Koch: "Schädlich, wenn wir nicht schnell Klarheit bekommen“

Seit einigen Tagen, seit der Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft Bochum, dreht sich beim DFB vieles um die schnelle Aufklärung der möglichen Wett- und Spielmanipulationen im deutschen Fußball. Natürlich ist auch Dr. Rainer Koch, Vizepräsident für Rechts- und Satzungsfragen, maßgeblich in die Arbeit des Verbandes eingebunden.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Stephan Brause spricht der Jurist und Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes über den aktuellen Stand der Ermittlungen, die nicht ganz einfache Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Bochum und den anstehenden Besuch beim Sportausschuss des Bundestages.

DFB.de: Herr Dr. Koch, als Vizepräsident für Rechts- und Satzungsfragen des Deutschen Fußball-Bundes dürften Sie seit einigen Tagen reichlich in Sachen Spiel- und Wettmanipulationen zu tun haben, oder?

Dr. Rainer Koch: Ja, das stimmt. Derzeit laufen tatsächlich zahlreiche Informationen zu diesen Vorgängen ein. Zudem werde ich ebenso wie Präsident Dr. Theo Zwanziger täglich ausführlich von der Task Force des DFB über neue Erkenntnisse und den aktuellen Sachstand informiert und halte engen Kontakt zum DFB-Kontrollausschuss, der unter Leitung von Dr. Nachreiner die Ermittlungen führt.

DFB.de: Und wie ist der derzeitige Sachstand?

Dr. Koch: Zu Details der laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum kann ich natürlich nichts sagen, zumal wir bislang noch keine Einsicht in die Akten nehmen konnten. Die Task Force des DFB, die wir als erste Maßnahme nach Bekanntwerden der etwaigen Manipulationen eingesetzt haben, trägt allerdings ebenfalls zahlreiche Informationen zusammen. Man darf dieses Gremium nicht unterschätzen. Bei uns melden sich inzwischen beispielsweise Spieler, weil sie zu uns vielleicht mehr Vertrauen haben als zur Staatsanwaltschaft. Wir kooperieren eng mit der Staatsanwaltschaft, damit die Sachverhalte schnell und präzise bewertet werden. Die Task Force ist eine Art internes Lagezentrum, in dem jeden Tag die neuesten Informationen zusammengeführt werden.

DFB.de: Laut Angaben seines Anwalts hat der Spieler Marcel Schuon bereits vor der Staatsanwaltschaft Bochum ausgesagt. Wann wird der Kontrollausschuss des DFB in dieser Sache aktiv?

Dr. Koch: Eine erste Befragung ist bereits am Sonntag, direkt im Anschluss an die Befragung des Spielers durch die Staatsanwaltschaft, erfolgt. Zu den Inhalten kann ich allerdings verständlicherweise noch keine Angaben machen, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt.



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Seit einigen Tagen, seit der Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft Bochum, dreht sich beim DFB vieles um die schnelle Aufklärung der möglichen Wett- und Spielmanipulationen im deutschen Fußball. Natürlich ist auch Dr. Rainer Koch, Vizepräsident für Rechts- und Satzungsfragen, maßgeblich in die Arbeit des Verbandes eingebunden.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Stephan Brause spricht der Jurist und Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes über den aktuellen Stand der Ermittlungen, die nicht ganz einfache Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Bochum und den anstehenden Besuch beim Sportausschuss des Bundestages.

DFB.de: Herr Dr. Koch, als Vizepräsident für Rechts- und Satzungsfragen des Deutschen Fußball-Bundes dürften Sie seit einigen Tagen reichlich in Sachen Spiel- und Wettmanipulationen zu tun haben, oder?

Dr. Rainer Koch: Ja, das stimmt. Derzeit laufen tatsächlich zahlreiche Informationen zu diesen Vorgängen ein. Zudem werde ich ebenso wie Präsident Dr. Theo Zwanziger täglich ausführlich von der Task Force des DFB über neue Erkenntnisse und den aktuellen Sachstand informiert und halte engen Kontakt zum DFB-Kontrollausschuss, der unter Leitung von Dr. Nachreiner die Ermittlungen führt.

DFB.de: Und wie ist der derzeitige Sachstand?

Dr. Koch: Zu Details der laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum kann ich natürlich nichts sagen, zumal wir bislang noch keine Einsicht in die Akten nehmen konnten. Die Task Force des DFB, die wir als erste Maßnahme nach Bekanntwerden der etwaigen Manipulationen eingesetzt haben, trägt allerdings ebenfalls zahlreiche Informationen zusammen. Man darf dieses Gremium nicht unterschätzen. Bei uns melden sich inzwischen beispielsweise Spieler, weil sie zu uns vielleicht mehr Vertrauen haben als zur Staatsanwaltschaft. Wir kooperieren eng mit der Staatsanwaltschaft, damit die Sachverhalte schnell und präzise bewertet werden. Die Task Force ist eine Art internes Lagezentrum, in dem jeden Tag die neuesten Informationen zusammengeführt werden.

DFB.de: Laut Angaben seines Anwalts hat der Spieler Marcel Schuon bereits vor der Staatsanwaltschaft Bochum ausgesagt. Wann wird der Kontrollausschuss des DFB in dieser Sache aktiv?

Dr. Koch: Eine erste Befragung ist bereits am Sonntag, direkt im Anschluss an die Befragung des Spielers durch die Staatsanwaltschaft, erfolgt. Zu den Inhalten kann ich allerdings verständlicherweise noch keine Angaben machen, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt.

DFB.de: Am morgigen Mittwoch vertreten Sie den DFB vor dem Sportausschuss des Bundestages. Der Verband sei zum „Rapport“ nach Berlin gebeten worden heißt es. Was erwarten Sie von der morgigen Sitzung?

Dr. Koch: Als Rapport verstehen wir die Einladung nach Berlin ganz und gar nicht. Ich denke, es ist legitim, dass Frau Freitag und der Sportausschuss direkt von uns Informationen zu den Vorgängen haben möchten. Deshalb werden wir ausführlich über den aktuellen Sachstand berichten. Sicherlich wird auch das Glückspielmonopol in Deutschland zur Sprache kommen. Zudem erhoffen wir uns, dass der Sportausschuss versteht, dass dem DFB und dem Fußball in Deutschland ganz und gar nicht damit geholfen ist, wenn wir erst – wie von der Staatsanwaltschaft in Bochum angedeutet – Ende des Jahres Einsicht in die Ermittlungsakten bekommen. Es ist absolut schädlich, wenn wir es nicht schaffen, möglichst schnell Klarheit zu bekommen. Je länger wir hingehalten werden, desto schwieriger wird der Vorgang und desto größer der drohende Schaden. Und ich habe ehrlich gesagt ein wenig Bedenken, dass der ganze Vorgang ausgeht wie das bekannte Hornberger Schießen, wenn die Staatsanwaltschaft die Überlassung von Informationen und vor allem die Akteneinsicht weiter herauszögert.

DFB.de: Wie meinen Sie das?

Dr. Koch: Natürlich verstehen wir, dass die Staatsanwaltschaft andere, strafrechtliche Ansätze bei der Ermittlung hat. Es geht aber bei weitem nicht nur um Strafverfolgung. Die Staatsanwaltschaft muss auch verstehen, dass wir als Sportverband unsere Glaubwürdigkeit und vor allem auch unsere laufenden Wettbewerbe sehen müssen. Hier hoffe ich auf Unterstützung im Sportausschuss. DFB und DFL müssen im Interesse von Millionen Fußballfans und der Integrität unserer Wettbewerbe möglichst schnell wissen, ob Partien der laufenden Saison manipuliert worden sind, um sportgerichtlich tätig werden und den Schaden beheben zu können. Wir müssen viel schneller handeln als die Justizbehörden. Es erfüllt uns deshalb ein wenig mit Sorge, dass der komplette Vorgang beispielsweise offensichtlich nur von einem einzigen – zugegebener Maßen sehr engagierten - Staatsanwalt behandelt wird, der zeitgleich darüber hinaus noch andere Verfahren zu betreuen hat.

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DFB.de: Weshalb diese Sorgen?

Dr. Koch: Für den Fußball wäre es einfach misslich, wenn einige Ermittlungsverfahren als „geringfügige Fälle“ eingestuft und in beschleunigten Verfahren abgeschlossen würden, ohne dass die tatsächliche Manipulation von Spielen konkret aufgeklärt worden ist. Der DFB kann weder Telefone abhören, noch Wohnungen durchsuchen oder Verdächtige festnehmen. Wir brauchen deshalb die Unterstützung von Staatsanwaltschaft und Polizei. Umgekehrt wird der DFB niemals irgendwelche Informationen vorenthalten oder Ermittlungen des Staates behindern. Im Gegenteil, wir sehen uns eher als wichtige Gehilfen, schließlich bekommen auch wir zahlreiche interessante Informationen. Wir haben der Staatsanwaltschaft in Bochum absolute Offenheit zugesagt und leben diese auch. Wir hoffen daher, dass die Staatsanwaltschaft Bochum unser Anliegen erkennt und wir nicht erst Ende des Jahres Einsicht in die Akten bekommen. Wir stehen bereits in der Mitte der Spielzeit und dürfen bei der Aufklärung von konkreten Spielmanipulationen, was die Strafverfolger erfahrungsgemäß weniger interessiert, keine Zeit verlieren. Eines ist sicher: Nur gemeinsam können wir den Sumpf im Ganzen trocken legen, es geht um Wettbetrug und um Manipulation des Wettbewerbs.

DFB.de: Zudem geben fehlende Informationen auch reichlich Anlass zu Spekulationen in der Öffentlichkeit.

Dr. Koch: Das stimmt. Wenn ich sehe und lese, was derzeit so alles berichtet wird, dann muss ich schon sagen, dass es sich oftmals schon um rein spekulative Berichterstattung handelt. So wurde beispielsweise von 60 Spielen berichtet, die in den vergangenen Jahren in Deutschland manipuliert worden seien. Um es mal salopp zu formulieren: Genauso gut hätte man auch irgendeine andere beliebige Zahl nehmen können, denn sie ist meiner Meinung nach reine Spekulation ohne konkreten Anhaltspunkt. Und was öffentliche Spekulationen bewirken können, das hat ja der Fall des Schiedsrichters Jürgen Jansen im Rahmen der Hoyzer-Affäre gezeigt. Wir müssen mit aller Macht verhindern, dass so etwas wieder passiert.