Kumpelkiste 2.0: Schalker und Dortmunder engagieren sich

Wer im Ruhrgebiet aufgewachsen ist, hat zwei Gene in sich vereint. Er weiß, was Zusammenhalt und Respekt bedeuten. Das ist tief drin in den Menschen. So ist es auch in Zeiten von "Covid-19". Die Fans von Borussia Dortmund und FC Schalke 04 stellen dies angesichts der Bedrohung durch die Corona-Pandemie gerade wieder in beeindruckender Weise unter Beweis.

Die Arbeit auf den Zechen erforderte gerade in Krisensituationen ein absolutes Vertrauen in den anderen. Wenn es unter Tage hart auf hart kam, fragte niemand mehr nach Herkunft, Nationalität oder Religion. Oder nach der Zugehörigkeit zu einem Fußballverein. Schalker oder Dortmunder? Das war im Flöz egal. Und so gibt es im Ruhrpott bis heute kaum jemanden, der in seinem Freundeskreis nicht jemanden kennt, der den jeweils anderen Farben zugetan ist - aber dennoch ein Kumpel ist.

"Schalke hilft" startet "Kumpelkiste 2.0"

Denn zum Ausdruck gebracht wurde diese unzweifelhafte Wertschätzung mit dem Wort "Kumpel". Es war der umgangssprachliche Begriff für das Wort Bergmann. Aber es bedeutete auch ungleich mehr. Du bist mein Kumpel bedeutete: Du kannst dich auf mich verlassen. Ohne Wenn und Aber. Die Zechen im Revier sind längst geschlossen, aber der Begriff ist immer noch die höchste Form von Wertschätzung, die man hier einem Menschen entgegen bringen kann.

Die Stiftung "Schalke hilft!" des FC Schalke 04 greift diese Form von Wertschätzung auf. Mit ihrer Aktion "Kumpelkiste" sammelte der Verein bereits in der Flüchtlingskrise zusammen mit seinen Anhängern und Mitgliedern Kleidung und Spielzeug für Schutzbedürftige und verteilte diese an die Einrichtungen weiter, in denen die Menschen lebten. Auch Fans des BVB haben dabei mitgemacht.

Mit der "Kumpelkiste 2.0" unterstützt die Stiftung gemeinsam mit der aktiven Schalker Fanszene die Aufforderungen der Bundesregierung zum Schutz von Risikogruppen bei der Corona-Pandemie. "Glückauf Schalker, ganz Deutschland steht aktuell aufgrund der Corona-Pandemie still. Einige Menschen müssen wegen ihres Alters oder einer Vorerkrankung besondere Vorsicht walten lassen, andere befinden sich bereits in Quarantäne oder leisten mit ihrer unabdingbaren Arbeit im Moment so viel, um der Gesellschaft Schutz und Normalität zu bieten. Diese Gelsenkirchener möchten wir gemeinsam mit Schalke hilft unterstützen", erklären die "Ultras Gelsenkirchen". Beliefert werden Personen aus dem Gelsenkirchener Stadtgebiet, die sich in Quarantäne befinden, zu einer Risikogruppe gehören oder im medizinischen Sektor arbeiten.

"Bieten diese Hilfe für alle Menschen an"

Die S04-Fans packen und liefern ab sofort Lebensmittel unter Beachtung der Hygienevorschriften aus. Eine Kumpelkiste im symbolischen Wert von 19,04 Euro (1904 ist das Gründungsjahr des FC Schalke 04) enthält Lebensmittel zur Nahrungsgrundversorgung für die Menschen, die ihr Haus sicherheitshalber derzeit nicht verlassen sollten oder dürfen. Informationen zu dieser tollen Aktion gibt es unter www.ultras-ge.de.

Darüber wartet die aktive Schalker Fanszene über das Fanprojekt Gelsenkirchen mit einer weiteren Hilfestellung auf. Ab sofort gehen sie zweimal wöchentlich für Menschen, die in dieser ungewohnten und schwierigen Lage alleine sind oder sich fühlen, zur Apotheke oder zur Drogerie. "Das machen wir zusammen mit Jungs aus der Fanszene. Die haben da richtig Bock drauf und wollen ihren Beitrag zur Eindämmung der Situation leisten", erklärt Markus Mau vom Schalker Fanprojekt. "Wir möchten für Menschen aus dem Stadtteil Schalke, die der Risikogruppe (Menschen ab 65 Jahren, Menschen mit Vorerkrankungen oder einem geschwächtem Immunsystem) angehören, unsere Hilfe anbieten: in Form von kleinen Einkäufen im Supermarkt, dem Drogeriemarkt oder von Medikamenten", verdeutlicht der Diplom-Sozialarbeiter. "Und wir bieten diese Hilfe ja ausdrücklich nicht nur für Schalke-Fans an, sondern für alle Menschen", erklärt der Leiter des Fanprojekts.

Um die eigene Hilfsaktion bekannter zu machen, sollen in Kürze Flyer erstellt werden und an die Haushalte im Stadtteil Schalke verteilt werden. "Wir haben derzeit noch das Problem, dass viele hilfsbedürftige Menschen das gar nicht mitbekommen haben, weil sie die sozialen Medien, über die wir es bislang veröffentlicht haben, nicht nutzen. Das wollen wir ändern", sagt Mau.

"Fußball hat ungeheure gesellschaftliche Kraft"

Dass so viele Fans mitmachen, ist für ihn keine Überraschung. "Der Fußball hatte gerade im Ruhrgebiet eine ungeheure gesellschaftliche und verbindende Kraft." Und so ist es auch kein Wunder, dass die Fans des ärgsten sportlichen Rivalen Borussia Dortmund mit einer ähnlichen Aktion aufwarten. Die drei Dortmunder Ultrabewegungen "The Unity", "Desperados" und "Jubos" bieten ebenfalls eine Einkaufshilfe der Risikogruppen oder für Menschen in Quarantäne auf dem Dortmunder Stadtgebiet an.

Es sei nicht die Zeit, lange Worte zu verlieren, sondern konkret mit anzupacken. "Vielmehr geht es jetzt darum, sich solidarisch zu zeigen und gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet konkret, dass wir den Menschen unter die Arme greifen wollen, welche aktuell zu den besagten Risikogruppen gehören", erklären die BVB-Fans auf der gemeinsamen Internetseite www.suedtribuene-dortmund.de.

Am Samstagabend um 19.09 Uhr (1909 ist das Gründungsjahr des BVB) öffneten die Menschen in Dortmund ihre Fenster und sangen "You´ll Never Walk Alone". Herrlich streiten über die einzig wahre Fußballphilosophie können und werden sie im Ruhrgebiet dann nach der Corona-Krise wieder.

[sb]

Wer im Ruhrgebiet aufgewachsen ist, hat zwei Gene in sich vereint. Er weiß, was Zusammenhalt und Respekt bedeuten. Das ist tief drin in den Menschen. So ist es auch in Zeiten von "Covid-19". Die Fans von Borussia Dortmund und FC Schalke 04 stellen dies angesichts der Bedrohung durch die Corona-Pandemie gerade wieder in beeindruckender Weise unter Beweis.

Die Arbeit auf den Zechen erforderte gerade in Krisensituationen ein absolutes Vertrauen in den anderen. Wenn es unter Tage hart auf hart kam, fragte niemand mehr nach Herkunft, Nationalität oder Religion. Oder nach der Zugehörigkeit zu einem Fußballverein. Schalker oder Dortmunder? Das war im Flöz egal. Und so gibt es im Ruhrpott bis heute kaum jemanden, der in seinem Freundeskreis nicht jemanden kennt, der den jeweils anderen Farben zugetan ist - aber dennoch ein Kumpel ist.

"Schalke hilft" startet "Kumpelkiste 2.0"

Denn zum Ausdruck gebracht wurde diese unzweifelhafte Wertschätzung mit dem Wort "Kumpel". Es war der umgangssprachliche Begriff für das Wort Bergmann. Aber es bedeutete auch ungleich mehr. Du bist mein Kumpel bedeutete: Du kannst dich auf mich verlassen. Ohne Wenn und Aber. Die Zechen im Revier sind längst geschlossen, aber der Begriff ist immer noch die höchste Form von Wertschätzung, die man hier einem Menschen entgegen bringen kann.

Die Stiftung "Schalke hilft!" des FC Schalke 04 greift diese Form von Wertschätzung auf. Mit ihrer Aktion "Kumpelkiste" sammelte der Verein bereits in der Flüchtlingskrise zusammen mit seinen Anhängern und Mitgliedern Kleidung und Spielzeug für Schutzbedürftige und verteilte diese an die Einrichtungen weiter, in denen die Menschen lebten. Auch Fans des BVB haben dabei mitgemacht.

Mit der "Kumpelkiste 2.0" unterstützt die Stiftung gemeinsam mit der aktiven Schalker Fanszene die Aufforderungen der Bundesregierung zum Schutz von Risikogruppen bei der Corona-Pandemie. "Glückauf Schalker, ganz Deutschland steht aktuell aufgrund der Corona-Pandemie still. Einige Menschen müssen wegen ihres Alters oder einer Vorerkrankung besondere Vorsicht walten lassen, andere befinden sich bereits in Quarantäne oder leisten mit ihrer unabdingbaren Arbeit im Moment so viel, um der Gesellschaft Schutz und Normalität zu bieten. Diese Gelsenkirchener möchten wir gemeinsam mit Schalke hilft unterstützen", erklären die "Ultras Gelsenkirchen". Beliefert werden Personen aus dem Gelsenkirchener Stadtgebiet, die sich in Quarantäne befinden, zu einer Risikogruppe gehören oder im medizinischen Sektor arbeiten.

"Bieten diese Hilfe für alle Menschen an"

Die S04-Fans packen und liefern ab sofort Lebensmittel unter Beachtung der Hygienevorschriften aus. Eine Kumpelkiste im symbolischen Wert von 19,04 Euro (1904 ist das Gründungsjahr des FC Schalke 04) enthält Lebensmittel zur Nahrungsgrundversorgung für die Menschen, die ihr Haus sicherheitshalber derzeit nicht verlassen sollten oder dürfen. Informationen zu dieser tollen Aktion gibt es unter www.ultras-ge.de.

Darüber wartet die aktive Schalker Fanszene über das Fanprojekt Gelsenkirchen mit einer weiteren Hilfestellung auf. Ab sofort gehen sie zweimal wöchentlich für Menschen, die in dieser ungewohnten und schwierigen Lage alleine sind oder sich fühlen, zur Apotheke oder zur Drogerie. "Das machen wir zusammen mit Jungs aus der Fanszene. Die haben da richtig Bock drauf und wollen ihren Beitrag zur Eindämmung der Situation leisten", erklärt Markus Mau vom Schalker Fanprojekt. "Wir möchten für Menschen aus dem Stadtteil Schalke, die der Risikogruppe (Menschen ab 65 Jahren, Menschen mit Vorerkrankungen oder einem geschwächtem Immunsystem) angehören, unsere Hilfe anbieten: in Form von kleinen Einkäufen im Supermarkt, dem Drogeriemarkt oder von Medikamenten", verdeutlicht der Diplom-Sozialarbeiter. "Und wir bieten diese Hilfe ja ausdrücklich nicht nur für Schalke-Fans an, sondern für alle Menschen", erklärt der Leiter des Fanprojekts.

Um die eigene Hilfsaktion bekannter zu machen, sollen in Kürze Flyer erstellt werden und an die Haushalte im Stadtteil Schalke verteilt werden. "Wir haben derzeit noch das Problem, dass viele hilfsbedürftige Menschen das gar nicht mitbekommen haben, weil sie die sozialen Medien, über die wir es bislang veröffentlicht haben, nicht nutzen. Das wollen wir ändern", sagt Mau.

"Fußball hat ungeheure gesellschaftliche Kraft"

Dass so viele Fans mitmachen, ist für ihn keine Überraschung. "Der Fußball hatte gerade im Ruhrgebiet eine ungeheure gesellschaftliche und verbindende Kraft." Und so ist es auch kein Wunder, dass die Fans des ärgsten sportlichen Rivalen Borussia Dortmund mit einer ähnlichen Aktion aufwarten. Die drei Dortmunder Ultrabewegungen "The Unity", "Desperados" und "Jubos" bieten ebenfalls eine Einkaufshilfe der Risikogruppen oder für Menschen in Quarantäne auf dem Dortmunder Stadtgebiet an.

Es sei nicht die Zeit, lange Worte zu verlieren, sondern konkret mit anzupacken. "Vielmehr geht es jetzt darum, sich solidarisch zu zeigen und gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet konkret, dass wir den Menschen unter die Arme greifen wollen, welche aktuell zu den besagten Risikogruppen gehören", erklären die BVB-Fans auf der gemeinsamen Internetseite www.suedtribuene-dortmund.de.

Am Samstagabend um 19.09 Uhr (1909 ist das Gründungsjahr des BVB) öffneten die Menschen in Dortmund ihre Fenster und sangen "You´ll Never Walk Alone". Herrlich streiten über die einzig wahre Fußballphilosophie können und werden sie im Ruhrgebiet dann nach der Corona-Krise wieder.

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