Kwasniok: Zweimal Rampenlicht und zurück

Für zwei Wochen war Lukas Kwasniok, U 19-Trainer des Karlsruher SC in der Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga, ins Rampenlicht gerückt. Nach der Trennung des KSC von Cheftrainer Tomas Oral im Dezember 2016 übernahm der 35-Jährige für zwei Spiele (jeweils 0:0 in Dresden und gegen Braunschweig) die Zweitligamannschaft. Ungeschlagen und ohne Gegentor übergab er das Zepter an Mirko Slomka, der den KSC jetzt als neuer Cheftrainer in der 2. Bundesliga halten soll. Für Kwasniok geht es auch mit der U 19 um den Klassenverbleib. Nach dem jüngsten 1:0-Auswärtssieg über den 1. FSV Mainz 05 rangieren die jungen Badener auf Platz acht, haben aber nur ein Polster von zwei Punkten auf die Gefahrenzone.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht der ehemalige Junioren-Nationalspieler Kwasniok, der auch selbst als Nachwuchsspieler für den KSC am Ball war, mit Martin Bytomski über mehr Stabilität in der Defensive, seine beiden Spiele als Interimstrainer beim KSC, die Zusammenarbeit mit Mirko Slomka und ungewöhnliche Erziehungsmethoden seiner Eltern.

DFB.de: Das Auftaktspiel nach der Winterpause beim 1. FSV Mainz 05 hat Ihre Mannschaft 1:0 gewonnen. Wie wichtig war der gelungene Auftakt, Herr Kwasniok?

Kwasniok: Ungemein wichtig! Die Liga ist unglaublich ausgeglichen, da geht es in fast jedem Spiel gegen einen Konkurrenten um den Klassenverbleib. Deshalb wollen wir am Sonntag gegen die SpVgg Greuther Fürth direkt nachlegen und den Sieg vergolden. Das ist in etwa so wie beim Tennis: Der Dreier in Mainz war das Break. Jetzt gilt es, gegen Fürth den eigenen Aufschlag durchzusetzen.

DFB.de: Ihre Mannschaft kassierte mit 33 Gegentreffern zusammen mit dem Tabellenschlusslicht Stuttgarter Kickers die meisten Tore. Wie wollen Sie der Abwehr mehr Stabilität verleihen?

Kwasniok: Wir hatten schon gegen Mainz mit Laurin Stich und Eric Jansen zwei U 17-Defensivspieler dabei, die ihre Sache richtig gut gemacht haben. Die beiden denken in erster Linie zunächst an die Verteidigung und nicht an die Spieleröffnung. Die Stabilität hat uns gutgetan und bei der gesamten Mannschaft die Sinne für die Defensivarbeit geschärft.

DFB.de: Der KSC ist bekannt für seine gute Jugendarbeit, hat unter anderem die Ex-Nationalspieler Mehmet Scholl und Oliver Kahn sowie Lars Stindl (aktuell bei Borussia Mönchengladbach am Ball) hervorgebracht. Können die Karlsruher Anhänger wieder auf einen ähnlichen Hochkaräter hoffen?

Kwasniok: Es werden mit Sicherheit auch in Zukunft immer wieder Spieler nachkommen. Aber der Konkurrenzkampf im Juniorenbereich ist größer geworden. Als etwa Mehmet Scholl oder Oliver Kahn beim KSC gespielt haben, gab es beispielsweise die Konkurrenz durch die TSG 1899 Hoffenheim noch nicht. Dennoch stehen gerade mit Matthias Bader, Marvin Mehlem oder Boubacar Barry Junioren-Nationalspieler in unserem Zweitligakader, die auch schon zum Einsatz kommen. Ob es aber einer der Jungs auch zum Nationalspieler schafft, ist nicht vorauszusagen. Da spielen zu viele Dinge eine Rolle, die nicht vorhersehbar sind.

DFB.de: Was meinen Sie konkret?

Kwasniok: Vor allem die Einstellung der Spieler muss zu 100 Prozent stimmen, sonst nützt auch das größte Talent nichts. Dann muss - etwa durch eine Sperre oder eine Verletzung - zum richtigen Zeitpunkt ein Platz in der Mannschaft frei werden. Kommt der Nachwuchsspieler dann zum Einsatz, muss er dem Druck standhalten, sich als echte Alternative präsentieren und bestenfalls unersetzlich machen.



Für zwei Wochen war Lukas Kwasniok, U 19-Trainer des Karlsruher SC in der Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga, ins Rampenlicht gerückt. Nach der Trennung des KSC von Cheftrainer Tomas Oral im Dezember 2016 übernahm der 35-Jährige für zwei Spiele (jeweils 0:0 in Dresden und gegen Braunschweig) die Zweitligamannschaft. Ungeschlagen und ohne Gegentor übergab er das Zepter an Mirko Slomka, der den KSC jetzt als neuer Cheftrainer in der 2. Bundesliga halten soll. Für Kwasniok geht es auch mit der U 19 um den Klassenverbleib. Nach dem jüngsten 1:0-Auswärtssieg über den 1. FSV Mainz 05 rangieren die jungen Badener auf Platz acht, haben aber nur ein Polster von zwei Punkten auf die Gefahrenzone.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht der ehemalige Junioren-Nationalspieler Kwasniok, der auch selbst als Nachwuchsspieler für den KSC am Ball war, mit Martin Bytomski über mehr Stabilität in der Defensive, seine beiden Spiele als Interimstrainer beim KSC, die Zusammenarbeit mit Mirko Slomka und ungewöhnliche Erziehungsmethoden seiner Eltern.

DFB.de: Das Auftaktspiel nach der Winterpause beim 1. FSV Mainz 05 hat Ihre Mannschaft 1:0 gewonnen. Wie wichtig war der gelungene Auftakt, Herr Kwasniok?

Kwasniok: Ungemein wichtig! Die Liga ist unglaublich ausgeglichen, da geht es in fast jedem Spiel gegen einen Konkurrenten um den Klassenverbleib. Deshalb wollen wir am Sonntag gegen die SpVgg Greuther Fürth direkt nachlegen und den Sieg vergolden. Das ist in etwa so wie beim Tennis: Der Dreier in Mainz war das Break. Jetzt gilt es, gegen Fürth den eigenen Aufschlag durchzusetzen.

DFB.de: Ihre Mannschaft kassierte mit 33 Gegentreffern zusammen mit dem Tabellenschlusslicht Stuttgarter Kickers die meisten Tore. Wie wollen Sie der Abwehr mehr Stabilität verleihen?

Kwasniok: Wir hatten schon gegen Mainz mit Laurin Stich und Eric Jansen zwei U 17-Defensivspieler dabei, die ihre Sache richtig gut gemacht haben. Die beiden denken in erster Linie zunächst an die Verteidigung und nicht an die Spieleröffnung. Die Stabilität hat uns gutgetan und bei der gesamten Mannschaft die Sinne für die Defensivarbeit geschärft.

DFB.de: Der KSC ist bekannt für seine gute Jugendarbeit, hat unter anderem die Ex-Nationalspieler Mehmet Scholl und Oliver Kahn sowie Lars Stindl (aktuell bei Borussia Mönchengladbach am Ball) hervorgebracht. Können die Karlsruher Anhänger wieder auf einen ähnlichen Hochkaräter hoffen?

Kwasniok: Es werden mit Sicherheit auch in Zukunft immer wieder Spieler nachkommen. Aber der Konkurrenzkampf im Juniorenbereich ist größer geworden. Als etwa Mehmet Scholl oder Oliver Kahn beim KSC gespielt haben, gab es beispielsweise die Konkurrenz durch die TSG 1899 Hoffenheim noch nicht. Dennoch stehen gerade mit Matthias Bader, Marvin Mehlem oder Boubacar Barry Junioren-Nationalspieler in unserem Zweitligakader, die auch schon zum Einsatz kommen. Ob es aber einer der Jungs auch zum Nationalspieler schafft, ist nicht vorauszusagen. Da spielen zu viele Dinge eine Rolle, die nicht vorhersehbar sind.

DFB.de: Was meinen Sie konkret?

Kwasniok: Vor allem die Einstellung der Spieler muss zu 100 Prozent stimmen, sonst nützt auch das größte Talent nichts. Dann muss - etwa durch eine Sperre oder eine Verletzung - zum richtigen Zeitpunkt ein Platz in der Mannschaft frei werden. Kommt der Nachwuchsspieler dann zum Einsatz, muss er dem Druck standhalten, sich als echte Alternative präsentieren und bestenfalls unersetzlich machen.

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DFB.de: Auch die Zweitligaprofis befinden sich im Kampf um den Klassenverbleib, rangieren aktuell knapp über Relegationsplatz 16. Wie würde sich ein Abstieg des KSC in die 3. Liga auf die Nachwuchsarbeit auswirken?

Kwasniok: Bei uns im Nachwuchsleistungszentrum ist das kein großes Thema. Zum einen sind wir fest vom Klassenerhalt unserer Profis überzeugt. Zum anderen führen wir unsere Arbeit unabhängig vom Abschneiden der Profis fort. Aber für den Verein ist es natürlich enorm wichtig, dass das Aushängeschild weiter in der 2. Bundesliga spielt.

DFB.de: Nach der Trennung von Tomas Oral haben Sie auf der Trainerbank der Zweitligamannschaft Platz genommen. Wie sehr hat Ihnen der Ausflug in die Profiwelt gefallen?

Kwasniok: Das war super! Auch wenn es im Endeffekt keine großartig andere Arbeit als im Nachwuchsbereich ist. Ich genieße es einfach, als Trainer an der Seitenlinie zu stehen. Während der 90 Minuten spielt es keine Rolle, ob es in der A-Junioren- oder in der 2. Bundesliga ist. Nur der Rahmen ist anders.

DFB.de: Worin bestehen die größten Unterschiede?

Kwasniok: Bei den Profis ist es natürlich lauter als bei einem Nachwuchsspiel, deshalb verstehen die Spieler meine Anweisungen teilweise gar nicht. Nach der Auswärtspartie in Dresden haben mir die Jungs gesagt, dass sie mich nicht gehört haben. Dabei hatte ich so viel gebrüllt, dass ich heiser war. Da dachte ich mir: "Das war alles für die Katz." (lacht) Aber im Nachwuchsbereich ist die Rolle des Trainers auch während des Spiels wesentlich wichtiger als bei den Profis. Da bin ich ganz bei BVB-Trainer Thomas Tuchel. Er meinte, dass Spiele im Juniorenbereich vom Trainer gewonnen oder verloren werden, ein "Coaches Game" eben. Im Profibereich liegt der Fokus deutlich mehr auf den Spielern, deshalb ist es ein "Players Game".

DFB.de: Wie sieht Ihr Austausch mit dem neuen Cheftrainer Mirko Slomka aus?

Kwasniok: Sein erster Ansprechpartner rund um die Jugend ist Marc-Patrick Meister. Er ist sowohl Trainer der U 17-Mannschaft als auch Co-Trainer bei den Profis. Ohnehin ist Mirko Slomka ein sehr erfahrener Trainer, der sicher keine Tipps von mir benötigt.

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DFB.de: Streben Sie auf Dauer eine Stelle im Profibereich an?

Kwasniok: Zumindest möchte ich mir diese Option offenhalten. Deshalb habe ich mich für die Ausbildung zum Fußball-Lehrer beworben. Ich würde mich freuen, einen der begehrten Plätze zu ergattern. Die Chancen liegen so bei 25 Prozent. Verglichen mit einem Sechser im Lotto ist das gar nicht so schlecht. (lacht)

DFB.de: 1988 sind Sie als siebenjähriges Kind aus Polen (Gliwice), der Geburtsstadt von Lukas Podolski, nach Deutschland gekommen. Was war der Grund für die Auswanderung?

Kwasniok: Das Streben meiner Eltern nach einem besseren Leben. Das war nicht einfach. Wir mussten bei Null anfangen und uns alles neu aufbauen. Aber die harte Arbeit hat sich gelohnt. Für meine Eltern und für mich.

DFB.de: Wie haben Sie sich zurechtgefunden?

Kwasniok: Ich hatte in Polen eine Art Vorschule besucht, bin dann in Deutschland direkt in die zweite Klasse gekommen. Damit bin ich wohl einer der wenigen Schüler, die niemals die erste Klasse besucht haben. (lacht) Geholfen hat mir der Fußball. Durch den Sport knüpft man schnell Kontakte und lernt auch die Sprache. Zu Hause habe ich aber zunächst weiter Polnisch gesprochen. Damit waren jedoch meine Eltern nicht einverstanden, denn sie wussten, wie wichtig die Sprache ist. Dann haben sie mir mit Fußballentzug gedroht, wenn ich nicht Deutsch spreche. Das hieß, dass ich nicht mehr im Verein hätte spielen dürfen. Dann war das Thema schnell erledigt. Diese Methode mag zwar nicht den neuesten pädagogischen Ansprüchen genügen, war aber effektiv.

DFB.de: Sie brachten es selbst zum U 16-Nationalspieler. Hat einer Ihrer damaligen Mitspieler eine große Karriere hingelegt?

Kwasniok: Klar, da waren viele bekannte Namen dabei. Besonders beeindruckt hat mich Serhat Akin. Er stand nach einigen Verletzungen oft auf dem Abstellgleis, hat sich aber immer wieder zurückgekämpft und mit dem türkischen Verein Fenerbahce Istanbul oder mit dem RSC Anderlecht aus Belgien auch in der Champions League gespielt. Aber auch meine ehemaligen Mitspieler Hanno Balitsch, Tom Starke oder Thorben Marx haben jahrelang in der Bundesliga gespielt.

DFB.de: Ihre eigene Karriere geriet nach einigen Verletzungen ins Stocken. Mit 19 haben Sie dann aufgehört und eine Ausbildung als Beamter im mittleren Dienst begonnen. Wie schwer war die Entscheidung?

Kwasniok: Das war alles andere als einfach. Ich hatte bei Arminia Bielefeld einen Profivertrag unterzeichnet und gedacht, ich sei der König der Welt. Der fehlende nötige Biss hat dann zusammen mit einigen Verletzungen dazu geführt, dass ich nicht berücksichtigt wurde und meine Laufbahn früh beendet habe. Meine Eltern haben mich dazu gedrängt, eine Ausbildung zu beginnen. Ich habe aber bereits nach zwei Monaten gemerkt, dass das Arbeiten in einer Verwaltung auf Dauer nichts für mich ist. Doch ich habe die Ausbildung durchgezogen, denn ich wollte nicht schon wieder scheitern.

DFB.de: Wie ging es weiter?

Kwasniok: Zunächst habe ich im Sport-Sponsoring gearbeitet und nebenbei unter anderem den Verbandsligisten TSV 05 Reichenbach trainiert. Mit 27 habe ich mich selbstständig gemacht und Handwerker an Kunden vermittelt. Wenn es sein musste, habe ich auch selbst Hand angelegt. Ich hatte schon mit 21 meine Frau Anna geheiratet, wir haben zwei Kinder. Brooklyn und Joanna haben nicht gefragt, woher das Geld kam, sondern wollten etwas zu essen auf dem Tisch haben. Als das Angebot des Karlsruher SC im Sommer 2014 kam, war es für mich ein Glücksfall. Es ist zwar eine Biografie mit einigen Brüchen, aber das hat mich gestählt.

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