Keller zur Einheit: "Der Fußball hat Menschen zusammengeführt"

Heute jährt sich die Wiedervereinigung zum 30. Mal. DFB-Präsident Fritz Keller spricht im DFB.de-Interview über die freudigen Auswirkungen der Einheit für den deutschen Fußball.

DFB.de: Herr Keller, Deutschland feiert heute am Tag der Deutschen Einheit 30 Jahre Wiedervereinigung. Wenige Wochen später folgte auch die Fußball-Einheit, im November 1990 löste sich der Deutsche Fußball-Verband auf und trat als neugegründeter Regionalverband Nordostdeutscher Fußballverband dem DFB bei. Wie bedeutend waren diese Momente?

Fritz Keller: Damals ist eine innere Wunde geschlossen worden. Menschen, Familien sind wieder zusammengeführt worden. Aus Klassenfeinden wurden beinahe über Nacht Freunde. Der Fußball hat diese Wiedervereinigung mit sichtbar gemacht. Nicht nur, weil es keine zwei Verbände und keine zwei Nationalmannschaften mehr gab. Sondern plötzlich spielten Vereine aus Dörfern gegeneinander, die nur wenige Kilometer entfernt lagen und doch durch eine Grenze getrennt in zwei Welten. Sie trafen sich nun im sportlich-fairen Wettkampf auf dem Sportplatz. Und Spieler aus Ost und West kickten auf einmal gemeinsam in einer Mannschaft und saßen nebeneinander in der Kabine. Der Fußball hat Menschen zusammengeführt, die sich zuvor nicht begegnen durften. Die Geschichte sollte uns Mahnung sein, uns nie wieder spalten zu lassen.

DFB.de: Auch für den DFB schloss sich damals der Kreis.

Keller: Der DFB ist vor 120 Jahren in Leipzig gegründet worden, dort liegen seine Wurzeln. Und dorthin, wie in viele andere Städte und Regionen im Osten Deutschlands, sind wir seitdem sehr gerne immer wieder zurückgekehrt. Im November stehen die nächsten Länderspiele unserer Nationalmannschaft, die seit 30 Jahren wieder für das ganze Land steht und für die seitdem viele herausragende Spieler aus dem Osten gespielt haben, denen wir viel zu verdanken haben, in Leipzig an. Dort, wo vor 14 Jahren während des Sommermärchens wie in allen Regionen Deutschlands gemeinsam der Fußball und unsere Mannschaft gefeiert wurde. Denn es gibt zum Glück nur noch ein Deutschland, in den Kategorien Ost und West sollten wir 30 Jahre nach der Wiedervereinigung nicht mehr denken. So wie es nur einen Fußball gibt, von der Kreisliga bis zur Bundesliga, für Frauen und Männer.

DFB.de: 30 Jahre nach der Wiedervereinigung spielen die meisten Traditionsvereine aus dem Osten in der 3. Liga und in der Regionalliga. Ist die Fußball-Einheit eine Erfolgsgeschichte?

Keller: Die deutsche Einheit ist eine großartige Erfolgsgeschichte, wir sollten uns nichts anderes weismachen lassen. Genauso wie die deutsche Fußball-Einheit. Ich bin den handelnden Personen von damals sehr dankbar, dass sie in einer komplexen und komplizierten Gemengelage ihrer großen Verantwortung gerecht geworden sind. In der Rückschau sind damals sicherlich auch Fehler gemacht worden, und viele Vereine im Osten wurden von den Ereignissen und manchem Funktionär, der den schnellen und persönlichen Profit im Blick hatte, überrollt. Aber es gibt im Profi- wie im Amateurfußball begeisternde Beispiele an Klubs, die nachhaltig mit klaren Konzepten und deshalb erfolgreich wirtschaften. Ich wünsche mir, dass wieder mehr der großartigen Traditionsvereine aus dem Osten in den ersten beiden Ligen spielen. Aber hierfür ist langfristiges Denken und Handeln nötig. In strukturell schwächeren Regionen, die es in ganz Deutschland gibt, sind alle Akteure des Fußballs gefragt, die Politik im Zusammenspiel mit der Wirtschaft, den Regional- und Landesverbänden sowie den Fans, kreativ zusammenzuarbeiten und so etwas zu bewegen. Nur als Einheit geht's.

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Heute jährt sich die Wiedervereinigung zum 30. Mal. DFB-Präsident Fritz Keller spricht im DFB.de-Interview über die freudigen Auswirkungen der Einheit für den deutschen Fußball.

DFB.de: Herr Keller, Deutschland feiert heute am Tag der Deutschen Einheit 30 Jahre Wiedervereinigung. Wenige Wochen später folgte auch die Fußball-Einheit, im November 1990 löste sich der Deutsche Fußball-Verband auf und trat als neugegründeter Regionalverband Nordostdeutscher Fußballverband dem DFB bei. Wie bedeutend waren diese Momente?

Fritz Keller: Damals ist eine innere Wunde geschlossen worden. Menschen, Familien sind wieder zusammengeführt worden. Aus Klassenfeinden wurden beinahe über Nacht Freunde. Der Fußball hat diese Wiedervereinigung mit sichtbar gemacht. Nicht nur, weil es keine zwei Verbände und keine zwei Nationalmannschaften mehr gab. Sondern plötzlich spielten Vereine aus Dörfern gegeneinander, die nur wenige Kilometer entfernt lagen und doch durch eine Grenze getrennt in zwei Welten. Sie trafen sich nun im sportlich-fairen Wettkampf auf dem Sportplatz. Und Spieler aus Ost und West kickten auf einmal gemeinsam in einer Mannschaft und saßen nebeneinander in der Kabine. Der Fußball hat Menschen zusammengeführt, die sich zuvor nicht begegnen durften. Die Geschichte sollte uns Mahnung sein, uns nie wieder spalten zu lassen.

DFB.de: Auch für den DFB schloss sich damals der Kreis.

Keller: Der DFB ist vor 120 Jahren in Leipzig gegründet worden, dort liegen seine Wurzeln. Und dorthin, wie in viele andere Städte und Regionen im Osten Deutschlands, sind wir seitdem sehr gerne immer wieder zurückgekehrt. Im November stehen die nächsten Länderspiele unserer Nationalmannschaft, die seit 30 Jahren wieder für das ganze Land steht und für die seitdem viele herausragende Spieler aus dem Osten gespielt haben, denen wir viel zu verdanken haben, in Leipzig an. Dort, wo vor 14 Jahren während des Sommermärchens wie in allen Regionen Deutschlands gemeinsam der Fußball und unsere Mannschaft gefeiert wurde. Denn es gibt zum Glück nur noch ein Deutschland, in den Kategorien Ost und West sollten wir 30 Jahre nach der Wiedervereinigung nicht mehr denken. So wie es nur einen Fußball gibt, von der Kreisliga bis zur Bundesliga, für Frauen und Männer.

DFB.de: 30 Jahre nach der Wiedervereinigung spielen die meisten Traditionsvereine aus dem Osten in der 3. Liga und in der Regionalliga. Ist die Fußball-Einheit eine Erfolgsgeschichte?

Keller: Die deutsche Einheit ist eine großartige Erfolgsgeschichte, wir sollten uns nichts anderes weismachen lassen. Genauso wie die deutsche Fußball-Einheit. Ich bin den handelnden Personen von damals sehr dankbar, dass sie in einer komplexen und komplizierten Gemengelage ihrer großen Verantwortung gerecht geworden sind. In der Rückschau sind damals sicherlich auch Fehler gemacht worden, und viele Vereine im Osten wurden von den Ereignissen und manchem Funktionär, der den schnellen und persönlichen Profit im Blick hatte, überrollt. Aber es gibt im Profi- wie im Amateurfußball begeisternde Beispiele an Klubs, die nachhaltig mit klaren Konzepten und deshalb erfolgreich wirtschaften. Ich wünsche mir, dass wieder mehr der großartigen Traditionsvereine aus dem Osten in den ersten beiden Ligen spielen. Aber hierfür ist langfristiges Denken und Handeln nötig. In strukturell schwächeren Regionen, die es in ganz Deutschland gibt, sind alle Akteure des Fußballs gefragt, die Politik im Zusammenspiel mit der Wirtschaft, den Regional- und Landesverbänden sowie den Fans, kreativ zusammenzuarbeiten und so etwas zu bewegen. Nur als Einheit geht's.

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