"Mit Abstand und wahrscheinlich bald Atemschutzmaske"

Fußball ist in Deutschland mehr als nur ein Sport. Für viele Menschen ist er ein Lebensgefühl und ein verbindender Faktor, aus dem viele positive Dinge entstehen können. Ein gutes Beispiel hierfür sind die 62 Fanprojekte in Deutschland, die Fußballfans von A wie Aachen bis Z wie Zwickau betreuen. DFB.de hat mit Christian Keppler vom Fanprojekt Jena über die aktuellen Herausforderungen und das Engagement der Fanprojekte gesprochen.

Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt unter anderem auf der Unterstützung der Fans, eine positive Fankultur zu entwickeln. In der aktuellen Corona-Krise ist es für die Fanprojekte und die Fankultur in Deutschland selbstverständlich, Menschen in der Not beizustehen. Das Fanprojekt Jena ist eines der zahlreichen Beispiele, die verdeutlichen, dass Menschen, die wegen des Fußballs zusammengekommen sind, weit über die Grenzen des Sports hinaus einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft nehmen.

Die organisierten Anhänger des Drittligisten FC Carl Zeiss Jena bieten eine Einkaufshilfe an, um Menschen in der aktuellen Krisensituation den Zugang zu Lebensmitteln zu erleichtern. Wie Christian Keppler erklärt, geht es dabei nicht nur um Senioren oder Menschen, die nicht gut zu Fuß sind. Das Angebot richtet sich beispielsweise auch an "den 20-jährigen Studenten, der mit einer Angststörung zuhause sitzt und sich gerade echt unwohl fühlt."

Vorreiter aus Gelsenkirchen

Viele der Menschen, denen Keppler und das Fanprojekt Jena mit seinen Helfern - und dem nötigen Sicherheitsabstand - sprichwörtlich unter die Arme greifen konnte, waren schon länger nicht mehr im Stadion und kennen das Fanprojekt auch nicht richtig. Nachdem sie aber den Kontakt aufgenommen und schnelle Hilfe erhalten haben, werden sie schnell zu Stammkunden der Helfer. Die Planungen des Fanprojekts, die eigenen Bemühungen auszuweiten, laufen ständig im Hintergrund mit: "Die nächsten Schritte könnten dann sein, mit den Hunden der Leute Gassi zu gehen oder Menschen, die sich unsicher fühlen, beim Spaziergang zu begleiten", erklärt Keppler und fügt hinzu: "Natürlich mit 1,50 Meter Abstand und bei uns in Jena anscheinend auch bald mit einer Atemschutzmaske."

Als Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte ist Christian Keppler auch über die Bemühungen anderer Fanprojekte im Bilde. Viele bieten ähnliche Leistungen wie die Jenaer an. Für Keppler ist das etwas ganz Naheliegendes: "Da Essen erst mal das wichtigste ist, ist diese Art von Engagement die einfachste, um mit dem Helfen überhaupt zu starten." Als Vorreiter nennt Keppler hier seine Kollegen aus Gelsenkirchen, auch die Karlsruher fahren ein ähnliches Programm. Angepasst an die aktuelle Krisensituation hat das Fanprojekt Babelsberg sogar ein neues Konzept für seine soziale Arbeit entworfen.

"Wir trauern unserem Jahrestag hinterher"

Unter den einzelnen Fanprojekten, die sich im Moment alle mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sehen, gibt es einen regen Erfahrungsaustausch. "Wir sammeln über unser Kanäle und Plattformen, was die einzelnen Projekte so anbieten, auch einfach um sich selbst Up-to-date zu halten. Wir erleben ja gerade sozusagen im Zeitraffer die Digitalisierung, auch im Jugend-Sozialbereich." So berichtet Keppler etwa von virtuellen Treffpunkten, die von Sozialarbeitern geschaffen und von den Jugendlichen auch angenommen werden.

Die Anpassungen an die Corona-Krise hatten für die Fanprojekte neben den beruflichen Herausforderungen allerdings auch ärgerliche Folgen, die Keppler beklagt: "Wir trauern unserem Jahrestag hinterher, der eigentlich vor einer Woche in Wuppertal hätte stattfinden sollen." Auch das vom DFB unterstützte Fanfinale der BAG, das jährlich vor dem Pokalendspiel der Herren in Berlin stattfindet, muss dieses Jahr in der gewohnten Form ausfallen.

Neben seinen Kollegen und Kolleginnen der Fanprojekte in anderen Städten hat Keppler auch für die Ultraszene seiner Stadt lobende Worte. Die Ultras seien gut organisiert und sehen zu, dass sie jetzt ihre Größe ausnutzen, um Projekte auf die Beine zu stellen und zu helfen. "Beispielsweise rufen sie konzentriert zum Blutspenden auf und sehen zu, dass mit den Geldern, die auf diese Weise akquiriert werden, die Tafel unterstützt wird." Als Fanprojekt habe man zwar ein gutes Netzwerk, so Keppler, aber wenn es um Manpower gehe, "kriegen Ultras wirklich viel auf die Beine gestellt."

Fanprojekt Babelsberg

Fanprojekt Frankfurt (FSV)

Fanprojekt Fürth

Fanprojekt Gelsenkirchen

Fanprojekt Jena

Fanprojekt Karlsruhe

Fanprojekt Plauen-Vogtland

Fanprojekt Zwickau

Übersicht aller Fanprojekte:

[tog]

Fußball ist in Deutschland mehr als nur ein Sport. Für viele Menschen ist er ein Lebensgefühl und ein verbindender Faktor, aus dem viele positive Dinge entstehen können. Ein gutes Beispiel hierfür sind die 62 Fanprojekte in Deutschland, die Fußballfans von A wie Aachen bis Z wie Zwickau betreuen. DFB.de hat mit Christian Keppler vom Fanprojekt Jena über die aktuellen Herausforderungen und das Engagement der Fanprojekte gesprochen.

Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt unter anderem auf der Unterstützung der Fans, eine positive Fankultur zu entwickeln. In der aktuellen Corona-Krise ist es für die Fanprojekte und die Fankultur in Deutschland selbstverständlich, Menschen in der Not beizustehen. Das Fanprojekt Jena ist eines der zahlreichen Beispiele, die verdeutlichen, dass Menschen, die wegen des Fußballs zusammengekommen sind, weit über die Grenzen des Sports hinaus einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft nehmen.

Die organisierten Anhänger des Drittligisten FC Carl Zeiss Jena bieten eine Einkaufshilfe an, um Menschen in der aktuellen Krisensituation den Zugang zu Lebensmitteln zu erleichtern. Wie Christian Keppler erklärt, geht es dabei nicht nur um Senioren oder Menschen, die nicht gut zu Fuß sind. Das Angebot richtet sich beispielsweise auch an "den 20-jährigen Studenten, der mit einer Angststörung zuhause sitzt und sich gerade echt unwohl fühlt."

Vorreiter aus Gelsenkirchen

Viele der Menschen, denen Keppler und das Fanprojekt Jena mit seinen Helfern - und dem nötigen Sicherheitsabstand - sprichwörtlich unter die Arme greifen konnte, waren schon länger nicht mehr im Stadion und kennen das Fanprojekt auch nicht richtig. Nachdem sie aber den Kontakt aufgenommen und schnelle Hilfe erhalten haben, werden sie schnell zu Stammkunden der Helfer. Die Planungen des Fanprojekts, die eigenen Bemühungen auszuweiten, laufen ständig im Hintergrund mit: "Die nächsten Schritte könnten dann sein, mit den Hunden der Leute Gassi zu gehen oder Menschen, die sich unsicher fühlen, beim Spaziergang zu begleiten", erklärt Keppler und fügt hinzu: "Natürlich mit 1,50 Meter Abstand und bei uns in Jena anscheinend auch bald mit einer Atemschutzmaske."

Als Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte ist Christian Keppler auch über die Bemühungen anderer Fanprojekte im Bilde. Viele bieten ähnliche Leistungen wie die Jenaer an. Für Keppler ist das etwas ganz Naheliegendes: "Da Essen erst mal das wichtigste ist, ist diese Art von Engagement die einfachste, um mit dem Helfen überhaupt zu starten." Als Vorreiter nennt Keppler hier seine Kollegen aus Gelsenkirchen, auch die Karlsruher fahren ein ähnliches Programm. Angepasst an die aktuelle Krisensituation hat das Fanprojekt Babelsberg sogar ein neues Konzept für seine soziale Arbeit entworfen.

"Wir trauern unserem Jahrestag hinterher"

Unter den einzelnen Fanprojekten, die sich im Moment alle mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sehen, gibt es einen regen Erfahrungsaustausch. "Wir sammeln über unser Kanäle und Plattformen, was die einzelnen Projekte so anbieten, auch einfach um sich selbst Up-to-date zu halten. Wir erleben ja gerade sozusagen im Zeitraffer die Digitalisierung, auch im Jugend-Sozialbereich." So berichtet Keppler etwa von virtuellen Treffpunkten, die von Sozialarbeitern geschaffen und von den Jugendlichen auch angenommen werden.

Die Anpassungen an die Corona-Krise hatten für die Fanprojekte neben den beruflichen Herausforderungen allerdings auch ärgerliche Folgen, die Keppler beklagt: "Wir trauern unserem Jahrestag hinterher, der eigentlich vor einer Woche in Wuppertal hätte stattfinden sollen." Auch das vom DFB unterstützte Fanfinale der BAG, das jährlich vor dem Pokalendspiel der Herren in Berlin stattfindet, muss dieses Jahr in der gewohnten Form ausfallen.

Neben seinen Kollegen und Kolleginnen der Fanprojekte in anderen Städten hat Keppler auch für die Ultraszene seiner Stadt lobende Worte. Die Ultras seien gut organisiert und sehen zu, dass sie jetzt ihre Größe ausnutzen, um Projekte auf die Beine zu stellen und zu helfen. "Beispielsweise rufen sie konzentriert zum Blutspenden auf und sehen zu, dass mit den Geldern, die auf diese Weise akquiriert werden, die Tafel unterstützt wird." Als Fanprojekt habe man zwar ein gutes Netzwerk, so Keppler, aber wenn es um Manpower gehe, "kriegen Ultras wirklich viel auf die Beine gestellt."

Fanprojekt Babelsberg

Fanprojekt Frankfurt (FSV)

Fanprojekt Fürth

Fanprojekt Gelsenkirchen

Fanprojekt Jena

Fanprojekt Karlsruhe

Fanprojekt Plauen-Vogtland

Fanprojekt Zwickau

Übersicht aller Fanprojekte:

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