Kleineheismann: Mit YouTube zum Co-Trainer

Stefan Kleineheismann spielte viele Jahre in der 3. Liga, kam dort auf 222 Einsätze. Seit Sommer 2018 ist der Verteidiger Kapitän beim Bayern-Regionalligisten 1. FC Schweinfurt 05. Bald wird der 32 Jahre alte Abwehrchef spielender Co-Trainer beim Ex-Zweitligisten. Im DFB.de-Interview spricht Kleineheismann über seinen Schritt in den Trainerbereich und soziales Engagement in der Corona-Krise.

DFB.de: Die Corona-Pause dauert nun schon fast zwei Monate. Wie geht es Ihnen und wie sehr juckt es in den Füßen, Herr Kleineheismann?

Stefan Kleineheismann: Mir und meiner Familie geht es gut. In meinem direkten Umfeld hat zum Glück niemand gesundheitliche Probleme. Der Fußball fehlt extrem und ich hoffe, dass es bald weitergehen kann. Da ich schon seit Ende Februar Probleme mit meinem Knöchel habe, könnte ich derzeit aber ohnehin nicht spielen. Ich nutze die spiel- und trainingsfreie Zeit, um mich mit Rehatraining wieder fit zu machen und bin froh, mich so - trotz der Ausnahmesituation - sportlich betätigen zu können.

DFB.de: Solidarität wird auch beim 1. FC Schweinfurt 05 in diesen Tagen großgeschrieben. Der Verkauf von virtuellen Tickets war ein Erfolg, Ihr Mitspieler Marco Fritscher wollte gemeinsam mit seiner Freundin regionalen Bauern bei der Spargel-Ernte helfen. Was ist daraus geworden?

Kleineheismann: Weil die Bauern doch noch Unterstützung von genügend erfahrenen Erntehelfern erhalten haben, gab es dort keinen Bedarf mehr. Marco wollte aber unbedingt irgendwo mit anpacken, hat sich stattdessen in einem Supermarkt engagiert und dort unter anderem dabei geholfen, die Einkaufswägen zu desinfizieren. Eine starke Aktion!

DFB.de: Wie engagieren Sie sich während der Corona-Krise?

Kleineheismann: Ich bin in den vergangenen Wochen häufig für die Großeltern meiner Frau und ältere Nachbarn einkaufen gegangen. Das war für sie eine wertvolle Hilfe.

DFB.de: Die Personalplanung in Schweinfurt läuft trotz der Krise auf Hochtouren. Neben einigen Transfers und Vertragsverlängerungen gab der Verein bekannt, dass Sie ab Sommer spielender Co-Trainer sind. Weshalb haben Sie sich für diesen Schritt entschieden?

Kleineheismann: Dass ich Trainer werden möchte, steht für mich schon lange fest. Mit Mitte 20 habe ich gemerkt, dass es für eine große Spielerkarriere nicht reichen wird. Ich wollte mich frühzeitig weiterbilden, um mich auf die Zeit nach der aktiven Laufbahn vorzubereiten. Zunächst habe ich Sportmanagement studiert. Während des Studiums ist dann immer mehr der Wunsch gereift, irgendwann als Trainer zu arbeiten. In Schweinfurt wurde mir in den vergangenen zwei Jahren parallel zum Regionalligafußball die Möglichkeit gegeben, mit meinen Trainerscheinen anzufangen. Mittlerweile denke ich nicht nur noch wie ein Spieler, sondern versetze mich auch häufig in den Trainer hinein. Es ist jetzt ein guter Zeitpunkt für den Übergang. Zusätzlich zu meinem Job als Co-Trainer beginne ich im Dezember mit dem Erwerb der A-Lizenz.

DFB.de: Wie bereiten Sie sich in der Corona-Pause auf Ihre Trainerarbeit vor?

Kleineheismann: Ich nehme seit dieser Woche unter anderem an einer Online-Schulung zum Thema Spielanalyse teil. Die Dozenten arbeiten alle selbst im professionellen Fußballbereich, so dass ich sicher viel neuen Input erhalte. Bislang hatte ich mir vieles selbst beigebracht - mit Internet-Recherchen und YouTube-Tutorials. (lacht) Spielszenen für Analysen zusammenschneiden kann ich zum Beispiel schon.

DFB.de: Vorerst bleiben Sie aber auch als Spieler im Kader. Wie lange werden wir Sie noch selbst am Ball sehen?

Kleineheismann: Noch steht gar nicht genau fest, wie die Konstellation ab Sommer aussehen wird. Das hängt auch davon ab, wie schnell ich meine Verletzung auskuriert habe. Vielleicht spiele ich weiter regelmäßig. Möglicherweise ziehe ich mich aber auch sofort etwas zurück aus dem aktiven Bereich und bin nur noch ein Backup-Spieler.

DFB.de: Ihre Zukunft sehen Sie im Fußball und bestenfalls auf dem Trainerstuhl. Gibt es einen Plan B?

Kleineheismann: Den sollte es immer geben. Ich habe studiert und eine abgeschlossene Ausbildung als Kaufmann. Möglichkeiten auf Einstiege ins Berufsleben existieren viele. Ich bin aber der Meinung, dass man immer versuchen sollte, seiner Leidenschaft nachzugehen. Nur wenn man seinen Job mit Freude ausübt, kann man auch große Ziele erreichen und sein Potential bestmöglich ausschöpfen. Meine Leidenschaft wird immer der Fußball sein. Egal ob Regionalliga, Kreisliga oder Champions League: Ich liebe diesen Sport und schaue mir alles gerne an. Vielleicht wäre Fußball-Freak für mich der passende Ausdruck. (lacht)

DFB.de: Sie schauen also auch hin und wieder bei Kreisligaspielen vorbei?

Kleineheismann: Definitiv. Mein Schwager spielt in der Nähe von Schweinfurt bei einem Dorfklub in der A-Kreisklasse. Sobald es die Zeit zulässt und ich selbst kein Spiel habe, gucke ich gerne zu. Es macht extrem viel Spaß, den Jungs dabei zuzuschauen, wie sie gemeinsam um den Sieg gegen einen Lokalrivalen aus dem gleichen Dorf kämpfen. Der Zusammenhalt ist in solchen Teams immer enorm, weil sich die Spieler seit Jahrzehnten kennen und oft beste Freunde sind. Auch wenn am Abend vor der Partie sicher mal das eine oder andere Bier zu viel getrunken wird (lacht): Jeder zerreißt sich für den anderen und es wird um jeden Zentimeter gefightet. In dieser Hinsicht gibt es im Vergleich mit dem Profibereich keinen Unterschied. Der Amateurbereich ist das Herz des Fußballs.

[mspw]

Stefan Kleineheismann spielte viele Jahre in der 3. Liga, kam dort auf 222 Einsätze. Seit Sommer 2018 ist der Verteidiger Kapitän beim Bayern-Regionalligisten 1. FC Schweinfurt 05. Bald wird der 32 Jahre alte Abwehrchef spielender Co-Trainer beim Ex-Zweitligisten. Im DFB.de-Interview spricht Kleineheismann über seinen Schritt in den Trainerbereich und soziales Engagement in der Corona-Krise.

DFB.de: Die Corona-Pause dauert nun schon fast zwei Monate. Wie geht es Ihnen und wie sehr juckt es in den Füßen, Herr Kleineheismann?

Stefan Kleineheismann: Mir und meiner Familie geht es gut. In meinem direkten Umfeld hat zum Glück niemand gesundheitliche Probleme. Der Fußball fehlt extrem und ich hoffe, dass es bald weitergehen kann. Da ich schon seit Ende Februar Probleme mit meinem Knöchel habe, könnte ich derzeit aber ohnehin nicht spielen. Ich nutze die spiel- und trainingsfreie Zeit, um mich mit Rehatraining wieder fit zu machen und bin froh, mich so - trotz der Ausnahmesituation - sportlich betätigen zu können.

DFB.de: Solidarität wird auch beim 1. FC Schweinfurt 05 in diesen Tagen großgeschrieben. Der Verkauf von virtuellen Tickets war ein Erfolg, Ihr Mitspieler Marco Fritscher wollte gemeinsam mit seiner Freundin regionalen Bauern bei der Spargel-Ernte helfen. Was ist daraus geworden?

Kleineheismann: Weil die Bauern doch noch Unterstützung von genügend erfahrenen Erntehelfern erhalten haben, gab es dort keinen Bedarf mehr. Marco wollte aber unbedingt irgendwo mit anpacken, hat sich stattdessen in einem Supermarkt engagiert und dort unter anderem dabei geholfen, die Einkaufswägen zu desinfizieren. Eine starke Aktion!

DFB.de: Wie engagieren Sie sich während der Corona-Krise?

Kleineheismann: Ich bin in den vergangenen Wochen häufig für die Großeltern meiner Frau und ältere Nachbarn einkaufen gegangen. Das war für sie eine wertvolle Hilfe.

DFB.de: Die Personalplanung in Schweinfurt läuft trotz der Krise auf Hochtouren. Neben einigen Transfers und Vertragsverlängerungen gab der Verein bekannt, dass Sie ab Sommer spielender Co-Trainer sind. Weshalb haben Sie sich für diesen Schritt entschieden?

Kleineheismann: Dass ich Trainer werden möchte, steht für mich schon lange fest. Mit Mitte 20 habe ich gemerkt, dass es für eine große Spielerkarriere nicht reichen wird. Ich wollte mich frühzeitig weiterbilden, um mich auf die Zeit nach der aktiven Laufbahn vorzubereiten. Zunächst habe ich Sportmanagement studiert. Während des Studiums ist dann immer mehr der Wunsch gereift, irgendwann als Trainer zu arbeiten. In Schweinfurt wurde mir in den vergangenen zwei Jahren parallel zum Regionalligafußball die Möglichkeit gegeben, mit meinen Trainerscheinen anzufangen. Mittlerweile denke ich nicht nur noch wie ein Spieler, sondern versetze mich auch häufig in den Trainer hinein. Es ist jetzt ein guter Zeitpunkt für den Übergang. Zusätzlich zu meinem Job als Co-Trainer beginne ich im Dezember mit dem Erwerb der A-Lizenz.

DFB.de: Wie bereiten Sie sich in der Corona-Pause auf Ihre Trainerarbeit vor?

Kleineheismann: Ich nehme seit dieser Woche unter anderem an einer Online-Schulung zum Thema Spielanalyse teil. Die Dozenten arbeiten alle selbst im professionellen Fußballbereich, so dass ich sicher viel neuen Input erhalte. Bislang hatte ich mir vieles selbst beigebracht - mit Internet-Recherchen und YouTube-Tutorials. (lacht) Spielszenen für Analysen zusammenschneiden kann ich zum Beispiel schon.

DFB.de: Vorerst bleiben Sie aber auch als Spieler im Kader. Wie lange werden wir Sie noch selbst am Ball sehen?

Kleineheismann: Noch steht gar nicht genau fest, wie die Konstellation ab Sommer aussehen wird. Das hängt auch davon ab, wie schnell ich meine Verletzung auskuriert habe. Vielleicht spiele ich weiter regelmäßig. Möglicherweise ziehe ich mich aber auch sofort etwas zurück aus dem aktiven Bereich und bin nur noch ein Backup-Spieler.

DFB.de: Ihre Zukunft sehen Sie im Fußball und bestenfalls auf dem Trainerstuhl. Gibt es einen Plan B?

Kleineheismann: Den sollte es immer geben. Ich habe studiert und eine abgeschlossene Ausbildung als Kaufmann. Möglichkeiten auf Einstiege ins Berufsleben existieren viele. Ich bin aber der Meinung, dass man immer versuchen sollte, seiner Leidenschaft nachzugehen. Nur wenn man seinen Job mit Freude ausübt, kann man auch große Ziele erreichen und sein Potential bestmöglich ausschöpfen. Meine Leidenschaft wird immer der Fußball sein. Egal ob Regionalliga, Kreisliga oder Champions League: Ich liebe diesen Sport und schaue mir alles gerne an. Vielleicht wäre Fußball-Freak für mich der passende Ausdruck. (lacht)

DFB.de: Sie schauen also auch hin und wieder bei Kreisligaspielen vorbei?

Kleineheismann: Definitiv. Mein Schwager spielt in der Nähe von Schweinfurt bei einem Dorfklub in der A-Kreisklasse. Sobald es die Zeit zulässt und ich selbst kein Spiel habe, gucke ich gerne zu. Es macht extrem viel Spaß, den Jungs dabei zuzuschauen, wie sie gemeinsam um den Sieg gegen einen Lokalrivalen aus dem gleichen Dorf kämpfen. Der Zusammenhalt ist in solchen Teams immer enorm, weil sich die Spieler seit Jahrzehnten kennen und oft beste Freunde sind. Auch wenn am Abend vor der Partie sicher mal das eine oder andere Bier zu viel getrunken wird (lacht): Jeder zerreißt sich für den anderen und es wird um jeden Zentimeter gefightet. In dieser Hinsicht gibt es im Vergleich mit dem Profibereich keinen Unterschied. Der Amateurbereich ist das Herz des Fußballs.

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