Kranzniederlegung: Eckel wäre 90 geworden

Am heutigen Dienstag wäre Horst Eckel 90 Jahre alt geworden. Diesen runden Geburtstag zu feiern, war dem jüngsten der Weltmeister von 1954, der von allen am längsten lebte, nicht mehr vergönnt - am 3. Dezember 2021 starb er. Dennoch wird seiner am Ehrentag gedacht: In seiner Heimatgemeinde Vogelbach findet eine Kranzniederlegung statt, zu der unter anderem Vertreter seines 1. FC Kaiserslautern, für den er zehn Jahre spielte, des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der DFB-Stiftung Sepp Herberger geladen sind. Kurt Beck, der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, wird eine Gedenkrede halten für den Helden von Bern, der als Letzter ging.

Er hätte sich wahrscheinlich gegen jedes Aufsehen gewehrt, hätte man ihn gefragt, ob er so etwas wolle. Eckel sah sich nie als Star, nicht einmal als jemand Besonderes. "Erhebe dich nie über andere", schärfte er seinen Kindern ein. Tochter Dagmar hat dieser Tage wieder berichtet, mit welcher Bescheidenheit der Vater durchs Leben ging. Eines, das vom Fußball geprägt wurde.

Zweimal Meister wurde er mit dem FCK (1951, 1953), in zwei weiteren Endspielen um die Schale hat er gestanden. Berühmt aber wurde er am 4. Juli 1954 in Bern im WM-Finale, beim 3:2 gegen die Ungarn.

Dabei war er nicht der Star des ersten deutschen Weltmeisterteams, das waren andere: Toni Turek, Fritz Walter, Helmut Rahn. Sie alle hätten sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, Stars zu sein. Idole trifft es besser. Sie erschienen in einer Epoche der Demut und Bescheidenheit im Anschluss an den Krieg, den Nazi-Deutschland entfesselt hatte. Mit dem Weltmeistertriumph, so geht die Erzählung, kehrte Deutschland allmählich in die Völkergemeinschaft zurück. Vor allem wuchs das Selbstwertgefühl der Deutschen, die noch immer in Trümmern lebten.

"Auch im Freundsein Weltmeister"

Horst Eckel hat die Erinnerung an diese Zeit am längsten am Leben gehalten, er war der letzte Zeuge von Bern - und das gern. Fast jeder kannte ihn. Dabei ist sein größtes Spiel vor bald 68 Jahren abgepfiffen worden, aber seine Popularität war ungebrochen. Er hatte eine eigene Homepage, man konnte ihm auf Instagram und Twitter folgen, er war bei Facebook. Darum kümmerte sich bis zuletzt Tochter Dagmar, mit der er die Horst-Eckel-Stiftung gegründet hatte. Diese dient der Bildungsförderung, denn "Bildung ist der Wegweiser zur erfolgreichen Berufslaufbahn", wird Eckel auf der Homepage zitiert. Das wusste der ehemalige Realschullehrer für Sport und Kunst besser als manch anderer Kicker. Seit 2017 hatte er sogar seine eigene Gala, die jeden Mai im pfälzischen Morbach stattfand, wo er einst ein Hotel betrieb.

Das Fest wurde von Prominenz aus Sport, Wirtschaft und Politik stark frequentiert, aber auch von seinen vielen Freunden. Eckel sei "auch im Freundsein Weltmeister", schrieb mal eine Zeitung. Der Erlös kam stets seiner Stiftung zugute. Auch für die Stiftung des einen großen Mannes, der sein Leben geprägt hat, Ex-Bundestrainer Sepp Herberger (1977 verstorben), war er bis ins hohe Alter aktiv und besuchte Justizvollzugsanstalten. Er machte den Insassen Mut für ein Leben in Freiheit, das irgendwann wieder auf sie wartete. Dann trat er etwas kürzer, auch wenn er die Folgen einer Hüftoperation im Oktober 2021 gut verkraftet hatte.

Bescheidenheit zeichnete Eckel aus

Eckel verkörperte das, was die "Berner" auszeichnete - Bescheidenheit. Und er nutzte den unverhofften Ruhm nicht etwa zu seinem Besten, sondern zu dem der Allgemeinheit. Dazu boten sich im Alter immer mehr Möglichkeiten. Eckel hatte seine Erfahrungen von der WM 1954 schon in ein Buch gepackt ("Die 84. Minute") und war vor dem Turnier 2006 im eigenen Land der gefragteste Zeitzeuge.

In jenen Monaten wurde der Mann, der auf dem Platz ein unspektakulärer Fleißarbeiter war - Spitzname "Windhund" -, zum Medienstar. Der sogar einen Berater brauchte zur Terminkoordination und zum Aushandeln von Honoraren. So was hatte der Spieler Eckel nie gelernt, und dem Menschen lag es ohnehin nicht. Seit 1995 im Ruhestand, führte er zunächst sein beschauliches Leben mit seiner Hannelore in Bruchmühlbach-Miesau, Ortsteil Vogelbach, wo er nie wegzog und der Sportplatz nach ihm benannt ist, fort. Tennis und Fußball für Prominententeams spielte er, und natürlich ging er auch "nuff uff de Betze", zu seinem 1. FC Kaiserslautern - selbst in die 3. Liga.

Er selbst hatte nie so weit unten gespielt, seit er den SC Vogelbach mit 16 verließ. Mit 19 stand er 1951 schon in der ersten Meisterelf der Kaiserslauterer, die Karriere endete 1964 bei Röchling Völklingen in der zweiten Liga, wo er ab 1959 spielte. Das Herz blieb immer beim FCK, für den er in 213 Spielen 64 Tore schoss. Für Deutschland war er 32-mal am Ball und einer von nur vier Bernern, die eine zweite WM spielten (1958 in Schweden).

"Der Eckel spielt, der kann das"

Seine professionelle Einstellung in Zeiten, da es noch keine Profis gab, war sein Vorzug und sein Glück, denn hochtalentiert war er nicht. Er war ein "wie besessen hinter einem Ball herjagendes schmächtiges Bürschchen, das sich furchtlos mit größeren und stärkeren Jungs auseinander setzt und seine körperlichen Nachteile durch große Wendigkeit, Lauffreudigkeit und eine für einen Knirps beachtliche Balltechnik auszugleichen versteht", schrieb Horst Lachmund im Buch "Der Mythos von Bern" (2004).

Horst Eckels FCK-Debüt im Mai 1950 misslang völlig, aber der große Fritz Walter, der zweite wichtige Mann in seinem Leben, baute ihn auf: "Egal, wie das heute gelaufen ist, du bleibst bei uns und spielst weiter." Walter sorgte für sein Comeback in der Ersten, denn "der Eckel spielt, der kann das, auch weil er gute Nerven hat." Seitdem blieb er im Team, das damals den deutschen Fußball beherrschte. Herberger als genauer Beobachter der "Walter-Elf" holte fünf aus der Mannschaft in seinen WM-Kader.

"Ich bin nicht allein - nie mehr"

Eckel gehörte seit November 1952, als er mit gerade 20 Jahren gegen die Schweiz in Augsburg debütierte, dazu. So wurde der "Windhund" Weltmeister, als einziger neben Fritz Walter in allen sechs Partien dabei und mit 2200 Mark honoriert. Im offenen Wagen fuhren sie ihn von Kaiserslautern nach Vogelbach. Unvergessliche Tage. Sein Tod rief sie ein weiteres Mal in Erinnerung. Nun kann er nicht mehr davon erzählen, aber sein Vermächtnis lebt in der Stiftung fort.

Und in der "Hall of Fame" im Deutschen Fußballmuseum, in die er nur vier Tage vor seinem Tod einzog. Es war keine bloße Geste der Jury, für die das Ende des "Windhunds" genauso überraschend kam wie für alle anderen auch. Horst Eckel ist jetzt wieder bei seinen Kameraden, und in deren Kreise hat er sich immer am wohlsten gefühlt. Als sie nach dem Abpfiff in Bern einander bei der Nationalhymne die Hände hielten, so hat er es mal erzählt, "da wusste ich: Ich bin nicht allein - nie mehr."

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Am heutigen Dienstag wäre Horst Eckel 90 Jahre alt geworden. Diesen runden Geburtstag zu feiern, war dem jüngsten der Weltmeister von 1954, der von allen am längsten lebte, nicht mehr vergönnt - am 3. Dezember 2021 starb er. Dennoch wird seiner am Ehrentag gedacht: In seiner Heimatgemeinde Vogelbach findet eine Kranzniederlegung statt, zu der unter anderem Vertreter seines 1. FC Kaiserslautern, für den er zehn Jahre spielte, des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der DFB-Stiftung Sepp Herberger geladen sind. Kurt Beck, der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, wird eine Gedenkrede halten für den Helden von Bern, der als Letzter ging.

Er hätte sich wahrscheinlich gegen jedes Aufsehen gewehrt, hätte man ihn gefragt, ob er so etwas wolle. Eckel sah sich nie als Star, nicht einmal als jemand Besonderes. "Erhebe dich nie über andere", schärfte er seinen Kindern ein. Tochter Dagmar hat dieser Tage wieder berichtet, mit welcher Bescheidenheit der Vater durchs Leben ging. Eines, das vom Fußball geprägt wurde.

Zweimal Meister wurde er mit dem FCK (1951, 1953), in zwei weiteren Endspielen um die Schale hat er gestanden. Berühmt aber wurde er am 4. Juli 1954 in Bern im WM-Finale, beim 3:2 gegen die Ungarn.

Dabei war er nicht der Star des ersten deutschen Weltmeisterteams, das waren andere: Toni Turek, Fritz Walter, Helmut Rahn. Sie alle hätten sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, Stars zu sein. Idole trifft es besser. Sie erschienen in einer Epoche der Demut und Bescheidenheit im Anschluss an den Krieg, den Nazi-Deutschland entfesselt hatte. Mit dem Weltmeistertriumph, so geht die Erzählung, kehrte Deutschland allmählich in die Völkergemeinschaft zurück. Vor allem wuchs das Selbstwertgefühl der Deutschen, die noch immer in Trümmern lebten.

"Auch im Freundsein Weltmeister"

Horst Eckel hat die Erinnerung an diese Zeit am längsten am Leben gehalten, er war der letzte Zeuge von Bern - und das gern. Fast jeder kannte ihn. Dabei ist sein größtes Spiel vor bald 68 Jahren abgepfiffen worden, aber seine Popularität war ungebrochen. Er hatte eine eigene Homepage, man konnte ihm auf Instagram und Twitter folgen, er war bei Facebook. Darum kümmerte sich bis zuletzt Tochter Dagmar, mit der er die Horst-Eckel-Stiftung gegründet hatte. Diese dient der Bildungsförderung, denn "Bildung ist der Wegweiser zur erfolgreichen Berufslaufbahn", wird Eckel auf der Homepage zitiert. Das wusste der ehemalige Realschullehrer für Sport und Kunst besser als manch anderer Kicker. Seit 2017 hatte er sogar seine eigene Gala, die jeden Mai im pfälzischen Morbach stattfand, wo er einst ein Hotel betrieb.

Das Fest wurde von Prominenz aus Sport, Wirtschaft und Politik stark frequentiert, aber auch von seinen vielen Freunden. Eckel sei "auch im Freundsein Weltmeister", schrieb mal eine Zeitung. Der Erlös kam stets seiner Stiftung zugute. Auch für die Stiftung des einen großen Mannes, der sein Leben geprägt hat, Ex-Bundestrainer Sepp Herberger (1977 verstorben), war er bis ins hohe Alter aktiv und besuchte Justizvollzugsanstalten. Er machte den Insassen Mut für ein Leben in Freiheit, das irgendwann wieder auf sie wartete. Dann trat er etwas kürzer, auch wenn er die Folgen einer Hüftoperation im Oktober 2021 gut verkraftet hatte.

Bescheidenheit zeichnete Eckel aus

Eckel verkörperte das, was die "Berner" auszeichnete - Bescheidenheit. Und er nutzte den unverhofften Ruhm nicht etwa zu seinem Besten, sondern zu dem der Allgemeinheit. Dazu boten sich im Alter immer mehr Möglichkeiten. Eckel hatte seine Erfahrungen von der WM 1954 schon in ein Buch gepackt ("Die 84. Minute") und war vor dem Turnier 2006 im eigenen Land der gefragteste Zeitzeuge.

In jenen Monaten wurde der Mann, der auf dem Platz ein unspektakulärer Fleißarbeiter war - Spitzname "Windhund" -, zum Medienstar. Der sogar einen Berater brauchte zur Terminkoordination und zum Aushandeln von Honoraren. So was hatte der Spieler Eckel nie gelernt, und dem Menschen lag es ohnehin nicht. Seit 1995 im Ruhestand, führte er zunächst sein beschauliches Leben mit seiner Hannelore in Bruchmühlbach-Miesau, Ortsteil Vogelbach, wo er nie wegzog und der Sportplatz nach ihm benannt ist, fort. Tennis und Fußball für Prominententeams spielte er, und natürlich ging er auch "nuff uff de Betze", zu seinem 1. FC Kaiserslautern - selbst in die 3. Liga.

Er selbst hatte nie so weit unten gespielt, seit er den SC Vogelbach mit 16 verließ. Mit 19 stand er 1951 schon in der ersten Meisterelf der Kaiserslauterer, die Karriere endete 1964 bei Röchling Völklingen in der zweiten Liga, wo er ab 1959 spielte. Das Herz blieb immer beim FCK, für den er in 213 Spielen 64 Tore schoss. Für Deutschland war er 32-mal am Ball und einer von nur vier Bernern, die eine zweite WM spielten (1958 in Schweden).

"Der Eckel spielt, der kann das"

Seine professionelle Einstellung in Zeiten, da es noch keine Profis gab, war sein Vorzug und sein Glück, denn hochtalentiert war er nicht. Er war ein "wie besessen hinter einem Ball herjagendes schmächtiges Bürschchen, das sich furchtlos mit größeren und stärkeren Jungs auseinander setzt und seine körperlichen Nachteile durch große Wendigkeit, Lauffreudigkeit und eine für einen Knirps beachtliche Balltechnik auszugleichen versteht", schrieb Horst Lachmund im Buch "Der Mythos von Bern" (2004).

Horst Eckels FCK-Debüt im Mai 1950 misslang völlig, aber der große Fritz Walter, der zweite wichtige Mann in seinem Leben, baute ihn auf: "Egal, wie das heute gelaufen ist, du bleibst bei uns und spielst weiter." Walter sorgte für sein Comeback in der Ersten, denn "der Eckel spielt, der kann das, auch weil er gute Nerven hat." Seitdem blieb er im Team, das damals den deutschen Fußball beherrschte. Herberger als genauer Beobachter der "Walter-Elf" holte fünf aus der Mannschaft in seinen WM-Kader.

"Ich bin nicht allein - nie mehr"

Eckel gehörte seit November 1952, als er mit gerade 20 Jahren gegen die Schweiz in Augsburg debütierte, dazu. So wurde der "Windhund" Weltmeister, als einziger neben Fritz Walter in allen sechs Partien dabei und mit 2200 Mark honoriert. Im offenen Wagen fuhren sie ihn von Kaiserslautern nach Vogelbach. Unvergessliche Tage. Sein Tod rief sie ein weiteres Mal in Erinnerung. Nun kann er nicht mehr davon erzählen, aber sein Vermächtnis lebt in der Stiftung fort.

Und in der "Hall of Fame" im Deutschen Fußballmuseum, in die er nur vier Tage vor seinem Tod einzog. Es war keine bloße Geste der Jury, für die das Ende des "Windhunds" genauso überraschend kam wie für alle anderen auch. Horst Eckel ist jetzt wieder bei seinen Kameraden, und in deren Kreise hat er sich immer am wohlsten gefühlt. Als sie nach dem Abpfiff in Bern einander bei der Nationalhymne die Hände hielten, so hat er es mal erzählt, "da wusste ich: Ich bin nicht allein - nie mehr."

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