Kickers-Trainer Kovacevic: "Klassenverbleib eine Herkulesaufgabe"

Ex-Profi Marijan Kovacevic hat bei den Stuttgarter Kickers zwei wichtige Positionen im Nachwuchsbereich inne. In Personalunion arbeitet er als Sportlicher Leiter des Leistungszentrums und U 19-Trainer in der A-Junioren-Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht der 45-Jährige mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über die Herausforderungen seiner Doppelfunktion.

DFB.de: Neun Spiele vor dem Saisonende in der Staffel Süd/Südwest beträgt der Rückstand der U 19 auf einen Nichtabstiegsrang zehn Punkte. Glauben Sie noch an den Klassenverbleib, Herr Kovacevic?

Marijan Kovacevic: Wir können alle rechnen und wissen, dass es eine große Herausforderung bleibt. Die war es vom ersten Tag an und wir arbeiten weiter hart an diesem Ziel. Noch sind genügend Spiele zu absolvieren. Die Entwicklung, die unsere Mannschaft bisher genommen hat, ist positiv. Sollten wir nach dem letzten Spieltag unter dem Strich stehen, werden wir analysieren, woran es gelegen hat.

DFB.de: Wo liegen die Gründe für das bisherige sportliche Abschneiden?

Kovacevic: Unsere erste Mannschaft geht in der Oberliga an den Start. Mit den meisten Mitbewerbern können wir uns daher kaum vergleichen. Aber zu den Details bei der U 19: Nach der erfolgreichen Aufstiegssaison 2017/2018 waren viele Spieler über die Altersgrenze gerutscht, einige Leistungsträger haben uns verlassen. Unsere junge Mannschaft musste zu Saisonbeginn in der Bundesliga viel Lehrgeld zahlen. Fehler, die vorher nicht so gravierend waren, wurden gleich bestraft. Wir haben zwar einige gute Spiele absolviert. An der Konstanz müssen wir aber noch arbeiten.

DFB.de: Was muss die Mannschaft nun zeigen, um zumindest noch einmal den Anschluss herzustellen?

Kovacevic: Wir müssen unser Offensiv- und unser Defensivspiel deutlich steigern, das zeigt auch die Statistik. Außerdem wird es entscheidend sein, die Konzentration über 90 Minuten aufrecht zu erhalten und so die vermeidbaren Fehler zu minimieren. Vorne müssen wir mehr Durchschlagskraft entwickeln.

DFB.de: Sie sind nicht nur U 19-Trainer, sondern auch Sportlicher Leiter der Nachwuchsabteilung. Wie müssen wir uns Ihren Tagesablauf vorstellen?

Kovacevic: Ich führe viele Gespräche mit Spielern und Trainern, koordiniere Vorträge. Das Handy ist mein ständiger Begleiter. Die ruhigste Zeit des Tages sind da schon fast die Trainingseinheiten mit der U 19 am Abend. (lacht)

DFB.de: Was macht Ihnen bei Ihren beiden Tätigkeiten am meisten Spaß?

Kovacevic: Ich sehe es als meine Aufgabe an, jungen Menschen das Fußballspielen beizubringen. Als Sportlicher Leiter im Nachwuchsbereich sorge ich dafür, dass auch im Umfeld der Junioren möglichst alles funktioniert, damit sich die Spieler voll und ganz auf ihre Aufgaben konzentrieren können. Dass ich auch noch Trainer bin, macht die ganze Sache extrem abwechslungsreich.

DFB.de: Aktuell spielen die U 19 und auch die U 17 der Kickers in der Junioren-Bundesliga. Das ist für einen Fünftligisten alles andere als selbstverständlich, oder?

Kovacevic: Das stimmt, besonders unter Einbeziehung der eingesetzten Mittel. Zusätzlich spielen auch unsere U 16 sowie die U 15 in der jeweils höchsten Spielklasse. Für uns als Verein ist das selbstverständlich ein Vorteil. Spieler, die bei uns bleiben oder zu uns kommen, können sich in den höchsten Ligen mit den besten Mannschaften ihres Jahrgangs messen.

DFB.de: Wäre ein Abstieg der U 19 ein Beinbruch für die Nachwuchsarbeit?

Kovacevic: Es war uns von vornherein klar, dass der Klassenverbleib für uns eine Herkulesaufgabe werden würde. Einen möglichen Abstieg mussten wir in unseren Planungen zumindest einkalkulieren. Unser Ziel bleibt immer, die individuelle und mannschaftliche Entwicklung voranzutreiben - egal ob in der Bundesliga oder eine Liga tiefer.

DFB.de: Die B-Junioren haben bereits 15 Zähler Vorsprung auf die Abstiegszone. Planen Sie schon die nächste Saison in der höchstmöglichen Klasse?

Kovacevic: Das Abschneiden der U 17 ist sehr erfreulich. Rechnerisch ist sie allerdings auch noch nicht durch. Im Sommer war es uns gelungen, viele gute Spieler von einem Verbleib bei uns zu überzeugen - trotz namhafter Konkurrenz. Nicht nur die Mannschaft, auch das Trainerteam macht einen guten Job.

DFB.de: Macht das gute Abschneiden der U 17 auch Hoffnung für die kommende Saison mit der U 19?

Kovacevic: Das wird man sehen. Wir hatten im vergangenen Sommer 14 Spieler aus der damaligen U 17 in die U 19 übernommen. Ich rechne diesmal mit einer ähnlichen Größenordnung. Diese jungen Spieler müssen sich erst einmal an den U 19-Bereich gewöhnen. Sicher wird es auch einige Anfragen anderer Vereine geben. Sofern das vernünftig abläuft, sehen wir das durchaus als Lob für unsere Arbeit.

DFB.de: Sie haben beim Hamburger SV einst selbst Teile der Nachwuchsabteilung durchlaufen und waren Profi. Wie sehr hilft Ihnen das jetzt?

Kovacevic: Ich lasse meine Erfahrung einfließen und gebe sie weiter. Allerdings habe ich zu einer anderen Zeit Fußball gespielt. Ich habe bestimmt an einem Tag mehr Zeit mit dem Ball verbracht als einige meiner Spieler in der gesamten Woche. Unseren Spielern sage ich immer, dass es für sie schwer wird, nach ganz oben zu kommen, wenn sie sich nur auf die Trainingseinheiten am Abend verlassen. Man muss schon noch mehr tun. Zu meiner Zeit als erfahrener Spieler bei der U 23 des VfB Stuttgart konnte ich zum Beispiel die Werdegänge der späteren Nationalspieler Sami Khedira und Mario Gomez hautnah verfolgen. Auch das hilft mir, Konzepte und Strukturen bei den Stuttgarter Kickers zu schaffen.

DFB.de: Sie waren unter anderem auch im Ausland aktiv. Was haben Sie von diesen Stationen mitgenommen?

Kovacevic: Ich kann zum Beispiel die Stärken der Ligen viel besser einschätzen. Mir hilft auch, dass ich ganz unterschiedliche Mentalitäten kennengelernt habe, die dazu führen, dass in anderen Ländern auch anderer Fußball gespielt wird. Ich kann beispielsweise aus einem spielstarken Portugiesen niemals einen Defensivkämpfer machen. Man muss die Spieler immer nach ihren Stärken einsetzen.

[mspw]

Ex-Profi Marijan Kovacevic hat bei den Stuttgarter Kickers zwei wichtige Positionen im Nachwuchsbereich inne. In Personalunion arbeitet er als Sportlicher Leiter des Leistungszentrums und U 19-Trainer in der A-Junioren-Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht der 45-Jährige mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über die Herausforderungen seiner Doppelfunktion.

DFB.de: Neun Spiele vor dem Saisonende in der Staffel Süd/Südwest beträgt der Rückstand der U 19 auf einen Nichtabstiegsrang zehn Punkte. Glauben Sie noch an den Klassenverbleib, Herr Kovacevic?

Marijan Kovacevic: Wir können alle rechnen und wissen, dass es eine große Herausforderung bleibt. Die war es vom ersten Tag an und wir arbeiten weiter hart an diesem Ziel. Noch sind genügend Spiele zu absolvieren. Die Entwicklung, die unsere Mannschaft bisher genommen hat, ist positiv. Sollten wir nach dem letzten Spieltag unter dem Strich stehen, werden wir analysieren, woran es gelegen hat.

DFB.de: Wo liegen die Gründe für das bisherige sportliche Abschneiden?

Kovacevic: Unsere erste Mannschaft geht in der Oberliga an den Start. Mit den meisten Mitbewerbern können wir uns daher kaum vergleichen. Aber zu den Details bei der U 19: Nach der erfolgreichen Aufstiegssaison 2017/2018 waren viele Spieler über die Altersgrenze gerutscht, einige Leistungsträger haben uns verlassen. Unsere junge Mannschaft musste zu Saisonbeginn in der Bundesliga viel Lehrgeld zahlen. Fehler, die vorher nicht so gravierend waren, wurden gleich bestraft. Wir haben zwar einige gute Spiele absolviert. An der Konstanz müssen wir aber noch arbeiten.

DFB.de: Was muss die Mannschaft nun zeigen, um zumindest noch einmal den Anschluss herzustellen?

Kovacevic: Wir müssen unser Offensiv- und unser Defensivspiel deutlich steigern, das zeigt auch die Statistik. Außerdem wird es entscheidend sein, die Konzentration über 90 Minuten aufrecht zu erhalten und so die vermeidbaren Fehler zu minimieren. Vorne müssen wir mehr Durchschlagskraft entwickeln.

DFB.de: Sie sind nicht nur U 19-Trainer, sondern auch Sportlicher Leiter der Nachwuchsabteilung. Wie müssen wir uns Ihren Tagesablauf vorstellen?

Kovacevic: Ich führe viele Gespräche mit Spielern und Trainern, koordiniere Vorträge. Das Handy ist mein ständiger Begleiter. Die ruhigste Zeit des Tages sind da schon fast die Trainingseinheiten mit der U 19 am Abend. (lacht)

DFB.de: Was macht Ihnen bei Ihren beiden Tätigkeiten am meisten Spaß?

Kovacevic: Ich sehe es als meine Aufgabe an, jungen Menschen das Fußballspielen beizubringen. Als Sportlicher Leiter im Nachwuchsbereich sorge ich dafür, dass auch im Umfeld der Junioren möglichst alles funktioniert, damit sich die Spieler voll und ganz auf ihre Aufgaben konzentrieren können. Dass ich auch noch Trainer bin, macht die ganze Sache extrem abwechslungsreich.

DFB.de: Aktuell spielen die U 19 und auch die U 17 der Kickers in der Junioren-Bundesliga. Das ist für einen Fünftligisten alles andere als selbstverständlich, oder?

Kovacevic: Das stimmt, besonders unter Einbeziehung der eingesetzten Mittel. Zusätzlich spielen auch unsere U 16 sowie die U 15 in der jeweils höchsten Spielklasse. Für uns als Verein ist das selbstverständlich ein Vorteil. Spieler, die bei uns bleiben oder zu uns kommen, können sich in den höchsten Ligen mit den besten Mannschaften ihres Jahrgangs messen.

DFB.de: Wäre ein Abstieg der U 19 ein Beinbruch für die Nachwuchsarbeit?

Kovacevic: Es war uns von vornherein klar, dass der Klassenverbleib für uns eine Herkulesaufgabe werden würde. Einen möglichen Abstieg mussten wir in unseren Planungen zumindest einkalkulieren. Unser Ziel bleibt immer, die individuelle und mannschaftliche Entwicklung voranzutreiben - egal ob in der Bundesliga oder eine Liga tiefer.

DFB.de: Die B-Junioren haben bereits 15 Zähler Vorsprung auf die Abstiegszone. Planen Sie schon die nächste Saison in der höchstmöglichen Klasse?

Kovacevic: Das Abschneiden der U 17 ist sehr erfreulich. Rechnerisch ist sie allerdings auch noch nicht durch. Im Sommer war es uns gelungen, viele gute Spieler von einem Verbleib bei uns zu überzeugen - trotz namhafter Konkurrenz. Nicht nur die Mannschaft, auch das Trainerteam macht einen guten Job.

DFB.de: Macht das gute Abschneiden der U 17 auch Hoffnung für die kommende Saison mit der U 19?

Kovacevic: Das wird man sehen. Wir hatten im vergangenen Sommer 14 Spieler aus der damaligen U 17 in die U 19 übernommen. Ich rechne diesmal mit einer ähnlichen Größenordnung. Diese jungen Spieler müssen sich erst einmal an den U 19-Bereich gewöhnen. Sicher wird es auch einige Anfragen anderer Vereine geben. Sofern das vernünftig abläuft, sehen wir das durchaus als Lob für unsere Arbeit.

DFB.de: Sie haben beim Hamburger SV einst selbst Teile der Nachwuchsabteilung durchlaufen und waren Profi. Wie sehr hilft Ihnen das jetzt?

Kovacevic: Ich lasse meine Erfahrung einfließen und gebe sie weiter. Allerdings habe ich zu einer anderen Zeit Fußball gespielt. Ich habe bestimmt an einem Tag mehr Zeit mit dem Ball verbracht als einige meiner Spieler in der gesamten Woche. Unseren Spielern sage ich immer, dass es für sie schwer wird, nach ganz oben zu kommen, wenn sie sich nur auf die Trainingseinheiten am Abend verlassen. Man muss schon noch mehr tun. Zu meiner Zeit als erfahrener Spieler bei der U 23 des VfB Stuttgart konnte ich zum Beispiel die Werdegänge der späteren Nationalspieler Sami Khedira und Mario Gomez hautnah verfolgen. Auch das hilft mir, Konzepte und Strukturen bei den Stuttgarter Kickers zu schaffen.

DFB.de: Sie waren unter anderem auch im Ausland aktiv. Was haben Sie von diesen Stationen mitgenommen?

Kovacevic: Ich kann zum Beispiel die Stärken der Ligen viel besser einschätzen. Mir hilft auch, dass ich ganz unterschiedliche Mentalitäten kennengelernt habe, die dazu führen, dass in anderen Ländern auch anderer Fußball gespielt wird. Ich kann beispielsweise aus einem spielstarken Portugiesen niemals einen Defensivkämpfer machen. Man muss die Spieler immer nach ihren Stärken einsetzen.

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