Kramer: "Hauptziel bleibt immer die Entwicklung der Spieler"

Die deutsche U 19-Nationalmannschaft ist nach dem 1:4 gegen England nach der Gruppenphase der U 19-EM in Georgien ausgeschieden. Mit drei Punkten aus drei Spielen reichte es für das Team von Frank Kramer nur zum dritten Platz in der EM-Gruppe B. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Peter Scheffler zieht der 45-Jährige sein Turnierfazit, und erklärt, woran er nun arbeiten möchte und warum er und die Spieler trotzdem von der EM-Teilnahme profitieren werden.

DFB.de: Herr Kramer, mit dem 1:4 gegen England verabschiedet sich die U 19-Nationalmannschaft von der EM. Wie lautet Ihr Fazit des Turniers?

Frank Kramer: Insgesamt haben wir sehr leidenschaftlich und mutig gespielt. Deshalb kann ich dem Team keine Vorwürfe machen. Was man klar gesehen hat: Solange unsere Struktur gepasst hat, waren wir ebenbürtig und hatten genauso viele Chancen wie unsere Gegner. Das ist gegen die beiden Teams England und die Niederlande völlig untypisch. Sie verteidigen extrem gut und sind in der Quali fast ohne Gegentor geblieben. Für diese Torchancen mussten wir allerdings viel riskieren und haben dann im Gegenzug oft die Quittung dafür bekommen. In dem Moment, in dem man seine Ordnung verliert, muss man in Eins-gegen-Eins-Duelle gehen. Da hatten wir klare Nachteile gegenüber den schnellen und körperlich robusten Topteams.

DFB.de: Sie bemängelten vor allem das Verhalten im Sechzehnmeterraum, bei dem Ihr Team das Nachsehen hatte.

Kramer: In der Box werden die Spiele entschieden, über Details und die individuelle Klasse. Das gilt sowohl für die Defensive als auch für die Offensive. Hier haben uns das Durchsetzungsvermögen und die Effizienz gefehlt. Die Spielanlage, die Physis und das Spiel zwischen den beiden Strafräumen waren ebenbürtig.

DFB.de: Ist das für Sie eine neue Erkenntnis aus diesem Turnier?

Kramer: Teils teils. In der Qualifikation konnten wir uns mit sechs Siegen in sechs Spielen noch deutlich besser durchsetzen. Aber auf europäischem Toplevel wird die Luft dünner und die Gegenspieler besser. Das kann man auch mit Training, Kompaktheit und einem guten Mannschaftsgefüge nicht mehr ausgleichen, sondern muss anerkennen, dass andere Nationen mehr zu bieten hatten.

DFB.de: Sind die von Ihnen angesprochenen Defizite kurzfristig im Training kompensierbar oder muss man diese Erkenntnisse mit in die Ausbildung nehmen?

Kramer: Sowohl als auch, man kann das gezielt trainieren. Aber das präzise, aggressive Verteidigen ist etwas, auf das wir auch in der Ausbildung achten müssen, genauso auf die Eins-gegen-Eins-Situationen in der Offensive. Es gibt allerdings auch Grenzen, beispielsweise in der Physis. Die Außenspieler der Engländer waren einfach schneller als wir. Das kann man nicht trainieren.



Die deutsche U 19-Nationalmannschaft ist nach dem 1:4 gegen England nach der Gruppenphase der U 19-EM in Georgien ausgeschieden. Mit drei Punkten aus drei Spielen reichte es für das Team von Frank Kramer nur zum dritten Platz in der EM-Gruppe B. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Peter Scheffler zieht der 45-Jährige sein Turnierfazit, und erklärt, woran er nun arbeiten möchte und warum er und die Spieler trotzdem von der EM-Teilnahme profitieren werden.

DFB.de: Herr Kramer, mit dem 1:4 gegen England verabschiedet sich die U 19-Nationalmannschaft von der EM. Wie lautet Ihr Fazit des Turniers?

Frank Kramer: Insgesamt haben wir sehr leidenschaftlich und mutig gespielt. Deshalb kann ich dem Team keine Vorwürfe machen. Was man klar gesehen hat: Solange unsere Struktur gepasst hat, waren wir ebenbürtig und hatten genauso viele Chancen wie unsere Gegner. Das ist gegen die beiden Teams England und die Niederlande völlig untypisch. Sie verteidigen extrem gut und sind in der Quali fast ohne Gegentor geblieben. Für diese Torchancen mussten wir allerdings viel riskieren und haben dann im Gegenzug oft die Quittung dafür bekommen. In dem Moment, in dem man seine Ordnung verliert, muss man in Eins-gegen-Eins-Duelle gehen. Da hatten wir klare Nachteile gegenüber den schnellen und körperlich robusten Topteams.

DFB.de: Sie bemängelten vor allem das Verhalten im Sechzehnmeterraum, bei dem Ihr Team das Nachsehen hatte.

Kramer: In der Box werden die Spiele entschieden, über Details und die individuelle Klasse. Das gilt sowohl für die Defensive als auch für die Offensive. Hier haben uns das Durchsetzungsvermögen und die Effizienz gefehlt. Die Spielanlage, die Physis und das Spiel zwischen den beiden Strafräumen waren ebenbürtig.

DFB.de: Ist das für Sie eine neue Erkenntnis aus diesem Turnier?

Kramer: Teils teils. In der Qualifikation konnten wir uns mit sechs Siegen in sechs Spielen noch deutlich besser durchsetzen. Aber auf europäischem Toplevel wird die Luft dünner und die Gegenspieler besser. Das kann man auch mit Training, Kompaktheit und einem guten Mannschaftsgefüge nicht mehr ausgleichen, sondern muss anerkennen, dass andere Nationen mehr zu bieten hatten.

DFB.de: Sind die von Ihnen angesprochenen Defizite kurzfristig im Training kompensierbar oder muss man diese Erkenntnisse mit in die Ausbildung nehmen?

Kramer: Sowohl als auch, man kann das gezielt trainieren. Aber das präzise, aggressive Verteidigen ist etwas, auf das wir auch in der Ausbildung achten müssen, genauso auf die Eins-gegen-Eins-Situationen in der Offensive. Es gibt allerdings auch Grenzen, beispielsweise in der Physis. Die Außenspieler der Engländer waren einfach schneller als wir. Das kann man nicht trainieren.

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DFB.de: Sie wurden vor dem Turnier durch etliche Ausfälle geschwächt. Ein Felix Passlack, Dženis Burnić oder Salih Özcan hätten Ihrem Team sicher gut getan?

Kramer: Definitiv. In der Häufung waren es doch einige Rückschläge, die die Mannschaft hinnehmen musste. Das hat sie ohne zu klagen und mit viel Teamgeist auch geschafft zu kompensieren, aber auf Topniveau entscheiden starke Individualisten eben die Spiele. Sie hätten durch ihre Erfahrungen die Truppe anführen können. Wenn einem diese Leader wegfallen, hat das auch Auswirkungen auf die Struktur der Mannschaft. Das Spiel gegen die Niederlande war ein gutes Beispiel dafür. Da haben wir nach dem 1:2 komplett unsere Ordnung verloren. Das ist von außen dann auch nur bedingt zu beeinflussen.

DFB.de: Die Misere ging in Georgien weiter, als sich reihenweise Stammspieler verletzt haben.

Kramer: Im ersten Spiel mussten wir krankheitsbedingt auf Dominik Franke verzichten. Dazu hat sich Mats Köhlert verletzt und war danach in der Vorrunde keine Option mehr. Gegen Bulgarien kam dann noch Julian Chabot dazu, der vorher alle Spiele bestritten hatte. In der Summe geht da viel Qualität verloren. Dazu leidet die Eingespieltheit, was für die Abläufe innerhalb des Teams nicht optimal ist.

DFB.de: Ein Janni Serra war keine Option für Sie?

Kramer: Natürlich hätten wir ihn gerne dabei gehabt, und er hätte der Mannschaft auch gut getan. Aber bei Janni stand für uns die weitere Entwicklung des Spielers im Vordergrund. Er kam nach einem knappen Jahr Verletzungspause zum Ende der Saison zurück, hatte dann mit den Halbfinalspielen und dem A-Junioren-Finale nochmal eine intensive Phase. Er brauchte danach alles andere als ein EM-Turnier. Um jetzt den nächsten Schritt in seiner Karriere zu gehen, tut ihm eine Regenerationspause und eine komplette Vorbereitung besser.

DFB.de: Fällt es schwer, seine eigenen Ziele in diesen Momenten hinten anzustellen?

Kramer: Nein. Unser Hauptziel bleibt immer die Entwicklung der Spieler. Wir wollen sie so gut begleiten, dass sie irgendwann bei der U 21 oder bei der A-Nationalmannschaft ankommen.

DFB.de: Dafür ist auch eine gute Zusammenarbeit mit den Vereinen wichtig, oder?

Kramer: Natürlich. Insgesamt wurden wir zu weiten Teilen super unterstützt. Dafür möchte ich mich bedanken. Die Vereine haben uns in einer wichtigen Phase der Vorbereitung ihre Spieler überlassen. Beispielhaft möchte ich hier den FC Bayern erwähnen, der uns Maxime Awoudja aus dem Trainingslager nach Georgien geschickt hat, um uns nach dem Ausfall von Julian Chabot zu helfen. Aber die Klubs profitieren ja auch von den Erfahrungen, die die Jungs hier machen. Bei einer EM können die Spieler sich auf ihren Positionen mit den Besten Europas messen.

DFB.de: Insofern sollte man bei aller Kritik nach dem Ausscheiden berücksichtigen, dass man mit der Teilnahme an der EM zumindest das Ziel erreicht hat, den Spielern Erfahrungen auf höchstem Niveau zu ermöglichen.

Kramer: Richtig. Und man muss auch sehen, dass Nationen wie Spanien, Italien oder Frankreich bereits in der Qualifikation auf der Strecke geblieben sind. Jeder Spieler muss nun erst einmal für sich reflektieren, was er hier geleistet hat und woran wir schlussendlich gescheitert sind. Was hat mir gefehlt? Wo waren meine Gegenspieler mir überlegen? Für diesen Lerneffekt fahren wir hierhin. Natürlich wollen wir alle gewinnen, aber wenn jemand anders bestimmte Dinge besser macht, muss man das auch akzeptieren und analysieren, woran es lag.

DFB.de: Für Sie war es Ihr erstes Turnier als DFB-Trainer. Wie konnten Sie davon profitieren?

Kramer: Auch ich habe viel gelernt. So viele Spiele auf Topniveau innerhalb kürzester Zeit bringen einen Trainer enorm weiter und stellen einen vor Herausforderungen: Wie bekommt man die Spieler wieder fit? Wie motiviert man sie nach Tiefschlägen innerhalb von zwei Tagen? Wie fokussiert man sich selbst auf die nächste Aufgabe? Wie sind die Abläufe innerhalb eines Funktionsteams bei einem Turnier? Da nehme ich selbst einiges mit und werde ebenfalls davon profitieren. Ich bin den Jungs, dem Funktionsteam und dem DFB dankbar für diese Möglichkeit. Die Mühen haben sich gelohnt, auch wenn jetzt nicht das gewünschte Ergebnis dabei herausgekommen ist. Das nächste Ziel ist jetzt, aus diesen Erfahrungen die richtigen Schlüsse zu ziehen und die Jungs weiter Richtung U 21 und A-Nationalmannschaft zu entwickeln.

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