Kwasniok: "Bin wieder in meinem Element"

Er kam, sah und siegte: Trainer Lukas Kwasniok hat beim FC Carl Zeiss Jena in der 3. Liga einen Start nach Maß hingelegt. Der 37-Jährige gewann, nur wenige Tage nach seiner Vorstellung als Nachfolger von Mark Zimmermann, seine Premierenpartie beim Aufsteiger TSV 1860 München 3:1 und führte den FCC vorerst auf einen Nichtabstiegsplatz. Vor seinem Engagement hatte der Fußball-Lehrer mehrere Jahre im Nachwuchsbereich des Karlsruher SC gearbeitet und war zeitweise auch Interimstrainer bei der ersten Mannschaft. Seit Ende Juli war er ohne Verein.

Im DFB.de-Interview spricht Lukas Kwasniok mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über seine ersten Tage in Jena, seine Traumnote beim Lehrgang zum Fußball-Lehrer und die guten Vorsätze für das neue Jahr.

DFB.de: Wie hat sich die Stimmung beim FC Carl Zeiss Jena in den vergangenen Tagen seit dem 3:1 bei 1860 München verändert, Herr Kwasniok?

Lukas Kwasniok: Als ich in Jena angekommen bin, hatte sich der Verein gerade von einem langjährigen Mitarbeiter getrennt. Es ist ganz normal, dass die Stimmung da nicht die beste ist und einige niedergeschlagen sind. Ich habe dann versucht, die Bereitschaft für etwas Neues zu wecken, die Spieler vom ersten Moment an mitzunehmen. Das ist ganz gut gelungen. Mit dem Sieg in München ist das Vertrauen in unsere Arbeit gleich gestiegen. Die Mannschaft habe ich bereits nach dem Spiel sehr fokussiert auf die nächste Aufgabe erlebt. Das finde ich gut. Denn die drei Punkte aus der 1860-Partie haben lediglich dafür gesorgt, dass wir gerade einmal etwas besser in der Verlosung sind.

DFB.de: Für Sie persönlich war es der perfekte Einstand, oder?

Kwasniok: Ein Ergebnis ist für mich als Trainer nicht das Alleinstellungsmerkmal, ob eine Leistung gut oder weniger gut war. Wir hatten vor der Partie einige Parameter festgelegt, an denen wir uns messen lassen wollten. Dazu gehörten zum Beispiel, über 90 Minuten die Basiselemente abzurufen, die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen zu halten und stets kommunikativ zu sein. Außerdem wollten wir bei Standards mutig sein. Vieles von dem, was wir uns vorgenommen hatten, konnten wir auch umsetzen.

DFB.de: Was konnten Sie mit der Mannschaft vor dem Auftritt in München überhaupt in der kurzen Zeit erarbeiten?

Kwasniok: Wir haben uns in der Tat auf nur wenige Dinge fokussiert. Wir wollten eine Dominanz in der eigenen Hälfte erarbeiten sowie eine Sicherheit bei Standardsituationen für und gegen uns. Außerdem ging es für mich darum, viele Gespräche zu führen. Allein das hat schon viel Zeit in Anspruch genommen.

DFB.de: Welche Schlüsse müssen Sie aus dem 1860-Spiel ziehen?

Kwasniok: Wir müssen besonders am Rhythmus arbeiten, wenn wir in Ballbesitz kommen. Es geht darum zu erkennen, wann es Sinn macht, einen Konter einzuleiten und wann Spielkontrolle die bessere Entscheidung ist.

DFB.de: Was ist auf Sie in den ersten Tagen alles eingeprasselt?

Kwasniok: Ich war kurz davor, bei der Bundesregierung einen Antrag zu stellen, die Tage von 24 auf 28 Stunden zu verlängern. (lacht) Ich war früh am Trainingsgelände und bin erst spät abends wieder ins Hotel gefahren. Das geht aber allen Kollegen so, die kurzfristig bei einem neuen Verein anheuern.

DFB.de: Sie waren zuvor Trainer in der A-Junioren-Bundesliga. Ist die 3. Liga eine andere Welt?

Kwasniok: Ganz sicher, was die Rahmenbedingen angeht - kaum, was die Inhalte angeht: Meine Spieler sind jetzt zwar etwas älter. Aber auch sie legen Wert auf ein gutes Vertrauensverhältnis und dass man ihnen einen Plan mit auf den Weg gibt. Die Qualität in der 3. Liga ist naturgemäß höher und die Selbstständigkeit der Spieler auch.

DFB.de: Die Ausbildung zum Fußball-Lehrer hatten Sie mit der Traumnote 1,0 abgeschlossen. Ist das nicht auch eine Bürde?

Kwasniok: Ich habe es bisher nicht als solche wahrgenommen. Man darf auch nicht vergessen: Der Lehrgang vermittelt die Theorie. Ich werde als Trainer wegen des guten Abschlusses nicht anders wahrgenommen. Vielleicht hat die Note allerdings die eine oder andere Tür geöffnet.

DFB.de: Warum wollten Sie zu Carl Zeiss Jena?

Kwasniok: Mir war nach der Durchsicht einiger Videos schnell klar, dass die Mannschaft über genügend Qualität verfügt, um unten herauszukommen. Und ich war der Überzeugung, in kurzer Zeit einige Dinge anschieben und verändern zu können. Die Basis in Jena ist hervorragend. Das fängt bei der aktiven Fan-Szene an, geht über die Trainingsbedingungen und hört bei den kurzen Wegen innerhalb des Vereins auf.

DFB.de: Gibt es erst einmal nur das kurzfristige Ziel, in dieser Saison nicht abzusteigen?

Kwasniok: Es gibt drei Phasen: Stabilisation, Entwicklung und Vision. Wir sind gerade einmal am Anfang der Stabilisation. Um eines Tages höhere Ziele angehen zu können, müssen wir unter anderem eine klare und nachhaltige Kaderstruktur hinbekommen. Es ist zum Beispiel entscheidend, eine gute Mischung zwischen jungen und erfahrenen Spielern zu haben. Im Idealfall haben möglichst viele Spieler einen regionalen Bezug. Verlässt uns ein Spieler, den wir entwickelt haben, muss man sofort Plan B aus der Schublade ziehen können.

DFB.de: Nächster Gegner ist die SG Sonnenhof Großaspach. Ihre Einschätzung?

Kwasniok: Großaspach ist nicht weit weg entfernt von Karlsruhe, wo ich zuletzt tätig war. Die Mannschaft war mir also schon vorher nicht unbekannt. Die SG Sonnenhof kommt über ihre mannschaftliche Geschlossenheit. Das wird für uns ein harter Brocken, an dem sich schon mehrere unserer Konkurrenten die Zähne ausgebissen haben. Wie wir haben auch die Aspacher 20 Punkte. Dennoch wird am Wochenende keine Vorentscheidung fallen. Klar ist, dass wir die Mannschaft sein wollen, die sich zumindest ein wenig absetzt.

DFB.de: Haben Sie schon Vorsätze für das neue Jahr?

Kwasniok: Erst einmal freue ich mich total, wieder als Trainer zu arbeiten. Ich bin wieder in meinem Element. Von Vorsätzen zu Jahresbeginn halte ich nicht viel. Die kippe ich, wie viele andere Menschen auch, schnell wieder über Bord. Vielmehr habe ich den regelmäßigen Vorsatz, jeden Tag ganz bewusst zumindest eine gute Tat zu vollbringen - und sei es auch nur eine ganz kleine. Jeder sollte sich am Abend einmal hinterfragen, ob er in einigen Situationen nicht hilfsbereiter oder freundlicher hätte sein können.

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Er kam, sah und siegte: Trainer Lukas Kwasniok hat beim FC Carl Zeiss Jena in der 3. Liga einen Start nach Maß hingelegt. Der 37-Jährige gewann, nur wenige Tage nach seiner Vorstellung als Nachfolger von Mark Zimmermann, seine Premierenpartie beim Aufsteiger TSV 1860 München 3:1 und führte den FCC vorerst auf einen Nichtabstiegsplatz. Vor seinem Engagement hatte der Fußball-Lehrer mehrere Jahre im Nachwuchsbereich des Karlsruher SC gearbeitet und war zeitweise auch Interimstrainer bei der ersten Mannschaft. Seit Ende Juli war er ohne Verein.

Im DFB.de-Interview spricht Lukas Kwasniok mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über seine ersten Tage in Jena, seine Traumnote beim Lehrgang zum Fußball-Lehrer und die guten Vorsätze für das neue Jahr.

DFB.de: Wie hat sich die Stimmung beim FC Carl Zeiss Jena in den vergangenen Tagen seit dem 3:1 bei 1860 München verändert, Herr Kwasniok?

Lukas Kwasniok: Als ich in Jena angekommen bin, hatte sich der Verein gerade von einem langjährigen Mitarbeiter getrennt. Es ist ganz normal, dass die Stimmung da nicht die beste ist und einige niedergeschlagen sind. Ich habe dann versucht, die Bereitschaft für etwas Neues zu wecken, die Spieler vom ersten Moment an mitzunehmen. Das ist ganz gut gelungen. Mit dem Sieg in München ist das Vertrauen in unsere Arbeit gleich gestiegen. Die Mannschaft habe ich bereits nach dem Spiel sehr fokussiert auf die nächste Aufgabe erlebt. Das finde ich gut. Denn die drei Punkte aus der 1860-Partie haben lediglich dafür gesorgt, dass wir gerade einmal etwas besser in der Verlosung sind.

DFB.de: Für Sie persönlich war es der perfekte Einstand, oder?

Kwasniok: Ein Ergebnis ist für mich als Trainer nicht das Alleinstellungsmerkmal, ob eine Leistung gut oder weniger gut war. Wir hatten vor der Partie einige Parameter festgelegt, an denen wir uns messen lassen wollten. Dazu gehörten zum Beispiel, über 90 Minuten die Basiselemente abzurufen, die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen zu halten und stets kommunikativ zu sein. Außerdem wollten wir bei Standards mutig sein. Vieles von dem, was wir uns vorgenommen hatten, konnten wir auch umsetzen.

DFB.de: Was konnten Sie mit der Mannschaft vor dem Auftritt in München überhaupt in der kurzen Zeit erarbeiten?

Kwasniok: Wir haben uns in der Tat auf nur wenige Dinge fokussiert. Wir wollten eine Dominanz in der eigenen Hälfte erarbeiten sowie eine Sicherheit bei Standardsituationen für und gegen uns. Außerdem ging es für mich darum, viele Gespräche zu führen. Allein das hat schon viel Zeit in Anspruch genommen.

DFB.de: Welche Schlüsse müssen Sie aus dem 1860-Spiel ziehen?

Kwasniok: Wir müssen besonders am Rhythmus arbeiten, wenn wir in Ballbesitz kommen. Es geht darum zu erkennen, wann es Sinn macht, einen Konter einzuleiten und wann Spielkontrolle die bessere Entscheidung ist.

DFB.de: Was ist auf Sie in den ersten Tagen alles eingeprasselt?

Kwasniok: Ich war kurz davor, bei der Bundesregierung einen Antrag zu stellen, die Tage von 24 auf 28 Stunden zu verlängern. (lacht) Ich war früh am Trainingsgelände und bin erst spät abends wieder ins Hotel gefahren. Das geht aber allen Kollegen so, die kurzfristig bei einem neuen Verein anheuern.

DFB.de: Sie waren zuvor Trainer in der A-Junioren-Bundesliga. Ist die 3. Liga eine andere Welt?

Kwasniok: Ganz sicher, was die Rahmenbedingen angeht - kaum, was die Inhalte angeht: Meine Spieler sind jetzt zwar etwas älter. Aber auch sie legen Wert auf ein gutes Vertrauensverhältnis und dass man ihnen einen Plan mit auf den Weg gibt. Die Qualität in der 3. Liga ist naturgemäß höher und die Selbstständigkeit der Spieler auch.

DFB.de: Die Ausbildung zum Fußball-Lehrer hatten Sie mit der Traumnote 1,0 abgeschlossen. Ist das nicht auch eine Bürde?

Kwasniok: Ich habe es bisher nicht als solche wahrgenommen. Man darf auch nicht vergessen: Der Lehrgang vermittelt die Theorie. Ich werde als Trainer wegen des guten Abschlusses nicht anders wahrgenommen. Vielleicht hat die Note allerdings die eine oder andere Tür geöffnet.

DFB.de: Warum wollten Sie zu Carl Zeiss Jena?

Kwasniok: Mir war nach der Durchsicht einiger Videos schnell klar, dass die Mannschaft über genügend Qualität verfügt, um unten herauszukommen. Und ich war der Überzeugung, in kurzer Zeit einige Dinge anschieben und verändern zu können. Die Basis in Jena ist hervorragend. Das fängt bei der aktiven Fan-Szene an, geht über die Trainingsbedingungen und hört bei den kurzen Wegen innerhalb des Vereins auf.

DFB.de: Gibt es erst einmal nur das kurzfristige Ziel, in dieser Saison nicht abzusteigen?

Kwasniok: Es gibt drei Phasen: Stabilisation, Entwicklung und Vision. Wir sind gerade einmal am Anfang der Stabilisation. Um eines Tages höhere Ziele angehen zu können, müssen wir unter anderem eine klare und nachhaltige Kaderstruktur hinbekommen. Es ist zum Beispiel entscheidend, eine gute Mischung zwischen jungen und erfahrenen Spielern zu haben. Im Idealfall haben möglichst viele Spieler einen regionalen Bezug. Verlässt uns ein Spieler, den wir entwickelt haben, muss man sofort Plan B aus der Schublade ziehen können.

DFB.de: Nächster Gegner ist die SG Sonnenhof Großaspach. Ihre Einschätzung?

Kwasniok: Großaspach ist nicht weit weg entfernt von Karlsruhe, wo ich zuletzt tätig war. Die Mannschaft war mir also schon vorher nicht unbekannt. Die SG Sonnenhof kommt über ihre mannschaftliche Geschlossenheit. Das wird für uns ein harter Brocken, an dem sich schon mehrere unserer Konkurrenten die Zähne ausgebissen haben. Wie wir haben auch die Aspacher 20 Punkte. Dennoch wird am Wochenende keine Vorentscheidung fallen. Klar ist, dass wir die Mannschaft sein wollen, die sich zumindest ein wenig absetzt.

DFB.de: Haben Sie schon Vorsätze für das neue Jahr?

Kwasniok: Erst einmal freue ich mich total, wieder als Trainer zu arbeiten. Ich bin wieder in meinem Element. Von Vorsätzen zu Jahresbeginn halte ich nicht viel. Die kippe ich, wie viele andere Menschen auch, schnell wieder über Bord. Vielmehr habe ich den regelmäßigen Vorsatz, jeden Tag ganz bewusst zumindest eine gute Tat zu vollbringen - und sei es auch nur eine ganz kleine. Jeder sollte sich am Abend einmal hinterfragen, ob er in einigen Situationen nicht hilfsbereiter oder freundlicher hätte sein können.