Krahn: "Für gute Bedingungen bei Maßnahmen zuständig"

Projektmanagement, Veranstaltungsorganisation, Worst-Case-Szenarien: Das Aufgabenspektrum einer Teammanagerin ist vielseitig. Seit einem Jahr arbeitet die 137-fache Nationalspielerin Annike Krahn im Teammanagement des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und hat seitdem einiges erlebt. Im Interview mit DFB.de erzählt die Welt- und Europameisterin, ob sie beim ersten Treffen von ihren Spielerinnen erkannt wird, spricht über ihre Berührungspunkte als aktive Spielerin mit dem Teammanagement und erklärt ihr Aufgabenfeld.

DFB.de: Annike Krahn, Sie sind Teammanagerin der U 19-Frauen. Die Spielerinnen, die Sie aktuell begleiten, kamen in den Jahren 2003 und 2004 auf die Welt. Wissen die U 19-Spielerinnen eigentlich, dass da eine Weltmeisterin, Europameisterin, Olympiasiegerin, DFB-Pokal-Siegerin, um nur ein paar gewonnene Titel zu nennen, vor ihnen steht?

Annike Krahn: Nein, das wissen die Spielerinnen in der Regel nicht. Bevor ich bei den U 19-Frauen als Teammanagerin angefangen habe, war ich etwa ein Jahr bei den U 16-Juniorinnen. Da hatte es sich dann am Ende doch rumgesprochen, dass ich früher selbst auf dem Platz gestanden und gegen den Ball getreten habe. (lacht) Aber das soll aus meiner Sicht auch nicht im Vordergrund stehen. Wichtiger ist, dass ich von den Spielerinnen als Teammanagerin wahrgenommen werde und sie entsprechend unterstützen kann.

DFB.de: Um welche Themen geht es in den Gesprächen mit den Spielerinnen?

Krahn: Primär um organisatorische Themen. Ansonsten werde ich manchmal gefragt, wie ich mit bestimmten Situationen umgegangen bin und wie mein Werdegang war. Über sportliche Themen sprechen wir nur am Rande, dafür gibt es das Trainer*innenteam. Wenn, dann gebe ich den Spielerinnen allgemeingültige Tipps, beispielsweise, dass sie sich bei unklaren Schiedsrichterentscheidungen erstmal den Ball nehmen sollen.

DFB.de: In 137 Länderspielen hatten Sie viele Berührungspunkte mit dem Teammanagement. Wie haben Sie als Spielerin die Rolle der Teammanagerin bei der Frauen-Nationalmannschaft wahrgenommen?

Krahn: Dazu kann ich eine lustige Geschichte erzählen: Als ich in der Frauen-Nationalmannschaft schon einige Erfahrungen gesammelt hatte, habe ich eine meiner Aufgaben als Bindeglied zwischen Teammanagement und der Mannschaft verstanden. Deswegen hat eine Mitspielerin damals zu mir gesagt: "Annike, du bist doch die linke Hand der Teammanagerin". (lacht) Neben dem Fußball hat mich immer auch schon das organisatorische Drumherum interessiert, ich habe also immer geschaut, was neben dem Platz passiert. Von daher habe ich vor meiner Zeit als Teammanagerin schon über mehrere Jahre hinweg ein Praktikum im Teammanagement absolviert. (lacht) Gerade bei den Endrundenturnieren ist man über einen langen Zeitraum mit den Mitspielerinnen, dem Trainer*innenteam und dem Staff zusammen. Da hatte man immer wieder mal die Möglichkeit, dem Staff über die Schulter zu schauen, auch wenn meine Hauptaufgabe natürlich auf und nicht neben dem Platz lag.

DFB.de: Wie kann man sich das vorstellen, haben Sie sich neben die Physio-Liege gestellt oder das Team hinter dem Team mit Fragen gelöchert?

Krahn: Während ich studierte und schon in der Frauen-Nationalmannschaft spielte, habe ich mich mit der damaligen Teammanagerin unterhalten, die eine Vorbesichtigung bei mir in der Nähe machte. Die hat mich einfach mal mitgenommen und mir gezeigt, was vor einem Länderspiel für Themen besprochen werden und wie viel Abstimmungsbedarf es mit verschiedenen Gruppen gibt: Verein, Verband, Stadionbetreiber, Polizei, Feuerwehr, Sanitätsdienst… Von daher hatte ich schon früh einen Einblick bekommen, was so eine Länderspielorganisation bedeutet.

DFB.de: Sie sind seit mittlerweile über einem Jahr Teammanagerin beim DFB und haben trotz Corona viele Erfahrungen im Teammanagement gesammelt. Wie sehen Ihre Aufgaben aus?

Krahn: Aktuell beschäftigt Corona mich am meisten. Ich arbeite seit Januar 2021 als Teammanagerin beim DFB, bin also mitten in der Corona-Zeit in meinen neuen Job eingestiegen, in den ersten Monaten allerdings ohne Maßnahmen. Daher stand anfangs die Projektarbeit im Vordergrund: Listen mit Hotels erstellen und Datenbanken befüllen beispielsweise. Auch heute nimmt das Thema Corona immer noch sehr viel Platz in unserer täglichen Arbeit ein, weil wir sicherstellen wollen, dass wir geplante Maßnahmen auch durchführen können. Dadurch haben die Planung und Durchführung von PCR-Testungen beispielsweise einen sehr hohen Stellenwert für uns.

DFB.de: Und neben Corona?

Krahn: Das Aufgabengebiet ist sehr vielfältig. Sobald der Rahmenterminkalender steht und die Termine fix sind, suche ich gemeinsam mit der Trainerin nach Orten, an denen wir die Maßnahmen durchführen wollen. Hinzu kommt auch die Testspielplanung: Gegen wen will die Trainerin spielen? Wo gibt es welche Unterkünfte und Trainingsplätze? Soll vor Ort eine Teambuilding-Maßnahme durchgeführt werden? Das Reisemanagement ist ein weiterer wichtiger Baustein. Dafür müssen Zeitpläne abgestimmt, die Nominierungen und damit auch die Einladungen an die Spielerinnen verschickt werden. Ich stimme mich dann eng mit meinen Spielerinnen ab und kläre mit ihnen, wie sie zur Maßnahme reisen und wann sie an unserem Hotel ankommen. Vor dem Start einer Maßnahme habe ich beispielsweise mal die Info bekommen, dass die Bahn streikt und musste mich drum kümmern, dass die Spielerinnen alternative Anreisemöglichkeiten zur Bahn haben. Auf solche spontanen Planänderungen kann man sich nur schlecht vorbereiten, da kann es kurz vor dem Treffen der Spielerinnen vor dem Hotel auch schon mal stressig werden. Hinzu kommen unzählige Absprachen mit den Vereinen, DFB-Abteilungen, dem Reisebüro, Hotels, nationalen und internationalen Verbänden. Das sind die Aufgaben im Bereich der Organisation. Der Job einer Teammanagerin ist also sehr vielseitig, Koordination und Kommunikation stehen dabei oftmals im Mittelpunkt, zusammen mit der Priorisierung von verschiedenen Themen.

DFB.de: Zusammenfassend übernimmt eine Teammanagerin alles außerhalb des Platzes?

Krahn: Genau. Letztlich bin ich dafür zuständig, dass Maßnahmen unter guten Bedingungen stattfinden können, damit sich unsere Spielerinnen und das Trainer*innenteam voll auf das Fußballspielen konzentrieren können. Da kann es von Vorteil sein, wenn man vorab Worst-Case-Szenarien bespricht, um auf Themen vorbereitet zu sein. Gerade in der aktuellen Corona-Zeit ist so etwas von Vorteil. Über die Organisation hinaus geht aber auch die Teamsteuerung, das heißt beispielsweise bei Turnieren kommen emotionale Aspekte bei der Steuerung hinzu, Umgang mit Druck und damit entstehende Gruppendynamiken, die es zu kontrollieren gilt. Da ist auch das Teammanagement gefordert. Ebenso wie bei der Teamentwicklung im Vorfeld, damit möglichst eine Atmosphäre in der Mannschaft, im Trainer*innen- und Funktionsteam entsteht, die förderlich für den sportlichen Erfolg ist.

DFB.de: Unterscheidet sich Ihre aktuelle Arbeit von der Arbeit einer Teammanagerin, die Sie damals als aktive Spielerin wahrgenommen haben?

Krahn: Ich habe als Spielerin eine enorme Weiterentwicklung des Frauenfußballs mitbekommen, gerade, was das Drumherum betrifft. Bei meinen ersten Maßnahmen bestand das Betreuer*innenteam aus acht Personen, mittlerweile kümmern sich viel mehr Betreuer*innen um die Spielerinnen. Aber auch beim DFB sind mehr Abteilungen und Personen in die Organisation der U-Mannschaften involviert. Die Kernaufgabe ist aber immer die gleiche geblieben: Wir sorgen für gute Bedingungen bei Maßnahmen, damit wir letztendlich mit den Teams sportlich erfolgreich sein können. Der sportliche Bereich liegt weiterhin komplett in der Verantwortung des Trainer*innenteams.

DFB.de: Bevor Sie als Teammanagerin beim DFB angefangen haben, arbeiteten Sie im Deutschen Fußballmuseum und beim Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW). War es Ihr Ziel, dem Fußball auch nach Ihrer aktiven Karriere treu zu bleiben?

Krahn: Ich habe mein Leben lang mit Fußball verbracht, daher bin ich natürlich glücklich, dass ich nach meiner aktiven Karriere weiter im Fußballkontext arbeite. Aber das war nicht alles geplant, manchmal ist auch etwas Glück dazu gekommen. (lacht) Von der Projekt- und Veranstaltungsorganisation über die Arbeit im WM-Organisationskomitee für die Stadt Bochum bis hin zum Amateurfußball habe ich auch beruflich viele Facetten im Fußballkontext kennengelernt. Zudem habe ich Sportwissenschaften studiert und zusätzlich einen Management-Studiengang der UEFA absolviert, da wurden erstmal die theoretischen Grundlagen gelegt. Aber dadurch, dass ich die Nationalmannschaften von den U 19-Frauen bis zur A-Nationalmannschaft durchlaufen habe, kenne ich natürlich viele Prozesse und bringe für manche Themen vielleicht ein gewisses Verständnis mit, welches mir den Einstieg vereinfacht hat. Auch wenn ich andere Sportarten schon immer interessant fand, habe ich zum Fußball einen ganz anderen Bezug. Da bietet es sich einfach an, in dem Bereich zu arbeiten, in dem man Wissen und seine Stärken hat. Es war natürlich eine Umstellung, die Verantwortung für eine komplette Mannschaft inklusive Trainer*innen- und Betreuer*innenteam zu übernehmen. Daher habe ich im vergangenen Jahr viel gelernt.

DFB.de: In den Trainer*innen- und Betreuer*innenteams des DFB sind mittlerweile viele Expertinnen, die in der Vergangenheit selbst in der Frauen-Nationalmannschaft gespielt haben: Saskia Bartusiak, Lena Lotzen, Melanie Behringer, um nur ein paar zu nennen. Fühlt sich das so ein bisschen wie ein Klassentreffen an, wenn Sie Ihre ehemaligen Mitspielerinnen bei Lehrgängen wiedertreffen?

Krahn: Natürlich freue ich mich, wenn ich meine ehemaligen Mitspielerinnen wiedersehe. Daher haben wir uns, wenn wir uns bei den Lehrgängen sehen, auch immer etwas zu erzählen. Mit Mel (Behringer) habe ich beispielsweise vor Kurzem festgestellt, dass wir alle Turniere mit der Frauen-Nationalmannschaft gemeinsam bestritten haben. Da gibt es natürlich einige Geschichten und Überschneidungspunkte, auch mit den anderen ehemaligen Spielerinnen. Allerdings fehlt uns für solche Gespräche häufig die Zeit. Trotzdem ist es schön, dass einige von uns mittlerweile in verschiedenen Positionen beim DFB arbeiten: Silke Rottenberg als Torwarttrainerin, Ari Hingst, "Mel" Behringer und Lena Lotzen sind Co-Trainerinnen, Saskia Bartusiak Spielanalystin. Dann arbeiten beim DFB beispielsweise auch noch Idgie (Renate Lingor), Doris Fitschen, Birgit Prinz, Silvia Neid, Uli Ballweg, Martina Voss-Tecklenburg und Britta Carlson. Der DFB greift also aus meiner Sicht auf viel Fachwissen zurück, das finde ich sehr gut! Wenn wir uns bei den Lehrgängen wiedersehen, dann drehen sich unsere Gespräche aber nur selten um die Vergangenheit. Häufiger sprechen wir über die aktuelle Frauen-Nationalmannschaft und Themen aus den U-Mannschaften.

[dh]

Projektmanagement, Veranstaltungsorganisation, Worst-Case-Szenarien: Das Aufgabenspektrum einer Teammanagerin ist vielseitig. Seit einem Jahr arbeitet die 137-fache Nationalspielerin Annike Krahn im Teammanagement des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und hat seitdem einiges erlebt. Im Interview mit DFB.de erzählt die Welt- und Europameisterin, ob sie beim ersten Treffen von ihren Spielerinnen erkannt wird, spricht über ihre Berührungspunkte als aktive Spielerin mit dem Teammanagement und erklärt ihr Aufgabenfeld.

DFB.de: Annike Krahn, Sie sind Teammanagerin der U 19-Frauen. Die Spielerinnen, die Sie aktuell begleiten, kamen in den Jahren 2003 und 2004 auf die Welt. Wissen die U 19-Spielerinnen eigentlich, dass da eine Weltmeisterin, Europameisterin, Olympiasiegerin, DFB-Pokal-Siegerin, um nur ein paar gewonnene Titel zu nennen, vor ihnen steht?

Annike Krahn: Nein, das wissen die Spielerinnen in der Regel nicht. Bevor ich bei den U 19-Frauen als Teammanagerin angefangen habe, war ich etwa ein Jahr bei den U 16-Juniorinnen. Da hatte es sich dann am Ende doch rumgesprochen, dass ich früher selbst auf dem Platz gestanden und gegen den Ball getreten habe. (lacht) Aber das soll aus meiner Sicht auch nicht im Vordergrund stehen. Wichtiger ist, dass ich von den Spielerinnen als Teammanagerin wahrgenommen werde und sie entsprechend unterstützen kann.

DFB.de: Um welche Themen geht es in den Gesprächen mit den Spielerinnen?

Krahn: Primär um organisatorische Themen. Ansonsten werde ich manchmal gefragt, wie ich mit bestimmten Situationen umgegangen bin und wie mein Werdegang war. Über sportliche Themen sprechen wir nur am Rande, dafür gibt es das Trainer*innenteam. Wenn, dann gebe ich den Spielerinnen allgemeingültige Tipps, beispielsweise, dass sie sich bei unklaren Schiedsrichterentscheidungen erstmal den Ball nehmen sollen.

DFB.de: In 137 Länderspielen hatten Sie viele Berührungspunkte mit dem Teammanagement. Wie haben Sie als Spielerin die Rolle der Teammanagerin bei der Frauen-Nationalmannschaft wahrgenommen?

Krahn: Dazu kann ich eine lustige Geschichte erzählen: Als ich in der Frauen-Nationalmannschaft schon einige Erfahrungen gesammelt hatte, habe ich eine meiner Aufgaben als Bindeglied zwischen Teammanagement und der Mannschaft verstanden. Deswegen hat eine Mitspielerin damals zu mir gesagt: "Annike, du bist doch die linke Hand der Teammanagerin". (lacht) Neben dem Fußball hat mich immer auch schon das organisatorische Drumherum interessiert, ich habe also immer geschaut, was neben dem Platz passiert. Von daher habe ich vor meiner Zeit als Teammanagerin schon über mehrere Jahre hinweg ein Praktikum im Teammanagement absolviert. (lacht) Gerade bei den Endrundenturnieren ist man über einen langen Zeitraum mit den Mitspielerinnen, dem Trainer*innenteam und dem Staff zusammen. Da hatte man immer wieder mal die Möglichkeit, dem Staff über die Schulter zu schauen, auch wenn meine Hauptaufgabe natürlich auf und nicht neben dem Platz lag.

DFB.de: Wie kann man sich das vorstellen, haben Sie sich neben die Physio-Liege gestellt oder das Team hinter dem Team mit Fragen gelöchert?

Krahn: Während ich studierte und schon in der Frauen-Nationalmannschaft spielte, habe ich mich mit der damaligen Teammanagerin unterhalten, die eine Vorbesichtigung bei mir in der Nähe machte. Die hat mich einfach mal mitgenommen und mir gezeigt, was vor einem Länderspiel für Themen besprochen werden und wie viel Abstimmungsbedarf es mit verschiedenen Gruppen gibt: Verein, Verband, Stadionbetreiber, Polizei, Feuerwehr, Sanitätsdienst… Von daher hatte ich schon früh einen Einblick bekommen, was so eine Länderspielorganisation bedeutet.

DFB.de: Sie sind seit mittlerweile über einem Jahr Teammanagerin beim DFB und haben trotz Corona viele Erfahrungen im Teammanagement gesammelt. Wie sehen Ihre Aufgaben aus?

Krahn: Aktuell beschäftigt Corona mich am meisten. Ich arbeite seit Januar 2021 als Teammanagerin beim DFB, bin also mitten in der Corona-Zeit in meinen neuen Job eingestiegen, in den ersten Monaten allerdings ohne Maßnahmen. Daher stand anfangs die Projektarbeit im Vordergrund: Listen mit Hotels erstellen und Datenbanken befüllen beispielsweise. Auch heute nimmt das Thema Corona immer noch sehr viel Platz in unserer täglichen Arbeit ein, weil wir sicherstellen wollen, dass wir geplante Maßnahmen auch durchführen können. Dadurch haben die Planung und Durchführung von PCR-Testungen beispielsweise einen sehr hohen Stellenwert für uns.

DFB.de: Und neben Corona?

Krahn: Das Aufgabengebiet ist sehr vielfältig. Sobald der Rahmenterminkalender steht und die Termine fix sind, suche ich gemeinsam mit der Trainerin nach Orten, an denen wir die Maßnahmen durchführen wollen. Hinzu kommt auch die Testspielplanung: Gegen wen will die Trainerin spielen? Wo gibt es welche Unterkünfte und Trainingsplätze? Soll vor Ort eine Teambuilding-Maßnahme durchgeführt werden? Das Reisemanagement ist ein weiterer wichtiger Baustein. Dafür müssen Zeitpläne abgestimmt, die Nominierungen und damit auch die Einladungen an die Spielerinnen verschickt werden. Ich stimme mich dann eng mit meinen Spielerinnen ab und kläre mit ihnen, wie sie zur Maßnahme reisen und wann sie an unserem Hotel ankommen. Vor dem Start einer Maßnahme habe ich beispielsweise mal die Info bekommen, dass die Bahn streikt und musste mich drum kümmern, dass die Spielerinnen alternative Anreisemöglichkeiten zur Bahn haben. Auf solche spontanen Planänderungen kann man sich nur schlecht vorbereiten, da kann es kurz vor dem Treffen der Spielerinnen vor dem Hotel auch schon mal stressig werden. Hinzu kommen unzählige Absprachen mit den Vereinen, DFB-Abteilungen, dem Reisebüro, Hotels, nationalen und internationalen Verbänden. Das sind die Aufgaben im Bereich der Organisation. Der Job einer Teammanagerin ist also sehr vielseitig, Koordination und Kommunikation stehen dabei oftmals im Mittelpunkt, zusammen mit der Priorisierung von verschiedenen Themen.

DFB.de: Zusammenfassend übernimmt eine Teammanagerin alles außerhalb des Platzes?

Krahn: Genau. Letztlich bin ich dafür zuständig, dass Maßnahmen unter guten Bedingungen stattfinden können, damit sich unsere Spielerinnen und das Trainer*innenteam voll auf das Fußballspielen konzentrieren können. Da kann es von Vorteil sein, wenn man vorab Worst-Case-Szenarien bespricht, um auf Themen vorbereitet zu sein. Gerade in der aktuellen Corona-Zeit ist so etwas von Vorteil. Über die Organisation hinaus geht aber auch die Teamsteuerung, das heißt beispielsweise bei Turnieren kommen emotionale Aspekte bei der Steuerung hinzu, Umgang mit Druck und damit entstehende Gruppendynamiken, die es zu kontrollieren gilt. Da ist auch das Teammanagement gefordert. Ebenso wie bei der Teamentwicklung im Vorfeld, damit möglichst eine Atmosphäre in der Mannschaft, im Trainer*innen- und Funktionsteam entsteht, die förderlich für den sportlichen Erfolg ist.

DFB.de: Unterscheidet sich Ihre aktuelle Arbeit von der Arbeit einer Teammanagerin, die Sie damals als aktive Spielerin wahrgenommen haben?

Krahn: Ich habe als Spielerin eine enorme Weiterentwicklung des Frauenfußballs mitbekommen, gerade, was das Drumherum betrifft. Bei meinen ersten Maßnahmen bestand das Betreuer*innenteam aus acht Personen, mittlerweile kümmern sich viel mehr Betreuer*innen um die Spielerinnen. Aber auch beim DFB sind mehr Abteilungen und Personen in die Organisation der U-Mannschaften involviert. Die Kernaufgabe ist aber immer die gleiche geblieben: Wir sorgen für gute Bedingungen bei Maßnahmen, damit wir letztendlich mit den Teams sportlich erfolgreich sein können. Der sportliche Bereich liegt weiterhin komplett in der Verantwortung des Trainer*innenteams.

DFB.de: Bevor Sie als Teammanagerin beim DFB angefangen haben, arbeiteten Sie im Deutschen Fußballmuseum und beim Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW). War es Ihr Ziel, dem Fußball auch nach Ihrer aktiven Karriere treu zu bleiben?

Krahn: Ich habe mein Leben lang mit Fußball verbracht, daher bin ich natürlich glücklich, dass ich nach meiner aktiven Karriere weiter im Fußballkontext arbeite. Aber das war nicht alles geplant, manchmal ist auch etwas Glück dazu gekommen. (lacht) Von der Projekt- und Veranstaltungsorganisation über die Arbeit im WM-Organisationskomitee für die Stadt Bochum bis hin zum Amateurfußball habe ich auch beruflich viele Facetten im Fußballkontext kennengelernt. Zudem habe ich Sportwissenschaften studiert und zusätzlich einen Management-Studiengang der UEFA absolviert, da wurden erstmal die theoretischen Grundlagen gelegt. Aber dadurch, dass ich die Nationalmannschaften von den U 19-Frauen bis zur A-Nationalmannschaft durchlaufen habe, kenne ich natürlich viele Prozesse und bringe für manche Themen vielleicht ein gewisses Verständnis mit, welches mir den Einstieg vereinfacht hat. Auch wenn ich andere Sportarten schon immer interessant fand, habe ich zum Fußball einen ganz anderen Bezug. Da bietet es sich einfach an, in dem Bereich zu arbeiten, in dem man Wissen und seine Stärken hat. Es war natürlich eine Umstellung, die Verantwortung für eine komplette Mannschaft inklusive Trainer*innen- und Betreuer*innenteam zu übernehmen. Daher habe ich im vergangenen Jahr viel gelernt.

DFB.de: In den Trainer*innen- und Betreuer*innenteams des DFB sind mittlerweile viele Expertinnen, die in der Vergangenheit selbst in der Frauen-Nationalmannschaft gespielt haben: Saskia Bartusiak, Lena Lotzen, Melanie Behringer, um nur ein paar zu nennen. Fühlt sich das so ein bisschen wie ein Klassentreffen an, wenn Sie Ihre ehemaligen Mitspielerinnen bei Lehrgängen wiedertreffen?

Krahn: Natürlich freue ich mich, wenn ich meine ehemaligen Mitspielerinnen wiedersehe. Daher haben wir uns, wenn wir uns bei den Lehrgängen sehen, auch immer etwas zu erzählen. Mit Mel (Behringer) habe ich beispielsweise vor Kurzem festgestellt, dass wir alle Turniere mit der Frauen-Nationalmannschaft gemeinsam bestritten haben. Da gibt es natürlich einige Geschichten und Überschneidungspunkte, auch mit den anderen ehemaligen Spielerinnen. Allerdings fehlt uns für solche Gespräche häufig die Zeit. Trotzdem ist es schön, dass einige von uns mittlerweile in verschiedenen Positionen beim DFB arbeiten: Silke Rottenberg als Torwarttrainerin, Ari Hingst, "Mel" Behringer und Lena Lotzen sind Co-Trainerinnen, Saskia Bartusiak Spielanalystin. Dann arbeiten beim DFB beispielsweise auch noch Idgie (Renate Lingor), Doris Fitschen, Birgit Prinz, Silvia Neid, Uli Ballweg, Martina Voss-Tecklenburg und Britta Carlson. Der DFB greift also aus meiner Sicht auf viel Fachwissen zurück, das finde ich sehr gut! Wenn wir uns bei den Lehrgängen wiedersehen, dann drehen sich unsere Gespräche aber nur selten um die Vergangenheit. Häufiger sprechen wir über die aktuelle Frauen-Nationalmannschaft und Themen aus den U-Mannschaften.

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