingt wieder dorthin, um es diesmal besser zu machen und möglichst in die Gruppenphase einzuziehen.

DFB.de: Wie erwarten Sie den VfL Wolfsburg?

Freigang: Sie haben wie immer eine riesige Qualität im Kader, sind zudem sehr erfahren, natürlich auch international. Leider haben wir es in der Vergangenheit oft nicht geschafft, gegen sie unsere beste Leistung auf den Rasen zu bringen. Andersherum hat der VfL es eigentlich immer hinbekommen, uns drei oder vier Gegentore einzuschenken - egal, wie deren Formkurve gerade war. Das wollen wir diesmal vermeiden. Wir spielen zuhause und im großen Stadion vor vielen Fans, die uns einen Extra-Push geben. Ich denke, dass ich hier für die gesamte Mannschaft sprechen: Wir wollen diesen negativen Lauf gegen den VfL Wolfsburg endlich stoppen und etwas Zählbares holen. Mir ist klar, dass wir das immer sagen. Aber wir glauben wirklich jedes Mal aufs Neue daran – und jetzt natürlich auch wieder.

DFB.de: Warum hat das zuletzt so selten geklappt?

Freigang: Oft sind Unkonzentriertheiten ausschlaggebend, die der VfL Wolfsburg direkt nutzt. In der Vorbereitung haben wir ja auch schon häufiger gegeneinander gespielt und manchmal auch gewonnen, vor allem aber meist auch gut gespielt. Aber in der Bundesliga eben nicht. Aber wir wissen, dass wir spielerisch viel zu bieten haben. Allerdings müssen wir es auf den Platz bringen, sonst wird es schwierig. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass wir die Kraft auch jetzt am Ende der Saison haben, um nochmal richtig einen rauszuhauen.

DFB.de: Wie schauen Sie schon jetzt auf die Saison zurück

Freigang: Anders als in den vergangenen Jahren haben wir uns kaum Ausrutscher erlaubt, Punkte nur gegen die Top-4 der Liga liegengelassen. Ich merke auch an meiner eigenen mentalen Verfassung, dass das Jahr nicht so viele Aufs und Abs hatte, wie zuletzt häufiger. Wir haben mehrmals darüber gesprochen, dass wir eine Konstanz reinbekommen müssen. Wir haben es viel öfter geschafft, aus unseren Leistungen auch Punkte mitzunehmen – mit ganz wenigen Ausnahmen. Im Großen und Ganzen sind wir sehr zufrieden bis jetzt, gerade hinsichtlich des Tabellenplatzes. Den müssen wir jetzt auch bis zum Saisonende verteidigen.

DFB.de: Ist es auch möglich, mittelfristig auf ein Niveau mit den Bayern und dem VfL Wolfsburg zu kommen?

Freigang: Ich wünsche mir das natürlich wie wir alle. Wir wollen Wolfsburg und Bayern regelmäßig und möglichst dauerhaft das Leben schwer machen und zu diesen beiden langfristig dazuzählen. Natürlich stehen da im Moment noch Dinge dazwischen. Aber wir nähern uns immer weiter an. Das haben auch die Spiele gegen Bayern beispielsweise gezeigt. Es ist wichtig, dass wir dann auch den Hebel im Kopf umlegen: Wir wollen auf allerhöchstem Niveau und international spielen. Wir müssen eine Selbstverständlichkeit dafür entwickeln, dann sind wir auch nicht mehr so aufgeregt vor Duellen mit Bayern oder Wolfsburg. Das ist der Schritt, den wir machen müssen.

DFB.de: Bayern und Wolfsburg leisten sich im Grunde über die gesamte keinen einzigen Ausrutscher. Ist das auch noch ein Unterschied zu Ihnen?

Freigang: Sicherlich, wobei beide schlagbar sind, wie Wolfsburgs Niederlage gegen Hoffenheim zeigt. Für mich ist das der Inbegriff für absolute Spitzenklasse, dass man unabhängig von den äußeren Faktoren immer gewinnt. Das ist in Anführungsstrichen der perfekte Sport. Da sind wir noch nicht angekommen. Aber wir versuchen, jedes Jahr besser zu werden und im Moment gelingt uns das ganz gut, finde ich. Wir wollen uns dann auch in der kommenden Saison wieder steigern. Und das soll sich natürlich auch in der Platzierung und den Punkten ausdrücken.

DFB.de: Diese Saison steht auch im Zeichen der Europameisterschaft im vergangenen Jahr und der Euphorie die Sie bei dem Turnier ausgelöst haben. Ist diese auch Monate nach dem Turnier noch spürbar?

Freigang: Es ist noch nicht mal zwei Wochen her, da war ich eine der Spielerinnen, die bei unserem Sieg bei 1. FC Köln vor mehr als 38.000 Zuschauerinnen und Zuschauern auf den Platz gestanden habe. Das war wirklich etwas Besonderes. Ich finde diese Highlight-Spiele echt toll – sowohl in der Liga als auch mit der Nationalmannschaft. Wir haben mit der EM wirklich etwas ausgelöst. Das sind keine Zufälle. Und die Weltmeisterschaft im Sommer ist die nächste Chance, um das Fundament weiter zu stärken.

DFB.de: Während Sie vor der EM von vielen nur als Außenseiterinnen wahrgenommen wurde, zählen Sie nun zum erweiterten Kreis der Favoritinnen. Was ist in Australien und Neuseeland für Sie möglich?

Freigang: Ich kann verstehen, dass wir vor der EM nicht zu den Favoritinnen gehört haben. Aber der interne Blick ist immer noch etwas anders. Uns war schon vor dem Turnier bewusst, dass wir es ins Finale schaffen können. Und das war ja auch unser Ziel. Deshalb war es für mich persönlich auch keine Überraschung. Dieser Gedanke: Wir müssen gar nichts und können alles hat uns irgendwie getragen. Uns so gehen wir die Sache in Australien und Neuseeland auch wieder an. Wir wissen, dass wir gegen jeden Gegner gewinnen können. Mit diesem Selbstbewusstsein wollen wir auch auftreten. Aber es ist auch klar, dass wir gegen jeden Gegner verlieren können, wenn wir nicht unsere Leistung bringen. Mit diesem Wissen können wir viel erreichen. Das kann uns beflügeln.

[sw]

"Fokus.Frauen." Das ist die Überschrift der DFB Women's Week, die rund um das DFB-Pokalfinale in Köln vom 12. bis 21. Mai 2023 stattfindet. Dabei sollen durch aufeinander abgestimmte Maßnahmen von der Basis bis in die Spitze Frauen in den Fokus gerückt und die volle Aufmerksamkeit auf die Themen Frauenfußball und Frauen im Fußball gelegt werden.

Die Zeit der Entscheidungen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga hat begonnen. Am Sonntag (ab 13 Uhr, live auf MagentaSport) erwartet Eintracht Frankfurt den Meister VfL Wolfsburg. Während es für die Gastgeberinnen um die Qualifikation für die Champions League geht, wollen die Wolfsburgerinnen als Tabellenzweite ihre Chance auf die Meisterschaft wahren. Im DFB.de-Interview spricht die Frankfurterin Laura Freigang über die Ausgangslage vor der finalen Saisonphase und das Duell mit dem VfL. Und die 25 Jahre alte deutsche Nationalspielerin schaut schon voraus auf die Weltmeisterschaft im Sommer in Australien und Neuseeland.

DFB.de: Laura Freigang, zum zweiten Mal in dieser Saison spielen Sie im Deutsche Bank Park. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in das Duell mit dem VfL Wolfsburg?

Laura Freigang: Es ist auf jeden Fall ein weiteres Highlightspiel. Aber nicht nur, weil wir im großen Stadion spielen. Sondern auch, weil es für uns eine wichtige Begegnung gegen einen sehr starken Gegner ist. Es geht für uns noch um die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb. Den wollen wir unbedingt erreichen, dafür müssen wir so performen, dass wir Platz drei verteidigen und alles mitnehmen, was wir noch bekommen können.

DFB.de: Wie sehen Sie die Ausgangslage vor dem Endspurt mit der TSG Hoffenheim um den Platz in der Champions League?

Freigang: Wir sind drei Punkte vor Hoffenheim und haben es selbst in der Hand, die Champions League zu erreichen. In der vergangenen Saison war das anders. Da mussten wir noch auf Ausrutscher der Konkurrenz hoffen und standen am vorletzten Spieltag in Potsdam mächtig unter Druck. Das ist diesmal zum Glück nicht der Fall. Wir haben in dieser Saison bisher alles gegeben, um diese Ausgangslage zu haben. Jetzt wollen wir es auch zu einem guten Ende bringen. Und ob wir es wirklich schaffen, hängt einzig und alleine von unserer eigenen Leistung ab. Aber da mache ich mir keine Sorgen. Ich spüre, wie groß die Motivation innerhalb der Mannschaft ist. Alle sind wirklich voll da. Wir wollen es jetzt bis zum Saisonende durchziehen, um unser großes Ziel zu erreichen. In der vergangenen Saison sind wir dann leider schon in der ersten Runde der Champions League ausgeschieden. Auch deshalb wollen wir unbedingt wieder dorthin, um es diesmal besser zu machen und möglichst in die Gruppenphase einzuziehen.

DFB.de: Wie erwarten Sie den VfL Wolfsburg?

Freigang: Sie haben wie immer eine riesige Qualität im Kader, sind zudem sehr erfahren, natürlich auch international. Leider haben wir es in der Vergangenheit oft nicht geschafft, gegen sie unsere beste Leistung auf den Rasen zu bringen. Andersherum hat der VfL es eigentlich immer hinbekommen, uns drei oder vier Gegentore einzuschenken - egal, wie deren Formkurve gerade war. Das wollen wir diesmal vermeiden. Wir spielen zuhause und im großen Stadion vor vielen Fans, die uns einen Extra-Push geben. Ich denke, dass ich hier für die gesamte Mannschaft sprechen: Wir wollen diesen negativen Lauf gegen den VfL Wolfsburg endlich stoppen und etwas Zählbares holen. Mir ist klar, dass wir das immer sagen. Aber wir glauben wirklich jedes Mal aufs Neue daran – und jetzt natürlich auch wieder.

DFB.de: Warum hat das zuletzt so selten geklappt?

Freigang: Oft sind Unkonzentriertheiten ausschlaggebend, die der VfL Wolfsburg direkt nutzt. In der Vorbereitung haben wir ja auch schon häufiger gegeneinander gespielt und manchmal auch gewonnen, vor allem aber meist auch gut gespielt. Aber in der Bundesliga eben nicht. Aber wir wissen, dass wir spielerisch viel zu bieten haben. Allerdings müssen wir es auf den Platz bringen, sonst wird es schwierig. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass wir die Kraft auch jetzt am Ende der Saison haben, um nochmal richtig einen rauszuhauen.

DFB.de: Wie schauen Sie schon jetzt auf die Saison zurück

Freigang: Anders als in den vergangenen Jahren haben wir uns kaum Ausrutscher erlaubt, Punkte nur gegen die Top-4 der Liga liegengelassen. Ich merke auch an meiner eigenen mentalen Verfassung, dass das Jahr nicht so viele Aufs und Abs hatte, wie zuletzt häufiger. Wir haben mehrmals darüber gesprochen, dass wir eine Konstanz reinbekommen müssen. Wir haben es viel öfter geschafft, aus unseren Leistungen auch Punkte mitzunehmen – mit ganz wenigen Ausnahmen. Im Großen und Ganzen sind wir sehr zufrieden bis jetzt, gerade hinsichtlich des Tabellenplatzes. Den müssen wir jetzt auch bis zum Saisonende verteidigen.

DFB.de: Ist es auch möglich, mittelfristig auf ein Niveau mit den Bayern und dem VfL Wolfsburg zu kommen?

Freigang: Ich wünsche mir das natürlich wie wir alle. Wir wollen Wolfsburg und Bayern regelmäßig und möglichst dauerhaft das Leben schwer machen und zu diesen beiden langfristig dazuzählen. Natürlich stehen da im Moment noch Dinge dazwischen. Aber wir nähern uns immer weiter an. Das haben auch die Spiele gegen Bayern beispielsweise gezeigt. Es ist wichtig, dass wir dann auch den Hebel im Kopf umlegen: Wir wollen auf allerhöchstem Niveau und international spielen. Wir müssen eine Selbstverständlichkeit dafür entwickeln, dann sind wir auch nicht mehr so aufgeregt vor Duellen mit Bayern oder Wolfsburg. Das ist der Schritt, den wir machen müssen.

DFB.de: Bayern und Wolfsburg leisten sich im Grunde über die gesamte keinen einzigen Ausrutscher. Ist das auch noch ein Unterschied zu Ihnen?

Freigang: Sicherlich, wobei beide schlagbar sind, wie Wolfsburgs Niederlage gegen Hoffenheim zeigt. Für mich ist das der Inbegriff für absolute Spitzenklasse, dass man unabhängig von den äußeren Faktoren immer gewinnt. Das ist in Anführungsstrichen der perfekte Sport. Da sind wir noch nicht angekommen. Aber wir versuchen, jedes Jahr besser zu werden und im Moment gelingt uns das ganz gut, finde ich. Wir wollen uns dann auch in der kommenden Saison wieder steigern. Und das soll sich natürlich auch in der Platzierung und den Punkten ausdrücken.

DFB.de: Diese Saison steht auch im Zeichen der Europameisterschaft im vergangenen Jahr und der Euphorie die Sie bei dem Turnier ausgelöst haben. Ist diese auch Monate nach dem Turnier noch spürbar?

Freigang: Es ist noch nicht mal zwei Wochen her, da war ich eine der Spielerinnen, die bei unserem Sieg bei 1. FC Köln vor mehr als 38.000 Zuschauerinnen und Zuschauern auf den Platz gestanden habe. Das war wirklich etwas Besonderes. Ich finde diese Highlight-Spiele echt toll – sowohl in der Liga als auch mit der Nationalmannschaft. Wir haben mit der EM wirklich etwas ausgelöst. Das sind keine Zufälle. Und die Weltmeisterschaft im Sommer ist die nächste Chance, um das Fundament weiter zu stärken.

DFB.de: Während Sie vor der EM von vielen nur als Außenseiterinnen wahrgenommen wurde, zählen Sie nun zum erweiterten Kreis der Favoritinnen. Was ist in Australien und Neuseeland für Sie möglich?

Freigang: Ich kann verstehen, dass wir vor der EM nicht zu den Favoritinnen gehört haben. Aber der interne Blick ist immer noch etwas anders. Uns war schon vor dem Turnier bewusst, dass wir es ins Finale schaffen können. Und das war ja auch unser Ziel. Deshalb war es für mich persönlich auch keine Überraschung. Dieser Gedanke: Wir müssen gar nichts und können alles hat uns irgendwie getragen. Uns so gehen wir die Sache in Australien und Neuseeland auch wieder an. Wir wissen, dass wir gegen jeden Gegner gewinnen können. Mit diesem Selbstbewusstsein wollen wir auch auftreten. Aber es ist auch klar, dass wir gegen jeden Gegner verlieren können, wenn wir nicht unsere Leistung bringen. Mit diesem Wissen können wir viel erreichen. Das kann uns beflügeln.

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