Kinderglück bei Münchner EM-Spielen

Völlig egal, wer Europameister wird. Völlig egal sogar, wie die deutsche Nationalmannschaft am Ende abschneidet: Die auf diesen Sommer verschobene UEFA EURO 2020 ist herausragend! Das gilt vor allem für 88 Kinder, die mithilfe der UEFA Foundation, der DFB Euro GmbH und des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) bei den vier EM-Spielen in München einen ganz besonderen Auftritt haben. Sie sind sogenannte Einlaufkinder, die normalerweise an der Hand der Nationalspieler ins Stadion einlaufen und bei der Nationalhymne und der Zeremonie vor dem Anpfiff vor Tausenden Stadionbesuchern und Millionen an den TV-Geräten mit auf dem grünen Rasen stehen.

Die Corona-Pandemie hat natürlich auch hier dafür gesorgt, dass alles ein bisschen anders ist. Denn der Infektionsschutz geht auch beim größten europäischen Fußballereignis des Jahres vor. Stattdessen werden Spielerspaliere gebildet sowie in die Zuschauermenge gewunken - alles im Stadion auf dem Rasen und nahe bei den Topstars der deutschen Elf wie Manuel Neuer oder Toni Kroos, den französischen Weltmeistern Kylian Mbappé oder Antoine Griezmann oder dem absoluten portugiesischen Superstar Cristiano Ronaldo.

Das sind ganz besondere Momente, die den 8- bis 10-jährigen Kindern bereitet werden. Dabei ist das noch nicht alles, was die jeweils 22 Kleinen am Tag ihres Auftritts erleben. Für viele ist es der erste Stadionbesuch überhaupt, für die anderen ist es ein besonderer Stadionbesuch, der schon damit beginnt, dass es nicht durch die Zuschauereingänge auf das Stadiongelände geht, sondern dort, wo die Spieler und Teamverantwortlichen in die Katakomben eintreten. Für die Kinder erschließt sich mit dem Blick hinter die Kulissen, den vielen unterschiedlichen Räumen und Kabinen eine ganz neue Stadion- und Fußballwelt. Eine Welt, in der in der Regel nicht mal deren Eltern Zutritt haben.

Plausch mit Lahm und Matthäus

Schon Stunden vor dem großen Auftritt sind sie in dieser "Fußballerwelt" unterwegs, staunen und proben natürlich auch jeden Schritt und jede Bewegung, damit vor dem Spiel einerseits alles reibungslos abläuft, andererseits natürlich auch, um die Nervosität und die Angst vor einem Fehler zu minimieren. Und zu aller Überraschung geht während der Besprechung plötzlich die Tür auf und 2014er Weltmeisterkapitän Philipp Lahm schaut herein. Der ehemalige Weltstar nahm sich die Zeit, um jedes einzelne Kind zu begrüßen und einen "Expertenplausch" mit den fußballbegeisterten Kids zu führen. Dabei wurde viel gelacht, aber wie es sich gehört, bleibt alles, was in der Fußballkabine besprochen wird, auch in der Fußballkabine.

"Der Besuch von Philipp Lahm hat die Kinder sehr begeistert. Dadurch wurde ihnen nochmal bewusst, wie besonders ihre Aufgabe bei der EURO 2020 ist", berichtet zumindest Hanna Rieken, eine der Betreuerinnen, die dafür sorgen, dass alles planmäßig läuft, aber vor allem die Kinder für die Stunden ohne ihre Erziehungsberechtigten ganz eng betreut und begleitet. Dass nach Philipp Lahm auch Ex-Weltfußballer und TV-Experte Lothar Matthäus der wohl einzige Spieler der 1990er-Weltmeisterelf, der den Kindern auch heute noch ein Begriff ist, vorbeischaute, ist fast schon eine Randnotiz an diesem mit Highlights gespicktem Tag. Aber auch die Fußball-Legende nahm sich Zeit und versprach ganz nebenbei, mal mit der Schule zu telefonieren, ob die Kinder nicht am Tag nach ihrem großen abendlichen Auftritt schulfrei bekommen könnten. Der Herzogenauracher weiß halt, wie man kleine Fans gewinnt.

Eine halbe Stunde vor Anpfiff beginnt für die 22 Kinder die heiße Phase: Einkleiden, ab in den Spielertunnel, wo noch schnell mit EM-Maskottchen Skillzy abgeklatscht wird und dann geht es raus ins Stadionrund in den tosenden Applaus und Lärm, den die wieder rund 14.000 zugelassenen Fußballfans auf den Rängen von sich geben. Die Teams laufen ein, Blitzlichtgewitter, die Nationalhymnen erklingen und der Geräuschpegel ist da unten auf dem Rasen im ganzen Körper zu spüren. Einigen Kindern stehen vor Glück, Nervosität und Rührung die Tränen in den Augen. Den mitfiebernden Eltern, Verwandten und Freunden geht es ähnlich. Minuten, die wie im Rausch vergehen. Und auch danach geht es dann ganz schnell, denn zum Anpfiff sollen natürlich alle Kinder pünktlich wieder bei ihren Eltern oder Begleitpersonen auf der Tribüne sitzen und das Spiel genießen können - mit dem Erinnerungspaket bestehend aus dem getragenen Shirt, Hose, Stutzen und Schuhe auf dem Schoß.

Hälfte der Plätze an soziale Einrichtungen

Doch wie konnte man zu dieser UEFA Euro 2020 Einlaufkind in München werden? Fakt ist: Ganz so einfach ist es nicht, denn natürlich wollen Tausende Kinder gerne mit den 22, die am Ende dabei sind, tauschen. Von daher gehört selbstverständlich auch ein wenig Glück dazu. In Absprache mit der UEFA Foundation und der DFB EURO GmbH wurden die Hälfte der Plätze ganz bewusst an soziale Einrichtungen vergeben, um ganz gezielt Kindern diesen Herzenswunsch zu erfüllen, die unter normalen Umständen quasi nie die Chance hätten, solch einen Fußballtag zu erleben. Deshalb lief die Suche und Auswahl für 44 Plätze zusammen mit der "Diakonie - Jugendhilfe Oberbayern", "Lacrima - Zentrum für trauernde Kinder" sowie dem "SOS Kinderdorf".

Gerade für diese Kinder muss ein solch großes internationales Event auch einen Platz der Teilhabe suchen. Für die anderen 44 Plätze konnten sich Münchner Fußballvereine bewerben, die sich nachweislich während der Corona-Pandemie in herausragender Art und Weise mit ihren Teams sozial engagiert haben. Aufgrund der Vielzahl an Bewerbungen musste das Losglück entscheiden. Am Ende freuten sich die F-Juniorinnen des TSV Turnerbund, die E-Junioren des SV Waldperlach, die F-Junioren des SV Weichs, die F3-Junioren des SV Lohhof und die E-Juniorinnen des FC Fasanerie Nord über die Zusage des BFV.

[bfv]

Völlig egal, wer Europameister wird. Völlig egal sogar, wie die deutsche Nationalmannschaft am Ende abschneidet: Die auf diesen Sommer verschobene UEFA EURO 2020 ist herausragend! Das gilt vor allem für 88 Kinder, die mithilfe der UEFA Foundation, der DFB Euro GmbH und des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) bei den vier EM-Spielen in München einen ganz besonderen Auftritt haben. Sie sind sogenannte Einlaufkinder, die normalerweise an der Hand der Nationalspieler ins Stadion einlaufen und bei der Nationalhymne und der Zeremonie vor dem Anpfiff vor Tausenden Stadionbesuchern und Millionen an den TV-Geräten mit auf dem grünen Rasen stehen.

Die Corona-Pandemie hat natürlich auch hier dafür gesorgt, dass alles ein bisschen anders ist. Denn der Infektionsschutz geht auch beim größten europäischen Fußballereignis des Jahres vor. Stattdessen werden Spielerspaliere gebildet sowie in die Zuschauermenge gewunken - alles im Stadion auf dem Rasen und nahe bei den Topstars der deutschen Elf wie Manuel Neuer oder Toni Kroos, den französischen Weltmeistern Kylian Mbappé oder Antoine Griezmann oder dem absoluten portugiesischen Superstar Cristiano Ronaldo.

Das sind ganz besondere Momente, die den 8- bis 10-jährigen Kindern bereitet werden. Dabei ist das noch nicht alles, was die jeweils 22 Kleinen am Tag ihres Auftritts erleben. Für viele ist es der erste Stadionbesuch überhaupt, für die anderen ist es ein besonderer Stadionbesuch, der schon damit beginnt, dass es nicht durch die Zuschauereingänge auf das Stadiongelände geht, sondern dort, wo die Spieler und Teamverantwortlichen in die Katakomben eintreten. Für die Kinder erschließt sich mit dem Blick hinter die Kulissen, den vielen unterschiedlichen Räumen und Kabinen eine ganz neue Stadion- und Fußballwelt. Eine Welt, in der in der Regel nicht mal deren Eltern Zutritt haben.

Plausch mit Lahm und Matthäus

Schon Stunden vor dem großen Auftritt sind sie in dieser "Fußballerwelt" unterwegs, staunen und proben natürlich auch jeden Schritt und jede Bewegung, damit vor dem Spiel einerseits alles reibungslos abläuft, andererseits natürlich auch, um die Nervosität und die Angst vor einem Fehler zu minimieren. Und zu aller Überraschung geht während der Besprechung plötzlich die Tür auf und 2014er Weltmeisterkapitän Philipp Lahm schaut herein. Der ehemalige Weltstar nahm sich die Zeit, um jedes einzelne Kind zu begrüßen und einen "Expertenplausch" mit den fußballbegeisterten Kids zu führen. Dabei wurde viel gelacht, aber wie es sich gehört, bleibt alles, was in der Fußballkabine besprochen wird, auch in der Fußballkabine.

"Der Besuch von Philipp Lahm hat die Kinder sehr begeistert. Dadurch wurde ihnen nochmal bewusst, wie besonders ihre Aufgabe bei der EURO 2020 ist", berichtet zumindest Hanna Rieken, eine der Betreuerinnen, die dafür sorgen, dass alles planmäßig läuft, aber vor allem die Kinder für die Stunden ohne ihre Erziehungsberechtigten ganz eng betreut und begleitet. Dass nach Philipp Lahm auch Ex-Weltfußballer und TV-Experte Lothar Matthäus der wohl einzige Spieler der 1990er-Weltmeisterelf, der den Kindern auch heute noch ein Begriff ist, vorbeischaute, ist fast schon eine Randnotiz an diesem mit Highlights gespicktem Tag. Aber auch die Fußball-Legende nahm sich Zeit und versprach ganz nebenbei, mal mit der Schule zu telefonieren, ob die Kinder nicht am Tag nach ihrem großen abendlichen Auftritt schulfrei bekommen könnten. Der Herzogenauracher weiß halt, wie man kleine Fans gewinnt.

Eine halbe Stunde vor Anpfiff beginnt für die 22 Kinder die heiße Phase: Einkleiden, ab in den Spielertunnel, wo noch schnell mit EM-Maskottchen Skillzy abgeklatscht wird und dann geht es raus ins Stadionrund in den tosenden Applaus und Lärm, den die wieder rund 14.000 zugelassenen Fußballfans auf den Rängen von sich geben. Die Teams laufen ein, Blitzlichtgewitter, die Nationalhymnen erklingen und der Geräuschpegel ist da unten auf dem Rasen im ganzen Körper zu spüren. Einigen Kindern stehen vor Glück, Nervosität und Rührung die Tränen in den Augen. Den mitfiebernden Eltern, Verwandten und Freunden geht es ähnlich. Minuten, die wie im Rausch vergehen. Und auch danach geht es dann ganz schnell, denn zum Anpfiff sollen natürlich alle Kinder pünktlich wieder bei ihren Eltern oder Begleitpersonen auf der Tribüne sitzen und das Spiel genießen können - mit dem Erinnerungspaket bestehend aus dem getragenen Shirt, Hose, Stutzen und Schuhe auf dem Schoß.

Hälfte der Plätze an soziale Einrichtungen

Doch wie konnte man zu dieser UEFA Euro 2020 Einlaufkind in München werden? Fakt ist: Ganz so einfach ist es nicht, denn natürlich wollen Tausende Kinder gerne mit den 22, die am Ende dabei sind, tauschen. Von daher gehört selbstverständlich auch ein wenig Glück dazu. In Absprache mit der UEFA Foundation und der DFB EURO GmbH wurden die Hälfte der Plätze ganz bewusst an soziale Einrichtungen vergeben, um ganz gezielt Kindern diesen Herzenswunsch zu erfüllen, die unter normalen Umständen quasi nie die Chance hätten, solch einen Fußballtag zu erleben. Deshalb lief die Suche und Auswahl für 44 Plätze zusammen mit der "Diakonie - Jugendhilfe Oberbayern", "Lacrima - Zentrum für trauernde Kinder" sowie dem "SOS Kinderdorf".

Gerade für diese Kinder muss ein solch großes internationales Event auch einen Platz der Teilhabe suchen. Für die anderen 44 Plätze konnten sich Münchner Fußballvereine bewerben, die sich nachweislich während der Corona-Pandemie in herausragender Art und Weise mit ihren Teams sozial engagiert haben. Aufgrund der Vielzahl an Bewerbungen musste das Losglück entscheiden. Am Ende freuten sich die F-Juniorinnen des TSV Turnerbund, die E-Junioren des SV Waldperlach, die F-Junioren des SV Weichs, die F3-Junioren des SV Lohhof und die E-Juniorinnen des FC Fasanerie Nord über die Zusage des BFV.

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