Laudehr: "Müssen Topleistungen bringen"

Halbfinale der Champions League, der FC Bayern München empfängt im Hinspiel den FC Barcelona am Sonntag (ab 18 Uhr). Nationalspielerin Simone Laudehr und ihre Münchner Kolleginnen wollen den letzten Schritt Richtung Endspiel in Budapest machen. Im DFB.de-Interview spricht die 32-Jährige über die Chancen und ihre anderthalbjährige Leidenszeit.

DFB.de: Frau Laudehr, Bayern München gegen den FC Barcelona im Halbfinale der Champions League – hört sich das auch für Sie nach ganz großem Fußball an?

Simone Laudehr: Ja, definitiv. Zunächst einmal haben wir eine neue Geschichte geschrieben, weil die Frauen des FC Bayern noch nie so weit gekommen sind in der Champions League. Darauf sind wir stolz. Aber das reicht uns nicht. Jetzt wollen wir uns auch den Traum vom Finale in Budapest erfüllen. Aber dafür müssen wir zunächst eine große Hürde aus dem Weg räumen.

DFB.de: Wie schätzen Sie den FC Barcelona ein?

Laudehr: Ich habe noch nie gegen diesen Verein gespielt. Es ist also auch für mich eine Premiere. Wir spielen zuerst zuhause und dann dort. Ich freue mich auf die Stadt und die beiden Begegnungen. Das werden zwei weitere Höhepunkte in dieser Saison für uns alle.

DFB.de: Erwarten Sie also zwei Duelle auf Augenhöhe?

Laudehr: Der spanische Frauenfußball hat in den vergangenen Jahren eine super Entwicklung genommen und ist im Aufbruch. Barcelona ist natürlich genauso wie wir im Fokus durch die Männer. Grundsätzlich denke ich, dass die Aufgabe für uns lösbar ist. Aber wir gehen sicher nicht in die Begegnung mit dem Gedanken, dass wir schon im Finale stehen. Wir wissen, dass wir zwei Topleistungen bringen müssen.

DFB.de: Was wird am Ende ausschlaggebend sein?

Laudehr: Das habe ich mich in meiner persönlichen Vorbereitung auf das Halbfinale ebenfalls gefragt. Von der Qualität her nehmen sich beide Teams nicht viel. Deshalb gehe ich davon aus, dass es am Ende auf individuelle Aktionen und im Umkehrschluss auch auf individuelle Fehler ankommen kann. Diese sollten wir unter allen Umständen vermeiden. Ich bin selbst total gespannt. Grundsätzlich war ich schon immer eine Spielerin, die sich in erster Linie mit sich selbst befasst und erst danach mit dem Gegner. Ich weiß, was wir können. Ich weiß, was wir draufhaben. Wenn wir die Konzentration hoch halten und gleichzeitig locker und fokussiert sind, dann können wir vieles schaffen. Auch den Einzug ins Endspiel. Wir werden alles dafür tun.

DFB.de: Ist das Finale in Budapest schon ein Thema in der Mannschaft?

Laudehr: Natürlich spricht man darüber oder denkt auch persönlich mal daran. Das lässt sich gar nicht verhindern. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man nicht lange überlegen sollte, was nach dem ersten Schritt folgen könnte und folgen wird. Nach dem ersten Spiel in München ist gerade mal Halbzeit, dann kommt noch die Begegnung in Barcelona und womöglich ist dann noch immer nicht Schluss. Unser Weg ist vielleicht länger als 180 Minuten. Verlängerung, Elfmeterschießen – alles ist denkbar, auf alles sind wir vorbereitet. Wir müssen frisch im Kopf und mental stark sein. Alle Gedanken an die Zukunft sind da oft kontraproduktiv, weil sie vom Fokus ablenken.

DFB.de: Sie hatten zuletzt eine englische Woche nach der anderen. Wie frisch sind Sie denn vor allem körperlich?

Laudehr: Klar hat man nach unserem Programm schon mal etwas schwerere Beine. Aber das darf jetzt kein Thema sein. Wir sind heiß. Nun beginnt die entscheidende Phase der Saison. Jetzt gilt es, keine Schwächen mehr zu zeigen. Müde können wir nach dem letzten Spiel sein, aber nicht jetzt.

DFB.de: Sie persönlich waren in den vergangenen eineinhalb Jahren lang verletzt. Erst am Fuß, dann am Knie. Seit Anfang des Jahres sind Sie wieder regelmäßig dabei. Wie geht es Ihnen?

Laudehr: Nach dem Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen hatte ich tatsächlich das Pech etwas gepachtet. Jetzt geht es mir wieder gut. Ich hatte eine sehr erfreuliche Vorbereitung im Winter. Körperlich ist alles in Ordnung. Auch muskulär habe ich keine Probleme. Das ist ja häufig der Fall, wenn man lange aussetzen musste. Aber mir geht es im Moment wirklich wieder gut. Ich bin fit und habe Spaß am Fußball. Mit meinen Leistungen kann ich auch sehr gut leben. Ich kann im Moment nicht klagen, es passt alles.

DFB.de: Sie sind schon häufiger von Verletzungen zurückgeworfen worden. Aber wie schwer waren auch psychisch die vergangenen 18 Monate?

Laudehr: In solchen Phasen zeigen sich die Stärke und die Persönlichkeit einer Spielerin. Natürlich war es für mich nicht leicht. Aber ich habe nie aufgegeben. Erst dieser riesige Triumph mit dem Gewinn der Goldmedaille. Dann der Rückschlag und die Operation. Als ich gerade wieder fit war, die Problematik mit dem Knie. Es war nicht immer einfach, den Kopf oben zu halten. Ich war teilweise ganz unten, bin dann wieder hochgeschossen und dann wieder abgestürzt. Es war ein krasses Wechselbad der Gefühle. Ich hoffe, dass ich mich jetzt oben auf der Welle halten kann und nicht wieder abstürze.

DFB.de: Wie sind Sie damit umgegangen?

Laudehr: Es ist wichtig zu wissen, wer man ist und was man kann. Selbstzweifel bringen in solchen Momenten nichts. Man muss an seine Stärken glauben und hart trainieren. Mein persönlicher Anspruch war, dass ich mir selbst nichts vorwerfen kann. So habe ich es gemacht. Und ich bin stärker als vorher aus dieser Verletzungsgeschichte rausgekommen.

DFB.de: Gab es also nie den Moment, in dem Sie sich gefragt haben, ob das alles noch Sinn macht?

Laudehr: Es war teilweise eine extrem Berg- und Talfahrt. Aber für mich war immer klar, dass ich zurückkommen werde. Ein Karriereende war nie ein Thema. Ich liebe Fußball, ich habe unglaublich viel Spaß am Fußball. Ich habe bisher gegen jede Verletzung angekämpft und immer gewonnen. Aber ich kann auch sagen, dass eine Reha kein Urlaub ist. Das ist knallharte Arbeit – und alles nur, um möglichst schnell zurückzukommen. Das ist eine Botschaft, die ich unseren jungen Spielerinnen gerne mit auf den Weg gebe.

DFB.de: Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang auch Erfahrung?

Laudehr: Ich höre auf meinen Körper und weiß, wie ich mit ihm umgehen muss. Ich weiß ganz genau, was ich brauche und was ich tun muss, um dahin zu kommen, wo ich jetzt wieder bin. Ich bin einfach nur stolz und glücklich, dass ich es noch einmal geschafft habe und dass ich die Freude am Fußball nicht verloren habe. Und natürlich auch, dass ich der Mannschaft jetzt in der entscheidenden Phase helfen kann.

DFB.de: Welche Rolle nehmen Sie beim FC Bayern ein?

Laudehr: Ich bin eine der erfahrensten und mit 32 Jahren auch eine der ältesten Spielerinnen im Kader. Ich habe zweimal die Champions League gewonnen und schon den Anspruch, voran zu gehen und Verantwortung zu übernommen. Ich versuche immer, verbal zu helfen. Aber das reicht mir nicht. Im Spiel will ich immer mit Aktionen ein Zeichen setzen, zum Beispiel in Zweikämpfen. Manchmal muss ich die jüngeren Spielerinnen auch etwas beruhigen. Ich kenne es noch aus eigener Erfahrung: Vor großen Spielen ist man aufgeregt und vielleicht auch übermotiviert. Das kann kontraproduktiv sein. Ich versuche immer, den Input zu geben, dass niemand alleine auf dem Platz ist. Zehn andere Spielerinnen gehören ebenfalls noch zur Mannschaft. Und besonders die ganz großen Spiele, die jetzt anstehen, kann man nur gemeinsam gewinnen. Niemals alleine.

[sw]

Halbfinale der Champions League, der FC Bayern München empfängt im Hinspiel den FC Barcelona am Sonntag (ab 18 Uhr). Nationalspielerin Simone Laudehr und ihre Münchner Kolleginnen wollen den letzten Schritt Richtung Endspiel in Budapest machen. Im DFB.de-Interview spricht die 32-Jährige über die Chancen und ihre anderthalbjährige Leidenszeit.

DFB.de: Frau Laudehr, Bayern München gegen den FC Barcelona im Halbfinale der Champions League – hört sich das auch für Sie nach ganz großem Fußball an?

Simone Laudehr: Ja, definitiv. Zunächst einmal haben wir eine neue Geschichte geschrieben, weil die Frauen des FC Bayern noch nie so weit gekommen sind in der Champions League. Darauf sind wir stolz. Aber das reicht uns nicht. Jetzt wollen wir uns auch den Traum vom Finale in Budapest erfüllen. Aber dafür müssen wir zunächst eine große Hürde aus dem Weg räumen.

DFB.de: Wie schätzen Sie den FC Barcelona ein?

Laudehr: Ich habe noch nie gegen diesen Verein gespielt. Es ist also auch für mich eine Premiere. Wir spielen zuerst zuhause und dann dort. Ich freue mich auf die Stadt und die beiden Begegnungen. Das werden zwei weitere Höhepunkte in dieser Saison für uns alle.

DFB.de: Erwarten Sie also zwei Duelle auf Augenhöhe?

Laudehr: Der spanische Frauenfußball hat in den vergangenen Jahren eine super Entwicklung genommen und ist im Aufbruch. Barcelona ist natürlich genauso wie wir im Fokus durch die Männer. Grundsätzlich denke ich, dass die Aufgabe für uns lösbar ist. Aber wir gehen sicher nicht in die Begegnung mit dem Gedanken, dass wir schon im Finale stehen. Wir wissen, dass wir zwei Topleistungen bringen müssen.

DFB.de: Was wird am Ende ausschlaggebend sein?

Laudehr: Das habe ich mich in meiner persönlichen Vorbereitung auf das Halbfinale ebenfalls gefragt. Von der Qualität her nehmen sich beide Teams nicht viel. Deshalb gehe ich davon aus, dass es am Ende auf individuelle Aktionen und im Umkehrschluss auch auf individuelle Fehler ankommen kann. Diese sollten wir unter allen Umständen vermeiden. Ich bin selbst total gespannt. Grundsätzlich war ich schon immer eine Spielerin, die sich in erster Linie mit sich selbst befasst und erst danach mit dem Gegner. Ich weiß, was wir können. Ich weiß, was wir draufhaben. Wenn wir die Konzentration hoch halten und gleichzeitig locker und fokussiert sind, dann können wir vieles schaffen. Auch den Einzug ins Endspiel. Wir werden alles dafür tun.

DFB.de: Ist das Finale in Budapest schon ein Thema in der Mannschaft?

Laudehr: Natürlich spricht man darüber oder denkt auch persönlich mal daran. Das lässt sich gar nicht verhindern. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man nicht lange überlegen sollte, was nach dem ersten Schritt folgen könnte und folgen wird. Nach dem ersten Spiel in München ist gerade mal Halbzeit, dann kommt noch die Begegnung in Barcelona und womöglich ist dann noch immer nicht Schluss. Unser Weg ist vielleicht länger als 180 Minuten. Verlängerung, Elfmeterschießen – alles ist denkbar, auf alles sind wir vorbereitet. Wir müssen frisch im Kopf und mental stark sein. Alle Gedanken an die Zukunft sind da oft kontraproduktiv, weil sie vom Fokus ablenken.

DFB.de: Sie hatten zuletzt eine englische Woche nach der anderen. Wie frisch sind Sie denn vor allem körperlich?

Laudehr: Klar hat man nach unserem Programm schon mal etwas schwerere Beine. Aber das darf jetzt kein Thema sein. Wir sind heiß. Nun beginnt die entscheidende Phase der Saison. Jetzt gilt es, keine Schwächen mehr zu zeigen. Müde können wir nach dem letzten Spiel sein, aber nicht jetzt.

DFB.de: Sie persönlich waren in den vergangenen eineinhalb Jahren lang verletzt. Erst am Fuß, dann am Knie. Seit Anfang des Jahres sind Sie wieder regelmäßig dabei. Wie geht es Ihnen?

Laudehr: Nach dem Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen hatte ich tatsächlich das Pech etwas gepachtet. Jetzt geht es mir wieder gut. Ich hatte eine sehr erfreuliche Vorbereitung im Winter. Körperlich ist alles in Ordnung. Auch muskulär habe ich keine Probleme. Das ist ja häufig der Fall, wenn man lange aussetzen musste. Aber mir geht es im Moment wirklich wieder gut. Ich bin fit und habe Spaß am Fußball. Mit meinen Leistungen kann ich auch sehr gut leben. Ich kann im Moment nicht klagen, es passt alles.

DFB.de: Sie sind schon häufiger von Verletzungen zurückgeworfen worden. Aber wie schwer waren auch psychisch die vergangenen 18 Monate?

Laudehr: In solchen Phasen zeigen sich die Stärke und die Persönlichkeit einer Spielerin. Natürlich war es für mich nicht leicht. Aber ich habe nie aufgegeben. Erst dieser riesige Triumph mit dem Gewinn der Goldmedaille. Dann der Rückschlag und die Operation. Als ich gerade wieder fit war, die Problematik mit dem Knie. Es war nicht immer einfach, den Kopf oben zu halten. Ich war teilweise ganz unten, bin dann wieder hochgeschossen und dann wieder abgestürzt. Es war ein krasses Wechselbad der Gefühle. Ich hoffe, dass ich mich jetzt oben auf der Welle halten kann und nicht wieder abstürze.

DFB.de: Wie sind Sie damit umgegangen?

Laudehr: Es ist wichtig zu wissen, wer man ist und was man kann. Selbstzweifel bringen in solchen Momenten nichts. Man muss an seine Stärken glauben und hart trainieren. Mein persönlicher Anspruch war, dass ich mir selbst nichts vorwerfen kann. So habe ich es gemacht. Und ich bin stärker als vorher aus dieser Verletzungsgeschichte rausgekommen.

DFB.de: Gab es also nie den Moment, in dem Sie sich gefragt haben, ob das alles noch Sinn macht?

Laudehr: Es war teilweise eine extrem Berg- und Talfahrt. Aber für mich war immer klar, dass ich zurückkommen werde. Ein Karriereende war nie ein Thema. Ich liebe Fußball, ich habe unglaublich viel Spaß am Fußball. Ich habe bisher gegen jede Verletzung angekämpft und immer gewonnen. Aber ich kann auch sagen, dass eine Reha kein Urlaub ist. Das ist knallharte Arbeit – und alles nur, um möglichst schnell zurückzukommen. Das ist eine Botschaft, die ich unseren jungen Spielerinnen gerne mit auf den Weg gebe.

DFB.de: Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang auch Erfahrung?

Laudehr: Ich höre auf meinen Körper und weiß, wie ich mit ihm umgehen muss. Ich weiß ganz genau, was ich brauche und was ich tun muss, um dahin zu kommen, wo ich jetzt wieder bin. Ich bin einfach nur stolz und glücklich, dass ich es noch einmal geschafft habe und dass ich die Freude am Fußball nicht verloren habe. Und natürlich auch, dass ich der Mannschaft jetzt in der entscheidenden Phase helfen kann.

DFB.de: Welche Rolle nehmen Sie beim FC Bayern ein?

Laudehr: Ich bin eine der erfahrensten und mit 32 Jahren auch eine der ältesten Spielerinnen im Kader. Ich habe zweimal die Champions League gewonnen und schon den Anspruch, voran zu gehen und Verantwortung zu übernommen. Ich versuche immer, verbal zu helfen. Aber das reicht mir nicht. Im Spiel will ich immer mit Aktionen ein Zeichen setzen, zum Beispiel in Zweikämpfen. Manchmal muss ich die jüngeren Spielerinnen auch etwas beruhigen. Ich kenne es noch aus eigener Erfahrung: Vor großen Spielen ist man aufgeregt und vielleicht auch übermotiviert. Das kann kontraproduktiv sein. Ich versuche immer, den Input zu geben, dass niemand alleine auf dem Platz ist. Zehn andere Spielerinnen gehören ebenfalls noch zur Mannschaft. Und besonders die ganz großen Spiele, die jetzt anstehen, kann man nur gemeinsam gewinnen. Niemals alleine.