Kromp: "Viele Mädels mit viel Potenzial"

Der U 17-Europameistertitel im Mai dieses Jahres und die anschließende WM-Halbfinalteilnahme in Indien liegen noch nicht lange zurück. Dennoch ist diese intensive und sehr erfolgreiche Zeit mittlerweile auch für DFB-Trainerin Friederike Kromp Vergangenheit. Der Auftakt mit den U 16-Juniorinnen des neuen Jahrgangs ist durch ein deutliches 5:0 und ein 1:1 gegen Norwegen bereits gelungen. Im DFB.de-Interview spricht die 37 Jahre alte Fußball-Lehrerin über den schwierigen Abschied und Herausforderungen.

DFB.de: Zum Auftakt mit dem Jahrgang 2007 gab es einen Sieg und ein Unentschieden gegen Norwegen. Wie fällt ihr Fazit aus?

Friederike Kromp: Durchweg positiv. Gerade in der ersten Partie haben die Mädels vor Spielfreude gesprüht und es bei nicht gerade einfachen äußeren Bedingungen sehr gut gemacht. Trotz unserer zehn Wechsel war kaum ein Bruch in unserem Spiel zu sehen und viele sehr gute Ansätze im Kombinationsspiel sowie die individuelle Qualität erkennbar. Regenerationstechnisch wäre für die zweite Partie ein Tag länger Pause sicher nicht schlecht gewesen. Das hatten wir auch ursprünglich so geplant, mussten es aber auf Grund des Sportverbots am Totensonntag kurzfristig anpassen. Während des ersten Spiels sind durch das große Stadion mit seinem tiefen Platz und den zahlreichen Zuschauern so viele Eindrücke auf die Mädels eingeprasselt, so dass es für viele eine kurze Nacht wurde. Dem zweiten Spiel ging dann ein Wintereinbruch voraus. Bei Minusgraden und einem sehr seifigen Untergrund wurde es noch einmal schwieriger, was den sehr aggressiv auftretenden Norwegerinnen entgegenkam.

DFB.de: Hat Norwegen sich denn im Vergleich zum ersten Spiel auch anders präsentiert?

Kromp: Es war klar zu sehen, dass sie nicht noch einmal wie beim 5:0 unter die Räder kommen wollten. Wir haben insgesamt sechs Wechsel in der Startelf vorgenommen, da wir weiteren Spielerinnen Startelferfahrung geben wollten. Die harte Gangart und alle äußeren Einflüsse hat mein Team zwar angenommen, dennoch sind wir nicht mehr so ganz in unser Kombinationsspiel gekommen. Fast wäre es uns auch gelungen, das Spiel auf unsere Seite zu ziehen, auch wenn der späte Ausgleich nicht ganz unverdient war. Die Torchancen und der Spielfluss haben im zweiten Spiel schon ein wenig gefehlt. Wahrscheinlich wäre die Partie auch anders verlaufen, hätten wir den Elfmeter in der Anfangsphase verwandelt. Am Ende sind wir aber trotzdem sehr positiv gestimmt über diesen Auftakt.

DFB.de: Sie haben die Mannschaft in einer interessanten Konstellation übernommen.

Kromp: Gestartet sind wir eigentlich im Juli nach der Übergabe durch U 15-Trainerin Bettina Wiegmann. Wir hatten dann eine Phase, die parallel zur Arbeit mit der Mannschaft für die Weltmeisterschaft in Indien gelaufen ist. In dieser gab es zwei Sichtungslehrgänge und einen Kaderlehrgang. Es war eine sehr interessante, aber auch sehr arbeitsreiche und intensive Zeit. Bereits dort haben wir aber gemerkt, dass im 2007er-Jahrgang wieder viele Mädels mit viel Potenzial auf uns warten. Dieser Eindruck hat sich jetzt bestätigt.

DFB.de: Auf welchem Niveau sehen Sie den Jahrgang?

Kromp: Auf einem richtig guten! Natürlich war es auch für uns im Trainerteam wieder eine große Umstellung nach einer U 17-Weltmeisterschaft, zehn Tage später wieder eine junge U 16-Nationalmannschaft zu trainieren. Dazwischen liegen fast drei Jahre, in denen entwicklungstechnisch enorm viel passiert. Der Fußball ist schwer zu vergleichen, da die Mädels noch nicht diese Weiträumigkeit im Spiel sowie das technische und taktische Level haben können. Daher liegt es auch an uns das Gesehene an der Seitenlinie richtig einzuordnen und zu relativieren. Die Herausforderung war den Anspruch an die Spielerinnen, die Arbeit auf dem Platz und auch das Coaching schnellstmöglich anzupassen. Wir sind uns alle in dem Punkt einig, dass da wieder ein richtig guter Jahrgang auf uns wartet. Im Vergleich glaube ich, dass wir für den Start sogar ein besseres Ausgangsniveau haben. Im Frauenfußball ist in den vergangenen Jahren viel passiert und die Bedingungen werden stetig besser. Viele unserer Mädels spielen bei guten männlichen Jugendteams und partizipieren so im dortigen Nachwuchsleistungsbereich. So kommt es, dass aktuell in jedem Jahrgang die Leistungsdichte besser wird. Nun liegt es an uns Trainer*innen, sie zu begleiten, zu formen und sie noch besser zu machen, um auch am Ende mit ihnen erfolgreiche Turniere zu spielen.

DFB.de: Ein wie guter Indikator waren die Tests gegen Norwegen?

Kromp: Das ist gar nicht so einfach einzuordnen. Im Gegensatz zu uns fährt Norwegen im jungen U-Nationalmannschaftsbereich eine andere Strategie. Man hat gemerkt, dass sie sich gerade in einer Findungs- und Selektionsphase befinden. Hier gilt mein Dank Bettina Wiegmann und ihrem Stab, der im U 15-Bereich schon ein gutes Team geformt haben. Gemeinsam mit unserer Leistungsdichte waren wir deshalb die etwas weitere Mannschaft. Norwegen macht es aber Jahr für Jahr im U 17-Bereich richtig gut - die Finalteilnahme bei der diesjährigen U 19-EM zeigt dies.

DFB.de: Welche Schwerpunkte wollen Sie setzten?

Kromp: Es ist zunächst einmal gut, dass wir die Mädels jetzt viel bei uns haben. In der Phase der U 17-Weltmeisterschaft war dies logischerweise nicht möglich. Im Dezember steht ein Kaderlehrgang mit einem Testspiel an, dem ein erweiterter Kaderlehrgang folgt, bevor wir im Januar ins Trainingslager fahren. Diese Termine wollen wir nutzen, um uns einen noch besseren Überblick über den Jahrgang zu verschaffen. Deshalb gibt es im März noch einmal ein DFB-Sichtungsturnier in Duisburg-Wedau. Wir wollen sicherstellen, dass wir die besten Spielerinnen des Jahrgangs kennen und bei uns haben - das ist unser Auftrag. Zudem werden wir uns mit jeder einzelnen Spielerin im Detail befassen, ihr Umfeld analysieren, ihren Alltag optimieren und sie versuchen so besser zu machen. Nehmen wir die Spielerinnen in diesen zwei intensiven Jahren dabei mit, werden wir auch als Mannschaft wachsen.

DFB.de: Im Preußenstadion war gerade im zweiten Spiel mit knapp 1200 Zuschauern einiges los. Spüren Sie so etwas wie Aufbruchstimmung?

Kromp: Total, das ist so wirklich noch nie da gewesen. Die Kulisse war für ein U 16-Freundschaftsspiel einmalig - es ist wirklich ein Hype zu spüren. Ich war besonders beeindruckt, weil ich schon das Gefühl hatte, dass auch unsere U 17-WM etwas mit ausgelöst hat. Obwohl wir nur im Stream sichtbar waren, gab es schon während der WM mehr Aufmerksamkeit als zuvor. In Münster sind es dann fast 1200 Zuschauende und die Mädels spüren überall ein gestiegenes Interesse. Ich freue mich einfach über den Push, den sie dadurch erhalten. Deswegen habe ich Ihnen in der Kabine auch mitgegeben, dass sich noch nie so viele Menschen so intensiv bei einem Spiel einer deutschen Juniorinnennationalmannschaft über ein Tor gefreut haben. Das hat die Mannschaft nachhaltig beeindruckt, aber auch motiviert. Es bleibt zu hoffen, dass die Welle nicht durch den Winter abebbt und wir möglichst nachhaltig davon profitieren können.

DFB.de: Sie hatten mit dem 2005er-Jahrgang eine unglaublich intensive und erfolgreiche Zeit. Wie schwer war es da auch mental, sich zu verabschieden und seinen Fokus auf die U 16 zu richten?

Kromp: Extrem schwer - alles andere wäre gelogen. Das waren sehr spezielle Jahre mit einem Kern an Spielerinnen, die wir vom ersten bis zum letzten Tag begleitet haben. Man war Teil von riesigen Entwicklungsschritten vieler Spielerinnen und hat auch die Persönlichkeiten und das Umfeld dahinter kennengelernt. Natürlich hätten wir als Trainerteam diese besondere Mannschaft gerne weiter begleitet. Und obwohl ich jetzt bereits seit dem Jahrgang 1997 fast alle U 17 Jahrgänge komplett mit begleiten durfte und nun auch die vierte U 17-WM hinter mir habe, diese Phase danach also gewissermaßen zu meiner Normalität gehört, fällt sie einem nie leicht. Bei meiner ersten WM als Cheftrainerin war es besonders schwer, sich von diesem außerordentlichen Team zu trennen. Die Pause war zudem auch besonders kurz, sodass kaum Zeit war, alles sacken zu lassen und ausreichend zu reflektieren. Die Belastung nicht nur mit den vier Wochen Indien, dem Lehrgang jetzt sowie der Vor- und Nachbereitung war für das gesamte Trainerteam riesig. Daher freuen wir uns alle, wenn es zwischen den Jahren jetzt ruhiger wird. Einfacher gemacht haben es uns die 2007er-Mädels, die es auch verdient haben, adäquat begleitet und gefördert zu werden.

DFB.de: Die Zeit zwischen der WM in Indien und den Spielen in Münster war kurz. Wie liefen die Vorbereitung und Analyse des Kaders ab?

Kromp: Eine WM und deren Vorbereitung sowie den Neustart mit dem kommenden Jahrgang parallel auf dem gleichen Level auszuführen, ist nicht möglich. Leider bin ich beim Kaderlehrgang im September auch noch krank ausgefallen. Glücklicherweise konnte ich mich aber auch hier auf mein gesamtes Trainerteam wie immer zu 100 Prozent verlassen. Kleine Abstriche mussten wir in puncto Kommunikation und Intensität aber dennoch in Kauf nehmen. Selbstverständlich sind wir auch immer wieder in den Austausch mit unseren Trainerkolleg*innen beim DFB gegangen, haben aber auch versucht, die Vereins- und Verbandstrainer mitzunehmen. Nach dem Abschluss der Weltmeisterschaft ist es mir und meinem Team jetzt auch nach und nach möglich, uns voll und ganz auf die Reise mit dem Jahrgang 2007 einzulassen.

[lh]

Der U 17-Europameistertitel im Mai dieses Jahres und die anschließende WM-Halbfinalteilnahme in Indien liegen noch nicht lange zurück. Dennoch ist diese intensive und sehr erfolgreiche Zeit mittlerweile auch für DFB-Trainerin Friederike Kromp Vergangenheit. Der Auftakt mit den U 16-Juniorinnen des neuen Jahrgangs ist durch ein deutliches 5:0 und ein 1:1 gegen Norwegen bereits gelungen. Im DFB.de-Interview spricht die 37 Jahre alte Fußball-Lehrerin über den schwierigen Abschied und Herausforderungen.

DFB.de: Zum Auftakt mit dem Jahrgang 2007 gab es einen Sieg und ein Unentschieden gegen Norwegen. Wie fällt ihr Fazit aus?

Friederike Kromp: Durchweg positiv. Gerade in der ersten Partie haben die Mädels vor Spielfreude gesprüht und es bei nicht gerade einfachen äußeren Bedingungen sehr gut gemacht. Trotz unserer zehn Wechsel war kaum ein Bruch in unserem Spiel zu sehen und viele sehr gute Ansätze im Kombinationsspiel sowie die individuelle Qualität erkennbar. Regenerationstechnisch wäre für die zweite Partie ein Tag länger Pause sicher nicht schlecht gewesen. Das hatten wir auch ursprünglich so geplant, mussten es aber auf Grund des Sportverbots am Totensonntag kurzfristig anpassen. Während des ersten Spiels sind durch das große Stadion mit seinem tiefen Platz und den zahlreichen Zuschauern so viele Eindrücke auf die Mädels eingeprasselt, so dass es für viele eine kurze Nacht wurde. Dem zweiten Spiel ging dann ein Wintereinbruch voraus. Bei Minusgraden und einem sehr seifigen Untergrund wurde es noch einmal schwieriger, was den sehr aggressiv auftretenden Norwegerinnen entgegenkam.

DFB.de: Hat Norwegen sich denn im Vergleich zum ersten Spiel auch anders präsentiert?

Kromp: Es war klar zu sehen, dass sie nicht noch einmal wie beim 5:0 unter die Räder kommen wollten. Wir haben insgesamt sechs Wechsel in der Startelf vorgenommen, da wir weiteren Spielerinnen Startelferfahrung geben wollten. Die harte Gangart und alle äußeren Einflüsse hat mein Team zwar angenommen, dennoch sind wir nicht mehr so ganz in unser Kombinationsspiel gekommen. Fast wäre es uns auch gelungen, das Spiel auf unsere Seite zu ziehen, auch wenn der späte Ausgleich nicht ganz unverdient war. Die Torchancen und der Spielfluss haben im zweiten Spiel schon ein wenig gefehlt. Wahrscheinlich wäre die Partie auch anders verlaufen, hätten wir den Elfmeter in der Anfangsphase verwandelt. Am Ende sind wir aber trotzdem sehr positiv gestimmt über diesen Auftakt.

DFB.de: Sie haben die Mannschaft in einer interessanten Konstellation übernommen.

Kromp: Gestartet sind wir eigentlich im Juli nach der Übergabe durch U 15-Trainerin Bettina Wiegmann. Wir hatten dann eine Phase, die parallel zur Arbeit mit der Mannschaft für die Weltmeisterschaft in Indien gelaufen ist. In dieser gab es zwei Sichtungslehrgänge und einen Kaderlehrgang. Es war eine sehr interessante, aber auch sehr arbeitsreiche und intensive Zeit. Bereits dort haben wir aber gemerkt, dass im 2007er-Jahrgang wieder viele Mädels mit viel Potenzial auf uns warten. Dieser Eindruck hat sich jetzt bestätigt.

DFB.de: Auf welchem Niveau sehen Sie den Jahrgang?

Kromp: Auf einem richtig guten! Natürlich war es auch für uns im Trainerteam wieder eine große Umstellung nach einer U 17-Weltmeisterschaft, zehn Tage später wieder eine junge U 16-Nationalmannschaft zu trainieren. Dazwischen liegen fast drei Jahre, in denen entwicklungstechnisch enorm viel passiert. Der Fußball ist schwer zu vergleichen, da die Mädels noch nicht diese Weiträumigkeit im Spiel sowie das technische und taktische Level haben können. Daher liegt es auch an uns das Gesehene an der Seitenlinie richtig einzuordnen und zu relativieren. Die Herausforderung war den Anspruch an die Spielerinnen, die Arbeit auf dem Platz und auch das Coaching schnellstmöglich anzupassen. Wir sind uns alle in dem Punkt einig, dass da wieder ein richtig guter Jahrgang auf uns wartet. Im Vergleich glaube ich, dass wir für den Start sogar ein besseres Ausgangsniveau haben. Im Frauenfußball ist in den vergangenen Jahren viel passiert und die Bedingungen werden stetig besser. Viele unserer Mädels spielen bei guten männlichen Jugendteams und partizipieren so im dortigen Nachwuchsleistungsbereich. So kommt es, dass aktuell in jedem Jahrgang die Leistungsdichte besser wird. Nun liegt es an uns Trainer*innen, sie zu begleiten, zu formen und sie noch besser zu machen, um auch am Ende mit ihnen erfolgreiche Turniere zu spielen.

DFB.de: Ein wie guter Indikator waren die Tests gegen Norwegen?

Kromp: Das ist gar nicht so einfach einzuordnen. Im Gegensatz zu uns fährt Norwegen im jungen U-Nationalmannschaftsbereich eine andere Strategie. Man hat gemerkt, dass sie sich gerade in einer Findungs- und Selektionsphase befinden. Hier gilt mein Dank Bettina Wiegmann und ihrem Stab, der im U 15-Bereich schon ein gutes Team geformt haben. Gemeinsam mit unserer Leistungsdichte waren wir deshalb die etwas weitere Mannschaft. Norwegen macht es aber Jahr für Jahr im U 17-Bereich richtig gut - die Finalteilnahme bei der diesjährigen U 19-EM zeigt dies.

DFB.de: Welche Schwerpunkte wollen Sie setzten?

Kromp: Es ist zunächst einmal gut, dass wir die Mädels jetzt viel bei uns haben. In der Phase der U 17-Weltmeisterschaft war dies logischerweise nicht möglich. Im Dezember steht ein Kaderlehrgang mit einem Testspiel an, dem ein erweiterter Kaderlehrgang folgt, bevor wir im Januar ins Trainingslager fahren. Diese Termine wollen wir nutzen, um uns einen noch besseren Überblick über den Jahrgang zu verschaffen. Deshalb gibt es im März noch einmal ein DFB-Sichtungsturnier in Duisburg-Wedau. Wir wollen sicherstellen, dass wir die besten Spielerinnen des Jahrgangs kennen und bei uns haben - das ist unser Auftrag. Zudem werden wir uns mit jeder einzelnen Spielerin im Detail befassen, ihr Umfeld analysieren, ihren Alltag optimieren und sie versuchen so besser zu machen. Nehmen wir die Spielerinnen in diesen zwei intensiven Jahren dabei mit, werden wir auch als Mannschaft wachsen.

DFB.de: Im Preußenstadion war gerade im zweiten Spiel mit knapp 1200 Zuschauern einiges los. Spüren Sie so etwas wie Aufbruchstimmung?

Kromp: Total, das ist so wirklich noch nie da gewesen. Die Kulisse war für ein U 16-Freundschaftsspiel einmalig - es ist wirklich ein Hype zu spüren. Ich war besonders beeindruckt, weil ich schon das Gefühl hatte, dass auch unsere U 17-WM etwas mit ausgelöst hat. Obwohl wir nur im Stream sichtbar waren, gab es schon während der WM mehr Aufmerksamkeit als zuvor. In Münster sind es dann fast 1200 Zuschauende und die Mädels spüren überall ein gestiegenes Interesse. Ich freue mich einfach über den Push, den sie dadurch erhalten. Deswegen habe ich Ihnen in der Kabine auch mitgegeben, dass sich noch nie so viele Menschen so intensiv bei einem Spiel einer deutschen Juniorinnennationalmannschaft über ein Tor gefreut haben. Das hat die Mannschaft nachhaltig beeindruckt, aber auch motiviert. Es bleibt zu hoffen, dass die Welle nicht durch den Winter abebbt und wir möglichst nachhaltig davon profitieren können.

DFB.de: Sie hatten mit dem 2005er-Jahrgang eine unglaublich intensive und erfolgreiche Zeit. Wie schwer war es da auch mental, sich zu verabschieden und seinen Fokus auf die U 16 zu richten?

Kromp: Extrem schwer - alles andere wäre gelogen. Das waren sehr spezielle Jahre mit einem Kern an Spielerinnen, die wir vom ersten bis zum letzten Tag begleitet haben. Man war Teil von riesigen Entwicklungsschritten vieler Spielerinnen und hat auch die Persönlichkeiten und das Umfeld dahinter kennengelernt. Natürlich hätten wir als Trainerteam diese besondere Mannschaft gerne weiter begleitet. Und obwohl ich jetzt bereits seit dem Jahrgang 1997 fast alle U 17 Jahrgänge komplett mit begleiten durfte und nun auch die vierte U 17-WM hinter mir habe, diese Phase danach also gewissermaßen zu meiner Normalität gehört, fällt sie einem nie leicht. Bei meiner ersten WM als Cheftrainerin war es besonders schwer, sich von diesem außerordentlichen Team zu trennen. Die Pause war zudem auch besonders kurz, sodass kaum Zeit war, alles sacken zu lassen und ausreichend zu reflektieren. Die Belastung nicht nur mit den vier Wochen Indien, dem Lehrgang jetzt sowie der Vor- und Nachbereitung war für das gesamte Trainerteam riesig. Daher freuen wir uns alle, wenn es zwischen den Jahren jetzt ruhiger wird. Einfacher gemacht haben es uns die 2007er-Mädels, die es auch verdient haben, adäquat begleitet und gefördert zu werden.

DFB.de: Die Zeit zwischen der WM in Indien und den Spielen in Münster war kurz. Wie liefen die Vorbereitung und Analyse des Kaders ab?

Kromp: Eine WM und deren Vorbereitung sowie den Neustart mit dem kommenden Jahrgang parallel auf dem gleichen Level auszuführen, ist nicht möglich. Leider bin ich beim Kaderlehrgang im September auch noch krank ausgefallen. Glücklicherweise konnte ich mich aber auch hier auf mein gesamtes Trainerteam wie immer zu 100 Prozent verlassen. Kleine Abstriche mussten wir in puncto Kommunikation und Intensität aber dennoch in Kauf nehmen. Selbstverständlich sind wir auch immer wieder in den Austausch mit unseren Trainerkolleg*innen beim DFB gegangen, haben aber auch versucht, die Vereins- und Verbandstrainer mitzunehmen. Nach dem Abschluss der Weltmeisterschaft ist es mir und meinem Team jetzt auch nach und nach möglich, uns voll und ganz auf die Reise mit dem Jahrgang 2007 einzulassen.

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