Köln-Trainer Koschinat: "Werden bewährte Pfade nicht verlassen"

Trainer Uwe Koschinat geht mit dem Drittligisten Fortuna Köln in seine mittlerweile achte Saison. Unter der Regie des 46-Jährigen war der langjährige Zweitligist 2014 in die 3. Liga aufgestiegen und etablierte sich dort. Die vergangene Spielzeit schlossen die Kölner auf Rang acht ab und brachten damit erstmals einen einstelligen Tabellenplatz unter Dach und Fach. Phasenweise sah es sogar danach aus, als könne die Fortuna ganz oben angreifen. Zur neuen Saison muss Koschinat nun einige seiner bisherigen Leistungsträger ersetzen.

Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Uwe Koschinat mit Thomas Palapies-Ziehn über die Sommerpause, den Abgang von wichtigen Spielern und seine lange Zeit im Amt.

DFB.de: Wie haben Sie die Pause von knapp vier Wochen genutzt, Herr Koschinat?

Uwe Koschinat: Ich habe die Zeit durchaus genossen. Dass ich nicht im Urlaub war, hatte pragmatische Gründe. Meine Frau ist Lehrerin, meine Kinder sind schulpflichtig. Dennoch konnte ich relaxen. Die gemeinsame Zeit mit der Familie hat gutgetan. Ein paar Telefonate in Bezug auf die Fortuna gab es selbstverständlich schon. Trotzdem hat sich die Zeit für mich wie Urlaub angefühlt.

DFB.de: Welchen Eindruck haben Ihre Spieler auf Sie beim Leistungstest gemacht?

Koschinat: Erst einmal habe ich mich sehr gefreut, die Spieler wiederzusehen. Insgesamt war es auch ein positiver Auftakt, abgesehen von einigen Kleinigkeiten. So ist Dominik Ernst nach seiner Knieverletzung noch nicht ganz schmerzfrei. Und auch unser Zugang Benjamin Pintol laboriert an den Folgen eines Sehnenanrisses in der Fußsohle, den er sich noch in Halle zugezogen hatte.

DFB.de: Besonders nach den Abgängen von Torhüter Tim Boss zu Dynamo Dresden und Torjäger Daniel Keita-Ruel zur SpVgg Greuther Fürth waren einige Kaderplätze noch offen.

Koschinat: Wir werden bewährte Pfade nicht verlassen. Das heißt, dass wir nur Spieler verpflicht haben, die wir gut kennen und die zu uns passen. Qualität ging da eindeutig vor Geschwindigkeit. Auf der anderen Seite bin ich aber auch ein Fan davon, den Kader recht früh komplett beisammen zu haben, um möglichst lange mit ihm auf das erste Saisonspiel hinarbeiten zu können. Auch deshalb haben wir die Verpflichtung von Torhüter Nikolai Rehnen von Arminia Bielefeld sowie der beiden Stürmer Moritz Hartmann aus Ingolstadt und Kwame Yeboah aus Mönchengladbach forciert.

DFB.de: Haben Sie die Abgänge von Boss, Keita-Ruel und auch Manuel Farrona Pulido überrascht?

Koschinat: Wir haben immer offen kommuniziert. Das spricht für die gute Zusammenarbeit bei der Fortuna. Daniel hat sicher eine herausragende Entwicklung hinter sich. Schon im Winter stand er bei einigen Klubs auf dem Zettel. Tim hat vom ersten Tag an signalisiert, dass er angreifen und nach oben will. Von daher war allenfalls der Zeitpunkt etwas überraschend. Bei Manuel gab es offene Gespräche mit ihm und seinem Berater. Es hat unter dem Strich - für beide Seiten - nicht optimal gepasst.

DFB.de: Sehen Sie die Transfers mit einem lachenden und weinenden Auge?

Koschinat: Ganz klar! Zum einen haben wir extreme sportliche Qualität verloren. Tim und Daniel waren nicht nur Leistungsträger, sondern auch in fast jedem Spiel dabei. Andererseits haben wir uns nun einmal als Weiterbildungsverein positioniert. Es ist uns schon mehrfach gelungen, relativ unbekannte Spieler für die 2. Liga zu entwickeln. Das verstehen wir durchaus als Auszeichnung für unsere Transferaktivitäten.

DFB.de: Erleichtert diese Entwicklung die Suche nach neuen Spielern?

Koschinat: Das tut es. Es gibt meiner Meinung nach aber noch einen anderen wichtigen Faktor. Bei uns gibt es eine große Personalkontinuität. Das betrifft das Trainer- und Funktionsteam, aber auch die Vereinsführung. So etwas bildet Vertrauen und schweißt zusammen. Spieler wissen, dass sie bei uns mit keiner Fluktuation rechnen müssen. So können sie sich ohne Nebengeräusche auf ihre Entwicklung konzentrieren.

DFB.de: Stimmt es, dass die Fortuna bisher noch nie eine Ablöse gezahlt hat?

Koschinat: Das ist richtig.

DFB.de: Für Boss und Keita-Ruel kamen jeweils sechsstellige Summe herein. Werden Sie das reinvestieren und erstmals für einen Spieler in die Tasche greifen?

Koschinat: Dieses Thema betrifft eher unseren Geschäftsführer Michael Schwetje. Aus rein sportlicher Sicht müssen wir drei leistungsstarke Spieler ersetzen. Unsere Ideen werden wir besprechen. Michael Schwetje hat dabei immer das letzte Wort. Man darf schließlich nicht vergessen, dass wir auch ein Wirtschaftsunternehmen sind.

DFB.de: In der vergangenen Saison spielte die Fortuna lange um den Aufstieg mit, musste im letzten Drittel aber abreißen lassen. Wie haben Sie die Spielzeit aufgearbeitet und welche Schlüsse haben Sie gezogen?

Koschinat: Es gibt zwei Sichtweisen. Analysiert man die Saison vom Ende aus, hat sie einen negativen Touch. Wir wollten ganz oben angreifen und uns für den DFB-Pokal qualifizieren. Beides hat nicht geklappt. Analysiert man die Spielzeit aber vom Start weg, sieht die ganze Sache schon wieder anders aus. Viele hatten uns im vergangenen Sommer als knallharten Abstiegskandidaten gesehen. Das waren wir nie. Im Gegenteil: Phasenweise konnten wir mit den Schwergewichten der Liga mithalten.

DFB.de: Wie sieht die Marschrichtung für die neue Saison aus?

Koschinat: Die vergangene Spielzeit war für uns recht ruhig. Ich hätte nichts gegen eine Wiederholung, denn durch die starken Auf- und Absteiger wird es sicher die sportlich schärfste 3. Liga seit ihrem Bestehen. Hinzu kommt, dass es erstmals vier Absteiger gibt. Wir wollen uns möglichst ab dem ersten Spieltag von unten fernhalten und die sportliche Entwicklung vorantreiben. In der Abschlusstabelle der Saison 2017/2018 standen 54 Punkte zu Buche. Auch daran wollen wir uns messen lassen.

DFB.de: Der Tempofußball zeichnete die Fortuna zuletzt aus. Wird sich daran etwas ändern?

Koschinat: Die Analyse hat gezeigt, dass uns auf der Zielgeraden der Sprit ausgegangen ist. Das hatte auf der einen Seite psychologische Gründe. Wir hatten uns gerade neue Ziele gesteckt, da haben uns nicht einkalkulierte Niederlagen weit zurückgeworfen. Auf der anderen Seite konnten wir die Last auf zu wenige Schultern verteilen. Das wollen wir ändern und dahinkommen, dass wir auch von der Bank noch starke Alternativen bringen können. Teilweise hatte uns in der vergangenen Saison noch die Reife gefehlt, um einen Zwei-Tore-Vorsprung in der Schlussphase einfach einmal zu verwalten. Auch daran werden wir feilen.

DFB.de: Sie sind schon seit 2011 Trainer der Fortuna. Können Sie sich vorstellen, in die Fußstapfen eines Volker Finke zu treten, der 16 Jahre beim SC Freiburg war?

Koschinat: In meinem täglichen Leben spielt das keine Rolle. Es ist nicht mein Ziel, irgendjemanden zu übertrumpfen oder als Rekordhalter in die Geschichtsbücher einzugehen. Ich möchte Tag für Tag mein Bestes für den Verein geben. Der großen Verantwortung bin ich mir stets bewusst. Ein Abstieg würde die Fortuna weit zurückwerfen. Deshalb gilt es, stets wachsam und auch selbstkritisch zu sein.

[mspw]

Trainer Uwe Koschinat geht mit dem Drittligisten Fortuna Köln in seine mittlerweile achte Saison. Unter der Regie des 46-Jährigen war der langjährige Zweitligist 2014 in die 3. Liga aufgestiegen und etablierte sich dort. Die vergangene Spielzeit schlossen die Kölner auf Rang acht ab und brachten damit erstmals einen einstelligen Tabellenplatz unter Dach und Fach. Phasenweise sah es sogar danach aus, als könne die Fortuna ganz oben angreifen. Zur neuen Saison muss Koschinat nun einige seiner bisherigen Leistungsträger ersetzen.

Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Uwe Koschinat mit Thomas Palapies-Ziehn über die Sommerpause, den Abgang von wichtigen Spielern und seine lange Zeit im Amt.

DFB.de: Wie haben Sie die Pause von knapp vier Wochen genutzt, Herr Koschinat?

Uwe Koschinat: Ich habe die Zeit durchaus genossen. Dass ich nicht im Urlaub war, hatte pragmatische Gründe. Meine Frau ist Lehrerin, meine Kinder sind schulpflichtig. Dennoch konnte ich relaxen. Die gemeinsame Zeit mit der Familie hat gutgetan. Ein paar Telefonate in Bezug auf die Fortuna gab es selbstverständlich schon. Trotzdem hat sich die Zeit für mich wie Urlaub angefühlt.

DFB.de: Welchen Eindruck haben Ihre Spieler auf Sie beim Leistungstest gemacht?

Koschinat: Erst einmal habe ich mich sehr gefreut, die Spieler wiederzusehen. Insgesamt war es auch ein positiver Auftakt, abgesehen von einigen Kleinigkeiten. So ist Dominik Ernst nach seiner Knieverletzung noch nicht ganz schmerzfrei. Und auch unser Zugang Benjamin Pintol laboriert an den Folgen eines Sehnenanrisses in der Fußsohle, den er sich noch in Halle zugezogen hatte.

DFB.de: Besonders nach den Abgängen von Torhüter Tim Boss zu Dynamo Dresden und Torjäger Daniel Keita-Ruel zur SpVgg Greuther Fürth waren einige Kaderplätze noch offen.

Koschinat: Wir werden bewährte Pfade nicht verlassen. Das heißt, dass wir nur Spieler verpflicht haben, die wir gut kennen und die zu uns passen. Qualität ging da eindeutig vor Geschwindigkeit. Auf der anderen Seite bin ich aber auch ein Fan davon, den Kader recht früh komplett beisammen zu haben, um möglichst lange mit ihm auf das erste Saisonspiel hinarbeiten zu können. Auch deshalb haben wir die Verpflichtung von Torhüter Nikolai Rehnen von Arminia Bielefeld sowie der beiden Stürmer Moritz Hartmann aus Ingolstadt und Kwame Yeboah aus Mönchengladbach forciert.

DFB.de: Haben Sie die Abgänge von Boss, Keita-Ruel und auch Manuel Farrona Pulido überrascht?

Koschinat: Wir haben immer offen kommuniziert. Das spricht für die gute Zusammenarbeit bei der Fortuna. Daniel hat sicher eine herausragende Entwicklung hinter sich. Schon im Winter stand er bei einigen Klubs auf dem Zettel. Tim hat vom ersten Tag an signalisiert, dass er angreifen und nach oben will. Von daher war allenfalls der Zeitpunkt etwas überraschend. Bei Manuel gab es offene Gespräche mit ihm und seinem Berater. Es hat unter dem Strich - für beide Seiten - nicht optimal gepasst.

DFB.de: Sehen Sie die Transfers mit einem lachenden und weinenden Auge?

Koschinat: Ganz klar! Zum einen haben wir extreme sportliche Qualität verloren. Tim und Daniel waren nicht nur Leistungsträger, sondern auch in fast jedem Spiel dabei. Andererseits haben wir uns nun einmal als Weiterbildungsverein positioniert. Es ist uns schon mehrfach gelungen, relativ unbekannte Spieler für die 2. Liga zu entwickeln. Das verstehen wir durchaus als Auszeichnung für unsere Transferaktivitäten.

DFB.de: Erleichtert diese Entwicklung die Suche nach neuen Spielern?

Koschinat: Das tut es. Es gibt meiner Meinung nach aber noch einen anderen wichtigen Faktor. Bei uns gibt es eine große Personalkontinuität. Das betrifft das Trainer- und Funktionsteam, aber auch die Vereinsführung. So etwas bildet Vertrauen und schweißt zusammen. Spieler wissen, dass sie bei uns mit keiner Fluktuation rechnen müssen. So können sie sich ohne Nebengeräusche auf ihre Entwicklung konzentrieren.

DFB.de: Stimmt es, dass die Fortuna bisher noch nie eine Ablöse gezahlt hat?

Koschinat: Das ist richtig.

DFB.de: Für Boss und Keita-Ruel kamen jeweils sechsstellige Summe herein. Werden Sie das reinvestieren und erstmals für einen Spieler in die Tasche greifen?

Koschinat: Dieses Thema betrifft eher unseren Geschäftsführer Michael Schwetje. Aus rein sportlicher Sicht müssen wir drei leistungsstarke Spieler ersetzen. Unsere Ideen werden wir besprechen. Michael Schwetje hat dabei immer das letzte Wort. Man darf schließlich nicht vergessen, dass wir auch ein Wirtschaftsunternehmen sind.

DFB.de: In der vergangenen Saison spielte die Fortuna lange um den Aufstieg mit, musste im letzten Drittel aber abreißen lassen. Wie haben Sie die Spielzeit aufgearbeitet und welche Schlüsse haben Sie gezogen?

Koschinat: Es gibt zwei Sichtweisen. Analysiert man die Saison vom Ende aus, hat sie einen negativen Touch. Wir wollten ganz oben angreifen und uns für den DFB-Pokal qualifizieren. Beides hat nicht geklappt. Analysiert man die Spielzeit aber vom Start weg, sieht die ganze Sache schon wieder anders aus. Viele hatten uns im vergangenen Sommer als knallharten Abstiegskandidaten gesehen. Das waren wir nie. Im Gegenteil: Phasenweise konnten wir mit den Schwergewichten der Liga mithalten.

DFB.de: Wie sieht die Marschrichtung für die neue Saison aus?

Koschinat: Die vergangene Spielzeit war für uns recht ruhig. Ich hätte nichts gegen eine Wiederholung, denn durch die starken Auf- und Absteiger wird es sicher die sportlich schärfste 3. Liga seit ihrem Bestehen. Hinzu kommt, dass es erstmals vier Absteiger gibt. Wir wollen uns möglichst ab dem ersten Spieltag von unten fernhalten und die sportliche Entwicklung vorantreiben. In der Abschlusstabelle der Saison 2017/2018 standen 54 Punkte zu Buche. Auch daran wollen wir uns messen lassen.

DFB.de: Der Tempofußball zeichnete die Fortuna zuletzt aus. Wird sich daran etwas ändern?

Koschinat: Die Analyse hat gezeigt, dass uns auf der Zielgeraden der Sprit ausgegangen ist. Das hatte auf der einen Seite psychologische Gründe. Wir hatten uns gerade neue Ziele gesteckt, da haben uns nicht einkalkulierte Niederlagen weit zurückgeworfen. Auf der anderen Seite konnten wir die Last auf zu wenige Schultern verteilen. Das wollen wir ändern und dahinkommen, dass wir auch von der Bank noch starke Alternativen bringen können. Teilweise hatte uns in der vergangenen Saison noch die Reife gefehlt, um einen Zwei-Tore-Vorsprung in der Schlussphase einfach einmal zu verwalten. Auch daran werden wir feilen.

DFB.de: Sie sind schon seit 2011 Trainer der Fortuna. Können Sie sich vorstellen, in die Fußstapfen eines Volker Finke zu treten, der 16 Jahre beim SC Freiburg war?

Koschinat: In meinem täglichen Leben spielt das keine Rolle. Es ist nicht mein Ziel, irgendjemanden zu übertrumpfen oder als Rekordhalter in die Geschichtsbücher einzugehen. Ich möchte Tag für Tag mein Bestes für den Verein geben. Der großen Verantwortung bin ich mir stets bewusst. Ein Abstieg würde die Fortuna weit zurückwerfen. Deshalb gilt es, stets wachsam und auch selbstkritisch zu sein.

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