Kerstin Stegemann: "Ich freue mich über jedes Länderspiel"

Seit mehr als elf Jahren spielt Kerstin Stegemann in der Frauen-Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes. Die Defensivspielerin des FFC Heike Rheine ist Weltmeisterin und mehrfache Europameisterin. Am Samstag absolvierte sie gegen Irland ihr 145. Länderspiel. Damit zog die 28-Jährige in der Rangliste der deutschen Rekord-Nationalspielerinnen an Doris Fitschen vorbei und belegt Platz drei hinter Bettina Wiegmann (154) und Birgit Prinz (150). Obwohl sie schon so lange auf konstant hohem Niveau spielt, zählt sie zu den stillen Stars. DFB-Mitarbeiter Niels Barnhofer sprach mit ihr in Dublin.

Frage: Kerstin Stegemann, wissen Sie, das wievielte Länderspiel Sie gegen Irland bestreiten?

Kerstin Stegemann: Oh, das weiß ich gar nicht genau. Ich glaube, es ist das 145.

Frage: Wissen Sie, was das bedeutet?

Stegemann (schmunzelt): Dass man schon viele Länderspiele absolviert hat?

Frage: Das auch, aber dass Sie damit in der Liste der deutschen Rekord-Nationalspielerinnen an Doris Fitschen vorbeiziehen und nun die Spielerin mit den drittmeisten Einsätzen sind?

Stegemann (schmunzelt erneut): Ich weiß nicht, wie viele Länderspiele Doris hat. Das war nicht meine Absicht, sie zu überflügeln.

Frage: Legen Sie auf solche Statistiken keinen großen Wert?

Stegemann (schmunzelt schon wieder): Für jedes Länderspiel habe ich mir einen Strich auf meinen Schienbeinschoner gemacht. Ich bin immer Durcheinander geraten, wenn ich ein neues Paar erhalten haben. Nein, ich freue mich über jeden Länderspiel-Einsatz. Das war beim ersten nicht anders als beim letzten. Was die Zahl angeht, habe ich mir kein festes Ziel gesetzt. Ich wollte einmal die 100 voll machen, aber das habe ich ja schon geschafft.

Frage: Nur Bettina Wiegmann mit 154 Einsätzen und Birgit Prinz mit dann 150 Einsätzen sind häufiger in die DFB-Auswahl berufen worden. Die beiden stehen oder standen mehr in der Öffentlichkeit als Sie. Stört Sie das?

Stegemann: Nein, gar nicht. Warum sollte es das auch? Ich kann mich mit ihnen nicht vergleichen. Offensivspieler sind einfach bekannter im Fußball. Ich müsste in einem Spiel schon drei Eigentore schießen und viermal über den Ball treten, um die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.

Frage: Dennoch gelten Sie als feste Größe und Leistungsträgerin der DFB-Auswahl. Wünschen Sie sich nicht mehr Anerkennung?

Stegemann: Ich denke, es ist schon eine große Auszeichnung, so häufig nominiert worden zu sein.

Frage: Sie spielen schon lange auf konstant hohem Niveau. Gibt es dafür ein Erfolgsgeheimnis?

Stegemann: Mein Geheimnis ist, dass ich wahnsinnig gerne Fußball spiele. Und was man gerne macht, macht man auch gut.

Frage: Sie sind eine der fittesten Spielerinnen, gelten als Energiebündel. Wie kommt das?

Stegemann: Ich trainiere viel, weil es mir Spaß macht. Allerdings habe ich dazu auch den idealen Arbeitgeber. Die Sportfördergruppe der Bundeswehr eröffnet mir viele Möglichkeiten. Ich kann täglich zwei- bis dreimal trainieren. Das einzige Problem dabei ist, dass Fußball eine Mannschaftssportart ist und ich kann das morgens nicht alleine trainieren. Aber ich suche mir gelegentlich ein paar "Opfer", die dann mitspielen. Außerdem ist es gut, Alternativsport zu betreiben. Zum Beispiel gehe ich mit den Schwimmern häufig laufen. Squash oder Badminton sind förderlich für die Schnelligkeit. Und der Reitsport hält mich bei Laune. Ich habe vier Pferde und ein Pony.

Frage: Sie sind Weltmeisterin und mehrfache Europameisterin, welche Ziele streben Sie mit der Nationalmannschaft noch an?

Stegemann: Wir wollen uns für die Weltmeisterschaft 2007 in China qualifizieren. Dort würde ich dann einen Platz unter den ersten Drei anstreben. Außerdem fehlt mir noch eine Gold-Medaille bei den Olympischen Spielen. Das wäre noch einmal ein absolutes Ziel bei den Spielen in Peking 2008. Aber dafür müssten wir uns ja auch erst einmal qualifizieren.

Frage: Woher nehmen Sie die Motivation?

Stegemann: Ich muss mich nicht zwingen. Das ist meine Mentalität. Das ist mir so in die Wiege gelegt worden.

Frage: Sie sind jetzt 28 Jahre alt, wie lange wollen Sie noch spielen?

Stegemann: Kein Ahnung, diesbezüglich setze ich mir keine Ziele. Ich mache mir einfach keine Gedanken darüber, wie lange ich noch spielen will, soll oder könnte. Ich hoffe nur, dass ich von Verletzungen verschont bleibe.

Frage: Haben Sie keine Marke in Sachen Länderspielen angepeilt?

Stegemann: Ich glaube nicht, dass ich die 200 erreichen werde. Aber ich will mich auch nicht auf eine Zahl festlegen und darum meine Karriere planen. Ich kann mich eigentlich nur wiederholen: Ich freue mich über jedes Länderspiel, das dazu kommt.

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Seit mehr als elf Jahren spielt Kerstin Stegemann in der Frauen-Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes. Die Defensivspielerin des FFC Heike Rheine ist Weltmeisterin und mehrfache Europameisterin. Am Samstag absolvierte sie gegen Irland ihr 145. Länderspiel. Damit zog die 28-Jährige in der
Rangliste der deutschen Rekord-Nationalspielerinnen an Doris Fitschen vorbei und belegt Platz drei hinter Bettina Wiegmann (154) und Birgit Prinz (150). Obwohl sie schon so lange auf konstant hohem Niveau spielt, zählt sie zu den stillen Stars. DFB-Mitarbeiter Niels Barnhofer sprach mit ihr in Dublin.



Frage: Kerstin Stegemann, wissen Sie, das wievielte Länderspiel Sie gegen Irland bestreiten?



Kerstin Stegemann: Oh, das weiß ich gar nicht genau. Ich glaube, es ist das 145.



Frage: Wissen Sie, was das bedeutet?



Stegemann (schmunzelt): Dass man schon viele Länderspiele absolviert hat?



Frage: Das auch, aber dass Sie damit in der Liste der deutschen Rekord-Nationalspielerinnen an Doris Fitschen vorbeiziehen und nun die Spielerin mit den drittmeisten Einsätzen sind?



Stegemann (schmunzelt erneut): Ich weiß nicht, wie viele Länderspiele Doris hat. Das war nicht meine Absicht, sie zu überflügeln.



Frage: Legen Sie auf solche Statistiken keinen großen Wert?



Stegemann (schmunzelt schon wieder): Für jedes Länderspiel habe ich mir einen Strich auf meinen Schienbeinschoner gemacht. Ich bin immer Durcheinander geraten, wenn ich ein neues Paar erhalten haben. Nein, ich freue mich über jeden Länderspiel-Einsatz. Das war beim ersten nicht anders als beim letzten. Was die Zahl angeht, habe ich mir kein festes Ziel gesetzt. Ich wollte einmal die 100 voll machen, aber das habe ich ja schon geschafft.



Frage: Nur Bettina Wiegmann mit 154 Einsätzen und Birgit Prinz mit dann 150 Einsätzen sind häufiger in die DFB-Auswahl berufen worden. Die beiden stehen oder standen mehr in der Öffentlichkeit als Sie. Stört Sie das?



Stegemann: Nein, gar nicht. Warum sollte es das auch? Ich kann mich mit ihnen nicht vergleichen. Offensivspieler sind einfach bekannter im Fußball. Ich müsste in einem Spiel schon drei Eigentore schießen und viermal über den Ball treten, um die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.



Frage: Dennoch gelten Sie als feste Größe und Leistungsträgerin der DFB-Auswahl. Wünschen Sie sich nicht mehr Anerkennung?



Stegemann: Ich denke, es ist schon eine große Auszeichnung, so häufig nominiert worden zu sein.



Frage: Sie spielen schon lange auf konstant hohem Niveau. Gibt es dafür ein Erfolgsgeheimnis?



Stegemann: Mein Geheimnis ist, dass ich wahnsinnig gerne Fußball spiele. Und was man gerne macht, macht man auch gut.



Frage: Sie sind eine der fittesten Spielerinnen, gelten als Energiebündel. Wie kommt das?



Stegemann: Ich trainiere viel, weil es mir Spaß macht. Allerdings habe ich dazu auch den idealen Arbeitgeber. Die Sportfördergruppe der Bundeswehr eröffnet mir viele Möglichkeiten. Ich kann täglich zwei- bis dreimal trainieren. Das einzige Problem dabei ist, dass Fußball eine Mannschaftssportart ist und ich kann das morgens nicht alleine trainieren. Aber ich suche mir gelegentlich ein paar "Opfer", die dann mitspielen. Außerdem ist es gut, Alternativsport zu betreiben. Zum Beispiel gehe ich mit den Schwimmern häufig laufen. Squash oder Badminton sind förderlich für die Schnelligkeit. Und der Reitsport hält mich bei Laune. Ich habe vier Pferde und ein Pony.



Frage: Sie sind Weltmeisterin und mehrfache Europameisterin, welche Ziele streben Sie mit der Nationalmannschaft noch an?



Stegemann: Wir wollen uns für die Weltmeisterschaft 2007 in China qualifizieren. Dort würde ich dann einen Platz unter den ersten Drei anstreben. Außerdem fehlt mir noch eine Gold-Medaille bei den Olympischen Spielen. Das wäre noch einmal ein absolutes Ziel bei den Spielen in Peking 2008. Aber dafür müssten wir uns ja auch erst einmal qualifizieren.



Frage: Woher nehmen Sie die Motivation?



Stegemann: Ich muss mich nicht zwingen. Das ist meine Mentalität. Das ist mir so in die Wiege gelegt worden.



Frage: Sie sind jetzt 28 Jahre alt, wie lange wollen Sie noch spielen?



Stegemann: Kein Ahnung, diesbezüglich setze ich mir keine Ziele. Ich mache mir einfach keine Gedanken darüber, wie lange ich noch spielen will, soll oder könnte. Ich hoffe nur, dass ich von Verletzungen verschont bleibe.



Frage: Haben Sie keine Marke in Sachen Länderspielen angepeilt?



Stegemann: Ich glaube nicht, dass ich die 200 erreichen werde. Aber ich will mich auch nicht auf eine Zahl festlegen und darum meine Karriere planen. Ich kann mich eigentlich nur wiederholen: Ich freue mich über jedes Länderspiel, das dazu kommt.