Kuntz: "Wir haben ein volles Hausaufgabenheft mitbekommen"

Ein sehr erfolgreiches U 21-Jahr 2019 endet mit einer Niederlage: Das letzte Länderspiel des Jahres verlor das Team von DFB-Trainer Stefan Kuntz am Sonntagabend im Freiburger Schwarzwald-Stadion mit 2:3 gegen Belgien. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Karl Evers spricht der 57-jährige Stefan Kuntz über die Gründe für die Niederlage und den Ausblick auf 2020.

DFB.de: Herr Kuntz, warum hat es gegen Belgien gestern nicht zum Unentschieden gereicht?

Stefan Kuntz: Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht, speziell bei den Gegentoren. Und vielleicht hätten wir die Mannschaft auch noch etwas besser auf die Kontersituationen einstellen können. Besonders ärgerlich war, dass wir das Tor nicht in letzter Konsequenz verteidigt haben. Darüber hinaus hat sich in einigen Zweikämpfen und in der mangelnden Passqualität die fehlende Spielpraxis einiger Jungs bemerkbar gemacht – besonders in Drucksituationen.

DFB.de: Was können Sie, aber auch die Spieler, dennoch aus diesem Spiel mitnehmen?

Kuntz: Für uns stellen sich erst einmal zwei Fragen: Inwieweit müssen wir als Mannschaft daraus lernen? Und inwieweit muss auch jeder einzelne Spieler daran arbeiten, sich qualitativ zu verbessern? Wir haben gestern ein volles Hausaufgabenheft mitbekommen. Wenn wir daraus die richtigen Schlüsse und Lehren ziehen, dann war die Niederlage nicht umsonst.

DFB.de: Trotz der Niederlage: Das Team hat vor 16.504 Zuschauern im Freiburger Schwarzwald-Stadion gespielt – eine besondere Kulisse für die U 21?

Kuntz: Ja, das war für uns wirklich sensationell. Eigentlich hat da am Ende die Kirsche auf der Torte gefehlt. Wir hatten uns diese Kulisse erarbeitet und ich finde, dass die Mannschaft so eine Atmosphäre verdient hat. Wir konnten die Leute leider nicht so zum Jubeln bringen, wie wir es gerne gehabt hätten.

DFB.de: Die Kirsche auf der Torte wäre – rein stimmungsmäßig – der Ausgleich kurz vor Schluss gewesen. Da hat die Mannschaft noch einmal Druck gemacht.

Kuntz: Genau. Von der Einstellung und der Begeisterung her kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Da hat die Zuschauerkulisse natürlich auch unwahrscheinlich geholfen. Aber es gibt eben noch viele Dinge, die wir verbessern müssen.

DFB.de: Das war das letzte Länderspiel, das U 21-Jahr 2019 ist zu Ende. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Kuntz: Die erste Hälfte mit den Länderspielen im März gegen Frankreich und England sowie der Europameisterschaft danach war natürlich ein absolutes Highlight – auch in meiner Trainerkarriere. Dann kam etwas Traurigkeit dazu, weil klar war, dass fast alle Spieler dieser Truppe die U 21 verlassen. Es waren über die zwei Jahre tolle Verbindungen zwischen Spielern, Trainerteam und Staff entstanden. Aber nach zwei, drei Tagen mit dem neuen Jahrgang habe ich schon wieder gemerkt: Auch hier bilden sich die ersten Pflänzchen im Verhältnis zwischen Trainer und Spielern. Und was den Teamgeist betrifft, finde ich sogar, dass sie sehr weit vorne sind.

DFB.de: Den besonderen Teamgeist sprechen die Spieler auch selbst immer wieder an.

Kuntz: Die Jungs haben mittlerweile verstanden, dass bei der U 21 auf Teamgeist sehr viel Wert gelegt wird. Das Team hinter dem Team, also jeder einzelne Mitarbeiter, strahlt das natürlich auch aus und vermittelt es den Spieler somit relativ schnell. Und die Spieler wissen, dass man, wenn man qualitativ nicht absolute europäische Spitze ist, mit Teamgeist und Teamspirit am meisten erreichen kann, um erfolgreich zu sein.

DFB.de: Sie haben das "Hausaufgabenheft" angesprochen. Wie blicken Sie auf das Jahr 2020 voraus?

Kuntz: Wir werden jetzt erst einmal in die Analyse gehen, im März steht dann das Freundschaftsspiel gegen Österreich und das Qualifikationsspiel gegen Wales an. Weil nun so lange Pause ist, haben wir uns vorgenommen, die Spieler zu besuchen und das eine oder andere im Einzelgespräch durchzugehen. Außerdem kann sich der Kader eventuell etwas verändern – denn wenn jetzt fast vier Monate bis zum nächsten Spiel vergehen, wird bei der Nominierung sicherlich auch eine Rolle spielen, wer in der Zwischenzeit hohe Spielanteile gehabt hat. Parallel dazu schaue ich natürlich, wie es mit der Olympia-Auswahl weitergeht: Im Januar müssen wir eine Longlist nominieren müssen, auf der schon alle Spieler stehen, die letztendlich auch mit nach Tokio fahren.

DFB.de: Sie haben in Ihrer Karriere viel erlebt. Wo sind die Olympischen Spiele nun einzuordnen?

Kuntz: Olympia ist für mich outstanding. Für uns Fußballer ist die Weltmeisterschaft immer das größte sportartbezogene Event. Aber hier kommen alle Sportarten zusammen – dazu noch der große geschichtliche Hintergrund, der bis in die Antike zurückgeht. Deshalb ist Olympia natürlich das Nonplusultra, was Sportsveranstaltungen angeht.

[ke]

Ein sehr erfolgreiches U 21-Jahr 2019 endet mit einer Niederlage: Das letzte Länderspiel des Jahres verlor das Team von DFB-Trainer Stefan Kuntz am Sonntagabend im Freiburger Schwarzwald-Stadion mit 2:3 gegen Belgien. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Karl Evers spricht der 57-jährige Stefan Kuntz über die Gründe für die Niederlage und den Ausblick auf 2020.

DFB.de: Herr Kuntz, warum hat es gegen Belgien gestern nicht zum Unentschieden gereicht?

Stefan Kuntz: Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht, speziell bei den Gegentoren. Und vielleicht hätten wir die Mannschaft auch noch etwas besser auf die Kontersituationen einstellen können. Besonders ärgerlich war, dass wir das Tor nicht in letzter Konsequenz verteidigt haben. Darüber hinaus hat sich in einigen Zweikämpfen und in der mangelnden Passqualität die fehlende Spielpraxis einiger Jungs bemerkbar gemacht – besonders in Drucksituationen.

DFB.de: Was können Sie, aber auch die Spieler, dennoch aus diesem Spiel mitnehmen?

Kuntz: Für uns stellen sich erst einmal zwei Fragen: Inwieweit müssen wir als Mannschaft daraus lernen? Und inwieweit muss auch jeder einzelne Spieler daran arbeiten, sich qualitativ zu verbessern? Wir haben gestern ein volles Hausaufgabenheft mitbekommen. Wenn wir daraus die richtigen Schlüsse und Lehren ziehen, dann war die Niederlage nicht umsonst.

DFB.de: Trotz der Niederlage: Das Team hat vor 16.504 Zuschauern im Freiburger Schwarzwald-Stadion gespielt – eine besondere Kulisse für die U 21?

Kuntz: Ja, das war für uns wirklich sensationell. Eigentlich hat da am Ende die Kirsche auf der Torte gefehlt. Wir hatten uns diese Kulisse erarbeitet und ich finde, dass die Mannschaft so eine Atmosphäre verdient hat. Wir konnten die Leute leider nicht so zum Jubeln bringen, wie wir es gerne gehabt hätten.

DFB.de: Die Kirsche auf der Torte wäre – rein stimmungsmäßig – der Ausgleich kurz vor Schluss gewesen. Da hat die Mannschaft noch einmal Druck gemacht.

Kuntz: Genau. Von der Einstellung und der Begeisterung her kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Da hat die Zuschauerkulisse natürlich auch unwahrscheinlich geholfen. Aber es gibt eben noch viele Dinge, die wir verbessern müssen.

DFB.de: Das war das letzte Länderspiel, das U 21-Jahr 2019 ist zu Ende. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Kuntz: Die erste Hälfte mit den Länderspielen im März gegen Frankreich und England sowie der Europameisterschaft danach war natürlich ein absolutes Highlight – auch in meiner Trainerkarriere. Dann kam etwas Traurigkeit dazu, weil klar war, dass fast alle Spieler dieser Truppe die U 21 verlassen. Es waren über die zwei Jahre tolle Verbindungen zwischen Spielern, Trainerteam und Staff entstanden. Aber nach zwei, drei Tagen mit dem neuen Jahrgang habe ich schon wieder gemerkt: Auch hier bilden sich die ersten Pflänzchen im Verhältnis zwischen Trainer und Spielern. Und was den Teamgeist betrifft, finde ich sogar, dass sie sehr weit vorne sind.

DFB.de: Den besonderen Teamgeist sprechen die Spieler auch selbst immer wieder an.

Kuntz: Die Jungs haben mittlerweile verstanden, dass bei der U 21 auf Teamgeist sehr viel Wert gelegt wird. Das Team hinter dem Team, also jeder einzelne Mitarbeiter, strahlt das natürlich auch aus und vermittelt es den Spieler somit relativ schnell. Und die Spieler wissen, dass man, wenn man qualitativ nicht absolute europäische Spitze ist, mit Teamgeist und Teamspirit am meisten erreichen kann, um erfolgreich zu sein.

DFB.de: Sie haben das "Hausaufgabenheft" angesprochen. Wie blicken Sie auf das Jahr 2020 voraus?

Kuntz: Wir werden jetzt erst einmal in die Analyse gehen, im März steht dann das Freundschaftsspiel gegen Österreich und das Qualifikationsspiel gegen Wales an. Weil nun so lange Pause ist, haben wir uns vorgenommen, die Spieler zu besuchen und das eine oder andere im Einzelgespräch durchzugehen. Außerdem kann sich der Kader eventuell etwas verändern – denn wenn jetzt fast vier Monate bis zum nächsten Spiel vergehen, wird bei der Nominierung sicherlich auch eine Rolle spielen, wer in der Zwischenzeit hohe Spielanteile gehabt hat. Parallel dazu schaue ich natürlich, wie es mit der Olympia-Auswahl weitergeht: Im Januar müssen wir eine Longlist nominieren müssen, auf der schon alle Spieler stehen, die letztendlich auch mit nach Tokio fahren.

DFB.de: Sie haben in Ihrer Karriere viel erlebt. Wo sind die Olympischen Spiele nun einzuordnen?

Kuntz: Olympia ist für mich outstanding. Für uns Fußballer ist die Weltmeisterschaft immer das größte sportartbezogene Event. Aber hier kommen alle Sportarten zusammen – dazu noch der große geschichtliche Hintergrund, der bis in die Antike zurückgeht. Deshalb ist Olympia natürlich das Nonplusultra, was Sportsveranstaltungen angeht.

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