Keller-Brief an Fans: "Gemeinsam das Miteinander gestalten"

Um den Dialog zu führen, gemeinsam Lösungen zu finden und um für einen respektvollen Umgang miteinander zu werben, hat DFB-Präsident Fritz Keller am vergangenen Freitag, 28. Februar 2020, vor den Vorkommnissen von Sinsheim, einen Brief an die bundesweiten, institutionalisierten Fanorganisationen geschrieben. Nachdem heute in einem Medienbericht aus diesem Brief zitiert wird, dokumentiert DFB.de das Schreiben aus Gründen der Transparenz im Wortlaut.

Sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter von Unsere Kurve, Queer Football Fanclubs, F_In, BAFF und Pro Fans,

es ist mir nach den letzten beiden Wochen und insbesondere nach dem vergangenen Wochenende ein großes Anliegen, mich persönlich an Sie zu wenden.

Seit jeher bin ich überzeugt, dass man Ziele nur gemeinsam erreichen kann. Deshalb möchte ich mich bedanken, zunächst für Ihre oft kritische, aber vor allem konstruktive Begleitung; bedanken für den wachsamen Blick auf den Fußball und gerade auch auf gesellschaftliche Entwicklungen. So haben sich viele Fans bereits vor Jahren in der Antidiskriminierungsarbeit engagiert und damit auch wichtige Impulse für die Arbeit der Vereine und Verbände geliefert. Das Engagement der Schickeria für das Erinnern an Kurt Landauer in München, das Engagement der Schalker Fan-Initiative oder die angestoßene Arbeit für Vielfalt sowie gegen Homophobie und Sexismus sind nur wenige Beispiele einer langen Liste von bemerkenswerter Zivilcourage. Die kritische Haltung von Fans und Ihnen als Vertreterinnen und Vertreter von Fanorganisationen ist dabei wichtige Grundlage.

Während viele Fankurven am vergangenen Wochenende mahnend Stellung zu Rechtsextremismus und dem rassistischen Terror von Hanau bezogen haben, hat eine kleine Gruppe jegliche Sensibilität und den unverhandelbaren Respekt vor dem einzelnen Menschen vermissen lassen. Diese Aktion kann man nur verurteilen. Das hat spontan auch die überwältigende Mehrheit im Stadion getan, was mir sehr imponiert hat.

Dass in der Folge reflexartig beispielsweise Stehplätze in Frage gestellt wurden, zeugt vom Risiko, dem der Fußball ausgesetzt ist. Sollte es uns nicht gelingen, einen respektvollen Umgang mit kritischen Themen des Fußballs, aber auch den Umgang miteinander zu gestalten, befürchte ich, dass wir alle gemeinsam verlieren: Fans, Verband, Vereine - eben jene, die den Fußball lieben.

Ich wende mich an Sie, weil ich weiß, dass Sie eine starke Stimme haben, und möchte Sie daher darin bestärken, in Ihren Netzwerken dafür zu werben, sich weiter für eine plurale Gesellschaft zu engagieren und auch weiterhin Kritik zu artikulieren. Kritik halten wir aus, und konstruktive Kritik tut immer gut - auch und gerade von sich selbst regulierenden Fanszenen. Auf das respektvolle Miteinander kommt es an. Dies müssen wir gemeinsam gestalten. Dabei stehen Ihnen der DFB und ich persönlich als Partner zur Verfügung.

Herzliche Grüße
Ihr Fritz Keller

[dfb]

Um den Dialog zu führen, gemeinsam Lösungen zu finden und um für einen respektvollen Umgang miteinander zu werben, hat DFB-Präsident Fritz Keller am vergangenen Freitag, 28. Februar 2020, vor den Vorkommnissen von Sinsheim, einen Brief an die bundesweiten, institutionalisierten Fanorganisationen geschrieben. Nachdem heute in einem Medienbericht aus diesem Brief zitiert wird, dokumentiert DFB.de das Schreiben aus Gründen der Transparenz im Wortlaut.

Sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter von Unsere Kurve, Queer Football Fanclubs, F_In, BAFF und Pro Fans,

es ist mir nach den letzten beiden Wochen und insbesondere nach dem vergangenen Wochenende ein großes Anliegen, mich persönlich an Sie zu wenden.

Seit jeher bin ich überzeugt, dass man Ziele nur gemeinsam erreichen kann. Deshalb möchte ich mich bedanken, zunächst für Ihre oft kritische, aber vor allem konstruktive Begleitung; bedanken für den wachsamen Blick auf den Fußball und gerade auch auf gesellschaftliche Entwicklungen. So haben sich viele Fans bereits vor Jahren in der Antidiskriminierungsarbeit engagiert und damit auch wichtige Impulse für die Arbeit der Vereine und Verbände geliefert. Das Engagement der Schickeria für das Erinnern an Kurt Landauer in München, das Engagement der Schalker Fan-Initiative oder die angestoßene Arbeit für Vielfalt sowie gegen Homophobie und Sexismus sind nur wenige Beispiele einer langen Liste von bemerkenswerter Zivilcourage. Die kritische Haltung von Fans und Ihnen als Vertreterinnen und Vertreter von Fanorganisationen ist dabei wichtige Grundlage.

Während viele Fankurven am vergangenen Wochenende mahnend Stellung zu Rechtsextremismus und dem rassistischen Terror von Hanau bezogen haben, hat eine kleine Gruppe jegliche Sensibilität und den unverhandelbaren Respekt vor dem einzelnen Menschen vermissen lassen. Diese Aktion kann man nur verurteilen. Das hat spontan auch die überwältigende Mehrheit im Stadion getan, was mir sehr imponiert hat.

Dass in der Folge reflexartig beispielsweise Stehplätze in Frage gestellt wurden, zeugt vom Risiko, dem der Fußball ausgesetzt ist. Sollte es uns nicht gelingen, einen respektvollen Umgang mit kritischen Themen des Fußballs, aber auch den Umgang miteinander zu gestalten, befürchte ich, dass wir alle gemeinsam verlieren: Fans, Verband, Vereine - eben jene, die den Fußball lieben.

Ich wende mich an Sie, weil ich weiß, dass Sie eine starke Stimme haben, und möchte Sie daher darin bestärken, in Ihren Netzwerken dafür zu werben, sich weiter für eine plurale Gesellschaft zu engagieren und auch weiterhin Kritik zu artikulieren. Kritik halten wir aus, und konstruktive Kritik tut immer gut - auch und gerade von sich selbst regulierenden Fanszenen. Auf das respektvolle Miteinander kommt es an. Dies müssen wir gemeinsam gestalten. Dabei stehen Ihnen der DFB und ich persönlich als Partner zur Verfügung.

Herzliche Grüße
Ihr Fritz Keller

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