Kluge: "Wir wollen festes Mitglied der Bundesliga werden"

Der SV Werder ist zurück. Die Bremerinnen haben die Rückkehr in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga geschafft. Im DFB.de-Interview ordnet Alexander Kluge ein, wie er den Saisonabbruch wertet. Der 50 Jahre alte Trainer sagt, welche Perspektive der Verein mittelfristig hat und wie der Klassenverbleib im schwierigen ersten Jahr gelingen soll.

DFB.de: Herr Kluge, Ihre Mannschaft hat in 16 Begegnungen zwölf Siege gefeiert und viermal Unentschieden gespielt. Eine Niederlage gab es nicht. Sind Sie stolz auf diese Bilanz?

Alexander Kluge: Ja, wir sind stolz auf unsere Leistungen in dieser Saison. Wir haben uns einen guten Punktevorsprung aufgebaut. Natürlich hätten wir die Serie gerne zu Ende gespielt und uns sportlich qualifiziert. Aber die Corona-Zeiten lassen es eben nicht anders zu. Wir freuen uns trotzdem über den Aufstieg.

DFB.de: Bleibt aus Ihrer Sicht trotzdem ein kleiner Schatten, weil die Saison nicht regulär zu Ende gebracht werden konnte?

Kluge: Natürlich bleibt ein kleiner Beigeschmack. Als Sportler beziehungsweise als Fußballerin und Fußballer hatten wir natürlich das Ziel, die Saison komplett zu Ende zu bringen. Es ist schade, dass das nicht der Fall ist.

DFB.de: An 13 von 16 Spieltagen haben Sie Platz eins belegt. Besteht aus Ihrer Sicht irgendein Zweifel, dass Sie zurecht in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga zurückkehren?

Kluge: Nein, ich glaube, dass unser Aufstieg verdient ist. Zum Zeitpunkt des Abbruchs beträgt unser Vorsprung auf den ersten Nicht-Aufstiegsplatz 14 Punkte. Es war vom ersten Spieltag an unser Ziel, vor allem nach dem bitteren Abstieg in der vergangenen Saison, den sofortigen Wiederaufstieg zu schaffen. Das hat die Mannschaft die gesamte Spielzeit über angetrieben. Wir wollten möglichst schnell und sofort wieder hochgehen.

DFB.de: Ihr letztes Pflichtspiel war Anfang März, Ihr nächstes Pflichtspiel wird voraussichtlich Anfang September sein. Wie überbrücken Sie als Trainer diesen in sportlicher Hinsicht unglaublich langen Zeitraum?

Kluge: So eine Situation hat vorher noch nie jemand erlebt. Deshalb gibt es auch den Musterplan dafür nicht. Wir müssen jetzt grundsätzlich erst mal abwarten, wann und wie die neue Saison startet. Der ursprüngliche Plan war, dass es am 23. August wieder losgehen sollte. Ich glaube, dass dieser Termin aufgrund verschiedener Konstellationen nicht zu halten sein wird und dass wir eher in den September gehen werden. Am Ende muss jedoch der Verband in Abstimmung mit den Behörden die Entscheidung treffen. Wir haben mehrere Szenarien in der Schublade, um diesen Zeitraum zu überbrücken. Wir gucken, wie sich die Lage entwickelt und wann die Bundesligasaison 2021/2022 tatsächlich startet. Wenn das klar ist, werden wir unsere Vorbereitung dementsprechend ausrichten. Wir sind weiter geduldig und beobachten die Situation. Für uns wäre der nächste logische Schritt zunächst, dass wir wieder ins normale Mannschaftstraining zurückkehren können. Bis zuletzt haben wir nur in Kleingruppen geübt. Ich hoffe, dass wir weiter in Richtung Normalität kommen.

DFB.de: Wie sieht die sportliche Perspektive aus? Die Historie zeigt, dass die Aufsteiger häufig auch wieder die Absteiger sind.

Kluge: Wir haben im Verein schon beide Situationen erlebt: Nach dem Aufstieg den Wiederabstieg, aber wir haben den Klassenverbleib auch schon einmal realisieren können. Aus dieser Zeit haben wir noch einige Spielerinnen an Bord. Die wissen, wie es ist, wenn man absteigt. Sie wissen aber auch, wie man die Klasse hält. Um unsere Ziele zu erreichen, werden wir uns zudem punktuell verstärken. Wir wissen, worauf es gerade im ersten Jahr ankommt und was wichtig ist. Wir sehen uns gut gerüstet für die neue Saison.

DFB.de: Ist es dann mittelfristig das Ziel, den Verein in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga zu etablieren?

Kluge: Wir wollen schon eine kontinuierliche Entwicklung haben. Im ersten Schritt müssen wir die Klasse sichern und uns darüber weiterentwickeln. Perspektivisch wollen wir festes Mitglied der ersten Bundesliga werden.

DFB.de: Die Konkurrenz verstärkt sich ebenfalls. Der 1. FC Köln hat mit den Verpflichtungen von Mandy Islacker und Lena Lotzen für Aufsehen gesorgt. Wie sieht in dieser Hinsicht der Weg des SV Werder aus?

Kluge: Unser Weg sieht so aus, dass wir weiter eigene Spielerinnen entwickeln wollen, sie besser zu machen und voran zu bringen. Punktuell werden wir auch Spielerinnen dazu holen, die schon Erfahrung auf diesem Niveau sammeln konnten. Als Beispiel nenne ich gerne Margarita Gidion, die fast 100 Begegnungen in der Bundesliga bestritten hat und ab Sommer unserem Kader angehört. Jasmin Sehan kommt aus dem Nachwuchs des VfL Wolfsburg und hat dort viel mit der ersten Mannschaft trainiert. Zuletzt hat sie sich beim SC Sand in Deutschlands höchster Spielklasse etabliert. Beide werden unseren Kader auf ein höheres Niveau heben.

DFB.de: Es fällt auf, dass die FLYERALARM Frauen-Bundesliga immer mehr durch Klubs bestimmt wird, die eine Profimannschaft bei den Männern haben. Ist das die Zukunft?

Kluge: Grundsätzlich werte ich es als gutes Zeichen, dass sich immer mehr Profiklubs im Frauenfußball engagieren und ihm so Wertschätzung entgegenbringen. Es ist ein tolles Zeichen, wenn Vereine den Frauenfußball nicht nur nebenbei laufen lassen, sondern ihn auch dazu nutzen, um eine Markenbildung zu erreichen und den Stellenwert des Frauenfußballs zu verbessern.

DFB.de: Muss es für den SV Werder vor diesem Hintergrund nicht mittel- und langfristig das Ziel sein, Richtung Hoffenheim, München und vielleicht sogar Wolfsburg zu schauen?

Kluge: Wie gesagt, müssen wir uns erstmal in der Bundesliga etablieren und dort ein festes Mitglied werden. Darüber hinaus wollen wir uns Schritt für Schritt weiterentwickeln.

[sw]

Der SV Werder ist zurück. Die Bremerinnen haben die Rückkehr in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga geschafft. Im DFB.de-Interview ordnet Alexander Kluge ein, wie er den Saisonabbruch wertet. Der 50 Jahre alte Trainer sagt, welche Perspektive der Verein mittelfristig hat und wie der Klassenverbleib im schwierigen ersten Jahr gelingen soll.

DFB.de: Herr Kluge, Ihre Mannschaft hat in 16 Begegnungen zwölf Siege gefeiert und viermal Unentschieden gespielt. Eine Niederlage gab es nicht. Sind Sie stolz auf diese Bilanz?

Alexander Kluge: Ja, wir sind stolz auf unsere Leistungen in dieser Saison. Wir haben uns einen guten Punktevorsprung aufgebaut. Natürlich hätten wir die Serie gerne zu Ende gespielt und uns sportlich qualifiziert. Aber die Corona-Zeiten lassen es eben nicht anders zu. Wir freuen uns trotzdem über den Aufstieg.

DFB.de: Bleibt aus Ihrer Sicht trotzdem ein kleiner Schatten, weil die Saison nicht regulär zu Ende gebracht werden konnte?

Kluge: Natürlich bleibt ein kleiner Beigeschmack. Als Sportler beziehungsweise als Fußballerin und Fußballer hatten wir natürlich das Ziel, die Saison komplett zu Ende zu bringen. Es ist schade, dass das nicht der Fall ist.

DFB.de: An 13 von 16 Spieltagen haben Sie Platz eins belegt. Besteht aus Ihrer Sicht irgendein Zweifel, dass Sie zurecht in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga zurückkehren?

Kluge: Nein, ich glaube, dass unser Aufstieg verdient ist. Zum Zeitpunkt des Abbruchs beträgt unser Vorsprung auf den ersten Nicht-Aufstiegsplatz 14 Punkte. Es war vom ersten Spieltag an unser Ziel, vor allem nach dem bitteren Abstieg in der vergangenen Saison, den sofortigen Wiederaufstieg zu schaffen. Das hat die Mannschaft die gesamte Spielzeit über angetrieben. Wir wollten möglichst schnell und sofort wieder hochgehen.

DFB.de: Ihr letztes Pflichtspiel war Anfang März, Ihr nächstes Pflichtspiel wird voraussichtlich Anfang September sein. Wie überbrücken Sie als Trainer diesen in sportlicher Hinsicht unglaublich langen Zeitraum?

Kluge: So eine Situation hat vorher noch nie jemand erlebt. Deshalb gibt es auch den Musterplan dafür nicht. Wir müssen jetzt grundsätzlich erst mal abwarten, wann und wie die neue Saison startet. Der ursprüngliche Plan war, dass es am 23. August wieder losgehen sollte. Ich glaube, dass dieser Termin aufgrund verschiedener Konstellationen nicht zu halten sein wird und dass wir eher in den September gehen werden. Am Ende muss jedoch der Verband in Abstimmung mit den Behörden die Entscheidung treffen. Wir haben mehrere Szenarien in der Schublade, um diesen Zeitraum zu überbrücken. Wir gucken, wie sich die Lage entwickelt und wann die Bundesligasaison 2021/2022 tatsächlich startet. Wenn das klar ist, werden wir unsere Vorbereitung dementsprechend ausrichten. Wir sind weiter geduldig und beobachten die Situation. Für uns wäre der nächste logische Schritt zunächst, dass wir wieder ins normale Mannschaftstraining zurückkehren können. Bis zuletzt haben wir nur in Kleingruppen geübt. Ich hoffe, dass wir weiter in Richtung Normalität kommen.

DFB.de: Wie sieht die sportliche Perspektive aus? Die Historie zeigt, dass die Aufsteiger häufig auch wieder die Absteiger sind.

Kluge: Wir haben im Verein schon beide Situationen erlebt: Nach dem Aufstieg den Wiederabstieg, aber wir haben den Klassenverbleib auch schon einmal realisieren können. Aus dieser Zeit haben wir noch einige Spielerinnen an Bord. Die wissen, wie es ist, wenn man absteigt. Sie wissen aber auch, wie man die Klasse hält. Um unsere Ziele zu erreichen, werden wir uns zudem punktuell verstärken. Wir wissen, worauf es gerade im ersten Jahr ankommt und was wichtig ist. Wir sehen uns gut gerüstet für die neue Saison.

DFB.de: Ist es dann mittelfristig das Ziel, den Verein in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga zu etablieren?

Kluge: Wir wollen schon eine kontinuierliche Entwicklung haben. Im ersten Schritt müssen wir die Klasse sichern und uns darüber weiterentwickeln. Perspektivisch wollen wir festes Mitglied der ersten Bundesliga werden.

DFB.de: Die Konkurrenz verstärkt sich ebenfalls. Der 1. FC Köln hat mit den Verpflichtungen von Mandy Islacker und Lena Lotzen für Aufsehen gesorgt. Wie sieht in dieser Hinsicht der Weg des SV Werder aus?

Kluge: Unser Weg sieht so aus, dass wir weiter eigene Spielerinnen entwickeln wollen, sie besser zu machen und voran zu bringen. Punktuell werden wir auch Spielerinnen dazu holen, die schon Erfahrung auf diesem Niveau sammeln konnten. Als Beispiel nenne ich gerne Margarita Gidion, die fast 100 Begegnungen in der Bundesliga bestritten hat und ab Sommer unserem Kader angehört. Jasmin Sehan kommt aus dem Nachwuchs des VfL Wolfsburg und hat dort viel mit der ersten Mannschaft trainiert. Zuletzt hat sie sich beim SC Sand in Deutschlands höchster Spielklasse etabliert. Beide werden unseren Kader auf ein höheres Niveau heben.

DFB.de: Es fällt auf, dass die FLYERALARM Frauen-Bundesliga immer mehr durch Klubs bestimmt wird, die eine Profimannschaft bei den Männern haben. Ist das die Zukunft?

Kluge: Grundsätzlich werte ich es als gutes Zeichen, dass sich immer mehr Profiklubs im Frauenfußball engagieren und ihm so Wertschätzung entgegenbringen. Es ist ein tolles Zeichen, wenn Vereine den Frauenfußball nicht nur nebenbei laufen lassen, sondern ihn auch dazu nutzen, um eine Markenbildung zu erreichen und den Stellenwert des Frauenfußballs zu verbessern.

DFB.de: Muss es für den SV Werder vor diesem Hintergrund nicht mittel- und langfristig das Ziel sein, Richtung Hoffenheim, München und vielleicht sogar Wolfsburg zu schauen?

Kluge: Wie gesagt, müssen wir uns erstmal in der Bundesliga etablieren und dort ein festes Mitglied werden. Darüber hinaus wollen wir uns Schritt für Schritt weiterentwickeln.

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