Lahm: "Stuttgart hat zu viel Qualität"

Philipp Lahm wird heute zum 27. Mal in dieser Saison in Bayerns Startformation stehen, der gebürtige Münchner hat kein einziges der letzten 85 FCB-Pflichtspiele verpasst. Mr. Zuverlässig, ein Garant für Weltklasse-Leistungen. Aber auch wenn der Akku langsam leer wird, die Vorfreude auf „das einzigartige Erlebnis des DFB-Pokalfinales“ wird den Kapitän der deutschen Nationalmannschaft auch heute Abend beim DFB-Pokal-Achtelfinale in Stuttgart motivieren.

Im DFB.de-Interview spricht Philipp Lahm über das erneute Wiedersehen mit seinen Ex-Klub, den Zustand der Nationalmannschaft und seinen Weihnachtsurlaub.

DFB.de: Ein 5:3-Sieg in Stuttgart, dabei zwei Kontertore trotz deutlicher Führung kassiert. Wie zufrieden waren Sie mit dem Spiel in Stuttgart?

Philipp Lahm: Eine 5:1-Führung ist gefährlich, da lässt man es gerne mal schleifen. So war es bei uns am Sonntag auch. Als Abwehrspieler muss einen so ein Endergebnis ärgern, ganz klar. In der Hinrunde haben wir häufig richtig gut gespielt, etwa in Leverkusen oder auch in Dortmund, und am Ende wenig oder nichts mitgenommen. Am Sonntag gab es auch schwächere Momente, aber am Ende haben wir die drei Punkte eingefahren. Man muss auch bedenken: Das war erst unser zweiter Auswärtssieg in dieser Saison. Unter dem Strich können wir deshalb mit dem Bundesliga-Spiel in Stuttgart zufrieden sein.

DFB.de: Bayern hat am 17. Spieltag drei Punkte auf Dortmund aufgeholt. Geht der Blick überhaupt noch zur Borussia?

Lahm: Klar, wir schauen auf alle Mannschaften, die vor uns in der Tabelle stehen. Wichtig war, dass auch Leverkusen nicht gewonnen hat, so dass wir an diesem Wochenende den Rückstand auf fast alle Konkurrenten verringert haben. Letztendlich müssen wir aber nur auf uns schauen, wir müssen selbst die Punkte einfahren, und gleichzeitig ist es ein sehr schönes Gefühl, wenn die anderen patzen und wir im späten Sonntagspiel daraus Kapital schlagen.

DFB.de: Sie standen dieses Jahr bei allen 26 Pflichtspielen in der Startformation. Heute Abend geht es im DFB-Pokal-Achtelfinale wieder gegen Stuttgart. Wie viel ist denn bei Ihnen noch im Akku?

Lahm: Wir wollen auch im Pokal eine Runde weiterkommen. Das Finale im Berliner Olympiastadion ist ein einzigartiges Erlebnis, immer wieder. Das wird mich auch am Mittwochabend motivieren. Ich muss aber auch ganz klar sagen: Ab Donnerstag freue ich mich auf den Urlaub. Für mich ging ja alles Schlag auf Schlag. Schon während der vergangenen Saison gab es keine Ruhepausen. Wir mussten immer punkten, um am Saisonende noch Meister zu werden. Im DFB-Pokal standen wir im Endspiel, ins Champions-League-Finale sind wir eingezogen. Dann kam gleich die Weltmeisterschaft, direkt danach meine Hochzeit, ein kurzer Urlaub und schon ging wieder alles von vorne los. Es war ein genauso anstrengendes wie schönes Jahr.

DFB.de: Wie mobilisieren Sie vor einem Spiel wie heute in Stuttgart - am Ende einer Runde, im Dezember bei eiskaltem Wetter - noch mal letzte Kräfte?

Lahm: Ich spiele immer noch mit Spaß Fußball. Das ist das Allerwichtigste: Nur mit Spaß an der Aufgabe kann jeder seine optimale Leistung abrufen.

DFB.de: Ist ein Spiel in Stuttgart aufgrund Ihrer Vorgeschichte für Sie eigentlich noch etwas Besonderes?

Lahm: Das verblasst langsam. Dort beim VfB hat meine Karriere richtig begonnen, in Stuttgart wurde ich zum Nationalspieler, aber seitdem sind auch wieder etliche Jahre vergangen. Aus der damaligen Mannschaft sind doch kaum noch Spieler im Kader, das Stadion wurde umgebaut, es hat sich viel verändert.

DFB.de: Stuttgarts Profis mussten sich nach dem 3:5 gellende Pfiffe anhören und wurden vom eigenen Anhang wüst beschimpft. Wie haben Sie das im Stadion miterlebt?

Lahm: Fans zahlen Eintritt, und damit erwerben sie die Zusage, dass sie ein Fußballspiel sehen, aber auch dass sie Kampf und Leidenschaft erleben. Fans hoffen auf einen Sieg, und je nachdem, ob das klappt, jubeln oder pfeifen sie nach dem Abpfiff. Das gehört zum Fußball. Aber Fans müssen auch wissen: So etwas hilft ihrer Mannschaft überhaupt nicht weiter. Die Pfiffe verunsichern jeden einzelnen Spieler noch mehr, die Bilder vom wütenden Anhang sind auch am nächsten Trainingstag noch in den Köpfen. Gerade wenn eine Mannschaft wie der VfB Stuttgart mit dem Rücken zur Wand steht, braucht sie eigentlich die volle Unterstützung der Fans.

DFB.de: Packt Stuttgart den Klassenerhalt?

Lahm: Hundertprozentig - sie haben zu viel Qualität in ihren Reihen. Zum Saisonende wird der VfB nicht mehr in der Abstiegszone zu finden sein.

DFB.de: Wird es beim FC Bayern München während der Winterpause personelle Veränderungen geben?

Lahm: Das wird man sehen. Punktuell muss man sich als Spitzenmannschaft immer verstärken.

DFB.de: Im Sommer hat der FC Bayern auf Verstärkungen verzichtet, jetzt wird womöglich nachgebessert. Kippt da ein Konzept?

Lahm: Man darf nicht vergessen, dass wir schon im Sommer Spieler wie Breno, Toni Kroos und Andreas Ottl zurückgeholt haben. Es ist doch ganz normal, dass der Verein und der Trainer nach der vergangenen Saison - wir waren Deutscher Meister, Pokalsieger und Champions-League-Finalist - auf den bestehenden Kader vertraut haben. Aber es kommt der Moment, an dem sich ein Klub wieder punktuell verstärken muss. Auch im Winter kann man Transfers tätigen, das würde ich nicht gleich als unnormalen Vorgang werten. Zumal wir in der Hinrunde vom Verletzungspech gebeutelt wurden. Irgendwann hatten wir vor einem Spiel zehn Ausfälle. Wir mussten und müssen teilweise immer noch Langzeitverletzte wie Franck Ribery, Holger Badstuber, Ivica Olic und Arjen Robben ersetzen. In Stuttgart hatte es uns mit der Grippeerkrankung von Bastian Schweinsteiger wieder erwischt. Toni Kroos geht derzeit in Gips. Wir hatten in dieser Hinsicht schon mal mehr Glück.

DFB.de: Bei Bayern bleiben die deutschen Nationalspieler langfristig, Özil und Khedira sind dagegen zu Real Madrid gewechselt.

Lahm: Stimmt, und ich freue mich für Mesut und Sami, die dort mit Topspielern trainieren und sich auf höchstem europäischen Wettbewerbsniveau beweisen müssen, das bringt sie als Spieler weiter. Davon wird auch die Nationalmannschaft profitieren.

DFB.de: Beschreiben Sie doch mal den Stand der Dinge bei der Nationalmannschaft zum Ende des Jahres 2010.

Lahm: Es gab viele Veränderungen in diesem Jahr, in erster Linie bedingt durch die Verletzungen, die uns kurz vor dem WM-Turnier ereilt hatten. Junge Spieler sind nachgerückt. So wie wir während der WM Fußball gespielt haben, auch im Herbst in der EM-Qualifikation, so stelle ich mir erfolgreichen und attraktiven Fußball vor. Dafür braucht es Spieler auf hohem technischen Niveau. Die haben wir mittlerweile in der Nationalmannschaft. Und Joachim Löw gelingt es sehr gut, seine Philosophie und seinen Stil mit dieser Mannschaft auf dem Spielfeld umzusetzen. Jede Position ist genau definiert. Zurecht wurde Joachim Löw zuletzt geehrt, etwa von der „L’Equipe“ als Trainer des Jahres.

DFB.de: Privatfrage zum Abschluss: Wohin geht es in den Urlaub?

Lahm: Nach Österreich zum Skifahren. Davor feiern wir mit meinen Schwiegereltern, meiner Schwägerin und meiner Familie Weihnachten. Darauf freue ich mich schon sehr.

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Philipp Lahm wird heute zum 27. Mal in dieser Saison in Bayerns Startformation stehen, der gebürtige Münchner hat kein einziges der letzten 85 FCB-Pflichtspiele verpasst. Mr. Zuverlässig, ein Garant für Weltklasse-Leistungen. Aber auch wenn der Akku langsam leer wird, die Vorfreude auf „das einzigartige Erlebnis des DFB-Pokalfinales“ wird den Kapitän der deutschen Nationalmannschaft auch heute Abend beim DFB-Pokal-Achtelfinale in Stuttgart motivieren.

Im DFB.de-Interview spricht Philipp Lahm über das erneute Wiedersehen mit seinen Ex-Klub, den Zustand der Nationalmannschaft und seinen Weihnachtsurlaub.

DFB.de: Ein 5:3-Sieg in Stuttgart, dabei zwei Kontertore trotz deutlicher Führung kassiert. Wie zufrieden waren Sie mit dem Spiel in Stuttgart?

Philipp Lahm: Eine 5:1-Führung ist gefährlich, da lässt man es gerne mal schleifen. So war es bei uns am Sonntag auch. Als Abwehrspieler muss einen so ein Endergebnis ärgern, ganz klar. In der Hinrunde haben wir häufig richtig gut gespielt, etwa in Leverkusen oder auch in Dortmund, und am Ende wenig oder nichts mitgenommen. Am Sonntag gab es auch schwächere Momente, aber am Ende haben wir die drei Punkte eingefahren. Man muss auch bedenken: Das war erst unser zweiter Auswärtssieg in dieser Saison. Unter dem Strich können wir deshalb mit dem Bundesliga-Spiel in Stuttgart zufrieden sein.

DFB.de: Bayern hat am 17. Spieltag drei Punkte auf Dortmund aufgeholt. Geht der Blick überhaupt noch zur Borussia?

Lahm: Klar, wir schauen auf alle Mannschaften, die vor uns in der Tabelle stehen. Wichtig war, dass auch Leverkusen nicht gewonnen hat, so dass wir an diesem Wochenende den Rückstand auf fast alle Konkurrenten verringert haben. Letztendlich müssen wir aber nur auf uns schauen, wir müssen selbst die Punkte einfahren, und gleichzeitig ist es ein sehr schönes Gefühl, wenn die anderen patzen und wir im späten Sonntagspiel daraus Kapital schlagen.

DFB.de: Sie standen dieses Jahr bei allen 26 Pflichtspielen in der Startformation. Heute Abend geht es im DFB-Pokal-Achtelfinale wieder gegen Stuttgart. Wie viel ist denn bei Ihnen noch im Akku?

Lahm: Wir wollen auch im Pokal eine Runde weiterkommen. Das Finale im Berliner Olympiastadion ist ein einzigartiges Erlebnis, immer wieder. Das wird mich auch am Mittwochabend motivieren. Ich muss aber auch ganz klar sagen: Ab Donnerstag freue ich mich auf den Urlaub. Für mich ging ja alles Schlag auf Schlag. Schon während der vergangenen Saison gab es keine Ruhepausen. Wir mussten immer punkten, um am Saisonende noch Meister zu werden. Im DFB-Pokal standen wir im Endspiel, ins Champions-League-Finale sind wir eingezogen. Dann kam gleich die Weltmeisterschaft, direkt danach meine Hochzeit, ein kurzer Urlaub und schon ging wieder alles von vorne los. Es war ein genauso anstrengendes wie schönes Jahr.

DFB.de: Wie mobilisieren Sie vor einem Spiel wie heute in Stuttgart - am Ende einer Runde, im Dezember bei eiskaltem Wetter - noch mal letzte Kräfte?

Lahm: Ich spiele immer noch mit Spaß Fußball. Das ist das Allerwichtigste: Nur mit Spaß an der Aufgabe kann jeder seine optimale Leistung abrufen.

DFB.de: Ist ein Spiel in Stuttgart aufgrund Ihrer Vorgeschichte für Sie eigentlich noch etwas Besonderes?

Lahm: Das verblasst langsam. Dort beim VfB hat meine Karriere richtig begonnen, in Stuttgart wurde ich zum Nationalspieler, aber seitdem sind auch wieder etliche Jahre vergangen. Aus der damaligen Mannschaft sind doch kaum noch Spieler im Kader, das Stadion wurde umgebaut, es hat sich viel verändert.

DFB.de: Stuttgarts Profis mussten sich nach dem 3:5 gellende Pfiffe anhören und wurden vom eigenen Anhang wüst beschimpft. Wie haben Sie das im Stadion miterlebt?

Lahm: Fans zahlen Eintritt, und damit erwerben sie die Zusage, dass sie ein Fußballspiel sehen, aber auch dass sie Kampf und Leidenschaft erleben. Fans hoffen auf einen Sieg, und je nachdem, ob das klappt, jubeln oder pfeifen sie nach dem Abpfiff. Das gehört zum Fußball. Aber Fans müssen auch wissen: So etwas hilft ihrer Mannschaft überhaupt nicht weiter. Die Pfiffe verunsichern jeden einzelnen Spieler noch mehr, die Bilder vom wütenden Anhang sind auch am nächsten Trainingstag noch in den Köpfen. Gerade wenn eine Mannschaft wie der VfB Stuttgart mit dem Rücken zur Wand steht, braucht sie eigentlich die volle Unterstützung der Fans.

DFB.de: Packt Stuttgart den Klassenerhalt?

Lahm: Hundertprozentig - sie haben zu viel Qualität in ihren Reihen. Zum Saisonende wird der VfB nicht mehr in der Abstiegszone zu finden sein.

DFB.de: Wird es beim FC Bayern München während der Winterpause personelle Veränderungen geben?

Lahm: Das wird man sehen. Punktuell muss man sich als Spitzenmannschaft immer verstärken.

DFB.de: Im Sommer hat der FC Bayern auf Verstärkungen verzichtet, jetzt wird womöglich nachgebessert. Kippt da ein Konzept?

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Lahm: Man darf nicht vergessen, dass wir schon im Sommer Spieler wie Breno, Toni Kroos und Andreas Ottl zurückgeholt haben. Es ist doch ganz normal, dass der Verein und der Trainer nach der vergangenen Saison - wir waren Deutscher Meister, Pokalsieger und Champions-League-Finalist - auf den bestehenden Kader vertraut haben. Aber es kommt der Moment, an dem sich ein Klub wieder punktuell verstärken muss. Auch im Winter kann man Transfers tätigen, das würde ich nicht gleich als unnormalen Vorgang werten. Zumal wir in der Hinrunde vom Verletzungspech gebeutelt wurden. Irgendwann hatten wir vor einem Spiel zehn Ausfälle. Wir mussten und müssen teilweise immer noch Langzeitverletzte wie Franck Ribery, Holger Badstuber, Ivica Olic und Arjen Robben ersetzen. In Stuttgart hatte es uns mit der Grippeerkrankung von Bastian Schweinsteiger wieder erwischt. Toni Kroos geht derzeit in Gips. Wir hatten in dieser Hinsicht schon mal mehr Glück.

DFB.de: Bei Bayern bleiben die deutschen Nationalspieler langfristig, Özil und Khedira sind dagegen zu Real Madrid gewechselt.

Lahm: Stimmt, und ich freue mich für Mesut und Sami, die dort mit Topspielern trainieren und sich auf höchstem europäischen Wettbewerbsniveau beweisen müssen, das bringt sie als Spieler weiter. Davon wird auch die Nationalmannschaft profitieren.

DFB.de: Beschreiben Sie doch mal den Stand der Dinge bei der Nationalmannschaft zum Ende des Jahres 2010.

Lahm: Es gab viele Veränderungen in diesem Jahr, in erster Linie bedingt durch die Verletzungen, die uns kurz vor dem WM-Turnier ereilt hatten. Junge Spieler sind nachgerückt. So wie wir während der WM Fußball gespielt haben, auch im Herbst in der EM-Qualifikation, so stelle ich mir erfolgreichen und attraktiven Fußball vor. Dafür braucht es Spieler auf hohem technischen Niveau. Die haben wir mittlerweile in der Nationalmannschaft. Und Joachim Löw gelingt es sehr gut, seine Philosophie und seinen Stil mit dieser Mannschaft auf dem Spielfeld umzusetzen. Jede Position ist genau definiert. Zurecht wurde Joachim Löw zuletzt geehrt, etwa von der „L’Equipe“ als Trainer des Jahres.

DFB.de: Privatfrage zum Abschluss: Wohin geht es in den Urlaub?

Lahm: Nach Österreich zum Skifahren. Davor feiern wir mit meinen Schwiegereltern, meiner Schwägerin und meiner Familie Weihnachten. Darauf freue ich mich schon sehr.