Korfmacher: "3. Liga ist eine Aufwertung für die Amateure"

Beim 39. Ordentlichen Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am 26. Oktober in Mainz ist Hermann Korfmacher ins DFB-Präsidium aufgestiegen. Dort vertritt der 64-Jährige Gütersloher, der zuvor seit 2001 DFB-Vorstandsmitglied war und noch immer Präsident des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) sowie des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes (WFLV) ist, als 1. Vizepräsident die Amateure in Deutschland.

Im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Internetredakteur Christian Müller erläutert Korfmacher, wie er die Interessen der Fußball-Basis zu vertreten gedenkt. Zudem äußert er sich zur Spielklassenreform mit der neuen 3. Liga, zur Gewalt-Thematik in unteren Ligen und zur Umsetzung des sogenannten "Fußball-Entwicklungsplans".

Frage: Herr Korfmacher, das Wort "Amateur" kommt aus dem Lateinischen und bezeichnet jemanden, der eine bestimmte Tätigkeit aus Liebhaberei und nicht berufsmäßig betreibt. Sie vertreten im neuen DFB-Präsidium die Amateure – und folglich die überwältigende Mehrheit der knapp 6,5 Millionen DFB-Mitglieder, zudem die Grundsatzangelegenheiten der Landes- und Regionalverbände. Wie werden Sie den Interessen der breiten Basis Gehör verschaffen?

Hermann Korfmacher: Amateurfußball und Profifußball bedingen einander - dass es ohne den Breitensport in den vielen unteren Klassen nicht geht, haben auch die Bundesligaklubs erkannt. Vor diesem Hintergrund wird es gemeinsam mit dem Präsidenten aller Landesverbände im DFB möglich sein, im ständigen Dialog miteinander dem Amateursport die notwendige Aufmerksamkeit zu geben. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Für mich ist der Kontakt zur Basis unerlässlich, um mich entsprechend einsetzen zu können.

Frage: Die Reform der Spielklassenstruktur ab der Saison 2008/2009 ist eine einschneidende Veränderung. Sie selbst haben der dafür zuständigen Kommission angehört. Welche Chancen bietet die neue 3. Liga dem deutschen Fußball?

Korfmacher: Die Reform bringt den Spitzenklubs im Amateurbereich - den Vereinen also, die sich Profibedingungen stellen - eine größere Leistungskonzentration, wirtschaftlich mehr Aufmerksamkeit und bessere Chancen für eine Fernsehvermarktung. Die Leistungskonzentration verändert auch das sportliche Gefälle zwischen 2. Bundesliga und künftiger 3. Liga. Im Übrigen wurde mit dieser Reform einem mehrheitlichen Wunsch der Vereine entsprochen.

Frage: Werden die Regionalliga, die künftig lediglich noch vierte Liga ist, und die darunter angesiedelten Spielklassen mit der Umstrukturierung nicht zu sehr abgewertet?

Korfmacher: An eine Abwertung der nachfolgenden Ligen glaube ich nicht. Der Fan geht nicht in eine bestimmte Spielklasse, sondern er geht zu seinem Verein. Für den Fan sind deshalb die sportliche Leistung seines Klubs und natürlich interessante Spielpaarungen, die es geben wird, von maßgeblicher Bedeutung. Ich spreche deshalb auch von einer Aufwertung des Amateursports und nicht von einer Abwertung.



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Beim 39. Ordentlichen Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am 26. Oktober in Mainz ist Hermann Korfmacher ins DFB-Präsidium aufgestiegen. Dort vertritt der 64-Jährige Gütersloher, der zuvor seit 2001 DFB-Vorstandsmitglied war und noch immer Präsident des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) sowie des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes (WFLV) ist, als 1. Vizepräsident die Amateure in Deutschland.

Im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Internetredakteur Christian Müller erläutert Korfmacher, wie er die Interessen der Fußball-Basis zu vertreten gedenkt. Zudem äußert er sich zur Spielklassenreform mit der neuen 3. Liga, zur Gewalt-Thematik in unteren Ligen und zur Umsetzung des sogenannten "Fußball-Entwicklungsplans".

Frage: Herr Korfmacher, das Wort "Amateur" kommt aus dem Lateinischen und bezeichnet jemanden, der eine bestimmte Tätigkeit aus Liebhaberei und nicht berufsmäßig betreibt. Sie vertreten im neuen DFB-Präsidium die Amateure – und folglich die überwältigende Mehrheit der knapp 6,5 Millionen DFB-Mitglieder, zudem die Grundsatzangelegenheiten der Landes- und Regionalverbände. Wie werden Sie den Interessen der breiten Basis Gehör verschaffen?

Hermann Korfmacher: Amateurfußball und Profifußball bedingen einander - dass es ohne den Breitensport in den vielen unteren Klassen nicht geht, haben auch die Bundesligaklubs erkannt. Vor diesem Hintergrund wird es gemeinsam mit dem Präsidenten aller Landesverbände im DFB möglich sein, im ständigen Dialog miteinander dem Amateursport die notwendige Aufmerksamkeit zu geben. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Für mich ist der Kontakt zur Basis unerlässlich, um mich entsprechend einsetzen zu können.

Frage: Die Reform der Spielklassenstruktur ab der Saison 2008/2009 ist eine einschneidende Veränderung. Sie selbst haben der dafür zuständigen Kommission angehört. Welche Chancen bietet die neue 3. Liga dem deutschen Fußball?

Korfmacher: Die Reform bringt den Spitzenklubs im Amateurbereich - den Vereinen also, die sich Profibedingungen stellen - eine größere Leistungskonzentration, wirtschaftlich mehr Aufmerksamkeit und bessere Chancen für eine Fernsehvermarktung. Die Leistungskonzentration verändert auch das sportliche Gefälle zwischen 2. Bundesliga und künftiger 3. Liga. Im Übrigen wurde mit dieser Reform einem mehrheitlichen Wunsch der Vereine entsprochen.

Frage: Werden die Regionalliga, die künftig lediglich noch vierte Liga ist, und die darunter angesiedelten Spielklassen mit der Umstrukturierung nicht zu sehr abgewertet?

Korfmacher: An eine Abwertung der nachfolgenden Ligen glaube ich nicht. Der Fan geht nicht in eine bestimmte Spielklasse, sondern er geht zu seinem Verein. Für den Fan sind deshalb die sportliche Leistung seines Klubs und natürlich interessante Spielpaarungen, die es geben wird, von maßgeblicher Bedeutung. Ich spreche deshalb auch von einer Aufwertung des Amateursports und nicht von einer Abwertung.

Frage: Wie können sich die Amateure in unserer heutigen Zeit im Fußball-Metier neben den Profis behaupten?

Korfmacher: Da im Deutschen Fußball-Bund und speziell im Präsidium alle wissen, dass es nur miteinander geht und nicht gegeneinander, wird es im fairen Dialog immer auch einen Interessenausgleich geben müssen. Dies zu erreichen, wird eine spannende Aufgabe sein. Aus meiner Sicht wurde diese Aufgabe bisher trotz aller unterschiedlichen Interessen gut gelöst.

Frage: Die Bundesliga spielt bei der Neu-Verhandlung der TV-Rechte mit Gedanken, künftig mehr und frühere Sonntagspiele ins Programm zu nehmen. Machen Sie sich Sorgen, dass der einst „heilige Sonntag“ den Amateuren langsam entgleitet?

Korfmacher: Auch heute gibt es bereits Sonntagsspiele und Interessenkollisionen. Der sich daraus ergebende Konkurrenzkampf hatte bisher keine großen negativen Folgen, und anfängliche, auch von mir vorgetragene Bedenken gegen Sonntagsspiele haben sich in der Praxis nicht gezeigt. Der „heilige Sonntag“ wird den Amateuren nicht entgleiten, die Interessen sind auszuloten.

Frage: Im DFB-Pokal dürfen ab der kommenden Saison keine zweiten Mannschaften von Profiklubs mehr antreten. Eine ausreichende Lösung zur Stärkung der Amateure?

Korfmacher: Mit dieser Regelung wird eine immer wieder erhobene Forderung der Amateurvereine erfüllt. Für dieses Entgegenkommen der DFL bin ich sehr dankbar. Es war ein großer Stein im neuen Mosaik des Miteinanders.

Frage: In der jüngeren Vergangenheit haben den Amateurfußball vermehrt Schlagzeilen über Randale und Ausschreitungen getroffen. Hat sich die Gewalt-Problematik endgültig in untere Ligen verlagert? Und wie geht der DFB – in Zusammenarbeit mit Landesverbänden, Ländern und Behörden – dagegen vor?

Korfmacher: Meine Feststellung ist, dass sich das Phänomen der Gewaltverlagerung im DFB nicht flächendeckend in unteren Spielklassen zeigt. Es gibt Schwerpunkte bei einigen Klubs im Nordosten Deutschlands und punktuelle Auswüchse in andere Regionen. Die Auseinandersetzung mit Randalierern und Gewalttätern ist eine Aufgabe, der sich DFB, Vereine, Verbänden und staatliche Organisationen ständig gemeinsam stellen müssen. Wir haben es hier mit einem gesamtgesellschaftlichen Problem zu tun, das der Fußball allein nicht stemmen kann. Gleichwohl bin ich beeindruckt, in welcher Vielfalt in unseren Reihen überall Maßnahmen, Aktionen, Kampagnen laufen, oftmals auch ein wenig unbemerkt von der Öffentlichkeit. Diese Anstrengungen dürfen nicht nachlassen, die öffentliche Hand muss helfen - insgesamt gesehen sind wir auf einem guten Weg.

Frage: Sie selbst haben sich schon als Kreisvorsitzender gegen die Gewalt auf Fußballplätzen engagiert. Was kann die Basis tun, um die Probleme zu lösen – im konkreten Fall, aber auch präventiv?

Korfmacher: Im Konfliktfeld der Spiele in den Fußballkreisen ist eine Gemengelage in Sachen Gewalt erkennbar, die oft direkt mit dem jeweiligen Stand eines Spiels zu tun hat. Schiedsrichterentscheidungen, pöbelnde und manchmal alkoholisierte Zuschauer oder blankliegende Nerven können Ursachen sein. Bei Spielen mit Mannschaften mit ethnischem Hintergrund ist sorgfältig zu beobachten, ob Rassismus in diesen Klassen eine Rolle spielt. Solche Auswüchse dürfen keinen Platz im Fußball haben. Selbst wenn unflätige Beschimpfungen darauf hinzudeuten scheinen, gilt aber oft nur, dass Fußball eben ein Spiel voller Leidenschaft ist, und er ist das immer schon gewesen. Trotzdem: Die Verantwortlichen in den Kreisen müssen auf der Hut sein und sich der Dinge annehmen. Möglichst schon im Vorfeld eines kritischen Spiels, beispielsweise durch das Entsenden von Spielbeobachtern.

Frage: Welche Rolle spielt dabei die soziale Integration von Ausländern - ebenfalls ein wichtiges persönliches Anliegen von Ihnen - durch den Fußball?

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Korfmacher: Für mich ist Fußball gelebte Integration. Das Fußballspiel fasziniert weltweit alle Menschen. Also auch die ethnischen Minderheiten bei uns. Dabei macht es für mich keinen Unterschied, ob sich ein ausländischer Verein gründet oder die Mitgliedschaft in einem bestehenden Verein gesucht wird. Der Fußball bietet letztlich eine große Chance für ein friedliches Miteinander.

Frage: Im DFB-Präsidium sind Sie auch für die Umsetzung des "Fußball-Entwicklungsplans" zuständig. Was genau ist darunter zu verstehen?

Korfmacher: In präzisen Worten dieses Aufgabenfeld zu umschreiben, ist derzeit noch sehr schwierig. Schlagwortartig lassen sich die Felder wie systematische Vereinsberatung, Beratung zur Organisationsentwicklung der Verbände sowie Sicherung und Ausbau von Sportschulen benennen. Ich habe erkannt, dass diese umfängliche Aufgabe nur im Dialog mit den Landesverbänden einer Lösung näher gebracht werden kann. Damit fange ich jetzt an und kann dann später konkreter werden.

Frage: Wie kann der DFB – Stichwort "9 gegen 9" – einer beunruhigenden demografischen Entwicklung wirksam entgegentreten?

Korfmacher: "9 gegen 9" ist ja nur ein Beispiel. Der Fußball muss selbst Lösungen finden und auch bereit sein, unkonventionelle Wege zu gehen. Es ist generell ganz einfach: Gemeint ist, dass unser System flexibler werden muss. Bevor man gar nicht spielt, weil es für ein "11 gegen 11" nicht mehr reicht, sollten Alternativen gefunden werden. Der Fußball muss sich anpassen.

Frage: Ihrer fußballerischen Vita ist zu entnehmen, dass Sie sich bereits früh fürs Ehrenamt stark gemacht und im Bereich Qualifizierung engagiert haben. Herzensangelegenheiten, für die Sie weiterhin kraftvoll eintreten werden?

Korfmacher: Ohne qualifiziertes Ehrenamt ist unser heutiges Vereinsleben undenkbar. Und ohne Vereine wäre unsere Gesellschaft ärmer. Alle Welt beneidet uns um die "Vereinsmeierei" in Deutschland, deshalb werde ich mich weiterhin für das Ehrenamt einsetzen, dem ich persönlich auch viel zu verdanken habe. In Westfalen haben wir eine große Aktion gestartet, die wir "Brücke zur Basis" nennen, um das Ehrenamt zu stärken. Das hat durchaus Vorbildcharakter.