Kiels Trainer Ostermann: "Jeder weiß, wie sich der Mitspieler verhält"

Mit drei Siegen hat die U 19 von Holstein Kiel in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga einen Start nach Maß hingelegt. Das Team von Trainer Elard Ostermann (52) führt überraschend die Tabelle an. Im DFB.de-Interview spricht der Fußball-Lehrer und Ex-Profi mit Mitarbeiter Peter Haidinger über den guten Lauf, das Topspiel gegen RB Leipzig und U 18-Nationalspieler Ben Opoku Labes.

DFB.de: Ihre Mannschaft ist in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga mit neun Punkten optimal gestartet. Wie überrascht sind Sie selbst davon, Herr Ostermann?

Elard Ostermann: Wir hatten während der Vorbereitung unsere Juniorenteams bereits recht früh zusammengeführt und dann sehr gut gearbeitet. Dafür fahren wir jetzt die Ernte ein. Die Mannschaft ist mit lediglich drei externen Zugängen aufgefrischt worden und sehr gut eingespielt. Wir profitieren davon, dass wir uns alle sehr gut kennen, dass taktisch vieles abgestimmt ist und dass jeder auf dem Platz weiß, wie sich der jeweilige Mitspieler verhält. Außerdem hatten wir beispielsweise beim 6:3 gegen den FC St. Pauli auch das nötige Matchglück, was man benötigt, um ganz oben zu stehen.

DFB.de: Was zeichnet die U 19 von Holstein Kiel in dieser Saison besonders aus?

Ostermann: Eine unserer Stärken ist, dass wir uns nicht an den Ergebnissen orientieren, sondern schauen, wie sich einzelne Spieler und wir uns als Mannschaft weiterentwickeln. Alle Spieler - auch diejenigen, die nicht so oft zum Einsatz kommen - legen eine hohe Lernbereitschaft an den Tag und sind mit vollem Engagement in den Trainingseinheiten bei der Sache. Wir sind nicht festgelegt auf eine fixe Startformation, können auf jede Spielsituation taktisch reagieren und haben durch unseren recht breiten Kader auch die entsprechenden Spieler dafür.

DFB.de: Mit fünf Treffern hat Mittelstürmer Ben Opoku Labes die Hälfte aller Kieler Tore erzielt. Wie abhängig ist das Team vom aktuell Führenden der Torschützenliste?

Ostermann: Das Team ist nicht von ihm abhängig, aber er ist für uns ein nicht unwichtiger Baustein. Aufgrund seiner Leistungen hat Ben auch eine Einladung zur U 18-Nationalmannschaft des DFB erhalten und dort den nächsten Schritt gemacht. Aber er ist nicht der einzige Spieler, der torgefährlich ist. Im DFB-Pokal der Junioren hat uns etwa Angreifer Niklas Niehoff im Spiel bei Hertha BSC mit einem Doppelpack zum 2:2 in die Verlängerung geschossen. Erst dort hatten wir dann beim 2:5 das Nachsehen.

DFB.de: Mit welcher sportlichen Zielsetzung waren Sie mit Ihrem Team in die Saison gestartet?

Ostermann: Möglichst zügig so viele Punkte auf dem Konto ansammeln, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Durch den guten Saisonstart haben wir uns jetzt bereits ein kleines Polster "angefressen". (lacht) Außerdem wollen wir unsere Jungs natürlich möglichst schnell an den Herrenbereich heranführen. Dafür nehmen in dieser Woche beispielsweise sechs unserer Spieler am Trainingsbetrieb der U 23 teil, um die Anforderungen im Männerfußball besser kennenzulernen. Das wird sie weiter fördern.

DFB.de: Sie hatten über viele Jahre erfolgreich als Trainer für den Lüneburger SK in der Regionalliga Nord gearbeitet. Warum sind Sie jetzt im Nachwuchsbereich tätig?

Ostermann: Ich möchte mir ein breites Wissen aneignen, will alle Facetten des Trainerberufes genau kennenlernen. Was ich tue, möchte ich mit großem Spaß und mit Begeisterung machen. Wenn das die Spieler merken, folgen sie einem mehr. Die Aufnahmebereitschaft ist einfach größer und zwar unabhängig davon, ob die Jungs 17 oder 27 Jahre alt sind.

DFB.de: Hatten Sie diesen Spaß beim LSK nicht mehr verspürt?

Ostermann: Das will ich nicht sagen. Aber in Lüneburg hat man sich mit der Regionalliga angefreundet und darauf eingerichtet. Es ging darum, in der Klasse zu bleiben, und nicht darum, den nächsten Schritt zu machen. Deshalb sind wir nicht mehr auf einen Nenner gekommen. Außerdem wollte ich gerne noch einmal etwas Neues ausprobieren.

DFB.de: Was reizt Sie an der Aufgabe, mit jungen Spielern zusammenzuarbeiten?

Ostermann: Wenn die Lernbereitschaft und der Wille bei jungen Spielern vorhanden sind, sieht man relativ früh Ergebnisse auf die vermittelten Trainingsinhalte. Das bestätigt mich in meiner Arbeit. Außerdem will ich wissen, wie die Jugend von heute tickt. Wie muss man sie anpacken, damit möglichst gute und konstante Leistungen auf dem Platz folgen? Die Einstellung und Lebensweise des Nachwuchses wollte ich kennenlernen.

DFB.de: Wie läuft der Austausch mit Profi-Cheftrainer Ole Werner, der auch aus der Kieler Nachwuchsabteilung den Sprung nach oben geschafft hat?

Ostermann: Der Kontakt besteht selbstverständlich. Doch der wesentliche Austausch läuft eher über die Co-Trainer Fabian Boll oder Dirk Bremser. Wenn es die Zeit erlaubt, schaut sich Ole Werner manchmal die Trainingseinheiten oder Spiele der U 19 an. Sein Interesse am eigenen Nachwuchs ist groß.

DFB.de: Sie haben ebenfalls die Ausbildung zum Fußball-Lehrer absolviert. Können Sie sich einen ähnlichen Karrieresprung vorstellen?

Ostermann: Ich fühle mich in meiner Rolle pudelwohl, verschwende deshalb keinen Gedanken daran. Einen bestimmten Karriereplan verfolge ich nicht, wenn Sie das meinen.

DFB.de: Sie haben mit 36 Einsätzen in der Bundesliga für den VfL Bochum und den Hamburger SV selbst Profierfahrung gesammelt. Wie sehr kommt Ihnen das entgegen? Finden Sie bei den jungen Talenten dadurch mehr Gehör?

Ostermann: Es ist keine Grundvoraussetzung, aber es schadet sicher nicht. Ich war selbst als Spieler auf und neben dem Platz ein Schlitzohr und habe jede Nische kennengelernt. Wenn sich ein Spieler in diesen Nischen aufhält, wird er den nächsten Schritt nicht schaffen. Wir pflegen einen vertrauenswürdigen Umgang. Jeder im Team weiß, was ich von einem Spieler erwarte.

DFB.de: Was genau erwarten Sie denn von einem jungen Spieler?

Ostermann: Während meiner Karriere war ich selbst nicht immer ganz angenehm für den Trainer, weil ich viele Dinge hinterfragt habe. Ich finde, die Spieler haben auch das Recht zu erfahren, warum sie etwas so und nicht anders umsetzen sollen. Die Jungs sollen gerne Dinge auf und auch außerhalb des Platzes ausprobieren, weil sie nur so ein persönliches Profil entwickeln. Die Jungs sollen den Mut aufbringen, auf dem Platz auch einmal etwas Außergewöhnliches oder Grenzwertiges zu zeigen.

DFB.de: Was muss ein Spieler grundsätzlich mitbringen, um sich bei den Profis dauerhaft durchzusetzen?

Ostermann: Einstellung und Mentalität zum Sport sind Grundvoraussetzungen, um es bis ganz nach oben zu schaffen. Wenn man nicht den Willen und Ehrgeiz aufbringt, sich immer weiter verbessern zu wollen, dann wird das nichts. Talent alleine reicht nicht. Klingt abgedroschen, ist aber so.

DFB.de: Als nächste Aufgabe in der Liga steht für Ihre Mannschaft das Topspiel gegen RB Leipzig an. Ist eine weitere Überraschung möglich?

Ostermann: Mit einer gewissen offensiven Struktur wollen wir unseren Fußball auch gegen ein Spitzenteam wie RB Leipzig spielen und durchdrücken. Ich erwarte ein Spiel mit offenem Visier, das ganz sicher nicht 0:0 ausgehen wird.

[mspw]

Mit drei Siegen hat die U 19 von Holstein Kiel in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga einen Start nach Maß hingelegt. Das Team von Trainer Elard Ostermann (52) führt überraschend die Tabelle an. Im DFB.de-Interview spricht der Fußball-Lehrer und Ex-Profi mit Mitarbeiter Peter Haidinger über den guten Lauf, das Topspiel gegen RB Leipzig und U 18-Nationalspieler Ben Opoku Labes.

DFB.de: Ihre Mannschaft ist in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga mit neun Punkten optimal gestartet. Wie überrascht sind Sie selbst davon, Herr Ostermann?

Elard Ostermann: Wir hatten während der Vorbereitung unsere Juniorenteams bereits recht früh zusammengeführt und dann sehr gut gearbeitet. Dafür fahren wir jetzt die Ernte ein. Die Mannschaft ist mit lediglich drei externen Zugängen aufgefrischt worden und sehr gut eingespielt. Wir profitieren davon, dass wir uns alle sehr gut kennen, dass taktisch vieles abgestimmt ist und dass jeder auf dem Platz weiß, wie sich der jeweilige Mitspieler verhält. Außerdem hatten wir beispielsweise beim 6:3 gegen den FC St. Pauli auch das nötige Matchglück, was man benötigt, um ganz oben zu stehen.

DFB.de: Was zeichnet die U 19 von Holstein Kiel in dieser Saison besonders aus?

Ostermann: Eine unserer Stärken ist, dass wir uns nicht an den Ergebnissen orientieren, sondern schauen, wie sich einzelne Spieler und wir uns als Mannschaft weiterentwickeln. Alle Spieler - auch diejenigen, die nicht so oft zum Einsatz kommen - legen eine hohe Lernbereitschaft an den Tag und sind mit vollem Engagement in den Trainingseinheiten bei der Sache. Wir sind nicht festgelegt auf eine fixe Startformation, können auf jede Spielsituation taktisch reagieren und haben durch unseren recht breiten Kader auch die entsprechenden Spieler dafür.

DFB.de: Mit fünf Treffern hat Mittelstürmer Ben Opoku Labes die Hälfte aller Kieler Tore erzielt. Wie abhängig ist das Team vom aktuell Führenden der Torschützenliste?

Ostermann: Das Team ist nicht von ihm abhängig, aber er ist für uns ein nicht unwichtiger Baustein. Aufgrund seiner Leistungen hat Ben auch eine Einladung zur U 18-Nationalmannschaft des DFB erhalten und dort den nächsten Schritt gemacht. Aber er ist nicht der einzige Spieler, der torgefährlich ist. Im DFB-Pokal der Junioren hat uns etwa Angreifer Niklas Niehoff im Spiel bei Hertha BSC mit einem Doppelpack zum 2:2 in die Verlängerung geschossen. Erst dort hatten wir dann beim 2:5 das Nachsehen.

DFB.de: Mit welcher sportlichen Zielsetzung waren Sie mit Ihrem Team in die Saison gestartet?

Ostermann: Möglichst zügig so viele Punkte auf dem Konto ansammeln, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Durch den guten Saisonstart haben wir uns jetzt bereits ein kleines Polster "angefressen". (lacht) Außerdem wollen wir unsere Jungs natürlich möglichst schnell an den Herrenbereich heranführen. Dafür nehmen in dieser Woche beispielsweise sechs unserer Spieler am Trainingsbetrieb der U 23 teil, um die Anforderungen im Männerfußball besser kennenzulernen. Das wird sie weiter fördern.

DFB.de: Sie hatten über viele Jahre erfolgreich als Trainer für den Lüneburger SK in der Regionalliga Nord gearbeitet. Warum sind Sie jetzt im Nachwuchsbereich tätig?

Ostermann: Ich möchte mir ein breites Wissen aneignen, will alle Facetten des Trainerberufes genau kennenlernen. Was ich tue, möchte ich mit großem Spaß und mit Begeisterung machen. Wenn das die Spieler merken, folgen sie einem mehr. Die Aufnahmebereitschaft ist einfach größer und zwar unabhängig davon, ob die Jungs 17 oder 27 Jahre alt sind.

DFB.de: Hatten Sie diesen Spaß beim LSK nicht mehr verspürt?

Ostermann: Das will ich nicht sagen. Aber in Lüneburg hat man sich mit der Regionalliga angefreundet und darauf eingerichtet. Es ging darum, in der Klasse zu bleiben, und nicht darum, den nächsten Schritt zu machen. Deshalb sind wir nicht mehr auf einen Nenner gekommen. Außerdem wollte ich gerne noch einmal etwas Neues ausprobieren.

DFB.de: Was reizt Sie an der Aufgabe, mit jungen Spielern zusammenzuarbeiten?

Ostermann: Wenn die Lernbereitschaft und der Wille bei jungen Spielern vorhanden sind, sieht man relativ früh Ergebnisse auf die vermittelten Trainingsinhalte. Das bestätigt mich in meiner Arbeit. Außerdem will ich wissen, wie die Jugend von heute tickt. Wie muss man sie anpacken, damit möglichst gute und konstante Leistungen auf dem Platz folgen? Die Einstellung und Lebensweise des Nachwuchses wollte ich kennenlernen.

DFB.de: Wie läuft der Austausch mit Profi-Cheftrainer Ole Werner, der auch aus der Kieler Nachwuchsabteilung den Sprung nach oben geschafft hat?

Ostermann: Der Kontakt besteht selbstverständlich. Doch der wesentliche Austausch läuft eher über die Co-Trainer Fabian Boll oder Dirk Bremser. Wenn es die Zeit erlaubt, schaut sich Ole Werner manchmal die Trainingseinheiten oder Spiele der U 19 an. Sein Interesse am eigenen Nachwuchs ist groß.

DFB.de: Sie haben ebenfalls die Ausbildung zum Fußball-Lehrer absolviert. Können Sie sich einen ähnlichen Karrieresprung vorstellen?

Ostermann: Ich fühle mich in meiner Rolle pudelwohl, verschwende deshalb keinen Gedanken daran. Einen bestimmten Karriereplan verfolge ich nicht, wenn Sie das meinen.

DFB.de: Sie haben mit 36 Einsätzen in der Bundesliga für den VfL Bochum und den Hamburger SV selbst Profierfahrung gesammelt. Wie sehr kommt Ihnen das entgegen? Finden Sie bei den jungen Talenten dadurch mehr Gehör?

Ostermann: Es ist keine Grundvoraussetzung, aber es schadet sicher nicht. Ich war selbst als Spieler auf und neben dem Platz ein Schlitzohr und habe jede Nische kennengelernt. Wenn sich ein Spieler in diesen Nischen aufhält, wird er den nächsten Schritt nicht schaffen. Wir pflegen einen vertrauenswürdigen Umgang. Jeder im Team weiß, was ich von einem Spieler erwarte.

DFB.de: Was genau erwarten Sie denn von einem jungen Spieler?

Ostermann: Während meiner Karriere war ich selbst nicht immer ganz angenehm für den Trainer, weil ich viele Dinge hinterfragt habe. Ich finde, die Spieler haben auch das Recht zu erfahren, warum sie etwas so und nicht anders umsetzen sollen. Die Jungs sollen gerne Dinge auf und auch außerhalb des Platzes ausprobieren, weil sie nur so ein persönliches Profil entwickeln. Die Jungs sollen den Mut aufbringen, auf dem Platz auch einmal etwas Außergewöhnliches oder Grenzwertiges zu zeigen.

DFB.de: Was muss ein Spieler grundsätzlich mitbringen, um sich bei den Profis dauerhaft durchzusetzen?

Ostermann: Einstellung und Mentalität zum Sport sind Grundvoraussetzungen, um es bis ganz nach oben zu schaffen. Wenn man nicht den Willen und Ehrgeiz aufbringt, sich immer weiter verbessern zu wollen, dann wird das nichts. Talent alleine reicht nicht. Klingt abgedroschen, ist aber so.

DFB.de: Als nächste Aufgabe in der Liga steht für Ihre Mannschaft das Topspiel gegen RB Leipzig an. Ist eine weitere Überraschung möglich?

Ostermann: Mit einer gewissen offensiven Struktur wollen wir unseren Fußball auch gegen ein Spitzenteam wie RB Leipzig spielen und durchdrücken. Ich erwarte ein Spiel mit offenem Visier, das ganz sicher nicht 0:0 ausgehen wird.

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