Kramer: "In Gladbach ist es etwas lauter"

Für Christoph Kramer von Borussia Mönchengladbach ist das DFB-Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen heute (ab 20.45 Uhr, live auf Sky) eine ganz besondere Partie. Der Mittelfeldspieler war in der Jugend und als Profi für Leverkusen aktiv. Durch eine Ausleihe nach Gladbach entdeckte er seine Liebe für die "Fohlen", bei denen er nun unter Vertrag steht. Im DFB.de-Interview spricht der 27-jährige Weltmeister mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Pokalspiel, sein Verständnis von Mannschaftssport und seine Rolle als TV-Experte.

DFB.de: Herr Kramer, Sie gelangten mit Ihren Vereinen einmal ins Halbfinale und drei weitere Male ins Viertelfinale des DFB-Pokals. Wie groß ist der Wunsch, es dieses Jahr ins Finale zu schaffen?

Christoph Kramer: Der Wunsch ist sehr groß. Wenn man oft kurz vor dem Finale stand, möchte man irgendwann auch im Endspiel stehen. Aber im Oktober ist es noch zu früh, darüber zu sprechen. Zumal uns mit Bayer Leverkusen eine schwere Aufgabe bevorsteht.

DFB.de: Sportdirektor Max Eberl hat gesagt, er möchte gerne mal etwas in der Hand halten. Die Meisterschaft sei wohl unrealistisch, dafür aber sei der DFB-Pokal mit der Borussia ein realistisches Ziel. Schätzen Sie die Chance auf einen Titel hier ebenfalls am größten ein?

Kramer: Von der Anzahl der Spiele und dem K.o.-System ist die Chance im DFB-Pokal sicherlich größer als in der Meisterschaft. Der Wettbewerb hat einen besonderen Reiz, weil man mit ein paar Siegen in Regionen gelangt, in denen man auf das Finale schielen kann.

DFB.de: Sie haben bei Bayer Leverkusen eine Vergangenheit, haben dort sowohl in der Jugend wie auch bei den Profis gespielt. Nach Ihrer Ausleihe nach Gladbach stellten sie öffentlich klar, nicht nach Leverkusen zurückkehren zu wollen, sondern lieber für die Borussia zu spielen. Warum ist es in Gladbach so viel schöner als in Leverkusen?

Kramer: Was heißt schöner? Leverkusen ist ein toller Verein. Ich habe dort mein ganzes Leben gespielt, verbinde mit dem Verein viel und bin sehr dankbar. Aber in Gladbach habe ich mich einfach sehr wohl und akzeptiert gefühlt. Hier kamen viele soziale Komponenten zusammen. Dass ich in Gladbach bleiben wollte, war keinesfalls negativ gegenüber meinem Jugendverein gemeint.

DFB.de: Sie kehrten dennoch zur Saison 2015/2016 nach Leverkusen zurück, agierten die komplette Saison über als Stammspieler und qualifizierten sich für die Champions League. Wie beurteilen Sie diese Spielzeit rückblickend?

Kramer: Es war eine tolle Erfahrung, für den Verein zu spielen, bei dem ich die Jugend durchlaufen habe und wo ich früher Balljunge war. Zumal ich in allen drei Wettbewerben, also Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League, viel gespielt habe. Aber als die Chance bestand, zu Gladbach zurückzukehren, habe ich das sehr gerne gemacht.

DFB.de: Was sind die größten Unterschiede zwischen diesen beiden Vereinen?

Kramer: In Gladbach ist es etwas lauter. Wo viel Tradition und Fankultur sind, ist alles etwas emotionaler. Dieser Verein lebt von seiner Tradition und Leidenschaft. Bayer Leverkusen hat vielleicht nicht diese brutale Fankultur, dafür aber kann man dort etwas ruhiger arbeiten. So haben beide Vereine ihre Vor- und Nachteile.

DFB.de: Wie schätzen Sie Bayer Leverkusen in dieser Saison ein?

Kramer: Leverkusen hat vom Kader her eine überragende Mannschaft. Sie hatten zwar einen schwierigen Saisonstart, sind dann aber in die Spur gekommen. Bereits in der zweiten Runde auf Leverkusen zu treffen, ist eine undankbare Aufgabe.

DFB.de: Themawechsel: Mit dem 3:0 beim FC Bayern München hat Ihre Mannschaft für einen echten Paukenschlag in der Bundesliga gesorgt. Was braucht man, um die Bayern mit solch einer Bravour besiegen zu können?

Kramer: Eine brutale Effizienz im Angriff und etwas Spielglück.

DFB.de: Halten Sie es nach dieser Erfahrung für möglich, dass die Bundesliga wieder einen spannenden Meisterschaftskampf erleben wird?

Kramer: Das wird man sehen. Bayern München bleibt aber das Maß aller Dinge, weil sie eine unfassbare Qualität haben und am Ende vermutlich auch Meister werden.

DFB.de: Nachdem die Borussia eine sehr enttäuschende Rückrunde erlebte, läuft es nun in der Hinrunde erfolgreicher. Inwiefern hängt das mit der Systemumstellung vom alten 4-4-2 auf das 4-3-3 zusammen?

Kramer: Natürlich spielt die Systemumstellung eine große Rolle. Nach der Rückrunde haben wir uns viele Gedanken darüber gemacht, welche Probleme wir haben. Es war der richtige Ansatz vom Trainerteam, die Grundordnung zu verändern. Wir versuchen immer, im Mittelfeld eine Überzahlsituation herzustellen, haben viele Anspielstationen und bilden gute Winkel. Wir entwickeln aus einer guten Kompaktheit schnelle Umschaltmomente und sind für den Gegner dadurch schwer zu greifen.

DFB.de: Die Systemumstellung führte allerdings auch dazu, dass nur noch ein Sechser benötigt wird und Sie in den ersten vier Spielen nur Ersatzspieler waren. Wie schwer war es für Sie, diese Rolle zu akzeptieren?

Kramer: Gar nicht schwer, auch wenn mir das keiner glaubt. Wir haben einen guten und breiten Kader. Ich habe mich bewusst für eine Mannschaftssportart entschieden. Daher sehe ich auch nicht diese Konkurrenzsituation, die von außen immer so hochgekocht wird. Für mich sind das alles einfach meine Mitspieler. Und ich bin ein Mensch, der auch gönnen kann. Natürlich stehe ich gerne auf dem Platz. Aber es ist kein Drama, wenn ich mal vier Spiele auf der Bank Platz nehme.

DFB.de: Sie haben bei der Weltmeisterschaft 2018 Ihr Debüt als Fernsehexperte gegeben und dafür gute Kritiken erhalten. 

Kramer: Es hat sehr viel Spaß gemacht und war ein guter Einblick. Ich könnte mir auf jeden Fall vorstellen, das wieder einmal zu machen. Es ist immer gut, wenn man das Geschehen auch mal aus einem anderen Blickwinkel verfolgt. Es ist natürlich ein schmaler Grat, wenn man Spiele analysiert und selber noch ein aktiver Spieler ist. Aber ich denke, ich habe diesen Grat gut getroffen.

DFB.de: Gibt es einen TV-Experten, von dem Sie sich inspirieren ließen?

Kramer: Ich finde Matthias Sammer gut, weil er eine sehr angenehme Art hat.

DFB.de: Wie werden Sie die Europameisterschaft 2020 erleben: auf dem Spielfeld oder im Fernsehstudio?

Kramer: Das weiß ich nicht. Vielleicht erlebe ich sie ja auch nur von der Couch aus. (lacht) Eine von den drei Möglichkeiten wird es werden.

[oj]

Für Christoph Kramer von Borussia Mönchengladbach ist das DFB-Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen heute (ab 20.45 Uhr, live auf Sky) eine ganz besondere Partie. Der Mittelfeldspieler war in der Jugend und als Profi für Leverkusen aktiv. Durch eine Ausleihe nach Gladbach entdeckte er seine Liebe für die "Fohlen", bei denen er nun unter Vertrag steht. Im DFB.de-Interview spricht der 27-jährige Weltmeister mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Pokalspiel, sein Verständnis von Mannschaftssport und seine Rolle als TV-Experte.

DFB.de: Herr Kramer, Sie gelangten mit Ihren Vereinen einmal ins Halbfinale und drei weitere Male ins Viertelfinale des DFB-Pokals. Wie groß ist der Wunsch, es dieses Jahr ins Finale zu schaffen?

Christoph Kramer: Der Wunsch ist sehr groß. Wenn man oft kurz vor dem Finale stand, möchte man irgendwann auch im Endspiel stehen. Aber im Oktober ist es noch zu früh, darüber zu sprechen. Zumal uns mit Bayer Leverkusen eine schwere Aufgabe bevorsteht.

DFB.de: Sportdirektor Max Eberl hat gesagt, er möchte gerne mal etwas in der Hand halten. Die Meisterschaft sei wohl unrealistisch, dafür aber sei der DFB-Pokal mit der Borussia ein realistisches Ziel. Schätzen Sie die Chance auf einen Titel hier ebenfalls am größten ein?

Kramer: Von der Anzahl der Spiele und dem K.o.-System ist die Chance im DFB-Pokal sicherlich größer als in der Meisterschaft. Der Wettbewerb hat einen besonderen Reiz, weil man mit ein paar Siegen in Regionen gelangt, in denen man auf das Finale schielen kann.

DFB.de: Sie haben bei Bayer Leverkusen eine Vergangenheit, haben dort sowohl in der Jugend wie auch bei den Profis gespielt. Nach Ihrer Ausleihe nach Gladbach stellten sie öffentlich klar, nicht nach Leverkusen zurückkehren zu wollen, sondern lieber für die Borussia zu spielen. Warum ist es in Gladbach so viel schöner als in Leverkusen?

Kramer: Was heißt schöner? Leverkusen ist ein toller Verein. Ich habe dort mein ganzes Leben gespielt, verbinde mit dem Verein viel und bin sehr dankbar. Aber in Gladbach habe ich mich einfach sehr wohl und akzeptiert gefühlt. Hier kamen viele soziale Komponenten zusammen. Dass ich in Gladbach bleiben wollte, war keinesfalls negativ gegenüber meinem Jugendverein gemeint.

DFB.de: Sie kehrten dennoch zur Saison 2015/2016 nach Leverkusen zurück, agierten die komplette Saison über als Stammspieler und qualifizierten sich für die Champions League. Wie beurteilen Sie diese Spielzeit rückblickend?

Kramer: Es war eine tolle Erfahrung, für den Verein zu spielen, bei dem ich die Jugend durchlaufen habe und wo ich früher Balljunge war. Zumal ich in allen drei Wettbewerben, also Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League, viel gespielt habe. Aber als die Chance bestand, zu Gladbach zurückzukehren, habe ich das sehr gerne gemacht.

DFB.de: Was sind die größten Unterschiede zwischen diesen beiden Vereinen?

Kramer: In Gladbach ist es etwas lauter. Wo viel Tradition und Fankultur sind, ist alles etwas emotionaler. Dieser Verein lebt von seiner Tradition und Leidenschaft. Bayer Leverkusen hat vielleicht nicht diese brutale Fankultur, dafür aber kann man dort etwas ruhiger arbeiten. So haben beide Vereine ihre Vor- und Nachteile.

DFB.de: Wie schätzen Sie Bayer Leverkusen in dieser Saison ein?

Kramer: Leverkusen hat vom Kader her eine überragende Mannschaft. Sie hatten zwar einen schwierigen Saisonstart, sind dann aber in die Spur gekommen. Bereits in der zweiten Runde auf Leverkusen zu treffen, ist eine undankbare Aufgabe.

DFB.de: Themawechsel: Mit dem 3:0 beim FC Bayern München hat Ihre Mannschaft für einen echten Paukenschlag in der Bundesliga gesorgt. Was braucht man, um die Bayern mit solch einer Bravour besiegen zu können?

Kramer: Eine brutale Effizienz im Angriff und etwas Spielglück.

DFB.de: Halten Sie es nach dieser Erfahrung für möglich, dass die Bundesliga wieder einen spannenden Meisterschaftskampf erleben wird?

Kramer: Das wird man sehen. Bayern München bleibt aber das Maß aller Dinge, weil sie eine unfassbare Qualität haben und am Ende vermutlich auch Meister werden.

DFB.de: Nachdem die Borussia eine sehr enttäuschende Rückrunde erlebte, läuft es nun in der Hinrunde erfolgreicher. Inwiefern hängt das mit der Systemumstellung vom alten 4-4-2 auf das 4-3-3 zusammen?

Kramer: Natürlich spielt die Systemumstellung eine große Rolle. Nach der Rückrunde haben wir uns viele Gedanken darüber gemacht, welche Probleme wir haben. Es war der richtige Ansatz vom Trainerteam, die Grundordnung zu verändern. Wir versuchen immer, im Mittelfeld eine Überzahlsituation herzustellen, haben viele Anspielstationen und bilden gute Winkel. Wir entwickeln aus einer guten Kompaktheit schnelle Umschaltmomente und sind für den Gegner dadurch schwer zu greifen.

DFB.de: Die Systemumstellung führte allerdings auch dazu, dass nur noch ein Sechser benötigt wird und Sie in den ersten vier Spielen nur Ersatzspieler waren. Wie schwer war es für Sie, diese Rolle zu akzeptieren?

Kramer: Gar nicht schwer, auch wenn mir das keiner glaubt. Wir haben einen guten und breiten Kader. Ich habe mich bewusst für eine Mannschaftssportart entschieden. Daher sehe ich auch nicht diese Konkurrenzsituation, die von außen immer so hochgekocht wird. Für mich sind das alles einfach meine Mitspieler. Und ich bin ein Mensch, der auch gönnen kann. Natürlich stehe ich gerne auf dem Platz. Aber es ist kein Drama, wenn ich mal vier Spiele auf der Bank Platz nehme.

DFB.de: Sie haben bei der Weltmeisterschaft 2018 Ihr Debüt als Fernsehexperte gegeben und dafür gute Kritiken erhalten. 

Kramer: Es hat sehr viel Spaß gemacht und war ein guter Einblick. Ich könnte mir auf jeden Fall vorstellen, das wieder einmal zu machen. Es ist immer gut, wenn man das Geschehen auch mal aus einem anderen Blickwinkel verfolgt. Es ist natürlich ein schmaler Grat, wenn man Spiele analysiert und selber noch ein aktiver Spieler ist. Aber ich denke, ich habe diesen Grat gut getroffen.

DFB.de: Gibt es einen TV-Experten, von dem Sie sich inspirieren ließen?

Kramer: Ich finde Matthias Sammer gut, weil er eine sehr angenehme Art hat.

DFB.de: Wie werden Sie die Europameisterschaft 2020 erleben: auf dem Spielfeld oder im Fernsehstudio?

Kramer: Das weiß ich nicht. Vielleicht erlebe ich sie ja auch nur von der Couch aus. (lacht) Eine von den drei Möglichkeiten wird es werden.

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