Khedira: "Ich werde auch nächste Saison Stammspieler sein"

Die deutsche Nationalmannschaft spielt am kommenden Sonntag (ab 20 Uhr, live im ZDF) in Sinsheim gegen Uruguay. Für Sami Khedira ist dieses Spiel aus mehreren Gründen besonders. Die Partie ist die Neuauflage des Spiels um Platz drei bei der WM 2010 in Südafrika - damals erzielte der inzwischen 24-Jährige den 3:2-Siegtreffer, es war sein erstes Länderspieltor.

Nach dem WM-Duell mit Uruguay begann für Khedira zudem ein neues Kapitel in seinem Leben, er zog von Stuttgart nach Madrid und wurde Spieler von Real. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke zieht Khedira eine Bilanz seines ersten Jahres in Spanien.

DFB.de: Herr Khedira, nach dem Spiel um Platz drei bei der WM in Südafrika begann Ihr Madrid-Abenteuer. Wie sah Ihr erster Tag dort konkret aus?

Sami Khedira: Die Mannschaft war schon im Trainingslager in Los Angeles. Für mich war trotzdem von Beginn an alles beeindruckend, die Größe Reals, das Stadion, das Trainingsgelände. Mir ist das alles am ersten Tag gezeigt worden. Und ich war schon ein bisschen aufgeregt, für mich war es ja eine Reise in eine ungewisse Zukunft. Ich kam in ein Land, das ich nicht kannte, in eine Stadt, die ich nicht kannte, und zu einem Verein, den ich nicht kannte.

DFB.de: Dann sind Sie der Mannschaft hinterhergeflogen. Wie war für Sie die erste Trainingseinheit unter Jose Mourinho?

Khedira: Ich habe kein Wort verstanden und wusste nicht, was sie alle von mir wollten. Zum Glück kam dann Rafael van der Vaart an meine Seite, er hat mir sehr viel geholfen, weil er Spanisch und Deutsch sprechen kann. Und der Trainer hat mir die Anweisungen auf Englisch gegeben. Es ging also irgendwie. Gleich zum Auftakt hat sich damals gezeigt: Der Trainer tut alles für seine Spieler, und auch die Jungs sind wirklich toll. Der Verein ist eine echte internationale Marke und hilft bei allen erdenklichen Problemen.

DFB.de: Zum Beispiel?

Khedira: Konto einrichten, Wohnungssuche, Behördengänge. Mir wurde ein Helfer zur Seite gestellt, der solche Dinge mit mir zusammen erledigt. Er hat mir auch das eine oder andere Restaurant gezeigt, den einen oder anderen Platz, an dem man nett sitzen und Kaffee trinken kann.



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Die deutsche Nationalmannschaft spielt am kommenden Sonntag (ab 20 Uhr, live im ZDF) in Sinsheim gegen Uruguay. Für Sami Khedira ist dieses Spiel aus mehreren Gründen besonders. Die Partie ist die Neuauflage des Spiels um Platz drei bei der WM 2010 in Südafrika - damals erzielte der inzwischen 24-Jährige den 3:2-Siegtreffer, es war sein erstes Länderspieltor.

Nach dem WM-Duell mit Uruguay begann für Khedira zudem ein neues Kapitel in seinem Leben, er zog von Stuttgart nach Madrid und wurde Spieler von Real. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke zieht Khedira eine Bilanz seines ersten Jahres in Spanien.

DFB.de: Herr Khedira, nach dem Spiel um Platz drei bei der WM in Südafrika begann Ihr Madrid-Abenteuer. Wie sah Ihr erster Tag dort konkret aus?

Sami Khedira: Die Mannschaft war schon im Trainingslager in Los Angeles. Für mich war trotzdem von Beginn an alles beeindruckend, die Größe Reals, das Stadion, das Trainingsgelände. Mir ist das alles am ersten Tag gezeigt worden. Und ich war schon ein bisschen aufgeregt, für mich war es ja eine Reise in eine ungewisse Zukunft. Ich kam in ein Land, das ich nicht kannte, in eine Stadt, die ich nicht kannte, und zu einem Verein, den ich nicht kannte.

DFB.de: Dann sind Sie der Mannschaft hinterhergeflogen. Wie war für Sie die erste Trainingseinheit unter Jose Mourinho?

Khedira: Ich habe kein Wort verstanden und wusste nicht, was sie alle von mir wollten. Zum Glück kam dann Rafael van der Vaart an meine Seite, er hat mir sehr viel geholfen, weil er Spanisch und Deutsch sprechen kann. Und der Trainer hat mir die Anweisungen auf Englisch gegeben. Es ging also irgendwie. Gleich zum Auftakt hat sich damals gezeigt: Der Trainer tut alles für seine Spieler, und auch die Jungs sind wirklich toll. Der Verein ist eine echte internationale Marke und hilft bei allen erdenklichen Problemen.

DFB.de: Zum Beispiel?

Khedira: Konto einrichten, Wohnungssuche, Behördengänge. Mir wurde ein Helfer zur Seite gestellt, der solche Dinge mit mir zusammen erledigt. Er hat mir auch das eine oder andere Restaurant gezeigt, den einen oder anderen Platz, an dem man nett sitzen und Kaffee trinken kann.

DFB.de: Mittlerweile sind Sie fast ein Jahr dort. Wie sehr haben Sie die Stadt Madrid inzwischen für sich erschlossen?

Khedira: Ich kenne mich mittlerweile ganz gut aus, ich weiß, wo was zu finden ist. Ins Detail zu gehen, habe ich noch nicht geschafft, das werde ich aber in Zukunft machen. Madrid hat viel zu bieten, ganz tolle Museen zum Beispiel. Das werde ich mir alles noch genauer anschauen. Aber einiges kenne ich auch schon. Ich bin nicht ständig, aber auch nicht selten in Madrid unterwegs.

DFB.de: Aber Sie wohnen nicht direkt in Madrid.

Khedira: Nein. Ich habe ein Haus 30 Kilometer außerhalb. Madrid ist eine sehr schöne, aber auch sehr große und sehr laute Stadt. Mit Real sind wir viel unterwegs, deshalb ist es für mich sinnvoll, zu Hause Ruhe zu haben. Die Umgebung von Madrid ist sehr schön, ich fühle mich dort sehr wohl. Und wenn ich mal in die Stadt will, dann bin ich schnell dort.

DFB.de: Wie sieht es denn aus, wenn Sie unter Leute gehen: Können Sie sich in Madrid noch frei bewegen?

Khedira: Ich bin "zum Glück" nicht Cristiano Ronaldo. Natürlich werde ich erkannt, werde auch nach Fotos und Autogrammen gefragt. Aber es hält sich in Grenzen, ich fühle mich nicht belästigt und habe kein Problem, mich in der Stadt zu bewegen.

DFB.de: Wer sind denn im Team von Real Ihre Bezugspersonen?

Khedira: Es ist ja klar, dass Mesut (Özil; die Red.) und ich uns suchen. Aber auch der Kontakt mit Cristiano und vielen anderen Spielern ist freundschaftlich, etwa mit Pepe und Marcelo. Das sind Leute, die offen und lustig sind, die jeden miteinbeziehen. Wenn ich in der Anfangszeit irgendetwas nicht wusste, wenn ich einen Rat oder generell Hilfe brauchte, konnte ich mich immer an sie wenden. Auch Jerzy Dudek hatte immer ein offenes Ohr, hat stets nachgefragt, ob alles gut ist und ich irgendetwas brauche. Er war immer zu erreichen und hat mir nie das Gefühl gegeben, dass ich nerven würde.

DFB.de: Was ist der Aspekt an Spanien, der Ihnen bisher am besten gefällt?

Khedira: Ich kann mich ganz generell sehr gut mit der Mentalität der Menschen anfreunden. Die Spanier genießen ihr Leben, die Spanier leben sehr bewusst. Wenn man sich hier bewegt, ist es eher selten, dass es irgendwo hektisch ist. Das Leben ist entspannter als in Deutschland.

DFB.de: Zum Leben in Spanien gehört auch die Sprache. Sie haben sehr viel dafür investiert, schnell Spanisch zu lernen, hatten zeitweise einen eigenen Sprachlehrer, mit dem Sie mehrere Stunden täglich gepaukt haben. Waren Ihre neuen Kollegen überrascht, wie schnell Sie Fortschritte gemacht haben?

Khedira: Was heißt "überrascht"? Die Kollegen haben das von mir erwartet. Sie haben am Anfang zu mir gesagt: Du bist ja ein Deutscher, und die Deutschen sind intelligent, also wirst du die Sprache schnell lernen. Sie haben natürlich mit Christoph Metzelder ein aus meiner Sicht schlechtes Vorbild (lacht): Der konnte ja schon am ersten Tag in Madrid perfekt spanisch.

DFB.de: Wie schnell ging es bei Ihnen? Haben Sie Ihre Einstandsrede schon auf Spanisch halten können?

Khedira: Nein, das musste ich ja schon nach drei Wochen machen. Wir waren als Team gemeinsam essen, Iker Casillas hatte das organisiert. Alle Zugänge waren da. Und irgendwann war ich an der Reihe und musste etwas sagen.

DFB.de: Und wie haben sie die Situation gelöst?

Khedira: Ich habe einfach Deutsch geredet. Da kann man ja dann relativ viel erzählen, wenn einen niemand versteht. So ganz ernst gemeint war es auch nicht, was ich da erzählt habe. So war es danach auch bei Mesut. Es hat zwar niemand verstanden, aber uns haben trotzdem alle zugejubelt. Das war sehr lustig.

DFB.de: Also bisher ein rundum positives Fazit. Gab es denn auch Enttäuschungen?

Khedira: Sportlich hatten wir mehr erhofft. Real Madrid ist ein Verein, der immer nach dem maximalen Erfolg strebt. Meisterschaft, Pokal, Champions League. Wir haben die Meisterschaft verfehlt und auch die Champions League nicht gewonnen. Das waren die Ziele des Vereins und auch meine persönlichen. Deswegen könnte man theoretisch von einem Scheitern sprechen. Aber man muss das Ganze sehen: Barcelona hat eine eingespielte Mannschaft, über sechs, sieben Jahre hinweg. Wir haben eine neue Mannschaft, einen neuen Trainer, eine neue Philosophie. Wir haben unsere hohen Ziele nicht erreicht, doch für das erste Jahr haben wir eine ordentliche Runde gespielt

DFB.de: Was fehlt denn noch zum FC Barcelona?

Khedira: Natürlich ist Barcelona momentan rein fußballerisch, spielerisch die beste Mannschaft. Aber wir haben gezeigt, dass wir sie schlagen können. Und wir haben uns fürs nächste Jahr fest vorgenommen, dass wir mindestens auf die gleiche Ebene kommen wollen wie Barcelona.

DFB.de: Im Pokalfinale haben Sie gegen Barca gewonnen. Wie wichtig war dieser Erfolg für den Verein?

Khedira: Real wäre das dritte Jahr ohne Titelgewinn gewesen, daher war das eine ganz besondere Sache. Jeder Titel zählt. Der Königspokal ist nicht so ein großer Titel wie die Champions Leage - dennoch war es für uns sehr wichtig, dass wir diesen Erfolg mit unseren Fans feiern konnten.

DFB.de: Was stimmt Sie denn optimistisch, dass die kommende Saison noch besser wird?

Khedira: Man muss sich nur die abgelaufene Spielzeit anschauen. Wir haben hart und intensiv gearbeitet und uns im Laufe der Saison stetig gesteigert. Das wird so weitergehen, die Mannschaft bleibt im Wesentlichen zusammen, dazu werden wir uns punktuell verstärken.

DFB.de: So wie in der abgelaufenen Saison. Wie fällt denn Ihre persönliche Bilanz aus sportlicher Sicht aus?

Khedira: Ich bin sehr zufrieden mit meinem ersten Jahr. Wenn ich zu 100 Prozent fit und einsatzbereit war, dann habe ich immer gespielt. Meines Erachtens zum größten Teil auch sehr gut. Ich arbeite noch daran, dass ich auch in Spanien meine Torgefahr mehr zur Geltung kommen lassen kann. Für die neue Saison habe ich mir vorgenommen, noch dominanter zu werden und dann auch hoffentlich noch mehr Torbeteiligungen zu haben - und auch mal einen Treffer zu erzielen.

DFB.de: Eine der punktuellen Verstärkungen ist Nuri Sahin vom Deutschen Meister Borussia Dortmund, der auf Ihrer Position spielen kann. Wie bewerten Sie diesen Transfer?

Khedira: Es ist völlig normal, dass ein Trainer nicht nur mit einem Spieler auf einer Position für 60 Begegnungen in einer Saison plant. Ich habe keine Angst vor der Konkurrenz und freue mich sehr auf Nuri. So wie ich ihn kennengelernt habe, ist er ein guter Typ und super Fußballer. Für Real Madrid ist es gut, wenn Qualität hinzukommt. Denn, noch mal: Wir wollen Titel gewinnen, dafür brauchen wir Qualität und keine Lückenfüller. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass ich auch in der nächsten Saison wieder Stammspieler sein werde.

DFB.de: So wie auch in der Nationalmannschaft. Deutschland spielt am kommenden Sonntag gegen Uruguay. Wie oft denken Sie noch an die WM und an Ihr Siegtor im Spiel um Platz drei?

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Khedira: Für mich war es mein erstes Länderspiel- und WM-Tor, selbstverständlich denke ich hin und wieder daran und jetzt anlässlich des Spiels gegen Uruguay natürlich vermehrt.

DFB.de: Sind Länderspielreisen für Sie immer noch speziell, weil Sie jetzt aus Madrid nach Hause kommen?

 

Khedira: Länderspielreisen sind immer etwas Besonderes, aber für mich nicht mehr deshalb, weil ich aus Madrid komme. Am Anfang war das noch so, da war es sehr schön, eine vertraute Umgebung und vertraute Menschen um sich zu haben. Aber ich fühle mich mittlerweile in Madrid heimisch, ich fahre aus Spanien nicht mehr aus der Fremde in die Heimat.

DFB.de: Wie intensiv ist der Kontakt zu den Kollegen aus der Nationalmannschaft während der Saison? Tauschen Sie sich aus, haben Sie beispielweise Mario Gomez zur Torjägerkanone gratuliert oder den Dortmundern zur Meisterschaft?

Khedira: Mit Mario habe ich häufig Kontakt. Wir telefonieren immer wieder, schreiben SMS. Als ich jetzt in München war, haben wir uns getroffen, wir waren abends essen, dabei habe ich ihm zu seinen Toren gratuliert.

DFB.de: Und die Dortmunder: Wird es von der Nationalmannschaft eine besondere Aktion für die frischgebackenen Meister geben?

Khedira: Das funktioniert wohl eher andersherum (lacht): Wenn, dann müssen die Dortmunder einen ausgeben. Es sind ja alles Spieler, die noch nicht so lange bei der Nationalmannschaft dabei sind, in dieser Saison sehr erfolgreich waren und ihren ersten großen Titel gewonnen haben. Da sollen sie jetzt mal einen springen lassen - das werde ich als Idee einbringen.