Künzer: "Sportlich erfolgreich sein und Titel holen - gemeinsam"

Nia Künzer ist seit dem 1. Januar die neue Sportdirektorin Frauenfußball beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Damit verantwortet die Weltmeisterin von 2003 auch den Bereich der deutschen Frauen-Nationalmannschaft und der weiblichen U 20-Auswahl. Heute wurde die 43 Jahre alte Weltmeisterin von 2003 von DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFB-Geschäftsführer Sport Andreas Rettig vorgestellt. DFB.de war dabei.

Nia Künzer über...

... ihre neue Aufgabe: Da es eine neue Stelle ist, ist es Chance und Herausforderung zugleich. Ich freue mich darauf, Dinge gemeinsam entwickeln zu können, den Mut zu haben, Verantwortung zu übernehmen. Es gibt Mitstreiter im ganzen Haus, aber auch extern. Ich werde perspektivisch viele Gespräche führen. Ich kann gut zuhören, um mir ein Gesamtbild zu verschaffen. Intern möchte ich mit der Strategie FF27 auch eine Schnittstelle zu anderen Bereichen wie dem U-Bereich sein. Ich werde in enger Abstimmung mit der U 20 sein, die Kathrin Peter übernehmen wird. Ich möchte für die Vereinsvertreter Ansprechpartnerin sein. Ich möchte ein Ohr an der A-Nationalmannschaft haben. In den nächsten Tagen und Wochen stehen Gespräche mit dem Mannschaftsrat an, und ich werde die Maßnahme im Februar begleiten. Ich möchte aber auch einen Blick über den Tellerrand hinaus werfen, um zu schauen, wie es in anderen Ländern läuft. Ob es dort Entwicklungen gibt, die wir mitgehen wollen. Es sind vielfältige Aufgaben, auf die ich mich freue. Ich möchte sportlich erfolgreich sein und Titel holen. Das ist das gemeinsame Ziel, das wir erreichen wollen. Es hilft, wenn wir sportlich erfolgreich sind, das ist ein Kernthema von mir. Und alles geht nur gemeinsam.

... ihren Werdegang: Ich bin einmal Fußballerin und Expertin. Aber es gehört auch meine berufliche Karriere dazu, in der ich verschiedene Erfahrungen gemacht habe. Zu mir gehört aber auch mein ehrenamtliches Engagement, zudem habe ich meinen familiären Hintergrund. Das sind die vier Stränge, die mir unterschiedliche Perspektiven gegeben haben. Manchmal habe ich auch kritisch auf den DFB geschaut. Und diesen Blick will ich mir beibehalten. Ich möchte mich nicht ganz von der Bubble auffressen lassen. Ich möchte die Kompetenzen, die ich in den verschiedenen Bereichen gesammelt habe, hier ausleben und gemeinsam mit engagierten Mitarbeitern entwickeln und unsere Ziele erreichen. Ich hoffe, dass ich ganz viel einbringen kann.

... die die Suche nach einem*r neuen Bundestrainer*in: Es ist mir bewusst, dass das eine der Prioritäten ist, an der ich zuerst gemessen werde. Im Grunde haben wir einige Namen auf dem Zettel, über die wir sprechen. Die nenne ich hier nicht. Aber es geht um Qualität, Perspektive, das Team und natürlich auch darum, den Fußball zu entwickeln. Es spielen aber auch noch andere Dinge eine Rolle. Wir müssen in verschiedenen Szenarien denken. Wir sind da dran. Der oder die Trainerin ist Führungskraft, damit braucht er beziehungsweise sie Führungskompetenzen. Der Klassiker ist die soziale Kompetenz, Kommunikation ist total wichtig - und natürlich auch die Spielidee. Das sind für mich die Kernpunkte. Es gibt auch noch x andere Aspekte. Aber letztlich kommt es auf die Führungsqualität und die fachliche Kompetenz an.

... ihren Vertrag beim DFB: Ich bin von meinem letzten Arbeitgeber für drei Jahre beurlaubt worden. Mein Vertrag beim DFB geht über diesen Zeitraum. Das ist die Situation, mehr gibt es erstmal nicht zu sagen. Ich bin erst elf Tage hier. Es ist eine gute Situation, die sich sehr kurzfristig ergeben hat.

... ihre Beweggründe zum DFB zu wechseln: Fußball ist meine Leidenschaft. Fußball verbindet mich mit Menschen und die Menschen miteinander. Die Kombination, Verantwortung übernehmen zu können, das Momentum der neu geschaffenen Position, die sportliche Qualität, der Wille im Verband, etwas verändern zu wollen, hat mich überzeugt. Das Gesamtpaket, das Produkt war ausschlaggebend, und ist total spannend und auch reizvoll. 

... die Frauen-Nationalmannschaft: Ich sehe die Qualität. Das Team hat sie in einigen Spielen gezeigt. Derzeit fehlt es der Mannschaft an Sicherheit, Leichtigkeit. Aber Schlüsselthemen rauszuhauen, ohne mit dem Team im Gespräch zu sein, wäre forsch beziehungsweise vorschnell. Aber es fehlt im Moment an Konstanz, Sicherheit und Vertrauen. Alles andere werde ich in den nächsten Wochen beobachten und besprechen.

... die Strategie FF27: Die Schaffung der Position der Sportdirektorin ist Teil dieses Konzepts. Jetzt heißt es, erst recht Gas zu geben. Wir haben total viele Chancen und Gelegenheiten, das Thema nochmal zu forcieren.

... eine mögliche Umstrukturierung der U-Teams: Die Gespräche stehen noch aus. Es wird einen ganz starken Austausch zwischen den Direktionen, den Trainerteams und dem Teammanagement geben. Eine neue U 23 ist durchaus spannend. Wir werden darüber sprechen, ob es eine Perspektive ist. Ich habe das zumindest auf dem Schirm.

... die Zukunft des deutschen Frauenfußballs: Es gibt viele Stellschrauben, die gedacht werden müssen. Wir wollen mehr aktive Mädchen und wir wollen Rahmenbedingungen schaffen, damit sie Fußball spielen können. Wir möchten mehr Sichtbarkeit und die Professionalisierung der Liga. Im Mai wird sich die Austragung der WM 2027 entscheiden - auch das wird spannend. 

... den Status quo im deutschen Frauenfußball: Ich schließe nicht aus, dass wir wieder erfolgreich sein werden, weil die Qualität da ist. Wir werden gemeinsam mit dem Trainerteam arbeiten müssen. Es gibt viele verschiedene Aspekte, die ausschlaggebend sind, um erfolgreich zu sein. Fußball ist ein Ergebnissport, deshalb werden das Team, der oder die Trainer*in und ich daran gemessen. Wir haben einen qualitativ hochwertigen Kader mit sympathischen und authentischen Typen. Wenn sie ihre Qualität auf die Platte bringen, können sie vorne mitspielen. Ich habe keine Scheu davor, auch in andere Länder zu schauen: Was wird da besser gemacht? Was kann man sich abgucken in England, Spanien oder Japan...

... ihren Austausch im Haus und extern: Einblicke in andere oder ähnliche Bereiche sind total zielführend. Hier intern habe ich eine ganze Latte an Namens- und Bereichslisten, mit denen ich mich austauschen werde. Ich bin aber auch mit Externen gerne im Austausch. Ich bin mit denen verabredet, weil ich an deren Wahrnehmung und Perspektive interessiert bin. 

... das Standing des Frauenfußballs: Ich bin überzeugt davon, dass der Frauenfußball, für den ich stehe, Attribute und Aspekte hat, weshalb sich Menschen dafür begeistern. Wir sehen, dass sich Menschen wegen des Sports, wegen des Fußballs dafür begeistern - mit allem, was dazugehört: die sportliche Qualität, die Art des Fußballs, die Typen und Gesichter, die authentisch und sympathisch sind. Aber sicherlich auch wegen der Atmosphäre, die rund um den Frauenfußball herrscht. Ich würde mir wünschen, dass diese Entwicklung voranschreitet in den verschiedenen Bereichen. Wir müssen es schaffen, unseren eigenen Weg zu gehen. Diese Chance haben wir jetzt. Ich freue mich, dass ich einen kleinen Beitrag dazu leisten kann. 

Bernd Neuendorf über...

... Nia Künzers Verpflichtung: Ich habe mit Nia nach der Frauen-WM telefoniert und gesprochen. In diesen Gesprächen habe ich gemerkt, dass sie jemand ist, der genau dem Profil entspricht, das wir uns überlegt hatten. Sie denkt quer, ist ein kritischer Geist und nicht stromlinienförmig. Ich wäre kein guter Chef, wenn ich nur Ja-Sager um mich herumscharren würde. Ich bin froh, dass wir mit Nia jemanden haben, der nicht nur ausgezeichnet in ihrem Fach ist, sondern und auch mit ihren Gedanken und Ideen herausfordert. Ich schätze Nia wegen ihrer Fachlichkeit, wegen ihres Wesens und ihrer Persönlichkeit. Sie ist eine empathische Person. Mir persönlich ist es sehr wichtig, dass wir nach den unruhigen Zeiten der letzten Jahre ein Arbeitsklima schaffen, in dem sich Menschen wohl fühlen. Nia ist jemand, der hervorragend hineinpasst.

... den neu geschaffenen Posten der Sportdirektorin: Es geht um einen größeren Rahmen. Vor einem Jahr haben wir damit begonnen, den ganzen sportlichen Bereich neu zu ordnen. Nia ist der letzte wichtige Baustein. Es ist ein wichtiger Transformationsprozess, der viel Kraft gekostet hat, aber schon Früchte trägt. Es ist wichtig, dass wir die gesamte Breite des DFB darstellen. Wir haben eine tolle Jugendarbeit - und das muss sich in der Struktur abbilden. Nia ist ein wichtiger Baustein für die Sichtbarkeit des Frauenfußballs und die Pluralität des DFB. Wir sind nicht nur ein Verband, der sich um das A-Team der Männer kümmert.

... das Aufgabenprofil: Nia entspricht dem Profil fast idealtypisch. Sie hat eine Perspektive über den Fußball hinaus. Es war uns wichtig, dass die Person schon Personal-, Budget- und Führungsverantwortung getragen hat. Und uns war klar, dass jemand da sein muss, der ein belastbares Netzwerk hat, denn es stehen auch Personalentscheidungen an. Nia ist in ihrem Netzwerk eine allseits akzeptierte Persönlichkeit. Sie genießt einen gewissen Respekt und stößt in der Liga, als auch hier im Haus und bei den Medien auf eine hohe Akzeptanz. Das sind alles Kriterien, die wir uns überlegt haben, und die nun 100prozentig passen. 

... die Strategie FF27: Wir haben diese Strategie gemeinsam besprochen und beschlossen. Wir wollen uns messen lassen, was Spielerinnen, Vereine und Trainer*innen angeht. Daran wird nicht gerüttelt. Sie ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur WM 2027. Bis dahin wollen wir substanzielle Fortschritte gemacht haben.

... den Tod von Franz Beckenbauer: Es ist mir ein Anliegen, auch wenn wir uns schon schriftlich geäußert haben, hier auch noch mal zu verdeutlichen: Es ist ein großer Verlust für den DFB, die gesamte Fußballwelt. Das kann ich aus Überzeugung sagen. Hier kommen aus der ganzen Welt Kondolenzschreiben an. Das belegt die einzigartige Stellung von Franz Beckenbauer im Sport und in unserem Land. Wir haben den Eingang vom Campus umgestaltet, um ihn zu würdigen. Dort liegt ein Kondolenzbuch aus und alle sind herzlich dazu eingeladen, sich dort einzutragen. Wir haben diverse Runden veranstaltet, um zu besprechen, wie wir mit dieser traurigen Nachricht umgehen. Wir sind in Gesprächen mit der Familie und dem FC Bayern München. Es gibt noch nichts final zu sagen, aber wir sind dort in einem guten Austausch. Die A-Nationalmannschaften haben vorerst keine Spiele, aber es ist davon auszugehen, dass wir ihm bei den nächsten Spielen in irgendeiner Form gedenken werden. Es steht aber nun die ersten Spiele der U-Teams an. Das sind Generationen, die Franz Beckenbauer vielleicht nicht so kennen. Dort laufen wir mit Trauerflor auf. Bei den Maßnahmen wollen wir den jungen Spieler*innen das Leben und die Verdienste von Franz Beckenbauer näher bringen. In der 3. Liga, der Frauen-Bundesliga, der Futsal-Bundesliga und im DFB-Pokal wird es anlässlich des Todes unseres Ehrenspielführers Schweigeminuten geben. Gleiches haben wir den Landesverbänden für den Amateurfußball empfohlen. Im Moment befinden wir uns noch in der Zeit des Trauern und des Gedenkens. Wir möchten die Beisetzung abwarten und dann kann man davon ausgehen, dass wir uns sehr intensiv Gedanken darüber machen werden, wie wir ein dauerhaftes Andenken an Franz Beckenbauer beim DFB herstellen können. Ich möchte die vielfältigen Vorschläge nicht vorschnell kommentieren. Das sind Dinge, die wir mit der Familie besprechen und werden uns in Abstimmung mit ihr damit befassen.

Andreas Rettig über...

... den neu geschaffenen Posten der Sportdirektorin: Nach dem Ausscheiden von Oliver Bierhoff wollten wir die Struktur so gestalten, dass die Verantwortlichkeiten verteilt werden. Nia Künzer ist eine große Hilfe. Ich habe mich sehr gefreut, dass wir relativ schnell zusammengekommen sind. Sie passt wie keine Zweite in unser Anforderungsprofil. Ich kann nur sagen, dass mir nach den ersten beiden Gesprächen relativ schnell klar war: Nia oder nix. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und werde sie unterstützen. Ich bin voller Vorfreude und sicher, dass ich auch etwas lernen kann. Wir haben nun 14 ehemalige Spielerinnen an Bord - das ist eine beeindruckende Zahl.

... das Aufgabenprofil der Sportdirektorin: Uns war wichtig, eine vertikale Entscheidungskompetenz zu haben. Nia ist mit Durchschlagskraft bis ins Teammanagement ausgestattet. Darunter verläuft die Trennlinie zur Nachwuchskonzeption, die Hannes Wolf zu verantworten hat. Es wird eine enge Vebindung und eine Nahtstelle geben. Nia wird auch da Einfluss nehmen, sodass aus einem Guss gedacht wird.

[dfb]

Nia Künzer ist seit dem 1. Januar die neue Sportdirektorin Frauenfußball beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Damit verantwortet die Weltmeisterin von 2003 auch den Bereich der deutschen Frauen-Nationalmannschaft und der weiblichen U 20-Auswahl. Heute wurde die 43 Jahre alte Weltmeisterin von 2003 von DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFB-Geschäftsführer Sport Andreas Rettig vorgestellt. DFB.de war dabei.

Nia Künzer über...

... ihre neue Aufgabe: Da es eine neue Stelle ist, ist es Chance und Herausforderung zugleich. Ich freue mich darauf, Dinge gemeinsam entwickeln zu können, den Mut zu haben, Verantwortung zu übernehmen. Es gibt Mitstreiter im ganzen Haus, aber auch extern. Ich werde perspektivisch viele Gespräche führen. Ich kann gut zuhören, um mir ein Gesamtbild zu verschaffen. Intern möchte ich mit der Strategie FF27 auch eine Schnittstelle zu anderen Bereichen wie dem U-Bereich sein. Ich werde in enger Abstimmung mit der U 20 sein, die Kathrin Peter übernehmen wird. Ich möchte für die Vereinsvertreter Ansprechpartnerin sein. Ich möchte ein Ohr an der A-Nationalmannschaft haben. In den nächsten Tagen und Wochen stehen Gespräche mit dem Mannschaftsrat an, und ich werde die Maßnahme im Februar begleiten. Ich möchte aber auch einen Blick über den Tellerrand hinaus werfen, um zu schauen, wie es in anderen Ländern läuft. Ob es dort Entwicklungen gibt, die wir mitgehen wollen. Es sind vielfältige Aufgaben, auf die ich mich freue. Ich möchte sportlich erfolgreich sein und Titel holen. Das ist das gemeinsame Ziel, das wir erreichen wollen. Es hilft, wenn wir sportlich erfolgreich sind, das ist ein Kernthema von mir. Und alles geht nur gemeinsam.

... ihren Werdegang: Ich bin einmal Fußballerin und Expertin. Aber es gehört auch meine berufliche Karriere dazu, in der ich verschiedene Erfahrungen gemacht habe. Zu mir gehört aber auch mein ehrenamtliches Engagement, zudem habe ich meinen familiären Hintergrund. Das sind die vier Stränge, die mir unterschiedliche Perspektiven gegeben haben. Manchmal habe ich auch kritisch auf den DFB geschaut. Und diesen Blick will ich mir beibehalten. Ich möchte mich nicht ganz von der Bubble auffressen lassen. Ich möchte die Kompetenzen, die ich in den verschiedenen Bereichen gesammelt habe, hier ausleben und gemeinsam mit engagierten Mitarbeitern entwickeln und unsere Ziele erreichen. Ich hoffe, dass ich ganz viel einbringen kann.

... die die Suche nach einem*r neuen Bundestrainer*in: Es ist mir bewusst, dass das eine der Prioritäten ist, an der ich zuerst gemessen werde. Im Grunde haben wir einige Namen auf dem Zettel, über die wir sprechen. Die nenne ich hier nicht. Aber es geht um Qualität, Perspektive, das Team und natürlich auch darum, den Fußball zu entwickeln. Es spielen aber auch noch andere Dinge eine Rolle. Wir müssen in verschiedenen Szenarien denken. Wir sind da dran. Der oder die Trainerin ist Führungskraft, damit braucht er beziehungsweise sie Führungskompetenzen. Der Klassiker ist die soziale Kompetenz, Kommunikation ist total wichtig - und natürlich auch die Spielidee. Das sind für mich die Kernpunkte. Es gibt auch noch x andere Aspekte. Aber letztlich kommt es auf die Führungsqualität und die fachliche Kompetenz an.

... ihren Vertrag beim DFB: Ich bin von meinem letzten Arbeitgeber für drei Jahre beurlaubt worden. Mein Vertrag beim DFB geht über diesen Zeitraum. Das ist die Situation, mehr gibt es erstmal nicht zu sagen. Ich bin erst elf Tage hier. Es ist eine gute Situation, die sich sehr kurzfristig ergeben hat.

... ihre Beweggründe zum DFB zu wechseln: Fußball ist meine Leidenschaft. Fußball verbindet mich mit Menschen und die Menschen miteinander. Die Kombination, Verantwortung übernehmen zu können, das Momentum der neu geschaffenen Position, die sportliche Qualität, der Wille im Verband, etwas verändern zu wollen, hat mich überzeugt. Das Gesamtpaket, das Produkt war ausschlaggebend, und ist total spannend und auch reizvoll. 

... die Frauen-Nationalmannschaft: Ich sehe die Qualität. Das Team hat sie in einigen Spielen gezeigt. Derzeit fehlt es der Mannschaft an Sicherheit, Leichtigkeit. Aber Schlüsselthemen rauszuhauen, ohne mit dem Team im Gespräch zu sein, wäre forsch beziehungsweise vorschnell. Aber es fehlt im Moment an Konstanz, Sicherheit und Vertrauen. Alles andere werde ich in den nächsten Wochen beobachten und besprechen.

... die Strategie FF27: Die Schaffung der Position der Sportdirektorin ist Teil dieses Konzepts. Jetzt heißt es, erst recht Gas zu geben. Wir haben total viele Chancen und Gelegenheiten, das Thema nochmal zu forcieren.

... eine mögliche Umstrukturierung der U-Teams: Die Gespräche stehen noch aus. Es wird einen ganz starken Austausch zwischen den Direktionen, den Trainerteams und dem Teammanagement geben. Eine neue U 23 ist durchaus spannend. Wir werden darüber sprechen, ob es eine Perspektive ist. Ich habe das zumindest auf dem Schirm.

... die Zukunft des deutschen Frauenfußballs: Es gibt viele Stellschrauben, die gedacht werden müssen. Wir wollen mehr aktive Mädchen und wir wollen Rahmenbedingungen schaffen, damit sie Fußball spielen können. Wir möchten mehr Sichtbarkeit und die Professionalisierung der Liga. Im Mai wird sich die Austragung der WM 2027 entscheiden - auch das wird spannend. 

... den Status quo im deutschen Frauenfußball: Ich schließe nicht aus, dass wir wieder erfolgreich sein werden, weil die Qualität da ist. Wir werden gemeinsam mit dem Trainerteam arbeiten müssen. Es gibt viele verschiedene Aspekte, die ausschlaggebend sind, um erfolgreich zu sein. Fußball ist ein Ergebnissport, deshalb werden das Team, der oder die Trainer*in und ich daran gemessen. Wir haben einen qualitativ hochwertigen Kader mit sympathischen und authentischen Typen. Wenn sie ihre Qualität auf die Platte bringen, können sie vorne mitspielen. Ich habe keine Scheu davor, auch in andere Länder zu schauen: Was wird da besser gemacht? Was kann man sich abgucken in England, Spanien oder Japan...

... ihren Austausch im Haus und extern: Einblicke in andere oder ähnliche Bereiche sind total zielführend. Hier intern habe ich eine ganze Latte an Namens- und Bereichslisten, mit denen ich mich austauschen werde. Ich bin aber auch mit Externen gerne im Austausch. Ich bin mit denen verabredet, weil ich an deren Wahrnehmung und Perspektive interessiert bin. 

... das Standing des Frauenfußballs: Ich bin überzeugt davon, dass der Frauenfußball, für den ich stehe, Attribute und Aspekte hat, weshalb sich Menschen dafür begeistern. Wir sehen, dass sich Menschen wegen des Sports, wegen des Fußballs dafür begeistern - mit allem, was dazugehört: die sportliche Qualität, die Art des Fußballs, die Typen und Gesichter, die authentisch und sympathisch sind. Aber sicherlich auch wegen der Atmosphäre, die rund um den Frauenfußball herrscht. Ich würde mir wünschen, dass diese Entwicklung voranschreitet in den verschiedenen Bereichen. Wir müssen es schaffen, unseren eigenen Weg zu gehen. Diese Chance haben wir jetzt. Ich freue mich, dass ich einen kleinen Beitrag dazu leisten kann. 

Bernd Neuendorf über...

... Nia Künzers Verpflichtung: Ich habe mit Nia nach der Frauen-WM telefoniert und gesprochen. In diesen Gesprächen habe ich gemerkt, dass sie jemand ist, der genau dem Profil entspricht, das wir uns überlegt hatten. Sie denkt quer, ist ein kritischer Geist und nicht stromlinienförmig. Ich wäre kein guter Chef, wenn ich nur Ja-Sager um mich herumscharren würde. Ich bin froh, dass wir mit Nia jemanden haben, der nicht nur ausgezeichnet in ihrem Fach ist, sondern und auch mit ihren Gedanken und Ideen herausfordert. Ich schätze Nia wegen ihrer Fachlichkeit, wegen ihres Wesens und ihrer Persönlichkeit. Sie ist eine empathische Person. Mir persönlich ist es sehr wichtig, dass wir nach den unruhigen Zeiten der letzten Jahre ein Arbeitsklima schaffen, in dem sich Menschen wohl fühlen. Nia ist jemand, der hervorragend hineinpasst.

... den neu geschaffenen Posten der Sportdirektorin: Es geht um einen größeren Rahmen. Vor einem Jahr haben wir damit begonnen, den ganzen sportlichen Bereich neu zu ordnen. Nia ist der letzte wichtige Baustein. Es ist ein wichtiger Transformationsprozess, der viel Kraft gekostet hat, aber schon Früchte trägt. Es ist wichtig, dass wir die gesamte Breite des DFB darstellen. Wir haben eine tolle Jugendarbeit - und das muss sich in der Struktur abbilden. Nia ist ein wichtiger Baustein für die Sichtbarkeit des Frauenfußballs und die Pluralität des DFB. Wir sind nicht nur ein Verband, der sich um das A-Team der Männer kümmert.

... das Aufgabenprofil: Nia entspricht dem Profil fast idealtypisch. Sie hat eine Perspektive über den Fußball hinaus. Es war uns wichtig, dass die Person schon Personal-, Budget- und Führungsverantwortung getragen hat. Und uns war klar, dass jemand da sein muss, der ein belastbares Netzwerk hat, denn es stehen auch Personalentscheidungen an. Nia ist in ihrem Netzwerk eine allseits akzeptierte Persönlichkeit. Sie genießt einen gewissen Respekt und stößt in der Liga, als auch hier im Haus und bei den Medien auf eine hohe Akzeptanz. Das sind alles Kriterien, die wir uns überlegt haben, und die nun 100prozentig passen. 

... die Strategie FF27: Wir haben diese Strategie gemeinsam besprochen und beschlossen. Wir wollen uns messen lassen, was Spielerinnen, Vereine und Trainer*innen angeht. Daran wird nicht gerüttelt. Sie ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur WM 2027. Bis dahin wollen wir substanzielle Fortschritte gemacht haben.

... den Tod von Franz Beckenbauer: Es ist mir ein Anliegen, auch wenn wir uns schon schriftlich geäußert haben, hier auch noch mal zu verdeutlichen: Es ist ein großer Verlust für den DFB, die gesamte Fußballwelt. Das kann ich aus Überzeugung sagen. Hier kommen aus der ganzen Welt Kondolenzschreiben an. Das belegt die einzigartige Stellung von Franz Beckenbauer im Sport und in unserem Land. Wir haben den Eingang vom Campus umgestaltet, um ihn zu würdigen. Dort liegt ein Kondolenzbuch aus und alle sind herzlich dazu eingeladen, sich dort einzutragen. Wir haben diverse Runden veranstaltet, um zu besprechen, wie wir mit dieser traurigen Nachricht umgehen. Wir sind in Gesprächen mit der Familie und dem FC Bayern München. Es gibt noch nichts final zu sagen, aber wir sind dort in einem guten Austausch. Die A-Nationalmannschaften haben vorerst keine Spiele, aber es ist davon auszugehen, dass wir ihm bei den nächsten Spielen in irgendeiner Form gedenken werden. Es steht aber nun die ersten Spiele der U-Teams an. Das sind Generationen, die Franz Beckenbauer vielleicht nicht so kennen. Dort laufen wir mit Trauerflor auf. Bei den Maßnahmen wollen wir den jungen Spieler*innen das Leben und die Verdienste von Franz Beckenbauer näher bringen. In der 3. Liga, der Frauen-Bundesliga, der Futsal-Bundesliga und im DFB-Pokal wird es anlässlich des Todes unseres Ehrenspielführers Schweigeminuten geben. Gleiches haben wir den Landesverbänden für den Amateurfußball empfohlen. Im Moment befinden wir uns noch in der Zeit des Trauern und des Gedenkens. Wir möchten die Beisetzung abwarten und dann kann man davon ausgehen, dass wir uns sehr intensiv Gedanken darüber machen werden, wie wir ein dauerhaftes Andenken an Franz Beckenbauer beim DFB herstellen können. Ich möchte die vielfältigen Vorschläge nicht vorschnell kommentieren. Das sind Dinge, die wir mit der Familie besprechen und werden uns in Abstimmung mit ihr damit befassen.

Andreas Rettig über...

... den neu geschaffenen Posten der Sportdirektorin: Nach dem Ausscheiden von Oliver Bierhoff wollten wir die Struktur so gestalten, dass die Verantwortlichkeiten verteilt werden. Nia Künzer ist eine große Hilfe. Ich habe mich sehr gefreut, dass wir relativ schnell zusammengekommen sind. Sie passt wie keine Zweite in unser Anforderungsprofil. Ich kann nur sagen, dass mir nach den ersten beiden Gesprächen relativ schnell klar war: Nia oder nix. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und werde sie unterstützen. Ich bin voller Vorfreude und sicher, dass ich auch etwas lernen kann. Wir haben nun 14 ehemalige Spielerinnen an Bord - das ist eine beeindruckende Zahl.

... das Aufgabenprofil der Sportdirektorin: Uns war wichtig, eine vertikale Entscheidungskompetenz zu haben. Nia ist mit Durchschlagskraft bis ins Teammanagement ausgestattet. Darunter verläuft die Trennlinie zur Nachwuchskonzeption, die Hannes Wolf zu verantworten hat. Es wird eine enge Vebindung und eine Nahtstelle geben. Nia wird auch da Einfluss nehmen, sodass aus einem Guss gedacht wird.

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