Korpela: "Mit der EM eine Euphorie auslösen"

Deutschland trifft am Samstag, 16. Juli (ab 21 Uhr), im letzten Gruppenspiel der Europameisterschaft in Milton Keys auf Finnland. Tinja-Riikka Korpela ist Torhüterin und Kapitänin der finnischen Auswahl. Von 2014 bis 2017 hat die 36-Jährige für den FC Bayern München gespielt und ist in dieser Zeit zweimal deutsche Meisterin geworden. Im DFB.de-Interview spricht Korpela über ihre Zeit in Deutschland, die Ambitionen des finnischen Frauenfußballs und ihren ganz großen Traum.

DFB.de: Tinja-Riikka Korpela, wie denken Sie über die EURO in diesem Jahr?

Tinja-Riikka Korpela: In erster Linie bin ich einfach froh, dass wir nach längerer Zeit mal wieder dabei sind. Zuletzt war dies 2013 der Fall. Damals sind wir in der Vorrunde gescheitert. 2017 haben wir die Qualifikation leider nicht geschafft. Unsere Gruppe ist mit Spanien, Dänemark und Deutschland natürlich extrem stark besetzt, besser geht es meiner Meinung nach kaum. Aber letztlich muss man auch sagen, dass es in diesem Turnier nur gute Mannschaften gibt. Wir sind es gewohnt, bei diesen Events immer als Außenseiterinnen ins Rennen zu gehen. Aber ich kann versprechen, dass wir unser Bestes geben werden. Vielleicht schaffen wir die eine oder andere Überraschung. An einem sehr guten Tag können wir gegen jeden Gegner bestehen. Davon bin ich überzeugt. Es ist unser Traum, diese unfassbar schwere Gruppe zu überstehen. Wegen meiner Vergangenheit und meiner Zeit beim FC Bayern München freue ich mich persönlich riesig auf das Duell mit Deutschland.

DFB.de: Haben Sie noch Kontakte zu ehemaligen Weggefährtinnen?

Korpela: Ja, teilweise schon. Vor allem über Instagram, Facebook und die weiteren sozialen Kanäle verfolge ich sehr genau, was meine damaligen Mitspielerinnen in München heute machen. Ich denke zum Beispiel an Manuela Zinsberger, die zu meiner Zeit auch Torhüterin beim FC Bayern war und nun ebenfalls in England spielt. Oder Viktoria Schnaderbeck, die jetzt ebenfalls bei Tottenham ist. Gemeinsam haben wir etwas in den Erinnerungen geschwelgt und an unsere Zeit in München gedacht. Auch mit Leonie Maier, die beim FC Everton spielt, hatte ich mehrfach Kontakt. Eine ganz wichtige Person in meiner Karriere ist Peter Kargus, der mein Torwarttrainer beim FC Bayern war. Mit ihm tausche ich mich auch heute noch regelmäßig aus.

DFB.de: Sie waren schon bei den Europameisterschaften 2009 und 2013 dabei und haben mehr als 100 Länderspiele bestritten. Wie sehen Sie die Entwicklung des finnischen Frauenfußballs in dieser Zeit?

Korpela: Lassen Sie uns für die Beantwortung der Fragen noch einen kleinen Schritt weiter zurückgehen. Bei der EURO 2005 hat Finnland es bis ins Halbfinale geschafft. 2009 haben wir dann das Turnier ausgerichtet und immerhin das Viertelfinale erreicht. Da war der finnische Frauenfußball ziemlich weit oben und viele Mädchen haben begonnen, Fußball zu spielen. Aber leider konnten wir dieses Niveau nicht halten. Insgesamt hatten wir in den vergangenen knapp 15 Jahren, in denen ich dabei bin, einige Hoch und Tiefs. Inzwischen sind mehrere Nationen an uns vorbeigezogen. In denke an Italien, die Niederlande, Spanien und noch ein paar weitere. Dort ist viel Geld investiert worden. Wir haben es etwas verpasst, auf diesen Zug aufzuspringen. Jetzt müssen wir sehen, dass wir nicht den Anschluss verpassen.

DFB.de: Ist es trotzdem möglich, an die Erfolge von 2005 und 2009 anzuknüpfen?

Korpela: Ja, mittelfristig auf jeden Fall. Auch wenn wir im Moment in einer etwas komplizierten Phase sind. Aber es wird nicht einfach, weil die Qualität bei den anderen Ländern ebenfalls steigt. Was mir wirklich Hoffnung macht, sind die Erfolge unserer Nachwuchs-Nationalmannschaften. Sowohl die U 17 als auch die U 19 haben einige gute Resultate erzielt. Da wächst eine spannende, neue Generation heran, auf die ich mich sehr freue. Wichtig ist, dass wir das Trainingsniveau in Finnland hoch halten, um diese Spielerinnen weiter zu fördern und zu fordern.

DFB.de: Wie wichtig ist es in diesem Zusammenhang für den Frauenfußball in Finnland, jetzt wieder bei einem großen Turnier dabei sein zu können?

Korpela: Sehr wichtig. Fußball ist der populärste Sport bei den finnischen Mädchen. Deshalb ist es entscheidend, dass wir uns mit den besten Mannschaften in Europa messen können. Auch die Weltmeisterschaft in Frankreich 2019 wurde bei uns sehr genau verfolgt. Viele Begegnungen sind im finnischen Fernsehen gezeigt worden – und das, obwohl wir gar nicht qualifiziert waren. Ich habe die Hoffnung, dass wir während der EURO eine Euphorie bei uns auslösen können. Wir müssen die Chance nutzen, den Frauenfußball in Finnland noch populärer zu machen.

DFB.de: Immer mehr finnische Spielerinnen stehen bei Vereinen in einer großen europäischen Liga unter Vertrag. Wie beurteilen Sie das?

Korpela: Das ist natürlich sehr gut, weil es unser Niveau anhebt. Früher haben viele Finninnen vor allem in Schweden gespielt. Das ist heute auch noch der Fall. Aber wir sind auch in Spanien, Italien, Frankreich und sogar den USA zu finden – nur in Deutschland aktuell meines Wissens nach nicht (lacht).

DFB.de: Nun treffen Sie bei der Euro mit Finnland auf die DFB-Auswahl. Was ist Ihre Meinung nach möglich für Deutschland?

Korpela: Deutschland gehört immer zu den Topfavoriten, auch diesmal. In der jüngeren Vergangenheit sind viele junge Spielerinnen nachgerückt, denen vielleicht noch etwas die Erfahrung fehlt. Dennoch bin ich mir sicher, dass mit Deutschland zu rechnen ist. Viele zählen Deutschland vielleicht nicht zu den besten Nationen in Europa, weil die Turniere zuletzt nicht so gut waren. Ich sehe das etwas anders. Vielleicht ist es sogar ganz gut, dass der Druck diesmal bei anderen Nationen liegt. Aber Deutschland kann selbstverständlich Europameister werden.

DFB.de: Wie geht es für Sie persönlich nach dem Turnier weiter?

Korpela: Ich habe meinen Vertrag bei Tottenham um ein Jahr verlängert. Darüber freue ich mich sehr. Aber mir ist natürlich bewusst, dass der größere Teil meiner Karriere leider hinter mir liegt. Ich lebe sehr bewusst und pflege meinen Körper, um noch möglichst lange zu spielen. Ich möchte meine Karriere dann auf jeden Fall irgendwann in Finnland beenden.

[sw]

Deutschland trifft am Samstag, 16. Juli (ab 21 Uhr), im letzten Gruppenspiel der Europameisterschaft in Milton Keys auf Finnland. Tinja-Riikka Korpela ist Torhüterin und Kapitänin der finnischen Auswahl. Von 2014 bis 2017 hat die 36-Jährige für den FC Bayern München gespielt und ist in dieser Zeit zweimal deutsche Meisterin geworden. Im DFB.de-Interview spricht Korpela über ihre Zeit in Deutschland, die Ambitionen des finnischen Frauenfußballs und ihren ganz großen Traum.

DFB.de: Tinja-Riikka Korpela, wie denken Sie über die EURO in diesem Jahr?

Tinja-Riikka Korpela: In erster Linie bin ich einfach froh, dass wir nach längerer Zeit mal wieder dabei sind. Zuletzt war dies 2013 der Fall. Damals sind wir in der Vorrunde gescheitert. 2017 haben wir die Qualifikation leider nicht geschafft. Unsere Gruppe ist mit Spanien, Dänemark und Deutschland natürlich extrem stark besetzt, besser geht es meiner Meinung nach kaum. Aber letztlich muss man auch sagen, dass es in diesem Turnier nur gute Mannschaften gibt. Wir sind es gewohnt, bei diesen Events immer als Außenseiterinnen ins Rennen zu gehen. Aber ich kann versprechen, dass wir unser Bestes geben werden. Vielleicht schaffen wir die eine oder andere Überraschung. An einem sehr guten Tag können wir gegen jeden Gegner bestehen. Davon bin ich überzeugt. Es ist unser Traum, diese unfassbar schwere Gruppe zu überstehen. Wegen meiner Vergangenheit und meiner Zeit beim FC Bayern München freue ich mich persönlich riesig auf das Duell mit Deutschland.

DFB.de: Haben Sie noch Kontakte zu ehemaligen Weggefährtinnen?

Korpela: Ja, teilweise schon. Vor allem über Instagram, Facebook und die weiteren sozialen Kanäle verfolge ich sehr genau, was meine damaligen Mitspielerinnen in München heute machen. Ich denke zum Beispiel an Manuela Zinsberger, die zu meiner Zeit auch Torhüterin beim FC Bayern war und nun ebenfalls in England spielt. Oder Viktoria Schnaderbeck, die jetzt ebenfalls bei Tottenham ist. Gemeinsam haben wir etwas in den Erinnerungen geschwelgt und an unsere Zeit in München gedacht. Auch mit Leonie Maier, die beim FC Everton spielt, hatte ich mehrfach Kontakt. Eine ganz wichtige Person in meiner Karriere ist Peter Kargus, der mein Torwarttrainer beim FC Bayern war. Mit ihm tausche ich mich auch heute noch regelmäßig aus.

DFB.de: Sie waren schon bei den Europameisterschaften 2009 und 2013 dabei und haben mehr als 100 Länderspiele bestritten. Wie sehen Sie die Entwicklung des finnischen Frauenfußballs in dieser Zeit?

Korpela: Lassen Sie uns für die Beantwortung der Fragen noch einen kleinen Schritt weiter zurückgehen. Bei der EURO 2005 hat Finnland es bis ins Halbfinale geschafft. 2009 haben wir dann das Turnier ausgerichtet und immerhin das Viertelfinale erreicht. Da war der finnische Frauenfußball ziemlich weit oben und viele Mädchen haben begonnen, Fußball zu spielen. Aber leider konnten wir dieses Niveau nicht halten. Insgesamt hatten wir in den vergangenen knapp 15 Jahren, in denen ich dabei bin, einige Hoch und Tiefs. Inzwischen sind mehrere Nationen an uns vorbeigezogen. In denke an Italien, die Niederlande, Spanien und noch ein paar weitere. Dort ist viel Geld investiert worden. Wir haben es etwas verpasst, auf diesen Zug aufzuspringen. Jetzt müssen wir sehen, dass wir nicht den Anschluss verpassen.

DFB.de: Ist es trotzdem möglich, an die Erfolge von 2005 und 2009 anzuknüpfen?

Korpela: Ja, mittelfristig auf jeden Fall. Auch wenn wir im Moment in einer etwas komplizierten Phase sind. Aber es wird nicht einfach, weil die Qualität bei den anderen Ländern ebenfalls steigt. Was mir wirklich Hoffnung macht, sind die Erfolge unserer Nachwuchs-Nationalmannschaften. Sowohl die U 17 als auch die U 19 haben einige gute Resultate erzielt. Da wächst eine spannende, neue Generation heran, auf die ich mich sehr freue. Wichtig ist, dass wir das Trainingsniveau in Finnland hoch halten, um diese Spielerinnen weiter zu fördern und zu fordern.

DFB.de: Wie wichtig ist es in diesem Zusammenhang für den Frauenfußball in Finnland, jetzt wieder bei einem großen Turnier dabei sein zu können?

Korpela: Sehr wichtig. Fußball ist der populärste Sport bei den finnischen Mädchen. Deshalb ist es entscheidend, dass wir uns mit den besten Mannschaften in Europa messen können. Auch die Weltmeisterschaft in Frankreich 2019 wurde bei uns sehr genau verfolgt. Viele Begegnungen sind im finnischen Fernsehen gezeigt worden – und das, obwohl wir gar nicht qualifiziert waren. Ich habe die Hoffnung, dass wir während der EURO eine Euphorie bei uns auslösen können. Wir müssen die Chance nutzen, den Frauenfußball in Finnland noch populärer zu machen.

DFB.de: Immer mehr finnische Spielerinnen stehen bei Vereinen in einer großen europäischen Liga unter Vertrag. Wie beurteilen Sie das?

Korpela: Das ist natürlich sehr gut, weil es unser Niveau anhebt. Früher haben viele Finninnen vor allem in Schweden gespielt. Das ist heute auch noch der Fall. Aber wir sind auch in Spanien, Italien, Frankreich und sogar den USA zu finden – nur in Deutschland aktuell meines Wissens nach nicht (lacht).

DFB.de: Nun treffen Sie bei der Euro mit Finnland auf die DFB-Auswahl. Was ist Ihre Meinung nach möglich für Deutschland?

Korpela: Deutschland gehört immer zu den Topfavoriten, auch diesmal. In der jüngeren Vergangenheit sind viele junge Spielerinnen nachgerückt, denen vielleicht noch etwas die Erfahrung fehlt. Dennoch bin ich mir sicher, dass mit Deutschland zu rechnen ist. Viele zählen Deutschland vielleicht nicht zu den besten Nationen in Europa, weil die Turniere zuletzt nicht so gut waren. Ich sehe das etwas anders. Vielleicht ist es sogar ganz gut, dass der Druck diesmal bei anderen Nationen liegt. Aber Deutschland kann selbstverständlich Europameister werden.

DFB.de: Wie geht es für Sie persönlich nach dem Turnier weiter?

Korpela: Ich habe meinen Vertrag bei Tottenham um ein Jahr verlängert. Darüber freue ich mich sehr. Aber mir ist natürlich bewusst, dass der größere Teil meiner Karriere leider hinter mir liegt. Ich lebe sehr bewusst und pflege meinen Körper, um noch möglichst lange zu spielen. Ich möchte meine Karriere dann auf jeden Fall irgendwann in Finnland beenden.

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