Kunkel vor Bayern-Spiel: "Vorfreude steigt ins Unermessliche"

Im zweiten Anlauf soll es klappen: Für den Bremer SV aus der Bremen-Liga wird der Traum jetzt wahr. Im DFB-Pokal empfängt der BSV heute (ab 20.15 Uhr, live auf Sport1 und Sky) den Rekordsieger FC Bayern München im Weserstadion. Im DFB.de-Interview spricht Verteidiger Daniel Kunkel mit Mitarbeiter Filippos Kounelis über seine Covid-19-Erkrankung und einen Traum, der sich über Umwege erfüllt.

DFB.de: Das Nachholspiel in der ersten DFB-Pokalrunde gegen den FC Bayern München steht an. Wie groß ist die Vorfreude, dass die Partie jetzt tatsächlich im Weserstadion über die Bühne gehen wird, Herr Kunkel?

Daniel Kunkel: Die Vorfreude auf das Spiel steigt ins Unermessliche. Es gab eine Phase, in der wir Angst hatten, dass das Spiel komplett abgesagt werden könnte und wir nicht mehr die Chance bekommen, gegen den FC Bayern anzutreten. Wir haben uns teilweise eingeredet, dass wir durch einen eventuellen Verstoß gegen die Corona-Hygienevorschriften für den Wettbewerb disqualifiziert werden könnten. Jetzt läuft aber alles wieder in geregelten Bahnen. Wir freuen uns auf das Spiel.

DFB.de: Vor knapp drei Wochen konnte die Partie nicht wie geplant stattfinden, weil sich einige Spieler des Bremer SV mit dem Coronavirus infiziert hatten. Sie gehörten auch dazu. Haben Sie die Erkrankung gut überstanden?

Kunkel: Mittlerweile geht es mir wieder ganz gut. Zum Glück hatte ich keinen allzu schweren Verlauf. Zwei bis drei Tage lag ich mit Fieber im Bett. Inzwischen bin ich schon seit rund einer Woche wieder im Training. Viel schwieriger als die Krankheit an sich war für mich die Situation, als mich unser Trainer Benjamin Eta angerufen und mir gesagt hat, dass ich positiv getestet wurde. Zu diesem Zeitpunkt war ich der erste Infizierte innerhalb unserer Mannschaft. Für mich ist innerlich eine Welt zusammengebrochen. Damit musste ich erst einmal klarkommen.

DFB.de: Wie waren die Reaktionen Ihrer Mitspieler?

Kunkel: Der Fußball ist ganz schnell zum Nebenschauplatz geworden. Es hat erst einmal keinen interessiert, ob das Spiel gegen die Bayern stattfinden kann. Meine Mitspieler haben mir geschrieben, sich nach meinem Gesundheitszustand erkundigt und mir ihre Hilfe angeboten. Das zeichnet auch den Zusammenhalt innerhalb des Teams aus.

DFB.de: Im ersten Ligaspiel kamen Sie nicht zum Einsatz. Befürchten Sie, dass Sie wegen der längeren Auszeit das wohl größte Spiel Ihrer Karriere verpassen könnten?

Kunkel: Zum jetzigen Zeitpunkt mache ich mir keine großen Gedanken darüber. Schließlich war ich nicht der einzige Spieler, der in Quarantäne musste. Ein Großteil der Mannschaft konnte nicht mehr am Training teilnehmen. Am Ende wird unser Trainer Benjamin Eta die elf besten Spieler auf den Platz stellen. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich meine Chance bekommen werde.

DFB.de: Sie können in der Viererkette variabel eingesetzt werden. Mögliche Gegenspieler wären Robert Lewandowski, Thomas Müller, Serge Gnabry oder Leroy Sané. Auf welches direkte Duell freuen Sie sich am meisten?

Kunkel: Wahrscheinlich mit Robert Lewandowski. Ich bin gespannt zu sehen, ob sich der Klassenunterschied tatsächlich so bemerkbar macht. Ich freue mich, gegen den derzeit vielleicht besten Stürmer der Welt in den Zweikampf zu gehen.

DFB.de: Wie genau haben Sie sich die bisherigen Spiele des FC Bayern angeschaut?

Kunkel: Ich habe unter anderem das Testspiel gegen den SSC Neapel sowie die beiden Bundesligapartien gegen Borussia Mönchengladbach und den 1. FC Köln verfolgt. Dabei habe ich verstärkt darauf geachtet, wie sich die Bayern-Spieler gegen und mit dem Ball verhalten. Besonders ist mir die Spielschnelligkeit ins Auge gestoßen. Kaum ein Spieler hält den Ball länger als zwei bis drei Sekunden, so dass man kaum die Möglichkeit hat, überhaupt erst in den Zweikampf zu kommen.

DFB.de: Während der Vorbereitung hat sich der FC Bayern schwergetan. Der Erfolg im Supercup bei Borussia Dortmund und das 3:2 gegen den 1. FC Köln waren die ersten Siege unter dem neuen Trainer Julian Nagelsmann. Scheinbar ist das Team zumindest noch nicht in Bestform. Könnte das die Chancen erhöhen?

Kunkel: Sicherlich träumen wir alle davon, den großen FC Bayern in der ersten Pokalrunde zu schlagen. Man muss aber sagen, dass der FCB zuletzt immer besser in Fahrt gekommen ist. Ich glaube, dass uns der ursprüngliche Termin vor dem Beginn der Saison mehr in die Karten gespielt hätte. Zu diesem Zeitpunkt war Bayern noch auf der Suche nach der Form. Außerdem fehlten noch einige Nationalspieler nach der EM.

DFB.de: Mal ehrlich: Müssen Sie sich ab und zu mal kneifen, wenn Sie die Bayern im TV verfolgen und dabei denken, dass Sie bald auch selbst das Vergnügen haben?

Kunkel: Direkt nach der Auslosung war das extrem. Plötzlich haben mich Arbeitskollegen und Bekannte angerufen, mich nach Tickets gefragt und mir viel Erfolg gewünscht. Es sind die gängigen Sprüche wie "Haut die Bayern raus" gefallen. (lacht) Mit der Zeit realisiert man dann, auf welchen Gegner wir uns vorbereiten. Aber das ganze Medienaufkommen unterscheidet sich schon stark von unserem gewohnten Alltag.

DFB.de: Sie haben in der Jugend von 2009 bis 2015 selbst für den SV Werder Bremen gespielt. Welche Bedeutung hat es für Sie, dass Sie jetzt sogar im großen Weserstadion gegen den FC Bayern München antreten dürfen?

Kunkel: Jeder junge Spieler, der bei einem großen Verein in der Nachwuchsabteilung ausgebildet wird, hat den Traum, eines Tages im Stadion der Profis aufzulaufen. Letztendlich kann ich mir diesen Traum jetzt über Umwege realisieren. Es ist auf jeden Fall etwas Besonderes, weil auch meine Familie und Freunde im Weserstadion dabei sein und mich unterstützen werden.

DFB.de: Sie erleben bereits mit 21 Jahren das wohl größte Spiel ihrer aktiven Laufzeit. Was kann das Spiel danach noch übertreffen?

Kunkel: Der Einzug in die zweite Runde. (lacht) Ein Sieg gegen den FC Bayern würde das bisher Erlebte sicherlich noch einmal übertreffen. Uns ist aber allen bewusst, dass es sich um ein absolutes Bonusspiel handelt. Das wollen wir von der ersten bis zur letzten Minute genießen. Unser Fokus liegt auf der Meisterschaft. Dort wollen wir in die Regionalliga Nord aufsteigen. Das sind die nächsten Ziele auf unserem Weg.

DFB.de: Wenn Sie aber jetzt entscheiden müssten: Ein Sieg gegen den FC Bayern oder die Meisterschaft? Was würden Sie wählen?

Kunkel: Wenn ich mich jetzt festlegen muss, dann würde ich mich doch tatsächlich für den einen Sieg gegen die Bayern entscheiden. Mit dem Erreichen der nächsten Runde würden wir Geschichte schreiben. Meister können wir dann ja immer noch werden. (lacht)

[mspw]

Im zweiten Anlauf soll es klappen: Für den Bremer SV aus der Bremen-Liga wird der Traum jetzt wahr. Im DFB-Pokal empfängt der BSV heute (ab 20.15 Uhr, live auf Sport1 und Sky) den Rekordsieger FC Bayern München im Weserstadion. Im DFB.de-Interview spricht Verteidiger Daniel Kunkel mit Mitarbeiter Filippos Kounelis über seine Covid-19-Erkrankung und einen Traum, der sich über Umwege erfüllt.

DFB.de: Das Nachholspiel in der ersten DFB-Pokalrunde gegen den FC Bayern München steht an. Wie groß ist die Vorfreude, dass die Partie jetzt tatsächlich im Weserstadion über die Bühne gehen wird, Herr Kunkel?

Daniel Kunkel: Die Vorfreude auf das Spiel steigt ins Unermessliche. Es gab eine Phase, in der wir Angst hatten, dass das Spiel komplett abgesagt werden könnte und wir nicht mehr die Chance bekommen, gegen den FC Bayern anzutreten. Wir haben uns teilweise eingeredet, dass wir durch einen eventuellen Verstoß gegen die Corona-Hygienevorschriften für den Wettbewerb disqualifiziert werden könnten. Jetzt läuft aber alles wieder in geregelten Bahnen. Wir freuen uns auf das Spiel.

DFB.de: Vor knapp drei Wochen konnte die Partie nicht wie geplant stattfinden, weil sich einige Spieler des Bremer SV mit dem Coronavirus infiziert hatten. Sie gehörten auch dazu. Haben Sie die Erkrankung gut überstanden?

Kunkel: Mittlerweile geht es mir wieder ganz gut. Zum Glück hatte ich keinen allzu schweren Verlauf. Zwei bis drei Tage lag ich mit Fieber im Bett. Inzwischen bin ich schon seit rund einer Woche wieder im Training. Viel schwieriger als die Krankheit an sich war für mich die Situation, als mich unser Trainer Benjamin Eta angerufen und mir gesagt hat, dass ich positiv getestet wurde. Zu diesem Zeitpunkt war ich der erste Infizierte innerhalb unserer Mannschaft. Für mich ist innerlich eine Welt zusammengebrochen. Damit musste ich erst einmal klarkommen.

DFB.de: Wie waren die Reaktionen Ihrer Mitspieler?

Kunkel: Der Fußball ist ganz schnell zum Nebenschauplatz geworden. Es hat erst einmal keinen interessiert, ob das Spiel gegen die Bayern stattfinden kann. Meine Mitspieler haben mir geschrieben, sich nach meinem Gesundheitszustand erkundigt und mir ihre Hilfe angeboten. Das zeichnet auch den Zusammenhalt innerhalb des Teams aus.

DFB.de: Im ersten Ligaspiel kamen Sie nicht zum Einsatz. Befürchten Sie, dass Sie wegen der längeren Auszeit das wohl größte Spiel Ihrer Karriere verpassen könnten?

Kunkel: Zum jetzigen Zeitpunkt mache ich mir keine großen Gedanken darüber. Schließlich war ich nicht der einzige Spieler, der in Quarantäne musste. Ein Großteil der Mannschaft konnte nicht mehr am Training teilnehmen. Am Ende wird unser Trainer Benjamin Eta die elf besten Spieler auf den Platz stellen. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich meine Chance bekommen werde.

DFB.de: Sie können in der Viererkette variabel eingesetzt werden. Mögliche Gegenspieler wären Robert Lewandowski, Thomas Müller, Serge Gnabry oder Leroy Sané. Auf welches direkte Duell freuen Sie sich am meisten?

Kunkel: Wahrscheinlich mit Robert Lewandowski. Ich bin gespannt zu sehen, ob sich der Klassenunterschied tatsächlich so bemerkbar macht. Ich freue mich, gegen den derzeit vielleicht besten Stürmer der Welt in den Zweikampf zu gehen.

DFB.de: Wie genau haben Sie sich die bisherigen Spiele des FC Bayern angeschaut?

Kunkel: Ich habe unter anderem das Testspiel gegen den SSC Neapel sowie die beiden Bundesligapartien gegen Borussia Mönchengladbach und den 1. FC Köln verfolgt. Dabei habe ich verstärkt darauf geachtet, wie sich die Bayern-Spieler gegen und mit dem Ball verhalten. Besonders ist mir die Spielschnelligkeit ins Auge gestoßen. Kaum ein Spieler hält den Ball länger als zwei bis drei Sekunden, so dass man kaum die Möglichkeit hat, überhaupt erst in den Zweikampf zu kommen.

DFB.de: Während der Vorbereitung hat sich der FC Bayern schwergetan. Der Erfolg im Supercup bei Borussia Dortmund und das 3:2 gegen den 1. FC Köln waren die ersten Siege unter dem neuen Trainer Julian Nagelsmann. Scheinbar ist das Team zumindest noch nicht in Bestform. Könnte das die Chancen erhöhen?

Kunkel: Sicherlich träumen wir alle davon, den großen FC Bayern in der ersten Pokalrunde zu schlagen. Man muss aber sagen, dass der FCB zuletzt immer besser in Fahrt gekommen ist. Ich glaube, dass uns der ursprüngliche Termin vor dem Beginn der Saison mehr in die Karten gespielt hätte. Zu diesem Zeitpunkt war Bayern noch auf der Suche nach der Form. Außerdem fehlten noch einige Nationalspieler nach der EM.

DFB.de: Mal ehrlich: Müssen Sie sich ab und zu mal kneifen, wenn Sie die Bayern im TV verfolgen und dabei denken, dass Sie bald auch selbst das Vergnügen haben?

Kunkel: Direkt nach der Auslosung war das extrem. Plötzlich haben mich Arbeitskollegen und Bekannte angerufen, mich nach Tickets gefragt und mir viel Erfolg gewünscht. Es sind die gängigen Sprüche wie "Haut die Bayern raus" gefallen. (lacht) Mit der Zeit realisiert man dann, auf welchen Gegner wir uns vorbereiten. Aber das ganze Medienaufkommen unterscheidet sich schon stark von unserem gewohnten Alltag.

DFB.de: Sie haben in der Jugend von 2009 bis 2015 selbst für den SV Werder Bremen gespielt. Welche Bedeutung hat es für Sie, dass Sie jetzt sogar im großen Weserstadion gegen den FC Bayern München antreten dürfen?

Kunkel: Jeder junge Spieler, der bei einem großen Verein in der Nachwuchsabteilung ausgebildet wird, hat den Traum, eines Tages im Stadion der Profis aufzulaufen. Letztendlich kann ich mir diesen Traum jetzt über Umwege realisieren. Es ist auf jeden Fall etwas Besonderes, weil auch meine Familie und Freunde im Weserstadion dabei sein und mich unterstützen werden.

DFB.de: Sie erleben bereits mit 21 Jahren das wohl größte Spiel ihrer aktiven Laufzeit. Was kann das Spiel danach noch übertreffen?

Kunkel: Der Einzug in die zweite Runde. (lacht) Ein Sieg gegen den FC Bayern würde das bisher Erlebte sicherlich noch einmal übertreffen. Uns ist aber allen bewusst, dass es sich um ein absolutes Bonusspiel handelt. Das wollen wir von der ersten bis zur letzten Minute genießen. Unser Fokus liegt auf der Meisterschaft. Dort wollen wir in die Regionalliga Nord aufsteigen. Das sind die nächsten Ziele auf unserem Weg.

DFB.de: Wenn Sie aber jetzt entscheiden müssten: Ein Sieg gegen den FC Bayern oder die Meisterschaft? Was würden Sie wählen?

Kunkel: Wenn ich mich jetzt festlegen muss, dann würde ich mich doch tatsächlich für den einen Sieg gegen die Bayern entscheiden. Mit dem Erreichen der nächsten Runde würden wir Geschichte schreiben. Meister können wir dann ja immer noch werden. (lacht)

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